Beim Sammelansitz wurde auch ein Sammel-Berichtschreiber auserkoren. Er wird die offizielle Dokumentation einstellen. Ich darf schon mal einen Einzelbericht hier anfügen:
Nachdem ich vergangenes Jahr absagen musste, wollte ich mir das Erlebnis „Sammelansitz“ diesmal nicht entgehen lassen. Nach der Arbeit also rasch den Junior eingepackt und auf den Weg Richtung Stuttgart gemacht. Laut Navi 4,5 Stunden, bei meinem Fahrstil müsste ich es in 4 Stunden schaffen. Also pünktlich um19:00 Uhr zum Aufbaumen! Das war zumindest der Plan. Pustekuchen! Stillstand auf 3 Autobahnen. 18:30 Uhr im Stadtzentrum von Darmstadt verheddert. Irgendwo in der Pampa dahinter auf einem Schleichweg dann 35 Störche im Landeanflug und am Boden gesehen. Das war sehr genial. Als wir dann total erschöpft endlich an der Jagdhütte ankamen war es 23:00 Uhr (8 Stunden Fahrt!), stockfinster und 4 starke Rehböcke baumelten am Haken. Anscheinend hatte der Stau mich einen tollen Jagdabend gekostet. So ein Pech! Ich schüttelte einige Hände, begrüßte die Jäger und sah zum erstenmal die Foristen „live“. Viele erzählten vom Ansitz und was sie alles nicht (!) beschossen hatten (immer das Jägerlatein ...) und waren ziemlich „in Fahrt“. Einer lief still, zufrieden und bescheiden umher, den fragte ich: „Wo und wer ist den eigentlich der Egon? Muss mich noch kurz vorstellen, tolle Sache hier!“. „Willkommen Stephan, der Egon bin ich. Schnapp Dir ein Bier und was vom Grill und komm´ erstmal an. Morgen geht es weiter.“ Sehr sympatischer Bursche, das war sofort klar! Und sind ja tolle Leute und reichlich Wild hier! Heiner aus dem Emsland hatte Damwild-Wurst, Schwarzwild-Hamburger und weitere Spezialitäten aufgefahren! Am folgenden Morgen ging´s frisch und wohlgemut auf die Schlafkanzel. Der Kleine pennte auch gleich weiter, ich entdeckte nach 2 Stunden eine runde Ricke auf 150 m, das war´s. Der Wind kreiselte und machte uns einen Strich durch die Rechnung. Die Kanzel war top und die Wiese davor saftig und bunt. Wenn ich ein Reh´ wär, würd ich dort auf jeden Fall hingehen und mir den Pansen vollhauen. Tolle Stelle, keine 3 min von der Jagdhütte entfernt. An der Location hat es also nicht gelegen. Das ganze Revier ist sowoeso ziemlich genial. Einen Schuß hörten wir, später hing ein Jährlingsgabler am Haken vor der Hütte. Gesamtstrecke somit 5. Sehr gut. Die Freigabe am WE übrigens wie ein Lottogewinn für mich Niederwildjäger: Schmale, alle Böcke, Frischlinge, Überläufer, Keiler. Was will man mehr? Dann hab ich mit dem Sohnemann Stadtbesichtigung und Matratzenhorchdienst gemacht und mittags mit den anwesenden Kindern an der Jagdhütte Marshmellows gegrillt (widerliche Zuckerpampe). die anderen haben einen Drückjagdbock gezimmert. Abends raus mit meinem Sohn auf eine 30 Jahre alte Kanzel. Dort hatte ein Forist am Vorabend sein erstes Stück Schalenwild überhaupt erlegt und ein Schmalreh sowie einen Knopfer stehen lassen. Besten Dank. Aber leider kamen die nicht mehr raus. 3x hat´s weiter weg geknallt. Bei uns wieder schlechter Wind. Beim Auto stand ganz spät noch ein Stück, zum Ansprechen war es aber zu dunkel. Die beiden Nachzügler, die erst am Samstagabend angekommen waren, hatten gleich sehr effizient drei (!) Böcke sauber gestreckt – das waren die Schüsse! Waidmannsheil an die Nagolder. Genau dort wo die fielen, hatte ein anderer von uns zuvor zweimal vergebens angesessen. Das ist das Ärgerliche, das ist aber auch das Spannende an der Jagd. Freud und Leid sind dicht beieinander. Gesamtstrecke schon 8 Böcke! An der Hütte wieder schmackhaftes Grillen, gepflegtes Bierchen zischen und ab in die Heia (in unserem Fall Hotel). Sonntag nochmal um 4:30 Uhr zu der super-Wiese vom Vorabend, weniger Wind, aber erneut leider keine Rehe. 1x Schrecken im Walde. Immerhin ein kapitaler Hase und ein Rotmilan. Fazit: Wir haben ein spannendes „blind date“ mit Internetbekanntschaften gehabt, Gleichgesinnte getroffen, Freundschaften geschlossen, sind wohl aufgenommene Gäste eines extrem großzügen Beständers gewesen! Alles war vom Egon und Ralf picobello organisiert und einfach top! Der Arme Egon hat selbstlos darauf verzichtet, anzusitzen und uns Jagdgästen wirklich von Herzen den Jagderfolg gegönnt. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Lieber Egon, Danke, das war echt der Wahnsinn! Mach dir keinen Kopp, dass nicht jeder seinen Bock strecken konnte – wir wollten ja jagen gehen und nicht einkaufen. (Ich muss mal googeln, ob bei den Schutzpatronen der Jäger neben Hubertus und Diana auch noch der heilige Egon irgendwo auftaucht. Würde mich nicht wundern). Euch allen noch schöne Stunden in diesem Jagdjahr, gebt mal wieder Laut von Zeit zu Zeit. Vielleicht sieht man sich mal wieder da unten im schönen Revier „irgendwo hinter Stuttgart“...