Zu uns auf die Treibjagden kam Jahrzehntelang ein Nervenarzt als Gast. Der man war eine Karrikatur seines Berufsstandes, aber eine Seele von Mensch und ein ausgezeichneter Schütze und nebenbei bemerkt ein sehr Passionierter Großwildjäger, der so manches spannendes Erlebnis von der Büffel- oder Löwenjagd zu erzählen wusste. Dies brachte ihm auch bald den beinamen „Löwenjäger“ ein.
In den siebziger Jahren war es noch üblich auf den damals recht heftigen Schüsseltreiben ein Jagdgericht abzuhalten, wobei jagdliche Verfehlungen in Form von Runden an die Annwesenden verüst werden mussten.
Nun machten wir Treiber uns zu Nutze, dass der Löwenjäger besser im schiessen als im ansprechen war. Stand in seiner Nähe eine Henne auf so riefen wir laut „Gockel, Gockel“ und konnten sicher sein, dass 1. die Henne sauber getroffen zu Boden fiel und 2. am Abend für ausreichend Getränke gesorgt war.
Für Belustigung hat er auch gesorgt, als er einmal seine Flinte mit Krepp umwickelt hatte, dies habe er in Afrika gelernt, damit sich die Sonne nicht auf den Läufen spiegelt.
Einmal habe ich beobachtet wie er während des Treibens in die Kniee ging, dabei im Voranschlag sich weiter vorwärts bewegte. Etwas verwundert beobachtete ich sein Tun und sah wie weiter vorne eine Kette Hühner, die allerdings Schonzeit hatten aufstand.
Nach dem Treiben gesellte er sich zu mir und dem Jagdherren und es ergab sich nachdem ich dem Jagdherren das vorkommen einer kopfstarken Kette Hühner gemeldet hatte folgender Dialog:
Löwenjäger: „Ja, ich hätte ja gerne eines geschossen, aber die waren zu weit.“
Jagdher: „Aber Du kannst doch kein Huhn schiessen, die haben doch Schonzeit.“
Löwenjäger: „Ach ja? Schade! Ich hätte zuuu gerne eines geschossen“.
Unvergessen auch, wie unser Löwenjäger fast im „Bermuda Dreieck“ unseres Revieres versunken wäre.
In einem Revierteil gibt es eine Stelle, an welcher der Lehmboden bei entsprechender Wetterlage derart aufweicht, dass sich dort kein Einheimischer hinein traut.
Wir alle wissen dies eigentlich und umgehen diese Stelle, der Löwenjäger aber wohl nicht und versank prompt fast bis zu den Knieen im Lehm.
Die anfängliche Belustigung unter der Jagdgesellschaft verflog recht schnell, als klar wurde, dass wir ihn ohne Hilfsmittel nicht bergen konnte. Erst als einige Diele herbeigeschafft wurden gelang es und unseren Löwenjäger aus seine misslichen Lage zu befreien, seine Gummistiefel aber ruhen noch heute im „Bermuda Dreieck“.