Wolfssprosse schrieb:
Lieber Fritz,
basti als Jäger hat ja alles Relevante zu diesem Thema gesagt! Ich habe auch nie Jagd=Schießen gesetzt und nie behauptet, dass Jagen auf dem Schießstand gelernt werden sollte. Eine fundierte Schießausbildung muß INTENSIV UND ÜBER LÄNGERE ZEIT durchgeführt werden. Andernfalls "sitzt" es einfach nicht richtig bzw. kann überhaupt nicht erlernt werden. Bei den Aspiranten gibt es Naturtalente und mancher hat vor Antritt der Jägerausbildung schon Schießerfahrung. Sehr viele, ich denke die meisten, haben das aber nicht. So geht man innerhalb der Vorbereitung vielleicht 10-15mal zum Schießen(wenns hoch kommt!), bei 2-3 Wochen-Kursen noch weniger! Da sollen dann im Grunde mehr oder weniger Unbedarfte eine Schießprüfung ablegen, die das schnelle und möglichst schmerzlose Töten von Wild weitgehend sicherstellen soll.
Bei dieser Prüfung, um zum Ausgang der Diskussion zurückzukommen, braucht der Prüfling eine knapp 20cm(!!) große Trefferzone nicht mal sicher zu treffen. Das ist ebärmlich.
Mit einer guten Ausbildung bleibt ein Prüfling auch mit Prüfungsstress MINDESTENS im 9er-Kreis - 100%ig! So ein Ergebnis ist kein Löchlestanzen, sondern jedem gut vorbereitetem Menschen möglich. Ist das zuviel verlangt?
Wolfssprosse
Ausnahmsweise erfreulich sachlich, inhaltlich allerdings nicht haltbar.
Bevor Du als Sportschütze eine Waffe besitzen darfst, mußt Du die Sachkundeprüfunge ablegen. Wie hoch sind da die Anforderungen an die Schießleistung?
Wer Auto fahren möchte muss die Führerscheinprüfung ablegen, zur Vorbereitung braucht man heute m.W. ca. 40 Stunden, mehr als die Grundlagen werden da nicht vermittelt, wie man eine Haarnadelkurve mit Maximalgschwindigkeit fährt oder steile Böschungen mit dem Geländewagen nimmt, gehört weder zum Ausbildungs- noch zum Prüfungsprogramm.
Im Vergleich mit diesen Prüfungen ist die Jägerprüfung bereits jetzt schon die bei weitem anspruchvollste.
Gemeinsam haben diese 3 Prüfungen, daß sie Voraussetzung zur
Aufnahme einer Tätigkeit sind. Erst wenn man sie bereits besitzt, kann man und muss man sich in die Praxis einarbeiten, Erfahrungen sammeln, üben. Wie weit das zu gehen hat und wie perfekt er sein Handwerkszeug beherrschen muss, liegt dann in der Verantwortung des einzelnen und damit genau da, wo sie hingehört.
Manche Sportschützen begnügen sich mit breitensportlicher Betätigung und schießen allenfalls mal eine Runde Kaffe oder Bier aus. Andere steigen ambitioniert in den Wettkampfsport ein. Wer sollte da Einstiegsanforderungen an die Schießleistung definieren, die allen gerecht werden?
Manche Autofahrer sind zeitlebens Schönwettersonntagsfahrer, andere steigen in den Rennsport ein. Wer will allgemeinegültige Höchstrundenzeiten für die Führerscheinprüfung definieren?
Und mancher Jäger machen den Schein um einmal im Jahr, auf geführtem Ansitz ein Tier auf kürzeste Entfernung zu erlegen, andere um ein Revier zu pachten und zu betreuen und noch andere um weltweit immer neue jagdliche Herausforderungen zu suchen. Wer keine andere Ambitionen hat, als einen Bock auf 50m zu erlegen, der liegt auch dann noch im absolut tödlichen Bereich, wenn er auf 100m ein DIN-A-4 Blatt hält. Erbärmlich wirds erst, wenn er es trotzdem auf 100m versucht, aber nicht erbärmlicher als der Versuch auf 250m ein Murmeltier zu schießen, wenn man auf 100m grad mal den Bierdeckel hält, da brauchts dann schon die Euromünze.
Es ist eine Frage der Selbsteinschätzung und Selbstverantwortung, und nicht einer Prüfung mit absurden Leistungsanforderungen. Genau wie beim Auto fahren.