Horrido zusammen,
erst mal vielen Dank an alle, die sich bis jetzt hier zu Wort gemeldet haben. Und Entschuldigt bitte, das ich mich einen Tag nicht zum Thema gemeldet hatte. Auf der Arbeit habe ich heute nur Stress gehabt, noch schnell einen Rundgang durchs Revier um nach neuen Schäden zu schauen und bis eben war ich Familiär eingebunden mit meiner pflegebedürftigen Mutter.
Was ich aus den bisherigen Rückmeldungen so rauslese, sehen es die meisten nicht so, das die Sauen eher Tagaktiv werden, wenn NZT eingsetzt wird.
Was jedoch eher ein Problem sein könnte, ist das "falsche" Pirschen und der Druck auf das Schwarzwild, das die Sauen vergrämt.
Der Plan von mir ist, wenn NZT (also Vorsatz oder so) bei uns auch endlich erlaubt ist, an den Schadstellen auch mal im dunkeln die Sauen, wenigstens kurzfristig, zu vergrämen. Also aus einer Rotte mal ein Stück zu entnehmen. Im Feld kann ich mit der WBK ja ganz gut Sauen erkennen und zur Not auch anpirschen. Nur möchte ich nicht an einem Abend an mehreren Stellen, also per "Gummipirsch", sein, um nicht das restliche Wild zu vergrämen.
Auch haben wir einen Teil im Revier, der nahe an der Grenze zum Reviernachbar ist. Er hat da Acker und Wiesen, wir auf unserer Seite Wald. Er beschwert sich laufend, das wir mehr Sauen erlegen müsten, damit bei ihm der Schaden nicht so hoch ist. Nur ist, wegen der Bäume bei uns, nur im Winter eine Bejagung vernünftig möglich. Wie schon mal erwähnt, lasse ich den Finger grade, wenn ich nicht erkennen, wo vorne und hinten ist.
Eine Drückjagd dort möchte weder mein Chef, noch ist es vernünftig möglich, da eine viel befahrene Straße dort ist.
In diesem Teil des Reviers habe ich eine Kirrung und eine Kamera hängen. Auf der Kamera habe ich seltenst ein Sau. Aber ich sehe, das Sauen in der Nähe sind. Nur trauen sie sich nicht an die Kirrung bzw. vor die Kamera.
Spaziergänger, Mountenbiker oder ähnliches haben wir, wissendlich, dort auch nicht.
Was mich nur verwundert, ist die Tatsache, das das Rehwild an dieser Stelle, wo ja nur im Winter gejagd werden kann, Nachtaktiv ist. Ich bin da nur alle paar Tage, um die Kirrung neu zu bestücken und die Karten der Kamera zu wechseln. Die Kirrung wird übrigens vom Waschbär und Dachs "geplündert".
MfG.
RedNose
PS: Danke an die Mods, das Ihr den Tröt verschoben habt. Hat sich von der Frage zu Nachtzieltechnik auf Jagdpraxis "verschoben"
Das Problem an Deiner Frage: Du hast sie prinzipiell falsch gestellt, denn Schwarzwild ist von Natur aus grundsätzlich eine scheue, tagaktive, aber äußerst anpassungsfähige Wildart. Man hätte also fragen müssen, warum die Sau eigentlich widernatürlich überwiegend nachtaktiv (zumindest in den allermeisten bejagden Lebensräumen) geworden ist / geschossen wurde.
Sehr viele Jäger bestätigen, dass selbst in Mondphasen die Sauenjagd zunehmend erschwert bzw. von begrenztem Erfolg ist. Die Sauen haben sich angepasst. Ein Jäger, der während der Mondphase in einem verhältnismäßig kleinen Revier nicht allzu viele Möglichkeiten hat, erleichtert dem Schwarzwild die Anpassung. Der Wind bzw. die Witterung ist auch ein Problem. Das wird bei Einsatz von Nachtsichttechnik im Wesentlichen nicht anders sein. Die Sau passt sich den Gewohnheiten des Jägers an.
Wir haben noch keine seriösen Langzeiterfahrungen beim Einsatz der Technik.
Sie ist relativ neu bzw. wird erst nach und nach freigegeben. Erfolge, die man heute sieht und denen die Technikgläubigen so zahlreich huldigen, wird man zu einem sehr großen Teil einem "Überrumplungseffekt" zusprechen können.
Warten wir ab, wie sich in zehn oder zwanzig Jahren die Schwarzwildlage darstellen wird. Wenn die ersten Techniker merken, dass ihr eigener Biorythmus die Anpassung doch nicht so gut verkraftet, wie zB der Eber, der von der Bache nicht das ganze Jahr gefordert wird, in keinem Arbeitnehmer-Verhältnis steht, mit seinen gezeugten Frischlingen keine Verpflichtungen einhergehen, etc. etc. etc.
Und weil ich hier immer so viel von "pirschen" lese. Ich bin stets überrascht, in welchen jagdlichen "Paradiesen" die Kolleschen hier eigentlich jagen. Die allermeisten Reviere in Deutschland eignen sich (v. a. aufgrund ihrer Größe) für diese Jagdart weniger.
Davon abzugrenzen ist das gezielte Angehen der Sauen bei entsprechender Vorarbeit mit Wärmebildkameras, Wildkameras, etc., aber da müssen ebenso die Revierhältnisse passen und das kann man bei kleinen Reviergrößen auch nicht grenzenlos oder mal so nebenbei machen.
Ich kenne einen glaubwürdigen und ehrlichen Jäger, der mit Vorsatzgerät nachts die Sauen angeht bzw. jagd. Dessen zeitlicher Aufwand hat sich aber keineswegs reduziert; ganz im Gegenteil. Er reduziert tatsächlich Schwarzwild und jagd mehr, aber anders. Das mal nur am Rande, weil hier gelegentliche Witzbolde verzählen, hurra ich hab die Technik und jetzt schieß ich doppelt so viel, bei halb so viel Zeitaufwand. Das funktioniert vielleicht kurzfristig beim Spassjäger, der sich im Jahr über zehn oder 15 Sauen als willkommene Abwechslung freut, aber nicht als nachhaltige Strategie ernsthafter Bestandsreduktion. Und da sag ich ganz ehrlich:
Wer für zehn oder 15 Sauen p.a. schon die Technik braucht, .d. h. die jagdliche Passion/Kenntnis oder aber auch Zeit fehlt, die Strecke "konservativ" zu erreichen, der soll sich eh schleichen und Golf spielen gehen.
Haufenweise bewaffnete Spassvögel sind mithin verantwortlich dafür, dass das Schwarzwild zu den unmöglichsten Zeiten aktiv wird und eher selten (wieder) tagaktiv.
Im Übrigen darf es nicht um "Vergrämung" gehen, denn das heißt blos, dass man das Problem unanständigerweise anderen Leuten ins Revier schiebt. Bejagen ist aber komplizierter wie vergrämen ....