Fein, diese Art von Geschoss wird immer wieder gerne empfohlen und verwandt. Warum? Warum beharren die Bleimunition verwendenden Jäger weiter auf Blei?
Ob der Adler jetzt an Geschossblei verendet ist oder nicht, die Behauptung und die damit verbundene Forderung nach einem Verbot finde ich daneben. Aber sollten wir nicht für uns selbst auf taugliche Alternativen umstellen? Warum wird das so vehement abgelehnt?
Die Antwort ist relativ einfach und beginnt mit der Frage, ob es überhaupt ein Problem gibt, dass man lösen muss:
1. Es gibt einzelne Seeadler, die an Bleivergiftung verenden. Offensichtlich beeinträchtigen diese traurigen Einzelschicksaale aber nicht die sich deutlich positiv entwickelnde Populationsynamik. Ergo das Problem hat allenfalls EINZELFALL-Charakter.
2. Auch das Problem von Bleiintoxikationen bei Konsumenten von mit bleihaltiger Munition geschossenem Wildbret scheint eher marginal.
Nun zur angedachten Lösung:
Da ein pauschales Bleiverbot Auswirkungen auf sehr VIELE hätte und unter diesen Vielen auch viele sind, die bezüglich der Sicherheit und Effektivität der Blei-Ersatzgmaterialien keine guten Erfahrungen gemacht haben, gibt es plötzlich auf der anderen Seite keine einfache Lösung sondern ein neues Problem.
Dieses liegt in der individuellen Akzeptanz dieser Ersatzmunition und involviert, ggf in Form von suboptimal beschossenen Stücken und ggf gefährdeten Jägern und Zivilisten, relativ zu den vereinzelt intoxikierten, tragischen Seeadlern sehr viele Tiere und Menschen.
Wenn wir die Situation einmal auf den Straßenverkehr übertragen und wir ein besonders geschütztes Tier, sagen wir mal den inzwischen weitgehend flächendeckend verbreiteten Wolf von dem ja jedes Jahr einige Stücke im Straßenverkehr getötet werden, optimal vor Autos schützen wollten, dann müsste man zB fordern, dass wir die maximale erlaubte Geschwindigkeit überall auf zB 50km/h pauschal absenken. Ich bin mir sicher, dass die Zahl der im Straßenverkehr umkommenden Wölfe dadurch deutlich zu senken wäre und immerhin wäre der Kraftverkehr somit deutlich wolfs-freundlicher.
Aber wir Auferlegen hier ALLEN Autofahrern eine Umstellung/Verhaltensänderung um sehr WENIGE Einzelschicksaale, zumal populationsdynamisch völlig irrelvant (Bestand entwickelt sich bekannter maßen positiv), zu vermeiden.
Macht das Sinn ?
Meine Frau und ich haben für etwa die Hälfte der Waffen bleifreie Geschosse. So in meiner Nachsuchen Mauser (Lapua Naturalis) und in der 93ger meiner Frau (Evo Green). Die Kipplaufwaffen "futtern" weiter das exzellente Norma Alaska in 8x57 und die Rigby Norma Oryx in 30-06 die absolut keine Wünsche offen lässt.
Bleifreie Schrote über/an Gewässern haben wir auch - allerdings auch einen sehr tüchtigen DK, der ggf aufkommende Unzulänglichkeiten passioniert ausbügelt. Ansonsten sind die Schrote aus Blei.
Dennoch würde meine Frau ihre Evo Green gerne wieder auf ein bleihaltiges Geschoss umschießen, da sie mit den Fluchtdistanzen der beschossenen Stücke nicht zufrieden ist und meint, dass sich die Stücke, trotz bester Treffer dadurch unnötig "quälen" und das mag sie nicht. Auch eine Flucht bügeln ggf unsere Hunde wieder aus aber es ist sowohl ihr als auch mir aufgefallen, dass seit Verwendung der Evo Green die Stücke eben nicht wie früher am Anschuss verbleiben.
Übrigens jagt bei uns auch der Seeadler im Revier und Aufbruch wird traditionell entsprechend unzugänglich für die Adler entsorgt. Eine bleivergifteter Vogel wäre hier sicherlich bekannt geworden.