Sorry, das ist Quatsch. Jagd ist zunächst davon abhängig, was man aus der gegebenen Situation im Revier macht. Natürlich gibt es unterschiedliche Wilddichten. Jeder hat irgendwelche Nachbarn und wieder andere haben ein stadtnahes Revier mit Freizeitdruck und dann wieder gibt es Reviere an stark befahrenen Strassen. Gründe, warum das mit dem Abschuss nicht ausreichend klappt, gibt es immer. Egal, ob die Jagd im April oder im Mai beginnt. Es gibt Reviere, die erfordern aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten (Wald, Feld, Gebirge) unterschiedlicher Wilddichten und unterschiedlicher Wildarten (Rotwild) unterschiedliche Jagdstrategien. Erschwerend kommen nicht beeinflussbare Faktoren hinzu wie die oben erwähnte Stadtnähe, Tourismus oder Wolf und Luchs - oder einfach das Wetter (Trockenheit letztes Jahr). Dabei spielt nach meiner Erfahrung überhaupt keine Rolle, wann der Nachbar mit der Jagd beginnt oder endet. Das Schielen, was der Nachbar macht hat m.E. mehr mit „Jagdneid“ und der Angst, etwas zu verpassen zu tun, als mit Jagdgeschick.
Nun zu Deiner Frage: Das eine Revier hat keine 200 Hektar und ist eine Waldinsel, umgeben von Feld (fremde Privatreviere). Das Revier wird von einer Schnellstrasse und einer Bahnstrecke begrenzt und ist stark vom Freizeitdruck geprägt. Mit Spaziergängern ist immer und überall zu rechnen.
Das andere Revier hat fast 300 Hektar und liegt im Gebirge. Es ist umgeben von weiteren Waldrevieren, alles Staatsjagden (6 Nachbarn). Auch dieses Revier ist mit mehreren Fernwanderwegen, Freizeithütten und einem Skilift vom Freizeitdruck belastet. Es ist ein Hochwildrevier mit Rot- und Muffelwild. Beide Reviere haben in Relation zur Grösse hohe Abschussvorgaben, in beiden Revieren gilt schon lange „Wald vor Wild“. In Hessen werden meine Mitjäger und ich die Jagd auf das Rehwild erst ab Mai eröffnen, trotz der geänderten Jagdzeit. Es ist uns dabei egal, ob unsere Nachbarn im Feld das auch so machen. Unserem Forstamt ist das auch egal, so lange wir unsere Abschussvorgabe erfüllen.
Das ist bisher im hessischen Revier immer problemlos (ohne Drückjagden auf Rehwild) geschehen. In dem Hochwildrevier war das die letzten Jahre anders. Trotz Drückjagd. Wenn es die Witterung zuließ, wurde im April in drei Revieren mit der Jagd gestartet. Die anderen Reviere haben erst im Mai die Jagd eröffnet. Wir mit unserem Revier erhofften uns mit dem frühen Termin einen Vorteil, den Rehwildabschuss möglichst voran zu bringen ohne die Rotwildjagd im restlichen Jagdjahr zu stören. Einen wirklichen Vorteil hat es im letzten Jahr jedoch nicht gebracht und am Ende haben sich alle die o.g. Faktoren und Widrigkeiten (insbesondere das Wetter) mehr auf den Jagderfolg ausgewirkt, als der frühere Starttermin. Dieses Jahr sind in diesem Bergrevier bereits drei Böcke gefallen, weil das Wetter mild war und die Vegetation bereits weiter ist als sonst - und weil aufgrund von Windbruch und Corona länger kein Tourist im Revier unterwegs war und ist.
In beiden Revieren versuchen wir die Jagd zeitlich begrenzt aber dann intensiv zu betreiben und dazwischen immer wieder Jagdpausen zu halten. Gottseidank ist uns das bislang freigestellt, ob wir in Intervallen jagen und wie konsequent wir das gestalten. Wir sind diesbezüglich frei. Bislang hatten wir allerdings in Hessen überhaupt keine Probleme, die uns vom Forst gesetzten Vorgaben zu erreichen. In NRW sah das, zumindest in den letzten Jahren, anders aus. Trotz Jagdaufgang im April... Wir würden aber auch kein Problem damit haben, künftig bereits ab April in Hessen auf das Rehwild zu jagen, wenn es praktisch sinnvoller wäre und die Jahresstrecke dadurch besser (stressfreier für das Rehwild) erreicht würde. Genau das letztere sehe ich dabei momentan (noch) nicht. Das wäre natürlich nur gegeben, wenn durch den früheren Termin des Jagdaufgangs auch die Jagd komplett früher beendet werden könnte. Das geht aber wegen der Jagdsaison auf die übrigen (Hoch)Wildarten nicht.