Möchte mal eine Geschichte aus Sicht des Jagdgastes erzählen.
Im letzten Jahr hatten sich in der Nachbarjagd die Pachtverhältnisse geändert. Aus zwei Pächtern war einer geworden und der hatte sich vorgenommen richtig was zu bewegen. Er fragte mich, ob ich nicht regelmäßig mitgehen wolle, kostenlos und mit ziemlich freier Büchse. Ich wollte und zwei Wochen später im Februarmond rief ich dann an und fragte ob ich mich auf Füchse raussetzen könne. Der Pächter freute sich ein Bein ab (dabei tat er mir den Gefallen!). Ja selbstverständlich und wohin ich wollte usw..
Zwei Stunden später laufe ich also vom Auto zum Sitz, der in einem Bereich steht in dem der Hang abgerutscht ist. Ein Kaninchen und Fuchsparadies erster Klasse. Der Mond schien perfekt vom wolkenlosen Himmel und ich freute mich auf einen schönen Abend. Als ich die Kanzel erklommen und mich eingerichtet hatte fiel mein Blick auf eine kleine Ablage. Dort stand eine Termoskanne ( mit Glühwein ), ein Schälchen mit Plätzchen und ein weißer Zettel auf dem mit Edding dick „Waidmannsheil!“ stand. Jetzt war ich einigermaßen platt und auch etwas peinlich berührt...wäre ja nicht nötig gewesen.
Nach ca. einer Stunde in der ich mir die Zeit mit Plätzchen vertrieben hatte glaste ich wieder vor mir den Hang ab. Unzählige Karnickel flitzten dort herum, links auf dem Wildacker standen drei Rehe und direkt vor mir mümmelte eine Hase. Ich wollte das Glas gerade absetzen, da hörte ich es vor mir klopfen. Sofort war ich hellwach. Die Karnickelalarmanlage meldete Böses im Anmarsch. Durchs Glas sah ich viele Karnickel sichern und flüchten und kurz darauf machte ich auf etwa 120 Meter im Gras einen großen dunklen Schatten aus. Die Bewegungen waren eindeutig: Fuchs!
Langsam zog er oben im Hang quer, an einen Schuss war nicht zu denken, zu schlecht zeichnete sich das Ziel im Glas ab. Doch langsam aber sicher zog er näher, immer näher an den Tresterhaufen zu, der 60 Meter vor meinem Sitz abgekippt war. Dort vergrub der Pächter regelmäßig Luder. „Klar, da will der Fuchs hin...“, dachte ich bei mir und behielt ihn im Zielglas. Und wirklich, mit einem Mal dreht sich der eben noch so unschlüssig wirkende Freibeuter rum und schnürt zügig auf den Luderplatz zu. Er ist keine 10 Meter weg, da reißt es ihn zusammen, er macht kehrt und verschwindet als hätte er den Leibhaftigen gesehen...
Was war das denn? Ich hab doch leichtes Jagdfieber und muss erst mal durchatmen. Das darf doch nicht wahr sein. Hat er Wind von mir gekriegt? Kann eigentlich nicht sein, der Wind pfeift immer noch quer zum Hang. Nur dass der Fuchs weg ist, das ist sicher. Nach weiteren zwei Stunden breche ich den Ansitz ab und fahre zum Weingut des Pächters, um diesem bedröppelt Bericht zu erstatten. Und dann die Reaktion: „WAAAS? Na so ein Mist, dabei hab ich extra 20 Minuten bevor Du kamst noch mal ringsum den Luderplatz Karnickelreste rausgebracht...!“ Mich hauts fast vom Hocker. So kann es einem Jagdgast gehen mit dem es der Pächter zu gut meint.
Seitdem habe ich in dem Revier noch viele Füchse erlegt und so anbei auch mal eingeführt, dass die Luderplätze vormittags beschickt werden. Die Fuchsstrecke konnte bereits jetzt im Vergleich zum vergangenen Jahr fast verdreifacht werden und natürlich sind wir alle gespannt, was das in diesem mit Strukturen reich gesegneten Revier im Frühjahr für einen Effekt hat.
So, jetzt noch Blitzgeschichte. Steve will abends auf den Sitz. Kaum ist er oben angekommen und hat eine Runde geschaut fällt ihm auf, dass auf einer grenznahen Leiter 300m vor ihm jemand sitzt. Also runter und hingelaufen. Das Männchen sieht mich kommen und macht deutliche Handbewegungen. „Weg hier!“, die Zeichen sind gar nicht misszuverstehen. Ich halte trotzdem meine Richtung. Auf 50 Meter brüllt er: „Mann, hier wird gejagt...!“, worauf ich ihm antworte: „Das sehe ich, aber Sie befinden sich offensichtlich im falschen Revier!“. Aber da ich nicht so bin habe ich dem Jagdgast unseres Nachbarn netterweise noch mal den Grenzverlauf gezeigt. So eine Reihe 40 Meter hohe Pappeln an nem tiefen Graben kann man in Gedanken ja schon mal übersehen. :mrgreen:
Wh
Steve