Waldbau - Austausch ohne Forstbashing und ohne Wilddebatten!

z/7

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Letztens kam auf Phoenix ein ganzer Abend lang Reportagen über den Wald. Ich habe da zu spät reingeschaltet, weil ich zu lange unterwegs war und habe vergessen es zu posten. Da waren sehr gute Beiträge dabei. Es ging um die natürliche Verjüngung durch Brand in den Wälder der USA, es ging da um den Kohlenstoffspeicher Taiga. Einige dieser Beiträge sind wohl noch in der Mediathek zu finden.
Ich hatte was verlinkt, aber anscheinend zu dezent:
Interessante Doku zur Beziehung zwischen Bäumen und Wasser. Plus ein paar hübsche ot-Schmankerl aus der Tierwelt.

https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/unsere-waelder-im-reich-des-wassers-100.html
Wirklich sehenswert.
 
M

Mannlicher764

Guest
Kleinklima beachten. Wärmebegünstigte Standorte wie Südhänge erlauben durchaus jetzt schon den Anbau von Arten mit Zukunft. Elsbeere braucht dann vor allem Licht. Als Baumart 2. Ordnung ist sie auch nicht konkurrenzkräftig genug gegenüber etwa Eiche oder Ahorn. Solange die Nährstoffsituation paßt sicher auch ohne freien Kalk im Oberboden möglich.

Es ist eine interessante Baumart, aber sehr pflegeintensiv, da die Begleitvegetation immer einen drauf haben muss. In vielen Betrieben aufgrund der angespannten Personalsituation wohl schwer machbar denke ich...
 
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Zur Elsbeere: Auf Muschelkalk kommt sie Überall. Auf Keuper bei guter Nährstoffversorgung ist sie ebenfalls gut dabei und wächst auch nicht so schlecht. Auf Buntsandstein hab ich Sie bislang nur auf den Röttonen gefunden (oder eben, wo soe orgendwann mal gepflanzt wurde). Letztere sind eher Milde Tone und für den Buntsand relativ gut Nährstoff vesorgt.
Generell würd ich Pseudogley nicht zu den bevorzugten Standorten der Else zählen. Nährstoffe sollten mittel bis gut sein, arme Standorte sind definitiv nix.
Das Problem liegt weniger darin, dass die Elsbeere nicht wachsen würde, sie ist bei zu geringer Nährsstoffversorgung sehr konkurrenzschwach.
Je geringer die Nährstoffe, umso wichtiger ist es, die begleitende Baumvegetation zu wählen.
Auf Elsbeerstandorten ist die krautige Konkurrenz nicht ein so großes Problem, sie trägt den Lateinischen Beinamen Torminalis nicht um sonst!
 
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Zum Nadelholz: Ja ist vermutlich so, wird auch in Zukunft gebraucht. nur wenn von Natur aus garkein Nadelholz natürlich vorkommen würde und einheimische Arten alle samt nicht mehr mit dem Klima zurecht kommen, dann wird man auf Fremdländer zurückgreifen müssen, und da sollte der Anteil überschaubar bleiben.

Es gibt nach wie vor einige Standorte in Süddeutschland, die auch weiterhin fichtentauglich bleiben. Nur 100% solltens halt nimmer sein.
 
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Also wenn ich ehrlich bin, so richtig hab ich das ganze Laubholz nicht auf dem Radar. Vielleicht ist mein Horizont auch nur mit dem Durchmesser des Kachelofens vergleichbar. Schöner Wald hin, schöner Wald her aber vielleicht bin ich zu stark nadelholzorientiert. Mit Elsbeere kann ich weder Hochsitze noch Fallen bauen. Über die Wohnungseinrichtung entscheidet von vorne bis hinten meine Partnerin. Ja vielleicht mag die keine Elsbeere?:unsure: Kann man da eigentlich Schnaps draus brennen?
Wie machen es eigentlich unsere Nachbarn? Gibt es da auch solche Denkweisen, sprich so einen Hype?
In Tschechien kann ich zumindest für meinen Dunstkreis nichts feststellen. Niemand spricht da von Enkelwald. Man macht weiter seinen Streifenkahlschlag, zieht das Reisig auf Wälle zusammen und legt im Spätwinter Fangbäume an. Buchen kommen meist ohne Zaun, auch bei 98 % Nadelholz. Vogelbeere, Birke usw. nebenbei mit. Tannen und Eichen bekommen einen Zaunschutz auf den Streifen und wachsen wie der Donner. Ich bin mir ziemlich sicher dass man von diesen Beständen auch mal einen Nutzen hat. Naturschutz findet in den Bereichen a.r.B. statt. Und da dann aber gescheit. Da darf auch das Rotwild schälen.
Jeden gestandenen bayerischen (und vielleicht auch außerbayerischen) Förster würde es die Zehennägel aufrollen.
Machen sie alles richtig oder wir am Ende? Ich bin demütig geworden mit Behauptungen.
 
