Den bei uns ungewöhnlichen starken Nordostwind gestern habe ich zum Ansitz an sonst schwer bejagbaren Stellen genutzt.
Schon knapp 10 Minuten nachdem ich um 18:30 Uhr den ersten Ansitz bezogen habe, schreckt ein Bock ca. 200m links vor dem Sitz hinter einer Dickung (wahrscheinlich von einem Spaziergänger hochgemacht) und zieht immer noch nicht sichtbar aber immer wieder schreckend schräg auf meinen Sitz zu. Das erste Mal bekomme ich Anblick, als er in eine brusthohe Verjüngungsfläche im Hang vor mir wechselt und in einer Fichten-Naturverjüngungsgruppe stehen bleibt. Allerdings sind vom Bock nur Haupt und Träger sichtbar, alles andere wird von den kleinen Fichten verdeckt. Da der Bock aber eindeutig auf dem Sprung ist und die Grenze zum Nachbarn nur noch ca. 20 m entfernt liegt, orientiere ich mich an den bekannten Proportionen eines Rehs, halte auf die verdeckte Kammer und schiesse auf ca. 100 m. Der Bock macht einen Satz, läuft den Hang noch 15 m herab und verschwindet dann in der Verjüngung. Beim Einsammeln bestätigt sich, dass es sich um einen Jährling handelt und er einen tiefen Kammerschuss mit Lebertreffer hat. (der linke Bock auf dem Bild, aufgebrochen mit Haupt 16 kg.)
(Bild zum Vergrössern anklicken)
Nach dem Aufbrechen und Vorzeigen (körperlicher Nachweis) ist ein Stellungswechsel angesagt und ich setze mich um 20:30 Uhr auf eine Kanzel in einer vor zwei Wochen gemähten Wiese ungefähr 150 m vor einem Waldrand an einem steilen Tobel. Um ca. 20:45 Uhr erscheinen aus dem Tobel am Waldrand zwei Rehe (ein ordentlicher Bock und ein starkes weibliches Stück) und äsen die frische Vegetation auf der Wiese. Allerdings stehen beide direkt auf einer Kuppe ohne Kugelfang und so bleibt mir zunächst nur die Rolle als untätiger Zuschauer. Nach ca. 10 Minuten ziehen beide etwas vom Waldrand in die Wiese, damit ist ein Kugelfang gegeben. Ich beschiesse den Bock auf ca. 140m, der zeichnet, macht einen Sprung nach vorne oben, läuft einen rund 30 m langen Bogen auf der Wiese, bleibt stehen und fällt dann einfach um. Das weibliche Stück sichert und bleibt zunächst am Platz, eine Erlegung wäre problemlos möglich gewesen. Obwohl zur Zeit eigentlich nur Schmalrehe bei den Böcken stehen, kann ich das Stück vom Anblick her nicht eindeutig als Schmalreh ansprechen und lasse es deshalb laufen. Der erlegte Jährling (rechts auf dem Bild mit Bruch im Äser) hat einen lehrbuchmässigen mittigen Kammerdurchschuss (doppelter Lungendurchschuss incl. Arteriendurchtrennung), Gewicht aufgebrochen mit Haupt 18,5 kg.
Damit habe ich im Mai bisher vier Böcke und eine Handvoll Schmalrehe erlegt.
Ein Jagdfreund von mir, dessen Revier an meines angrenzt (wir haben im Grenzbereich für eine Fläche von ein paar hundert Hektar gegenseitige Begehungsscheine) hat diesen Mai schon 21 Rehe erlegt, davon gut die Hälfte Böcke.
Meine Kamera hatte ich vergessen, daher heute nur ein Bild der abgeschlagenen Häupter.
Beide Jährlinge erlegt mit .30-06 Barnes VOR-TX Patronen (TTSX-Geschoss 168 grs.)
Büchse Mauser 98, System Brasilien 1908/34, Lothar-Walther Stainless Polygon-Lauf, Kontur #724, 60 cm lang, Zeiss 8x56 (eigentlich meine Schlechtwetter- / Winterbüchse, mittlerweile aber mein bevorzugtes Arbeitsgerät)
P.S.: Weidmannsheil allen anderen Erlegern !