Guten Abend liebe Forumsgemeinde!
Nach längerer erkältungsbedingter Abstinenz konnte ich endlich mal wieder zwei Abende zur Fuchsjagd am Misthaufen nutzen:
Samstag, 02. Januar:
Es liegt mittlerweile eine einigermaßen geschlossene Schneedecke, jedoch konnten wir mangels Luder die beiden Kirrstellen in den letzten Tagen/Wochen nur sehr unregelmäßig beschicken. Hoffentlich nehmen die Füchse dies nicht zu übel und kontrollieren trotzdem die Plätze. Mit diesen Gedanken stapfe ich, diesmal gemeinsam mit meiner Freundin, um 21:00 Uhr zur Kanzel. Nachdem wir uns eingerichtet haben, der Teelichtofen angeheizt ist und der Bergstutzen geladen ist kann es losgehen (der Ansitz). Als ungefähres Ende des ersten gemeinsamen Ansitzes haben wir 23:00 Uhr angepeilt.
Der Wind pfeift scharf von links und wir entschließen uns deshalb dazu das rechte Fenster zu schließen, damit wir keinen Durchzug haben. Die linke Klappe zu schließen wäre eine Todsünde, denn von dieser Seite kommen die meisten Füchse (zumindest in der Vergangenheit).
Um 21:30 Uhr erscheint ein einzelner Hase auf einem Saatacker und hoppelt langsam und gemächlich den Feldweg hoch. Zwanzig Meter vor der Kanzel macht er halt und spielt mit seinen Löffeln: Nein, Meister Reinecke ist nicht im Anmarsch – der Hase hört unser leises Geflüster und weiß wohl nicht so recht woher es kommt. Schließlich entschließt er sich dazu sich zu empfehlen.
Um 22:00 Uhr erscheint am Rande eines kleinen Teiches unterhalb von uns ein (Stein-)marder welcher über einen Saatacker hüpft und dann im Gestrüpp des Teiches und der angrenzenden Kleintierzuchtanlage untertaucht. Die Entfernung bis dort beträgt gute 200 Meter und trotz ständigem Abglasen der möglichen „Fluchtpunkte“ bleibt Weiß- oder Gelbkehlchen verschwunden.
Eine weitere halbe Stunde später erscheint an exakt gleicher Stelle Meister Reinecke. Dieser nimmt den selben Pass wie eine halbe Stunde zuvor der Marder und ist ebenfalls nach kurzem Erscheinen im Fernglas verschwunden. Schließlich entdecke ich ihn in einem der gegatterten Kamerunschaftweiden. Er sucht von einer Ecke bis zur anderen und verschwindet schließlich in einer angrenzenden Schwarzdornhecke. Trotz ständigem Abglasen bleibt auch dieses Stück Raubwild verschwunden.
Nicht das nun der Fuchs verschwunden ist, langsam wird es auch unangenehm kalt. Da der Teelichtofen nur von unten wärmt entschwindet am Oberkörper immer mehr Kälte und langsam aber sicher scheint meiner Freundin das warme Bett mehr zu behagen als eine klirrend kalte Kanzel. Ich suggeriere ihr noch zwanzig Minuten sitzen zu wollen was auch abgenickt wird.
Keine fünf Minuten später steht unterhalb des Birnbaumes ein Fuchs; aller Wahrscheinlichkeit nach ist es der „Verschwundene“. Noch ist er über 200 Meter entfernt und ich versuche meiner Freundin den Fuchs zu zeigen. Jedoch muss ich feststellen, dass dies gar nicht so einfach ist. Ich „sehe“ die Landschaft offensichtlich aus einem ganz anderen Blickwinkel. Schließlich sieht sie ihn doch. Als der Fuchs auf Schussentfernung breit steht macht sich die kleine Kugel auf die Reise und bannt den Roten am Platz.
Nun ist’s aber genug mit der Ansitzerei. Sachen packen, Auto holen und Fuchs einsammeln. Es ist eine junge Fähe.Übrigens ist dieser Fuchs die Nummer 100 für die Kanzel! In der gleichen Nacht erlegt mein Vater auch noch einen Fuchs an einer anderen Kanzel. Damit haben wir schon mal zwei für diesen Schnee. Aller Anfang ist schwer!
