Nachsuche mit der Wärmebild-Kamera

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Das fängt doch damit an, dass in der Jungjägerausbildung das komplette Hundewesen so gut wie keine Rolle spielt und auch das Interesse der JJ in einem völlig anderen Bereich liegt.

Wie ändern wir das?

Hier wird schon noch recht intensiv das Thema Jagdhunde bearbeitet. Der Ausbilder für das Jagdliche Brauchtum unterrichtet auch den Part mit den Hunden. Er DD-Mann durch und durch, bildet jedes Jahr im örtlichen JGV in den Vorbereitungslehrgängen mit aus und ist Richter.
Wir kommen für zwei bis vier Stündchen mit hinzu, erzählen ein bisschen was zum Verhalten vor und nach dem Schuss, präparieren ein Paar Anschüsse und arbeiten eine Kunstfährte.
Im Anschluss zeigt der DD-Führer noch einige Apportierarbeiten und geht auf die Abführung des Hundes ein.
Zwischendurch gibt es noch ein paar Hiebe Richtung "Fachidiot" und "Unversaldilettant" und alle gehen zufrieden nach Hause.
 
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11 Mrz 2013
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Wie ändern wir das?

In der Ausbildung der örtlichen KJS ist ein komplettes Anschussseminar mit inbegriffen anstatt das Verhalten nach dem Schuss ratzfatz im Unterricht in Jagdpraxis abzuarbeiten. Da wächst dann schon mehr Verständnis für die Nachsuche, wie man das richtig macht und welche Fehler man vermeiden soll. Außerdem lernen alle den NSF kennen und legen dann hoffentlich eventuelle Hemmungen ab, wenn sie unsicher sind anzurufen.
Weiter gibt es auch einen kompletten "Hundepraxistag".
 
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31 Aug 2009
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Und jetzt alle mal Hand aufs Herz, die stärkere Präsenz in der Jungjägerausbildung, das Abhalten von Anschußseminaren, Jagdhundetage, etc., bringt das wirklich viel und vor allem nachhaltig? Ich glaube eher nein. Meiner Meinung nach müssen wir direkt in den Revieren punkten und da mit Leistung überzeugen. Damit man in vielen Revieren überhaupt wieder punkten kann, muß man die dortigen Beständer durch persönlichen Kontakt davon überzeugen, überhaupt erst einmal wieder Hundeführer mit Hund in die Reviere zu lassen.
 
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Ich habe doch schon geschrieben wie es geht, ist alles nichts neues. Das läuft schon seit Jahren so…
 
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1 Sep 2022
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Das Allerwichtigste ist aber, daß wir Hundeleute unsere PS in den Revieren an den Boden bekommen! Wir haben zig Vereine, zig Verbandsrichter, zig Hunderassen, tausende Hundeführer, viele Jagdhundeprüfungen und kriegen es nicht geregelt, daß der gemeine Jäger von der Bedeutung der Jagdhundearbeit bei der praktischen Jagdausübung überzeugt ist. Das kriege ich nicht in meinen Kopf.

Dazu eine persönliche Erfahrung bzw. Einschätzung.

Als der Stadtwaldjäger noch ein junger Knabe war, der Stadtwald war noch nicht in Sicht, der Jagdschein druckfrisch, schoss er Ende Dezember ein Kitz vorbei, komplett vorbei.

Der Beständer ließ den, zwar geprüften, aber nicht im Training stehenden, Hund den vermuteten Anschuss kurz untersuchen und sagte - "ist nichts". Auf des Stadtwaldjägers Vorschlag noch einen Profi kommen zu lassen erwiederte er "mach was du willst".

Des tat ich auch und rief, nachmittags am Feiertag, den örtlichen Nachsuchenführer an, schilderte die Situation (auch das bereits mit einem brauchbaren Hund gesucht wurde und ich nur sicher sein möchte) und hörte "ich ess noch meinen Kuchen, dann fahr ich los."

