Dann will ich auch mal meine mehr oder weniger qualifizierte Meinung kund tun
Vieles wird sich wahrscheinlich mit dem Beitrag von
@Diplomwaldschrat decken, aber vielleicht ist das eine oder andere trotzdem ganz hilfreich.
Ich habe mir gerade 3 kleine Waldparzellen dazu gekauft.
Glückwunsch und viel Spaß damit.
Auf dem ganzen Stück stehen hohe, geradschaftige Kiefern. Viele davon sind ziemlich stark, BHD über 50 cm.
Nun würde ich da gerne zeitnah einmal mäßig durchforsten (lassen), um etwas Platz zu schaffen.
Denn es stehen auf einem größeren Teil dieser Fläche auch Eichen, Buchen, Hainbuchen, Erlen, Fichten (davon die Hälfte aber abgestorben).
Es gibt zudem auch eine gute Naturverjüngung v. a. der Buche und Hainbuche.
Das was man auf den Bildern sieht, sieht schonmal sehr gut aus.
Wenn der Preis passt (regionsabhängig, schwankend, vor Ort erkundigen) würde ich mir die Fichte noch vor der Kiefer vornehmen und dort retten was noch zu retten ist sowohl bei den abgestorbenen als auch bei den noch lebendigen sofern diese nicht ganz und gar zu dünn sind. So kannst du das Kapital vielleicht noch irgendwie sichern und einem weiteren Wertverlust vorbeugen und gleichzeitig den übrigen Bäumen Licht verschaffen, da Fichte deutlich stärker ausdunkelt und bedrängt als Kiefer.
(Es sei denn der Standort lässt es mit vertretbarem Risiko zu diese weiter wachsen zu lassen, da sich das Ganze aber eher nach Kiefernbusch anhört gehe ich mal nicht davon aus).
regelmäßige, aber nicht zu starke Eingriffe
Das ist grundsätzlich, insbesondere bei Durchforstungen, eine gute Idee.
Im klassischen Sinne ist bei der zielstarken Kiefer allerdings eher von einer Endnutzung zu sprechen die häufig mit größeren Hiebsmengen verbunden ist.
Im von dir angestrebten Dauerwald gibt es allerdings keine Endnutzungen und Durchforstungen in klassichen Sinne, da dort in enger Verzahnung auf der Fläche durch jede Nutzung beides gleichzeitig stattfindet. Insofern passt das mit mäßig aber regelmäßig schon.
Dauerwald: dauernd ernten, dauernd pfelgen, dauernd jagen (Jehova!)
In deinem Fall ist aber zu bachten, dass die Kiefern nicht zu stark werden sollten, da diese häufig schwierig abzusetzen sind und das bei jeder Erntemaßnahme ein LKW Stammholz (20fm) zusammen kommen sollte. Letzteres gilt theoretisch auch für durch die Koppelproduktion anfallenden Sortimente wie z.B. Paletten- oder Industrieholz, hier ist es allerdings nicht so dramatisch wenn diese auf Grund geringer Mengen im Brennholz enden.
Hier bietet es sich an sich an die FBG oder den Betreuungsförster zu wenden um ggf. Hiebsmassen mit Nachbarn zu bündeln. Dort weiß man (hoffentlich) auch wie die Absatzmöglichkeiten für überstarke Kiefer sind und kann dir sagen, ob eine Submission für deine Stämme evtl. sinnvoll ist.
würde ich gerne mit der bestehenden Naturverjüngung der Schatt- und Halbschattarten arbeiten
In dem Fall Buche und ggf. Hainbuche?
Beide Baumarten sind gut geeignet um zur Stabilisierung und Strukturierung von Waldbeständen sowie zur Verbesserung der Streu beizutragen. Diese dienenden Funktionen sind dabei grundsätzlich auch auf Standorten möglich die nicht optimal sind.
Darüber hinaus ist die Rotbuche aufgrund ihrer hohen Schattentolleranz und ihrer hohen Kronenplastizität bis ins Alter prädestiniert für eine Dauerwaldbewirtschaftung. In diesem Zusammenhang sollte aber ehrlich und kritisch hinterfragt werden, ob der Standort und das dazugehörige Klima auch in Zukunft stark buchendominierte Wälder erlauben.
Es ist jedoch in jedem Fall sinnvoll die Buche zu berücksichtigen egal in welcher Rolle.
Vielleicht würde ich an wenigen Stellen auch gruppenweise Douglasie pflanzen, wo die Naturverjüngung ausbleibt.
Wichtig: Lichtbedarf beachten, insbesondere mit Blick auf den angestrebten Dauerwald. In diesem Zusammenhang möchte ich die Küstentanne in den Raum werfen, die verträgt etwas mehr Schatten.
Bergahorn würde ich vielleicht mal per Saat einstreuen (der kommt da bisher nicht vor).
Weitere Baumarten einzubringen ist erstmal eine gute Idee, Stichwort Diversifizierung. Aber auch hier ist darauf zu achten, dass perspektivisch ausreichend Holz anfällt um eine vermarktbarkeit sicherzustellen (20fm pro Sortiment ggf. mit Nachbarn gemeinsam).
Rückegassen sind keine mehr zu erkennen
Ich würde mir ein digitales Geländemodell anschauen, da sieht man manchmal alte Gassen die einem so gar nicht aufgefallen sind. Für viele Bundeländer finden sich solche Karten kostenlos im Internet auf den entsprechenden Geoportalen.