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Das viele - sogar gestandene Förster - beim Laubholz vorrangig Brennholz sehen, ist nichts ungewöhnliches. Ich war kurz nach der Ausbildung in Bayerisch Schwaben. Fichten Sternbonitäten und Windwurf ohne Ende. Bei der ersten Dienstbesprechung, wo wir beiden jungen uns vorstellen durften (ich als Unterfanke) sagt dann einer der schwäbischen Kollegen ein weises Wort: "Ich tät mir mal einen Unterfranken als Leiter der (damals noch existierenden ) bayerischen Staatsforstverwaltung wünschen!" Unmittelbare Reaktion bei allen: Augen aufgerissen und den Kollegen anstarren. "JA, weil: Das sind die einzigen, die eine emotionale Beziehung zu Laubholz haben! Und sind wir mal ehrlich: Für uns ist das Laubholz doch alles nur Bachbüchenes und existiert halt. Interessieren tuts doch niemanden...!"

Es Jahr drauf war ich dort auf einer netten Hasenjagd. Neben mir läuft der Jagdvorstand (Treiber): Eh, Du bischt doch Fürschter! Was sachst Du zu meim Wald davorne!?!" Wir sind ein einem der wriklich seltenen aber toll gemischten Edellaubholzbestände Schwabens an einer Schottertreasse zur Günz. Vor uns ein Zaun, 3m breit 8m lang und darin 8 Baumarten zu jeweils zwei Individuen. ICh sag, "n bissl bunt gemischt, aber bei Dir wird das schon! Was hast Du mit dem dicken Ahorn gemacht?" (frischer Stock im Zaun, Bergahorn Stockdurchmesser etwa 60cm, schneeweiß) Brennholz! aber das hat mich geärgert! der Teufel war so verwimmert, der hat sich besch...en spalten lassen. Wir ham vorher alles auf Ofenlänge schneiden müssen...

Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob er es mir geglaubt hat, als ich ihm erzählt hab, dass er vermutlich einen Riegelahorn verschürt, der vorsichtig geschätzt ein bis dreitausen DM je fm eingebracht hätte...

Was ich damit sagen will: Beim Laubholz sind die Erlösmöglichkeiten deutlich breiter gestreut wie beim Nadelholz. Es bedarf der kontinuierlichen Pflege, die sich meist nach anderen Gesichtspunkten richtet, wie beim (masseorientierten ) Nadelholz. Wer darin keine Erfahrung hat, macht entweder nix, oder leider oft einiges falsch (wenn er nur das Nadelholz kennt). Beides führt meistens tatsächlich nur zu Brennholz. Und wenn einer wirklich mal nen Wertstamm hat, heißt es noch lang nicht, dass er diesen auch als solchen erkennt.
Auch beginnt der Zeitpunkt, wo an etwas anderes als Brennholz bei der Durchforstung ernten kann, deutlich später. Bei der Eiche kann da fast schon ne Fichtengeneration schon wieder rum sein...
 

z/7

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Ich tät mir mal einen Unterfranken als Leiter der (damals noch existierenden ) bayerischen Staatsforstverwaltung wünschen!"
Das Problem mit den Ufrs ist, daß die den hiesigen Standorten nix zutrauen was Wertholz betrifft. Die wollen hier Fichte satt züchten, endlich mal keine verreckerles.

Und dann das Submissionsgeschäft. Die Forstbetriebsgemeinschaften bemühen sich zwar, aber es kommt halt herzlich wenig zamm.
 
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Die letzten Sommer sollten ein guter Hinweis sein.

Die toten Fichten sind natürlich nicht zu übersehen.
Hatte gedacht, dass auf den letzten Metern die Fichte zur natürlichen Vegetation gehören würde, dank Trockenheit dann wohl nicht mehr.
Fehleinschätzung meinerseits, aber wieder was gelernt.

freundliche Grüße und Waidmannsheil
 
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z/7

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Selbst wenn sie es bis vor kurzem war, wird sich das ändern. Davon muß man ausgehen. Ich denke, sie wird uns nur noch dort gedeihen, wo sie bisher Wasser im Überfluß hatte. Das kann man in den Niederschlagsverteilungskarten sehn.

Jetzt werden einige sagen, aber als Beimischung, das geht doch? Da bin ich ebenfalls skeptisch. Man weiß, daß etwa die Buche der Fichte in Einzelmischung das Wasser wegsäuft, wenn es knapp wird. Denke, kleinststandörtlich mag es noch Stellen geben, wo sie wächst, aber großflächig ist das Thema durch.
 
