Dann will ich meinen Senf auch mal dazugeben:
Ich habe mit dem Schießsport über den Bogensport angefangen. Mehr haben meine Eltern damals nicht zugelassen. Macht nix, hat immer viel Spaß gemacht.
Zu Anfang haben wir in einem stadt- und siedlungsnahen Waldgelände geschossen. Der Verein hieß übrigens Rover 1963 e.V. Das Waldgelände wurde auch von den Anwohnern als Spaziergelände frequentiert. Als dann der Pachtvertrag mit dem Eigentümer auslaufen sollte, haben die Anwohner gegen die Verlängerung mächtig mobil gemacht, weil sie den ganzen Busch für sich haben wollten.
Da wurden von der Presse angeblich fehlende Sicherheitsvorkehrungen als Argument gegen eine Fortführung des Pachtverhältnisses genannt. Angeblich soll auch der Mähdrescher des benachbarten Landwirtes durch herumliegende Alufeile auf seinem Acker beschädigt worden sein. Eine Anfrage beim Landwirt ergab folgende Antwort: So ein Quatsch! Das dazu und wie der Bogensport, weil ja Schießsport ohne Uschi Disl, in der Öffentlichkeit dasteht.
Auf auch politischen Druck hin wurde dann der Pachtvertrag nicht verlängert. Wir mußten die Vereinshütte und die Scheibenanlagen abbauen und haben uns dann mit einem anderen Verein in Münsters Norden zusammengetan.
Auch dort gab es dann ab und an Probleme mit einem Nachbarn, der sich immer und überall gefährdet fühlte. Er konnte aber dahingehend beruhigt werden, daß die Schießanlage regelmäßig behördlicherseits begutachtet und auch entsprechen genehmigt wird.
Hier die Frage an uni8: Wie sieht es denn beim Roven
außerhalb einer behördlich genehmigten Anlage mit der Sicherheit aus?
Wir haben auch "ge"-roved, aber auch nur auf dem vorgeschriebenen Parcour und haben dann immer in Scheibennähe geschossen, um die Zulassung für den Stand nicht zu verlieren, wenn so ein Pfeil plötzlich von einer nicht ganz so toten Wurzel abrutscht und senkrecht in die Höhe steigt. Was ja für sich noch kein Problem darstell, aber das Ding kommt ja auch irgendwo wieder runter. Und dann?
Was die Flugweite Deiner Pfeile betrifft, so liegst Du mit 160 m aber mächtig daneben. Wir haben es ausprobiert und sind mit xx75 1816, Scheibenspitze und 45lbs-Jagdbogen auf über 220 m gekommen.
Ein Freund hat in Gronau einen Bogensportverein gegründet und hatte einen Riesenaufwand mit der Abnahme und der Genehmigung des Geländes. Die Behörde geht nämlich immer vom GAU aus.
So, und jetzt noch ein paar Anekdoten am Rande, die den einen oder anderen grübeln lassen sollten.
Ich, in meinem Jugendzimmer, Anschlagübungen mit aufgelegtem Pfeil (so ein Schwachsinn, würde ich heute nie wieder machen) in Richtung Zimmertür. Plötzlich lösen sich meine Finger und ich stehe mit Bogen ohne Pfeil alleine im Zimmer. Der Pfeil hatte die Tür zum Nachbarzimmer glatt durchschlagen und steckte - in der Rückenlehne des Schreibtischstuhls meines Bruders!!! Ich war damals 14 Jahre alt.
Ein Bekannter hat in der Nähe von Havixbeck an einem Feldweg eine Scheibe aufgestellt und Schießübungen auf 15 m gemacht. Immer schön lokal, ohne Roven. Der Jägersmann kommt des Weges, sieht sich das eine Weile aus der Entfernung an und nähert sich dem Schützen. Die beiden kommen ins Gespräch. Der Jäger fragt, ob er denn auch auf größere Entfernung was treffen könnte oder nur auf diese paar Meter. Die Antwort war: Klar kann ich das. Der Jäger: Da hinten, (ca. 50 m) steht mein Rucksack. Würden Sie den treffen?
Mein Kumpel: Darf ich? Der Jäger: (belustigt) Klar, nur zu.
Das Resultat: zwei Löcher im Rucksack und eine kaputte Thermoskanne. Abends gabs dann erst mal einen in der Dorfkneipe - am Jägerstammtisch mit Bogenschütze.
Letzte Anekdote: Papa und ich im Wald, Scheibe auf Rückeweg aufgestellt und lokal geschossen, ohne roven!
Ein Spaziergänger sieht sich das einige Zeit an und verschwindet wieder. Wir schießen weiter, als mein Vater mit plötzlich auf den Arm mit dem ausgestreckten Bogen drückt und sagt: Runter damit, da hinten kommt einer im Lodenfrack. Der gute Mann hat uns höflich aber bestimmt darüber aufgeklärt, daß wir da gerade Unfug treiben und uns mal eben ein wenig strafbar machen. Wir seien zur Jagd ausgerüstet, ungeachtet der Tatsache, daß wir keine Jagdpfeile dabei hätten und das würde reichen, um uns vor den Kadi zu bringen.
Das ganze ist über 25 Jahre her, aber nachhaltig in Erinnerung geblieben.
Murmel Michi hat den Namen schon erwähnt: Ich bin auch in der verklärten Welt des Saxton Pope, Arthur Young, Howard Hill und Fred Bear aufgewachsen, habe die Geschichte von Ishi gelesen sowie Hunting the Hard Way und andere Werke der Bogenjagd- und Bogensportliteratur, bin aber auch mitterweile auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Ab und an lasse ich hinter dem Haus noch mal eine Pfeil fliegen: auf einem genehmigten KK-Schießstand in Richtung Kugelfang und Sandhaufen. Und zwar so, daß die Pfeile sicher aufgefangen werden. Und erinnere mich mit Wehmut an die vergangenen Jahrzehnte der unbeschwerten Jugend.