Rückegassen in weniger als 20 m Abstand. Sieht sehr wüst aus.
Das ist eigentlich ein absolutes No-Go. Wenn für solch entscheidende Maßnahmen wie die Gassenanlage kein ausreichendes Vertrauen zum Förster oder Unternehmer vorhanden ist (auch da gibt es gute und weniger gute und motivierte und weniger motivierte), kann man die Gassen auch gemeinsam oder selbst planen.
Eigentlich würde ich hier sogar am liebsten erstmal versuchen
Wenn man tatsächlich eine Neuerschließung bzw. Überarbeitung der alten Erschließung plant sollte es kein Versuchen geben. Verdichtet ist verdichtet, es dauert ewig bis sich ein Boden von der mit der Befahrung einhergehenden Verdichtung erholt (je nach Boden).
Von daher ist es angeraten es gleich vernünftig zu machen, d.h. für Rückegassen keine Nassstellen, keine Querneigung >5%, längsneigung möglichst <30% (max. 50%), 4 breit und möglichst bolzengerade.
Zum Abstand:
Je größer der Abstand desto größer die Fäll- und Rückeschäden und desto höher die Erntekosten. Zu beachten ist darüber hinaus, dass bei Gassenabständen >20m keine vollmechanisierte Holzernte möglich ist und somit mehr Personal zur Verfügung stehen muss.
In Nadelholzbeständen sind Gassenabstände von 20m ratsam um die Vorteile der vollmechanisierten Holzernte auszunutzen, in Laubholzbeständen können unter Umständen auch 40m genügen, wobei hier insbesondere die höheren Kosten und der höhere Personalbedarf jungen Durchforstungen zu berücksichtigen sind.
Bei einem Rückegassenabstand von 40m kann man im Nachhinein noch eine weitere Gasse hinzufügen und so den Abstand auf 20 verringern.
Von 30m würde ich abraten, das ist m.M.n. weder Fisch noch Fleisch.
Würde auch höhere Kosten der Durchforstung in Kauf nehmen, wenn dann die Verjüngung signifikant weniger geschädigt wird
Das kommt nicht zuletzt darauf an wie groß der Harvester ist und ob dieser in der Lage ist die Fällrichtung entsprechend zu beeinflussen und liegende Stämme bestandesschonend zu manipulieren. Des Weiteren spielt es eine Rolle wie gut dieser die Stämme greifen kann und sein Arbeitsumfeld einsehen kann.
Grundsätzlich ist es schon möglich sehr bestandesschonend mit einem Harvester zu arbeiten.
In der Regel dürfte die reine Fällarbeit aber motormanuell schonender zu erledigen sein, da hier entsprechendes Personal, Geld und Technik vorausgesetzt sehr präzise gearbeitet werden kann.
Knackpunkt ist hier ggf. die Rückung, insbesondere wenn Langholz gerückt wird und die Schlagordnung nicht perfekt ist.
Von dem genannten Traktor würde ich abraten. Ein Forstspezialschlepper/Skidder mit Winde und enstrechend starkem Kran hat den Vorteil, dass dieser Holz im Nahbereich anheben kann und so die Verjüngung schont.
Darüber hinaus spielt hier auch wieder der Rückegassenabstand eine Rolle.
Ein sehr wichtiger Punkt bei der bestandesschonenden Holzernte ist fähiges Personal das die Ziele des Waldbesitzers mitträgt.
Ich persönlich würde den Einsatz eines entsprechend großen Harvesters mit versiertem Personal empfehlen, da sollten sich die Bestandesschäden dann auch im Rahmen halten und die weiteren Vorteile der vollmechanisierten Holzernte überwiegen.
ach dem Prinzip Dauerwald zu bewirtschaften
Dauerwald im engen Sinn sieht eine einzelstammweise Nutzung vor ohne das dabei Freiflächen von über einer Baumlänge im Durchmesser vorkommen. Eine solche Waldbewirtschaftung braucht m.M.n. sehr fähiges Personal auf allen Ebenen und eine Menge fingerspitzengefühl. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass durch diese starre Auslegung die Baumartenpalette zu sehr eingeschränkt wird, da lichtbedürftigere Arten wegfallen. Klassische Arten des Dauer- oder auch Pleterwaldes sind Rotbuche, Weißtanne, Fichte und ggf. Bergahorn, dieses Baumartenportfolio ist mir persönlich allerdings zu klein und für die Mehrheit der Standorte zu risikoreich in Bezug auf den Klimawandel.
Grundsätzlich soll zwar auch ein Dauerwald mit Lichtbaumarten möglich sein, da ich das aber noch nicht gesehen habe und es mir schwierig/unmöglich erscheint kann ich dazu nichts weiter sagen. In Bärenthoren soll ein Kiefern-Dauerwald sein, ich war allerdings noch nicht dort.
Ich persönlich würde mich da eher in Richtung Femel- oder Lochhieb orientieren, da ist doch deutlich mehr möglich.
Allgemein:
Bei Dingen wie Erschließung, Holzernte und Holzverkauf bietet es sich an mit den Nachbarn gemeinsame Sache zu machen. Vielleicht gibt es bei dir eine Forstbetriebsgemeinschaft oder einen Betreuungsförster von den Landesforsten.
Mit freundlichen Grüßen und Waidmannsheil