G

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Guest
Eine vielleicht ketzerische Frage von einem waldbaulichen Laien: Wie sieht es den mit der (vereinzelten) Anpflanzung von Mammutbäumen aus? Bei uns in der Region stehen 4 mächtige Mammut-Bäume aus der sog. Wilhelma-Saat. Sie sind als Naturdenkmal ausgewiesen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelma-Saat

Aus den zahlreich zu findenden Zapfen lässt sich erfolgreich Nachwuchs ziehen. Zumindest hat das mein Verpächter vor ca 25 Jahren gemacht. Die Mammutbaum-Reihe aus ca. 50 Bäumen hat bereits eine respektable Höhe.

Ich überlege mir, für meinen Garten einen zu ziehen und ein paar an den Trauf meines (geringen) Waldbesitzes zu pflanzen. Der Mammut-Baum hat ja keine waldbauliche Relevanz. Aber so hin und wieder im Bestand einen zu pflanzen könnte doch ganz nett sein. Im Sinne vermehrter Diversität. In 150 Jahren steht dann da ein mächtiger Riese. Der noch ein paar weiteren hundert Jahren steht wenn man ihn lässt. Oder ist das aus Gründen der Exotik nicht zulässig?
 
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Ich denke dass beim Laubholz auch Angebot und Nachfrage irgendwie nicht zusammen kommen. Oft sieht man Laubhholzblöcher irgendwo an einem Bauernhof liegen. Der Besitzer stellt sich wer weiß was als Preis vor und des findet sich kein Käufer. Denn der Transportweg ist lang und wegen eines Stammstückes? Und dann weiß noch niemand genau wie das Teil innen ausschaut.
Irgendwann halb faul geht das Stück doch ins Brennholz.

Mein Jagdfreund in Böhmen macht gerne so etwas ausgefallene Tischplatten. Jetzt suche ich für ihn total astige dicke Abschnitte. Ich habe z.B. eine Erle gefunden, die in die Hackschnitzel sollte und eine Dgl. mit Ästen ca. 10 cm. Ja aber was kann man dafür zahlen? Im Sägewerk stellt sich dann heraus dass der Opa vor 20 Jahren da mal einen Meisenkasten angenagelt hatte:eek:

Hab mir mal eine sehr astige Lärche als Deckenverkleidung für ein Gartenhaus eingebildet. Als ich ins Sägewerk kam, hatte der Betreiber einen Tobsuchtsanfall. Metallsuchgerät natürlich Fehlanzeige, altes kleines Gatter. Das Gatter stand angeblich in einem Funkenregen, 18 Mal hat er Nägel durchtrennt. Da war mal ein Wegweiser dran, total eingewachsen niemand sah etwas.

Also man kann aus Laubholz wunderschöne Sachen machen. Aber ich denke das ist ein Markt für Firmen die einfach Spaß dran haben, so etwas zu machen.
 
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Gegen die Natur zu wirtschaften ist teuer und ehrlich gerechnet brotlos, also sollten wir uns in vielen Ecken von der Fichte und in fast allen Ecken von den hohen Nadelholzanteilen verabschieden.

Letzten Endes wird das Angebot den Markt regeln. Derzeit ist halt eine riesige Industrie auf Fichte ausgerichtet. Vom Harvesterunternehmer, Säger bis zum Architekten. Auch für die Tanne kriegt man idR 10€ Abschlag, aber nicht weil mannaus ihr nichts bauen kann, sondern weils in ihren geringen Anteilen halt Umstände im Sägewerk macht wegen ihrer abweichenden Trocknung.
Ist im Schwarzwald mit hohen Tannenanteilen kein Problem.

Und als Extrembeispiel, wie das Angebot durchregiert: Vor 300 Jahren war hier in der Gegend der Wald ziemlich ausgeräumt (wie in vielen Ecken). Weil man nichts anderes hatte, wurden Fachwerkhäuser mit Aspenholz gebaut und die stehen zum Teil heute noch.

Ich weigere mich dem Gedanken zu folgen, dass wir 300 Jahre später mit unserer unglaublichen Schläue und Computer und allem vor dem Untergang unserer Zivilisation stehen, wenn wir nur noch 30% des jetzigen Nadelholzanteiles haben sollten.

Deswegen sehe ich das alles eher entspannt. Klar wird es eine Herausforderung, aber die Folgen der klimatischen Veränderungen werden uns und vor allem unsere Nachfahren noch vor viele und größere Herausforderungen stellen.
 
M

Mannlicher764

Guest
@tysker ich habe da gerade wegen unserer Schläue und wegen der Computer so meine Bedenken...

Wenn unsere nachfolgenden Generationen auch soviel bauen wollen, müssen wir uns mit anderem Bauholz als Nadelholz beschäftigen und da sehe ich momentan das Problem.
 

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