Energie sparen - was macht ihr ?

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Ich beziehe mich einmal auf die Eingangsfrage in diesem Thread und frage nach Präzisierung der Frage:

1. Möchte man Energie einsparen, um Emissionen in die Umwelt zu senken?

2. Möchte man Energie einsparen, um in förderfähige Maßnahmen zu investieren und damit der Immobilie einen subventionierten Mehrwert zu verpassen?

3. Möchte man Energie einsparen, um Energiekosten zu senken?

4. Möchte man Energie einsparen als Folge von Effizienzsteigerungen?

5. Möchte man Energie einsparen, um durch die Kosten von Maßnahmen steuerliche Vorteile zu genießen?

6. Möchte man eine Kombination vorgenannter Effekte erzielen?

Und, wenn man durch obige Liste zu einer To-Do-Liste gekommen ist, welchen Weg möchte man für die Umsetzung beschreiten?

Ich zeige hier ein paar mögliche bzw. häufige Wege bis zum Ziel auf:

1. Einbindung eines zugelassenen Energieberaters

2. Maßnahmen als Eigenleistung

3. Einbindung geeigneter Objektplaner und Fachplaner

4. qualifizierte oder laienhafte Anfrage bei Fachunternehmern und anschließende Angebotsprüfung

5. qualifizierte oder laienhafte Bauüberwachung und Abnahme von Bauleistungen

6. zuverlässige Einregulierung der technischen Anlagen, Nachtregulierung, Betriebsbetreuung

Durch solche Listen kommt man schnell auf die Einschätzung, ob man auf dem richtigen Weg ist.

Wenn man stattdessen laienhaft bei Fachunternehmern anfragt, laienhaft nicht vergleichbare Angebote prüft und die Aufträge laienhaft freihändig vergibt, braucht man sich über nicht erreichte Ziele nicht wundern.

In vielen Fällen erhält man mangelhafte Leistungen, die zu einem unsicheren und unwirtschaftlichen Betrieb führen.

Die Fälle, die ich nach Abschluss solcher Maßnahmen zur Energieeinsparung auf den Tisch bekomme, bekommen regelmäßig Aktenzeichen bei Zivil- und Strafverfahren.

Warum ist das so? Weil es sich auch in der Baubranche etabliert hat, dass ein jeder Unqualifizierte und/oder mit heftigem Interessenkonflikt eine sogenannte Beratung leisten darf.

Und wer als Unternehmer Kunden berät, indem er sie systematisch belügt und überteuerte Leistungen minderer Qualität erbringt, gilt regelmäßig als gewerbsmäßiger Betrüger.

Das alles wollen die Kunden aber gar nicht wissen, weil ihr glückselig machendes Kartenhaus zusammen fallen würde. Und so bleiben viele derartige Projekte und ihre Unzulänglichkeiten schön bei den Verursachern und Verantwortlichen. Denn niemand möchte im Bekanntenkreis und bei Kollegen seine ach wie tollen Maßnahmen als Fiasko beschreiben.

Daher verstehe ich auch nicht, dass bei der sehr ungenauen Frage nach Energieeinsparung Diskussionen bis zu konkreten Fabrikaten und Modellen von Wärmepumpen kommen und wie sie in völlig anderen Betriebsbedingungen eingesetzt werden.

Das ist wie die Frage nach einer guten Hege bei der Jagd und der Antwort mit 375 für Namibia.
 
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Das kannst Du Deiner Großmutter erzählen, daß Du bei Minus 10 Grad bis 20 Grad die Luft-Wasser WP eines alten Hauses mit uralten Heizkörpern auf eine behagliche , wohnbare Temperatur bekommst, bei der Vorlauftemperatur, die dann notwendig ist und die eine solche WP nie erzeugen kann.

Du glaubst es, ich weiß es.
Die max Vorlauftemp unserer Anlage könnte 70 Grad.
Die max Vorlauftemp in dieser Zeit war bei 53 Grad. Hängt ja von der Heizkurve ab die man wählt, die jetzige lässt nicht mehr als 60 Grad zu.
Eingestellt waren 22 Grad Raumtemp. Das wurde in den Räumen die relevant sind immer erreicht. Ich habe überall Thermometer und jetzt auch Temp Sensoren über Internet und App.
In Schlafzimmer oder Windfang am Eingang regelt der Thermostat das ganze runter.
Ganz Schweden heizt mit WP bis über den Polarkreis ohne Probleme auch im tiefsten Winter, nur hierzulande weiß man es natürlich besser.
 