Er kam mit dem BGS, suchte und natürlich war nichts. Er bestätigte meine Entscheidung ihn zu rufen, freute sich über eine Flasche Winzersekt und etwas Futtergeld, bestätigte meine Entscheidung nochmal und war weg.

Diesen Kollegen rufe ich heute im Fall der Fälle auch noch an. Weil es eine positive, kameradschaftliche Erfahrung war.

Ein heutiger Mitjäger kriecht lieber 3 Stunden auf dem Boden und schnüffelt selbst, bevor er ein Gespann holt - wirklich nur in höchster Not. Seine Erfahrung war leider anders. Herrisch, unangenehm und oberlehrerhaft.

Sollten sich manche, ausdrücklich nicht alle, Schweißhundführer hier im echten Leben so gerieren wie online, wundert es mich nicht, wenn einige Jäger Vorbehalte haben den Profi zu rufen.
 
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19 Nov 2023
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Das fängt doch damit an, dass in der Jungjägerausbildung das komplette Hundewesen so gut wie keine Rolle spielt und auch das Interesse der JJ in einem völlig anderen Bereich liegt.
Nach meiner Wahrnehmung hängt es an den Menschen, die Hundearbeit vermitteln / Nachsuchen durchführen. Wenn diese wie Allez auftreten (besserwisserisch, von oben herab und persönlich diskreditierend) werde ich kaum jemanden für die Hundearbeit begeistern und auch bei einer notwendigen Nachsuche den Aspiranten motivieren, genau zu überlegen, ob ich diesen Menschen um Hilfe bitte. Für das leidende Wild steht dann hoffentlich eine Alternative bereit.
 
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Eigentlich wollte ich es mir verkneifen hier was dazu zu schreiben, aber jetzt tue ich es doch. Eine Wärmebildkamera kann beim Auffinden eines Stückes, nach erfolgter Totflucht, durchaus hilfreich sein. Aber, sie ersetzt natürlich nicht den Hund. Ich denke das ist jedem Nutzer einer WBK schnell klar, denn in der Praxis erkennt ja selbst der größte Depp das man nur die Wärmesignatur sieht. Das bedeutet das man ein liegendes Stück noch viel schlechter erkennen kann. Es kommt eben immer auf die Umstände an. Auf übersichtlichem Gelände, mit kurzer oder lockerer Vegetation lasse ich doch nicht die WBK in der Tasche und lasse das Stück eventuell stundenlang liegen bis der Hund kommt. Das ist einfach nur Idiotie.
Auch hängt es von der Erfahrung des Jägers ab, entsprechende Schusszeichen und Funde am Anschuss richtig einordnen zu können. Davon hängt mein ganzes weiteres Verhalten ab.
08-15 kann von mir aus ein Jungjäger machen ( oder besser sollte), ich mache es nicht.
Dazu abschließend ein Beispiel aus meiner Praxis. Bock wird beschossen und springt ohne zu zeichnen ab, sehe die Flucht noch ca. 40 Meter in den lockeren Kiefernbestand rein, danach nichts mehr.
Damals besaß ich noch keine WBK. Anschuss im Weizen extrem schwer zu finden. Nur ein winziger Knochensplitter und eine Perle Schweiß, kleiner als ein Stecknadelkopf. Schlussfolgerung - Laufschuss.
Brav den Hundeführer angerufen, der aber für den anderen Morgen bereits eine Suche hatte. Deshalb kam er später. Zwei Minute nachdem wir uns den Anschuss nochmal besehen hatten, hat der Hund den Bock gehabt. Lag genau die 40 Meter in den Bestand rein, wo ich ihn das letzte mal sah , aber eben nicht zusammenbrechen gesehen habe.
Es war bereit 11 Uhr Vormittag. Der Bock lag mit einem Kammertreffer und abgeschossenem Herz die ganze Zeit ( über Nacht ! ) verendet im Bestand, ohne das auf der Fluchtfährte Schweiß zu sehen war.
Ich habe das danach alles rekonstruiert, hätte ich damals eine WBK gehabt, hätte ich den Bock vom Sitz aus sehen können.
Also liebe Hundeführer , warum soll ich die WBK nicht nutzen um eventuell ein Stück auch ohne Hund zu finden ?
Damit es im Einzelfall nur noch Hundefutter wert ist ?
Meiner Meinung nach sollte jeder, entsprechend seiner Erfahrung, sich ein Bild am Anschuss machen und danach handeln. Eine WBK kann als Hilfsmittel dazu durchaus hilfreich sein. Man muss aber auch so ehrlich zu sich selber sein und einschätzen können wenn es ohne Hund nicht geht. Kann man das nicht und das ist jetzt an weniger erfahrene Nimrode gerichtet, muss man eben 08-15 machen und den Hundeführer holen.
 
