Naja - was lange währt......
Am vergangenen Samstag hats nun auch bei mir geklappt.
Aber der Reihe nach: Am Samstagmorgen kam Anruf vom Pächter: am Wildacker xxx läuft ein Abschussbock: eng gestellte Stangen, etwas über Lauscherhoch, so etwa 3-4jährig - DEN können sie erlegen.
Samstagnachmittag war noch Besuch da, der sich etwas hinzog, sodaß ich etwas später als eigentlich gedacht, ins Revier kam. Recht genau gegen 20Uhr ging ich in Richtung des Wildackers. Etwa 60-70Meter war ich noch entfernt als aus dem doch schon recht hohen Bewuchs ein Rehhaupt auftauchte und mich fixierte. Ich sah: enge Stangen - schei... - der Bock war schon da !!!
Da in dem Revierteil recht häufig und viele Spaziergänger unterwegs sind, wars eine spontane Entscheidung: einfach auf dem Weg weitergehen und ein bisschen vor mich hin pfeifend - ich simulierte den harmlosen Spaziergänger - er hatte mich ja ohnehin schon gespannt. Er hielt mich noch so 20 Schritte aus, dann drehte er sich weg und verschwand mit einigen Sprüngen in den dahinterliegenden Bäumen - es geht dort in eine "Klinge" runter. Dort hörte ich den Bock zwei/dreimal kurz schrecken. Mittlerweile war ich geräuschvoll am Wildacker so 20 Meter vorbeimarschiert, drehte um und versuchte so leise wie möglich zur Kanzel zurückzupirschen, was mir auch so leidlich gelang. Aufbaumen, hinsetzen, fertigmachen, auf die Uhr sehen - es war 5 Minuten nach 20 Uhr. Mal sehn und abwarten - vielleicht hat er mir den harmlosen Spaziergänger "abgekauft".
Bis 21 Uhr passierte nix - dann plötzlich eine Bewegung der Brennesseln am gegenüberliegenden Rand des Wildackers und ein Rehhaupt schob sich raus. Glas hoch - nochmals GANZ scharf einstellen - er wars ! Drilling langsam und vorsichtig auf die Auflage und Spannschieber vor - es schaute immer noch nur das Haupt aus den Brennesseln. Er war wohl sehr vorsichtig und inspizierte die Lage. Plötzlich mit einem kleinen Sprung stand er vollends draußen, war aber durch den doch schon recht hohen Bewuchs des Wildackers so verdeckt, daß nur die Rückenlinie, Träger und Haupt sichtbar war. Ich schiesse nicht auf den Träger und von der Seite schon zweimal nicht. Also warten - durchs Zielfernrohr peilte ich ihn an und blieb im Anschlag. Ein knapper halber Meter vor ihm war ne Lücke im Bewuchs - wenn er ein/zwei Schritte machen machen würde, dann wäre das Blatt frei.
Es kam mir "ewig" vor - dann tat er die entscheidenden zwei Schritte - das Blatt war frei und der Zielstachel knapp dahinter. Langsam verstärkte ich den Druck am Abzug - bis der Schuss brach. Im Knall ging der Bock vorne hoch drehte sich um 180Grad und verschwand mit 2 großen Sätzen wieder in den Brennesseln. Blick auf die Uhr - es war 8 Minuten nach 21Uhr. Also wartete ich bis 21.15h, entlud den Drilling, packte meinen Krempel zusammen und ging langsam die etwa 40Meter rüber zum Anschuss. Eine richtige "Bahn" von hellrotem Lungenschweiss war im Bewuchs und den ersten Brennesseln zu sehen. Also "langer Hals" gemacht und vesucht in den Bestand rein zu schauen - nur: Meterhohe Brennnesseln soweit das Auge reicht und außerdem gings ja gleich kräftig bergab. Also zum Auto und Dackeline geholt.
Zuerst wollte die Dame nicht so richtig in die Brennesseln rein - das kenne ich schon - aber wer geht schon gerne barfuss durch Brennnesseln ? Nach kurzem "gutem Zureden" gings dann doch - der Rest war kein Problem - so ungefähr fünfzehn Meter weiter unten lag der Bock. Bis ich ihn dann oben hatte kam ich dann doch richtig ins schwitzen. Dort in dem Hang hats nicht nur mächtig Brennesseln. Vor Jahren wurde dort mal durchgeforstet und das ganze Schwachholz wurde liegen gelassen, entsprechend mühselig ist dort das durchkommen. Die Dackeline hats einfacher - die geht untendurch - unsereiner muss klettern.
Die junge Hündin hat den "gleichen Fehler" wie meine Alte früher auch - sie zieht immer in die verkehrte Richtung. So zog ich halt Reh mit am Träger hängendem Hund den Hang hoch.
Mit Teckeln geht das noch - bei unserem Labbi wär so was schon problematischer.
Also: Bock hängt jetzt in der Kühlzelle; aufgebrochen exakt 16,5Kg, vom Jagdherrn höchstpersönlich aufgrund Kieferabschliff, Gebäude, etc. auf 3- bis max.4-jährig geschätzt.
Er hat ungleich hohe Stangen, links Gabel mit recht stark nach hinten gebogenem Ende - rechts gerade Stange mit angedeuteten 3er-Vereckung. Ein "Abschussbock" eben. Ich hab mich trotzdem gefreut - ich denke er wird gut schmecken. Heut' oder morgen Abend kommt er in entsprechende Portionen aufgeteilt in die Kühltruhe - es hat dort im Moment noch ziemlich Platz.
Ach ja - für die beliebten Kaliberdiskussionen: die 8*57IRS mit Geco-12,0TMR ging zweifingerbreit hinter dem Blatt genau zwischen Rippen durch. Ausschuss etwa 2Euro-Stück gross. 15 Meter Fluchtstrecke jucken mich nicht - die Dackeline freut sich immer, wenn sie was arbeiten darf.
[ 27. Mai 2003: Beitrag editiert von: Foxhunter ]