Sonntag, 03. Januar:
Um 21:30 Uhr erklimme ich, diesmal alleine, die Sprossen der Kanzel. Wie ich noch auf dem Podest stehe lasse ich das Fernglas zum ersten Mal „kreisen“ und bleibe prompt an einem Fuchs hängen, welcher neben dem Birnbaum steht. Das gibt’s doch nicht! Aufgrund der bereits verursachten Geräusche sucht Reinecke das Weite, scheint aber nicht sonderlich beunruhigt zu sein. Hier und da hält er nochmal an und kontrolliert das ein oder andere Mäuseloch. Nun gut – sie laufen!
Zehn Minuten später sitze ich warm eingepackt und bereit für die kommende Nacht. Erst um 22:45 Uhr erscheint der nächste Voß. Unterhalb des Birnbaumes, gerade an der Stelle an welcher gestern Nacht die Fähe ihren letzten Atemzug machte. Der Fuchs läuft stets spitz auf mich zu, wendet kurz, spitz von hinten, wendet wieder spitz von vorne. So wird das nichts. Als er am Birnbaum angekommen ist und breit schnürt ein kurzer Pfiff – Paff! Der Fuchs liegt am Platz.
Keine Fünf Minuten später erscheint rechts von mir ein weiterer Fuchs. Er schnürt vom Teich aus kommend einen Feldweg hoch, setzt sich hin und….was ist das? Der Fuchs rollt sich ein und liegt flach mitten auf dem Feldweg. Fünf Minuten im Daueranschlag verbracht ändern nichts an der Situation.
Nun gut dann lassen wir ihn mal schön weiterschlafen. Währenddessen glase ich lieber nochmal die umliegende Flur ab. Vielleicht ist ja ein anderer Fuchs schon näher dran. Hoffentlich gibt es für mich kein böses Erwachen…
Erneuter Blick zum schlafenden Fuchs – schläft noch! Erneuter Rundumblick – Marder auf 200 Meter. Dieser hüpft im typischen Sprung einen Feldweg entlang und kommt langsam aber sich in der untern Kurve des Weges immer näher. Ein Satz und er ist in der Hecke verschwunden. Kurze Zeit später erscheint er wieder auf dem Weg in der Kurve und ist erneut entschwunden. Während diesem kurzen Schauspiel schaue ich immer wieder nach dem Fuchs. Dieser liegt unverändert zusammengerollt in 200 Meter Entfernung auf dem Feldweg. Das gibt’s doch nicht. Hat der Fuchs Räude und ist krank? Oder einfach nur müde?
Kurzentschlossen bringe ich das Absehen wieder auf den Fuchs und pfeife mir die Seele aus dem Leib. Keine Reaktion. Auch das offensive Nachahmen des Ranzbellens lässt den Fuchs lediglich den Kopf heben. Dann senkt er ihn wieder ab und ruht sich weiter aus. Ein Schuss auf den zusammengerollten Fuchs auf diese Entfernung ist mir zu riskant. Dann warte ich eben und sitze die Sache aus.
Einen viertel Stunde später sitzt der Fuchs zumindest schon mal auf den Keulen und setzt sich auch kurz darauf in Bewegung – in meine Richtung. Als er breit läuft ein Pfiff und Paff. Fuchs liegt. Nach dem Abbaumen stelle ich fest, dass es ein mittelalter Rüde ist und dieser kerngesund erscheint. Keine Anzeichen von Räude. Der Fuchs am Birnbaum ist übrigens ebenfalls ein Rüde.
Als ich nach Hause komme hängt von meinem Vater ebenfalls wieder ein Fuchs in der Garage; eine extrem schwache Fähe. Zusammen sind’s jetzt fünf Füchse.
Am heutigen Tag habe ich mich dann nach dem Streckelegen und den obligatorischen Fotos ans Abbalgen gemacht und innerhalb von exakt drei Stunden den fünf Roten „das Fell über die Gehöre gezogen“. Alle Bälge habe ich dann anschließend auf die neuen „Spannbretter“ (Fichtenhalbling) aufgezogen und zum Trocknen aufgehängt.
Von links nach rechts: Rüde (7,02 kg), Fähe (5,04 kg), Rüde (5,94 kg), Fähe (6,36 kg), Rüde (5,48 kg)
Hier auch nochmal ein Bild vom Luderplatz im November. Gut zu erkennen wie wichtig es ist die "Laufschneisen" mit dem Rasenmäher gut zu mähen. Bereits bei wenig Schnee oder Raureif hat man für den Schuss einen guten Kontrast.
So kann’s weitergehen!
Waidmannsheil!