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Es ist schon ein Unterschied, ob ich in einem Land lebe, in dem bei Neubau, Sanierung und erst Recht bei förderfähigen Maßnahmen hohe Anforderungen an die Energieeffizienz von Wärmepumpen gestellt werden.

Ob es nun die Energieeffizienz-Kennzahlen
- Wirkungsgrad η (eta),
- Jahresarbeitszahl JAZ oder der
- Coefficient of Performance COP
die Bauart, die Einsatzgrenzen und die Kosten vorgeben oder

es für Luft-Wasser-Wärmepumpen geringere Vorgaben geben muss, damit sie auch bei tiefen Außentemperaturen ausreichend Wärme liefern,

ist schon ein großer Unterschied.

Und, wenn ich eine Zentralheizung mit Strom als Primärenergieträger betreibe, ist es fast schon egal, mit welcher Wärmepumpe ich das System saniere. Selbst bei schlechten Wirkungsgraden fahre ich deutlich günstiger als mit reinem Strom.

Aber solche Regeln bestehen hier eben nicht. Und weder in Schweden noch in Deutschland kann man die Physik umgehen.

Luft-Wasser-Wärmepumpen lassen sich ohne Weiteres bei sehr niedrigen Außentemperaturen betreiben und hohe Vorlauftemperaturen liefern lassen. Das kostet dann eben DEUTLICH mehr elektrische Energie. Was für ein Wunder.

Durch die geringere Vorlauftemperatur und Spreizung ergibt sich ein deutlich höherer Volumenstrom im Heizungsrohrnetz. Das erhöht den Stromverbrauch bei den Umwälzpumpen ums Mehrfache.

Und manchmal geht's mit herkömmlichen Wärmepumpe gar nicht, z.B., wenn Lüftungs- und Klimaanlagen da sind. In solchen Fällen setze ich auch Absorptionstechnik kombiniert mit biogenem Flüssiggas ein.

Die viel zu teuere Alternative wären als Kaskade arbeitende Wärmepumpen. Die Investition dafür sind in Deutschland viel zu hoch. Ich habe regelmäßig Bauherren, denen bei den Industriepreisen von Wärmepumpen regelmäßig die Haare ausfallen.

Das ganze ist ein großes Pokerspiel auf Kosten der Verbraucher. Die Lobbyisten der Industrie haben die Politik wirksam beraten. Nun können viele Maßnahmen nur unzumutbar und unnötig teuer umgesetzt werden.

Ich hatte letztens einen gewerblichen Bauherren, der eine neue Produktionshalle errichten wollte. Die einzige Möglichkeit zur Beheizung war mittels großen WP, da er zwangsläufig große Lüftungsanlagen hatte. Die Kosten waren astronomisch. Laut Bericht des Bauphysikers zur Energieeffizienz des Neubaus konnten nur Wärmepumpen eingesetzt werden. Und dabei ging es nicht um eine KFW-Förderung. Die hat man ganz schnell vergessen, weil der ganze Bau unbezahlbar geworden wäre und die Entscheidung unwirtschaftlich wäre.

Der Hokuspokus mit den Wärmepumpen ist hier politisch gemacht. Es ginge anders. Aber so eine Anlage, wie sie in Schweden beschrieben wird, hat ganz klar nicht die Wirtschaftlichkeit, wie in Deutschland gefordert. Technisch gehen tut's freilich.
 
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Nach einem Jahr hat unsere Anlage eine Jahresarbeitszahl von 3,8. Gemäß Anzeige am Gerät.
Ich kenne nicht die Förderrichtlinie in Deutschland, in Schweden wird nix gefördert.
Öl ist da schon lange verboten, Gas gibts so gut wie nicht. Alternative sind Pellets bzw Holz.

Und es ist natürlich eine Binse, daß wenn es kalt wird das Teil mehr Energie verbraucht als im Sommer, wo nur Warmwasser benötigt wird.
 
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Ein nur saisonal genutztes Ferienhaus in Schweden mit einem normalen Einfamilienhaus in D zu vergleichen ist....

Nebenbei sind die Strompreise in Schweden deutlich geringer.
 
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Ein nur saisonal genutztes Ferienhaus in Schweden mit einem normalen Einfamilienhaus in D zu vergleichen ist....

Nebenbei sind die Strompreise in Schweden deutlich geringer.
Das hat niemand getan. Es geht darum, daß hierzulande und auch hier gerne behauptet wird Wärmepumpe würde nicht funktionieren. Die Bude bliebe kalt und das ich falsch.

