"Man trifft sich im Leben immer zweimal".....
okay, manchmal kommt es vor das man sich auch öfter trifft, bevor die Kugel trifft...
Aber von vorne. In meinem Pirschbezirk steht, in einer Senke, eine alte Leiter direkt am Forstweg. Nach vorne eine große Dickungsfläche, Haupteinstand der Sauen, falls sie denn mal da sind... Nach hinten Eiche/Buche, Altholz mit etwas Unterwuchs. Nach rechts geht der Forstweg bergan in einen Grasweg über der recht zügig eine Rechtskurve macht und man darum von der Leiter aus auf diese Seite eigentlich wenig chancen hat. Entweder man sieht das Wild gar nicht oder es bewegt sich quasi direkt an der Leiter. Nach links zieht sich der Forstweg sacht ansteigend bestimmt 400m bis zum nächsten Kreuzungspunkt der Forstwege. Was saß ich im letzten Jahr auf dieser Leiter.... Bis zum geht nicht mehr und nie hatte ich Erfolg. Oh, Wild war bzw ist da. Aber der Wind ist in dieser Senke ein schlechter Helfer, nach rechts, die Schokoladenseite eines Linksschützen, kommt gleich die Kurfe, nach links, eher suboptimal für mich "Linkerdoodsch" kommt recht schnell eine Kuppe und somit kein Kugelfang mehr.
Da sich zu Beginn des JJ ein neuer Mitjäger einstellte mit dem wir absolut gut klar kommen, machten wir heuer als Versuch erstmalig eine Pirschgemeinschaft auf der kompletten Fläche und jagen jetzt zu dritt auf 270ha. Obergenial, sag ich nur. Und drum konnte ich nun entscheiden, das anstelle der Leiter etwa 100m davor ein Sitz hin muss. Gesagt getan, Sitz aufgebaut, alte Rückegasse davor ein klein wenig "aufgemacht" und eine Salzlecke instaliert. Selbige wurde sehr schnell angenommen. An Tag 2 nach Aufstellug saß ich dort morgens.
Auf etwa 120m beschoss ich gegen 06.00 einen Bock und hatte gleich kein glückliches Gefühl.
Am Anschuss and ich einen winzigen Tropen Schweiß
ich beschloss mit der Suche länger zu warten denn vo einer Totsuche konnte man aufgrund der spärlichen Pirschzeichen nicht ausgehen. Genau so kam es dann auch, der Bock wurde nach 200m Riemenarbeit hoch, Eywa wurde geschnallt und sie konnte den Bock nach kurzer Flucht fangen und abwürgen.
Der Einschuss war wie gewünscht hinterm Blatt. Leider hab ich mich mit meiner Annahme wie der Bock denn stand, völlig vertan. Er stand wesentlich spitzer als vermutet :sad:
Eywa hat meinen Fehler kurz und bündig ausgebügelt, gutes Mädchen.
Es folgte noch einige Ansitze auf dem "Ruinensitz" Ruinensitz deshalb, weil das eine Bauaktion war die völlig in die Hosen ging. Ein "Montagsmodell" das eigentlich ganz anders hätte werden sollen und wir fest davon ausgingen, das der Sitz im Besten all noch für Brennholz taugt...
Ich hatte fast immer Anblick. Dachs, Fuchs, Rehe. Geißen, vermutliche Schmalrehe und auch ein Böckchen war dabei. Dieses Böckchen... Ich sah ihn zum Ersten mal an einem Morgen an dem "Diana" wohl schlecht geschlafen haben musste. Ich schaute grundsätzlich in die verkehrte Richtung und verpasste so Schmal, Überläufer und eben dieses Böckchen. Zum 2. mal sah ihn an einem Abend, als er ganz gemächlich so exakt in der Senke von rechts nach links zog das ich nur das Haupt sehen konnte...
Das dritte mal erwieß er sich als überaus fotogen und ließ sich ausführlich an der Salzlecke ablichten. Nachmittags von 14.00-14.45...
Unser viertes Treffen hatten wir vor etwa 10 Tagen. Eigentlich hätte das auch das letzte Treffen sein müssen, aber ich traf eben nicht wie mir Eywa bei der anschließenden Kontrolle deutlich "sagte". Beim fünften Wiedersehen flog er quasi direkt neben dem Sitz über den Weg, fast wäre er noch dagegen gedonnert, der Blindfisch. Ich nehm mal an das er irgendwo hoch gemacht wurde und erst mal kopflos los schoss. Die ersten Schwammerlsucher sind unterwegs, Wetter sei Dank....
Heute Morgen... Ich war eigentlich dazu geneigt wo anders zu sitzen. Wir haben ja nicht nur den Ruinensitz. Aber egal welchen Platz ich mir vorstellte, immer war mir so nach "ach neeeee, lass mal..." und ich landete doch wieder an der Ruine... Recht spät noch dazu, ich saß erst kurz vor 4.30.....
Es gehen auf der rechten Seite mehrere Wechsel. Einer davon etwa 70m nach dem Sitz. Der nächste auf etwa 110, der dritte starke Wechsel auf 160m und schon im grasigen Bereich wieder bergan. Es ist immer wieder spannend im Wald zu jagen, wenn es plötzlich "Plopp" macht und wie aus dem Nichts aus dem Bestand Wild auf den Forstweg gehüpft kommt. Jedes mal, immer noch steigt mein Puls sofort an weils eben so unverhofft auftaucht, das Wild. Fernglas? Keine Zeit. Ich muss gleich durch die Zieloptik ansprechen. Ich nutze den Moment als das Reh das Haupt sichernd von mir weg dreht um die Waffe in den Anschlag zu bringen und zu entsichern. Bock. Der Bock. MEIN Bock. Der Schuss bricht, Böckchen liegt im Feuer und schlegelt nur noch kurz. 10 Sekunden vom Erscheinen bis zum Erlegen? Länger wars bestimmt nicht.
Mit mir und meiner kleinen Welt mehr als zufrieden baume ich kurze Zeit später ab. Außergewöhnlich lange bleibe ich dieses mal neben meiner Beute sitzen, rufe mir all unsere Begegnungen ins Gedächtnis und muss leise lächeln bei dem Gedanken daran wie oft er mich an der Nase herum geführt hat. Und ich habe fast ein schlechtes Gewissen weil ich trotz seiner Vorsicht und seiner Schläue seiner doch noch habhaft wurde. Das Gehörn ist nix Dolles. Gabler, 3/4 lauscherhoch wenn überhaupt. 2-jährig vieleicht. Und trotzdem wird er einer der ganz wenigen sein die ich aufhängen werde. Den Platz hat er sich verdient, der "Herr Professor Doktor Doktor Vorsicht"
LG Martina