Da hast Du uneingeschränkt Recht. Aber speziell bei der 404 zeigt sich, dass "der" Deutsche einen Hang zum Komplizierten hat. Eine riesen Menge Optionen, aber irgendwie dann doch nicht "rund". Beschichtungen lösen sich, der Spannschieber ist laut, usw.
Merkel Helix, Krieghoff Semprio - alles Beispiele deutscher "Wertarbeit". Dann die Geschichte mit dem R93 Verschluss. Ob überzogen oder nicht. Sowas darf es bei der Preisgestaltung einfach nicht geben.
Das Gegenteil beweist Sako. Die bauen europaweit mit Abstand die meisten Repetierbüchsen. Ohne irgend einen Firlefanz. Robust und präzise. Tikka genauso, mit Potenzial zum basteln.
Ich finde, dass weniger oft mehr ist. Denn wer eine Laufwechseloption wirklich braucht, oder einen verstellbaren Abzug, diese Jäger sind doch eindeutig in der Minderheit.
Kann Dir ebenso uneingeschränkt zustimmen.
Den Hang zur Komplizierung gibt es in Deutschland, keine Frage, und mehr als eine Sako braucht es definitiv nicht.
Dennoch gibt es halt verschiedene Philosophien. Manche neigen zu möglichst Einfach und Billig, andere wiederum sind oft bereit für das ein oder andere liebgewordene Merkmal, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen – und oft sind es nur Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen.
Ich habe bisher so ziemlich alle namhaften deutschen Repetierer (außer der M03 und Merkel Helix – für die konnte ich mich nicht so recht erwärmen) geführt, hängen geblieben bin ich bei der R8.
Warum?
1. Weil sie so schön simpel, gleichzeitig aber für Jagdzwecke auch sehr funktionell, durchdacht und ausgereift ist; dies achte und respektiere ich, und ich ziehe meinen Hut vor den Konstrukteuren.
2. Sie kommt meiner Art mit einer Waffe umzugehen bzw. zu jagen am meisten entgegen:
Es gab Tage im Herbst und Winter, wo ich mein Zielfernrohr bis zu 3x am Tage wechselte.
Obwohl ich auch keine Freund von mehreren losen, einzelnen Läufen und nur einem Schaft im Schrank bin, liebe ich es den Lauf zur Reinigung abzunehmen.
3. Die Sattelmontage (vor allem im Zusammenhang mit einem Zielfernrohr mit Schiene) direkt auf dem Lauf ist zwar teuer, aber so ziemlich das Unkomplizierteste und Ausgereifteste was ich bisher eingesetzt habe.
4. Waffe bei normaler Lauflänge kurz und kompakt, ca. 9-10 cm kürzer als vergleichbare Systeme.
5. Ergonomie: Alles sitzt genau da, wo es hingehört. Es ist der einzige Repetierer, bei dem ich es mir leisten kann, den Spannschieber erst beim in Anschlag gehen zu spannen.
6. Sehr guter Abzug. Es ist immer noch der beste Abzug von der Stange, und wenn dieser noch nicht reicht, gibt es auch noch die Option des Atzl-Abzuges.
7. Wer den Lauf regelmäßig, und sei es nur zu Reinigungszwecken, abnimmt, wird großen Wert auf Wiederholgenauigkeit legen. Derzeit ist es wohl nur die S404, die vielleicht annähernd an die R8 herankommt.
8. Zwar von der Stange, aber (noch immer) hervorragende Verarbeitung, tadellose, sehr harte, haltbare Beschichtung. Der Schaft der Professional ist so ziemlich der beste Kunststoffschaft, den man für Geld kaufen kann.
9. Alu-Bettung serienmäßig. Selbst bei der Professional massiver Alu-Block.
10. Präzision. Die Präzision out of the box ist in der Regel über Durchschnitt. Und wenn es mal nicht so ist, wird es von Blaser kostenlos in Ordnung gebracht.
11. Hervorragender Support.
12. Sehr hoher Wiederverkaufswert.
Summa summarum, bin ich der Meinung, dass ein angehender Jäger (wenn er sich mit dem System R8 anfreunden kann - und nur dann) mit einer R8 Professional, trotz des relativ hohen Preises, die beste Entscheidung trifft.