Die obige Statistik ist Müll, ich weiß was ich bezahle. Seit zwei Jahren schwanken die Preise in Schweden monatlich zwischen 25 und fast 40 Cent pro kWh. Im April genau 28,65 Cent pro kWh.
Günstig ist Lappland und je weiter man nach Süden kommt wirds teurer. 4 Zonen.
Wir liegen im Süden im teuersten Bereich. Preise entstehen an der Strombörse. Dazu Steuern und Abgaben.

Im übrigen wird das Haus 6 Monate im Jahr genutzt und die Heizung läuft von Ende Oktober bis Anfang Mai durch, also die komplette Heizperiode.
 
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Mehrere unserer Freunde in Schweden haben sich wieder Holzöfen eingebaut. Die sind beim Heizen mit monatlichen >1000€ Stromkosten in den üblicherweise eher schlecht isolierten Schwedenhäusern dabei. Kostengünstig ist das nicht.

Die Technische Funktion ist unbestritten, aber nur das eine. Lokale Preise und das Angebot an Alternativen ein anderes Thema. Gas, Kohle und Öl zum Heizen gibts da halt kaum oder gar nicht. Zum Holz machen wurde man in den letzten Jahrzehnten zu faul. Bei früher spottbilligen Strompreisen lag deshalb die WP nahe, die aber jetzt zur Kostenfalle werden kann. Bei den Immobilienverkäufen sind die driftkostnad, die Betriebkosten, mittlerweile das was den Preis maßgeblich bestimmt. In Schweden müssen sie im Immo-Angebot angegeben werden. Schlecht isoliert, Wärmepumpe und Strompreiszone SE3 oder SE4? Na viel Spaß.
 
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Jo, weil die Jungs auch heizen wie nicht gescheit. Bei jedem Schweden bis jetzt so erlebt. Geheizt wird damit man egal bei welcher Temperatur draußen drinnen im T Shirt sitzen kann.
Hinzukommen die Buden aus den 70ern, die praktisch nicht isoliert sind, da tauscht auch niemand Fenster aus.
Im übrigen haben sich auch auf Grund der hohen Nachfrage die Holzpreise drastisch nach oben verändert.

Wenn es ganz schlimm werden sollte, wenn wir da sind stehen ja noch zwei Kachelöfen und ein Küchenofen und der Holzschuppen ist voll.
Andere haben sich PV Anlagen aufs Dach geschraubt um die Preise aufzufangen.
 
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Und ein wichtiges KO-Kriterium bei WP ist die Trinkwassererwärmung. Denn diese fordert HIER Temperaturen deutlich über denen für z.B. Flächenheizungen.

Deswegen optimieren etliche WP-Hersteller ihre Geräte für konstant niedrige Vorlauftemperaturen für Flächenheizungen. Die Warmwasserbereitung wird überhaupt nicht im Carnot-Prozess berücksichtigt. Und nicht selten setzen elektrische Heizelemente ein, um die WP scheinbar für Warmwasser geeignet dastehen zu lassen. Um WP hocheffizient zu betreiben, müssen wir mit erwärmtem Trinkwasser anders, ganz anders umgehen.

Diese Dümpeltemperaturen fördern Verkeimungen z.B. mit Legionellen. Und das ist nicht ohne. Nach DVGW W551 muss der Fachunternehmer seinen Kunden auf eine mögliche Gefahr bei niedrigen Warmwassertemperaturen hinweisen. Wer macht das?

Stattdessen sollten die Entnahmestellen für Warmwasser mit dezentralen Geräten ausgestattet werden. Und überhaupt beginnt die smarte Technik mit einem Grundriss, der radikal zuerst diese Belange erfüllt und den Rest drum herum entwirft.

Leider wollen sich Objektplaner nicht damit einengen lassen, so dass die Haustechnik vor fertigen Entwürfen steht ohne Möglichkeit auf Verbesserung.

Und zum Schluss möchte ich sehr gerne auf dezentrale Luft-Luft-WP hinweisen, wie sie im südlichen Ausland verbreitet sind. Damit verzichtet man auf teure, wasserführende Rohrnetze für die Heizung. Die Geräte können sogar kühlen, und das individuell und unabhängig voneinander. Optisch sind sie weniger der Hit, also ein AR als Jagdbüchse.

