Wenn die Chemie zwischen Jagdherrn und Jungjäger stimmt spielt es doch keine Rolle mit was der Jungjäger anfängt.
Ich kann mich noch gut an meine Zeit als Jungjäger in einem Niederwildrevier erinnern. Zu dieser Zeit arbeitete ich noch als Fahrlehrer nebenher und hatte eine 60-Stunden Woche. Für die Revierarbeiten konnte ich mir meine Zeit immer recht gut einteilen und war immer da wenn man mich brauchte. Für´s jagen war die Zeit dann schon ein bißchen weniger, da man irgendwann auch einmal zu Hause bei Frau und Kindern sein soll. Ich sollte dann immer Knopfer schießen, was ich auch gerne getan hätte wenn mir bei meinen Ansitzen (ca. 1 mal die Woche) auch einer begegnet wäre. Wenn wir an Saukirrungen angesessen haben waren immer auch der Jagdherr und sein bezahlter Mitgeher dabei und ich hab´s an ihren Kirrungen auch schön krachen gehört. Als ich dann mal einen Überläuferkeiler zur Strecke brachte herrschte erstaunen, dass an meinem Platz auch etwas kam (waren immer die besten Plätze
). Mein erstes Rehwild war ein Schmalreh (überraschende Freigabe) und hat ca. 2 Jahre gedauert. Das ist schon lustig wenn du an einem 800 m langen Weitzenschlag an der Reviergrenze mehrmals in einem 25 m Radius drei gute Böcke beobachtes die für dich nicht frei sind, sondern für andere Jagdgäste bestimmt sind, denen der Jagdherr etwas schuldig ist.
Im Winter füttern und der sonstige Aufwand den mancher treibt waren meine sonntäglichen "Lieblingsbeschäftigungen" und ich kann mich noch daran erinnern wie mir einmal Ende September ein nach dem Körperbau zu schließen offensichtlich alter Bock ankam den ich nicht erlegte weil es ja kein Knopfer war.
Bei meinem üblichen Anblicksrapport teilte ich dies dem Jagdherr mit, worauf er meinte den hätte ich ja ruhig "schießen" können, wer weiß ob den jemals wieder sieht.
Am lustigsten waren jedoch immer meine Nachtfahrstunden als Fahrlehrer an einer das Revier begrenzenden vielbefahrenen Straße. Im Jahr ca. 3 bis 4 mal habe ich den Jagdherrn beim Nachsuchen auf vom Straßenverkehr erlegtes Wild beobachten können. Wild dessen Einstand von mir bestätigt wurde, dass ich aber nicht erlegen durfte.
Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr und das Thema war dann bald erledigt.
Nachdem ich mehrere Jahre nur als Sonntagsjäger 2.Klasse (Drückjagden und dgl.) nur einigemale jährlich jagen konnte (meist sogar mit Strecke
) bin ich seit einiger Zeit beim Staatsforst jagen. Habe auch schon Freunde (vor allem Jungjäger) dabei gehabt die keine Jagdgelegenheit haben und hatte immer jede Menge Freude an deren Beute.
Ich finde das Gehabe mancher Jagdherrn mit Fütterung, Anblickrapport, gute und schlechte Böcke usw. mittlerweile nur noch lächerlich und betrachte die Jagd nur mehr als Hobby zu meiner Erbauung. In dem Bereich in dem ich jagen kann schau ich, dass mir Biotopverbesserungen möglich sind (Naturschutz entsteht bei mir als Abfallprodukt
), ansonsten sieht mich das Revier über den Sommer hinweg mehr als Spaziergänger als als Jäger. Schwarzwild ist bei mir tagaktiv und wenn ich mal jagen gehe (ca. alle 2 - 3 Wochen) versuche ich auch Beute zu machen. Für heuer waren es auf 230 ha Waldfläche doch schon 3 Böcke und 2 Überläuferkeiler ab September sollen es mehr werden.
Meine Meinung ist, sucht euch den Jungjäger nach der Chemie aus, macht ihm die Kosten des Revieres klar (ein kleiner Obolus schadet nicht) und lasst ihm ruhig ein bißchen Beute machen und der "Jagdherr" bleibt zu Hause. Begleitet ihm beim jagen, er hat es am Anfang schwer genug und verhaltet euch immer als Gleicher unter Gleichen. Helft ihm wo ihr könnt, er wird es euch danken.
Er kann dann am Anfang weniger "Mist" machen und wird freudiger mitarbeiten wenn etwas ansteht. Funktioniert dies nicht kann man sich immer noch trennen.