migo schrieb:
bora, meines Erachtens unterliegst Du einem grundsätzlichem Irrtum. Jäger wird man halt nicht von heute auf morgen. Es muss einen Startpunkt geben, einen wie auch immer gearteten Anlaß um den bis dahin von der Thematik unberührten zu infizieren. Den Startpunkt, von dem aus der Nicht-Jäger sich über einen langen Zeitraum zum Jäger entwickelt.
Du hast geschrieben: Was spricht eigentlich dagegen, wenn jemand "nur für den Hund", "nur weil er ab und an mal Niederwild jagen möchte" oder "nur um SHF zu werden" den JS macht? Solange wie sich jemand seiner persönlichen Fähigkeiten bewußt ist und entsprechend die Jagd ausübt, sollte doch eigentlich nichts dagegen sprechen.Vollblutjäger wie die meisten Foristi hier gibt es ja genug, um die Reviere ordentlich zu bewirtschaften.
Der gravierende Unterschied ist, daß für Dich jemand ein Jäger ist, der ab und an mal gerne Niederwild totschießt, aber sonst nichts für Revierbewirtschaftung übrig hat. Meine Meinung ist, daß genau diese Art von Jägern dem Ansehen der Jagd nachhaltig schaden, da sie die Sache Jagd, das Töten und den Hundeeinsatz als Sport sehen und von anderen Dingen, die die Jagd in der Öffentlichkeit darstellt keinen Schimmer haben.
Und hier stellt sich m.E. die Frage was das überhaupt ist, ein "Jäger". In D braucht es den JS, um einen Hund auf der Jagd führen zu dürfen. Spricht etwas dagegen, wenn jemand nur das will?
Spricht etwas dagegen, wenn jemand sich im Rahmen seiner ggf. zeitlich beschränkten Möglichkeiten in ein Revier einbringt? Wenn er entsprechend nur hilft aber aus dem genannten Grund nicht in der Lage sein wird, ein Revier allein und verantwortlich zu bewirtschaften?
Es geht nicht um die Möglichkeit der alleinigen Bewirtschaftung. Es geht darum, daß auch bei der Hundearbeit auf der Jagd mehr als das Wissen rund um die Führungstechnik gefragt ist. Bspw: Töten von angeschossenem Wild, rechtliche Fragen, Möglichkeit des Waffeneinsatzes, um das Tier schnell von Schmerzen zu erlösen, rechtliche Möglichkeit, sich das Tier mitzunehmen. Das ist zwingend notwendig, um tierschutzkonform und rechtlich auf der sicheren Seite zu jagen. Das bieten Sport-Jagdhunde-Führer ohne JS nicht und schaden damit wieder dem Ansehen der Jagd.
Spricht etwas dagegen, wenn jemand sich auf nur eine Jagdart beschränkt? Wenn er kein Interesse an anderen Jagdarten hat.
Nein. Wenn derjenige einen Dummen findet, der ihm die Rosinen rauspicken läßt und selbst die Arbeit macht. Wildes Niederwild zu jagen ist i. d. R. das Ergebnis harter Arbeit. Ich wüßte nicht, warum ich jemanden laden soll, der nur schießen und mit dem Hund arbeiten will, ansonsten aber keinen Beitrag zum Erfolg leistet bzw. selbst keine Gegeneinladung bieten kann. Solche Leute finde ich wie Sand am Meer. Wenn jemand im heimischen Revier seinen Beitrag dazu leisten will, dann wird er schnell feststellen, daß er wesentlich mehr Zeit mit der Hege als mit dem Hund verbringen wird, daß er einiges an Geld investieren wird.
Gruß
Michael
@ bhd: Wenn ich sehe, was so an Jägern nachkommt, dann denke ich, daß es nicht die Zahl macht. Es geht um Qualität. Und die bringt keiner, der einmal im Jahr ein Tier schießt. Wenn ich Dir schreibe, daß ich ein 1.400 ha Revier habe, seit Jahren zwei Jungjäger suche und erst einen gefunden habe? Bei Hegebeitrag 0, bei Abschußmöglichkeit von rd. 40 Rehen im Jahr, Teilnahme an Entenjagden, zwei Vorstehjagden, Möglichkeit rauszugehen, wann und wo er will, alle Jagdeinrichtungen vorhanden sind? Klar gab es Anfragen und Gespräche. Ich hab` auch solche hier gehabt. Waffenhandhabung grob fahrlässig, außer bei schönem Brunftwetter und zur Niederwildjagd keine Zeit, unfähig bei drei Rehen im Dezember Kitze und Gaiß zu unterscheiden, Leute, die nur ihren Hund bewegen wollen, das einzige Flintentraining darin bestand, auf Tiere zu ballern.
Man kann mit denen weder moderate Abschußvorgaben erfüllen, noch ein Revier halbwegs ordentlich betreuen, noch waidgerecht jagen. Wir brauchen Jäger, die sehr gut ausgebildet sind, die dazu beitragen, Vorgaben zu erfüllen und mit ihrem Verhalten in der Öffentlichkeit dem Ansehen der Jagd förderlich sind. Leute, die nur mal mit dem Hund arbeiten wollen oder 1-2 Rehe schießen, erfüllen dies nicht. Da geht es auch nicht darum, was ich will, oder Du Dir vorstellst. Es geht darum, daß es Pflichten gibt, die Du als Jagdpächter erfüllen mußt und Dich Deine Mitgeher unterstützen.
Leute, die nur mal einen Bock im Jahr erlegen, sollen lieber zuhause bleiben, denn sie erfüllen weder die Ansprüche der Wildschadensregulierung, noch sind sie in der Handhabung fit. Jagd ist Verantwortung und mehr, als Stöckchen holen und ab und an mal ein Tier zu schießen. Mit der Horde an ab-und-an Jägern, kann keiner die Vorgaben seitens des Forstes erfüllen, kann keiner eine Niederwildjagd aufbauen oder gute Bestände halten, kann keiner zur Zufriedenheit der Jagdgenossen arbeiten.
Darum fahren die Stöckchenholer ja auch in`s Ausland, um Zuchtfasane aufzusammeln. Würden sie den Ansprüchen zuhause gerecht werden, hätten sie das nicht nötig, denn es gibt bei uns immer noch Spitzenjagden, wozu man sie laden könnte. Doch dort sieht man sie nicht.
Wenn Du DD, DK, Jagdterrier und co an Nichtjäger verkaufen willst, dann mußt Du die Zucht verändern, da sonst Lieschen Müller, die den Krambambuli oder Aika will, ihn nicht "reiten" kann und der Hund über kurz oder lang im Tierheim landet.