Ein besonderer und eher zu klein bemessener Elektroboiler erledigt den Rest. Dieser kann im Sommerhalbjahr von den Überschüssen der PV-Anlage erwärmt werden. Im Winter kann man die Beheizung smart schalten und bei Billigstromphasen eine Überheizung bewirken, um so mehr Energie zu speichern. Es versteht sich, dass man da - wie woanders auch - einen Verbrühungsschutz vorsehen muss.

Ich hoffe, dass man nun versteht, dass Energie einsparen mehr ist als alte Fenster zu tauschen oder zwei Solarfelder zu ergänzen, wobei ich freilich jede Maßnahme begrüße.
 
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Wer glaubt in Zukunft mit einer Stromheizung günstig heizen zu können - bitte!
Genau dann, wenn man die meiste Heizenergie verbraucht wird zukünftig der Strompreis auch am höchsten sein bei variablen Tarifen.
Von den Netzausbaukosten und den damit steigenden Gebühren will ich mal gar nichts sagen...
 
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Im übrigen wird das Haus 6 Monate im Jahr genutzt und die Heizung läuft von Ende Oktober bis Anfang Mai durch, also die komplette Heizperiode.
Und wann wird es genutzt?
Im Winter bei strengem Frost vermutlich eher nicht.

D.h. Deine WP läuft vermutlich als Frostsicherung und Brauchwasser wird da auch keins gebraucht - da kann man dann mit tollen Zahlen glänzen...
 
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Wenn irgendwo noch Fenster aus Glasbausteinen vorhanden sind, sofort wechseln gegen moderne 3fach verglaste Fenster, die Wirkung ist unglaublich. Jede ungeregelte Heizungspumpe verbraucht im Jahr mindestens 500 KWh und sollte sofort ersetzt werden. Einige einfache Heizkörperventile sollten gegen zeitgesteuerte, elektronisch geregelte ausgetauscht werden. Drei Stück kosten 70 €, die Investition ist in zwei Wochen bezahlt. In meinem Altbau reicht eine Heizungsvorlauftemperatur von 60°C aus, nur bei frostigem Ostwind erhöhen wir kurzzeitig. Und alle Glühbirnen außer im Geräteschuppen, im Kühlhaus und auf dem Dachboden müssen ausgetauscht werden gegen LEDs. Kühlgeräte und Gefrierschränke sind eher unkritisch, mehr als einstellige Prozentzahlen lassen sich damit nicht sparen. Elektroherde, Backöfen, Elektroheizkörper und Bügeleisen haben da deutlich mehr Sparpotential, wenn die Nutzungsdauer verkürzt werden kann. Weitere Möglichkeiten sind natürlich vorhanden, aber nicht immer für kleines Geld.
 
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...Kühlgeräte und Gefrierschränke sind eher unkritisch, mehr als einstellige Prozentzahlen lassen sich damit nicht sparen....
Doch! An unseren 2x370l Gefrierschränken ist eine Zeitsteuerung dran.
Die kühlen mit Strom von der PV-Anlage aufm Dach mittags paar Stunden bis auf -22°C runter. Das reicht bis nächsten Mittag. Sind dann immernoch -15°C.
Waschmaschine läuft nur auch über Mittag.
Gruß-Spitz
 
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Einige einfache Heizkörperventile sollten gegen zeitgesteuerte, elektronisch geregelte ausgetauscht werden. Drei Stück kosten 70 €, die Investition ist in zwei Wochen bezahlt.

Da widerspreche ich, zumindest wenn Zugriff auf die Heizungsregelung besteht. Viel sinniger als die Temperatur per Thermostat herunter zu drehen ist ein vernünftiger hydraulischer Abgleich und das richtige Einstellen der Heizkurve. Danach alle Thermostatventile so einstellen, dass sie nur bei Fremdwärme abregeln und im Normalfall 199% auf sind,

Ich habe hier an allen Heizkörpern Leitungen für KNX Ventile liegen, aber auch Jahre nach deren Verlegung keinen Grund gesehen entsprechende Ventile zu montieren.
 
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Das viele Geld was sie rund um den Stand und in ihren Jagdgelegenheiten verbraten, werden nicht wenige hier niemals bei Energie einsparen können.

Der Inhalt so manches Waffenschrankes würde oft schon für neue Fenster oder zeitgemäße Heizung reichen. Von dem was mehr oder weniger sinnhaft noch in der Garage steht, oder im Urlaub rausgehauen wird ganz zu schweigen.

Also bitte keinen religiösen Missionierungseifer.
 

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