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0815 ist zumindest in Bayern eine Bezeichnung für Pfusch oder eine minderwertige Beschaffenheit?

@Ulrich4678 Da das Leben sowie Verhaltensweisen nicht immer eine Einbahnstraße sind, sollte man sich aber ehrlicherweise auch die Frage stellen, warum erfahrene Praktiker oft so auftreten. Nicht jeder ist schlicht ein menschlicher Tiefflieger.
 
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Nach meiner Wahrnehmung hängt es an den Menschen, die Hundearbeit vermitteln / Nachsuchen durchführen. Wenn diese wie Allez auftreten (besserwisserisch, von oben herab und persönlich diskreditierend) werde ich kaum jemanden für die Hundearbeit begeistern und auch bei einer notwendigen Nachsuche den Aspiranten motivieren, genau zu überlegen, ob ich diesen Menschen um Hilfe bitte. Für das leidende Wild steht dann hoffentlich eine Alternative bereit.

Ach Junge, glaub mir, das mangelnde Interesse an der Hundearbeit hat absolut nichts mit den Besserwissern aus dem Schweisshundlager zu tun, dafür ist dieser Kreis viel zu klein und unbedeutend.
Das mangelnde Interesse an Hundearbeit betrifft eigentlich alle Jagdhunde - das fängt damit an, dass den Ausbildern im JJ - Kurs für das Hundewesen nur ganz wenig Zeit eingeräumt wird und auch bei der Jägerprüfung das Hundewesen gerade mal erwähnt wird, die jeweiligen Prüfer selbst keine Hundeleute sind ( das hätte ich jetzt auch anders formulieren können).
 
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WBK kann keinen Hund ersetzen.
Absolut richtig und das kann ich aus eigener Erfahrung mehr als bestätigen.

Reh auf 60 Meter, gut abgekommen. Reh zeichnet fast vorschriftsmäßig und geht vom Feldrain ins hohe Gras. Anschuss sah gut aus, mit Wärmebild nichts zu sehen.

Hundeführer angerufen der sich über eine leichte Übungsfährte freute. Nach 30 Meter lag das Stück in einem dicht bewachsenen Graben. Wäre ich mit WBK nie drauf gekommen.
 
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0815 ist zumindest in Bayern eine Bezeichnung für Pfusch oder eine minderwertige Beschaffenheit?

@Ulrich4678 Da das Leben sowie Verhaltensweisen nicht immer eine Einbahnstraße sind, sollte man sich aber ehrlicherweise auch die Frage stellen, warum erfahrene Praktiker oft so auftreten. Nicht jeder ist schlicht ein menschlicher Tiefflieger.
Als Pfusch verstehe ich 08-15 eigentlich nicht, sondern als starre und einfache Vorgehensweise.
 

Wheelgunner_45ACP

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Eine WBK ist ein weiteres Hilfsmittel. Aber man muss die Grenzen akzeptieren. Da reichen schon 5m Flucht und dass das Stück am Ende in einen Graben und unter Büsche rutscht und man findet es nicht wieder.
 
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