Habe jetzt nicht alles gelesen, aber weil ein paar Dinge öfters erwähnt werden, ganz kurz dreierlei:
1. Allgemein:
Die Welt ist nicht monokausal und die Kausalität eine Denkkategorie:
Alle Kriminalitätstheorien greifen nur bestimmte Aspekte der Wirklichkeit heraus (das muss man tun, um etwas erklären zu können) und versuchen dann, zumeist nach dem (naturalistischen) Erklärungsmodell zumindest ein Denkmodell oder ein Erklärungsansatz zu sein.
Entsprechend gibt es verschiedene Theorien, die gestützt auf Erkenntnisse schwerpunktmäßig der Biologie, Psychologie oder Soziologie versuchen, einen oder ein paar bestimmende Faktoren ausfindig zu machen. Diese Theorien, die in der Mikro, Meso- oder Makroebene operieren, lassen sich dabei vom Ansatz her in zwei Lager einteilen - solche die eine Determiniertheit annehmen, und solche die den Menschen als "Herr seiner Entscheidungen" ansehen.
Wenige Theorien sind es, die auch berücksichtigen, dass ein Faktor durch andere Faktoren wieder neutralisiert werden kann - sowohl individuell, im sozialen Umfeld, situativ als auch innerhalb eines bestimmten Lebensabschnitts. Da sich die menschliche Persönlichkeit in der sozialen Wirklichkeit sehr komplex konstituiert bzw konstruiert, sind Aussagen, die den Anspruch haben, tatsächlich die Entstehung einer solchen Tat zu erklären, praktisch nicht möglich.
(von Kunz ist eine neue Ausgabe seines Buches "Kriminolgie" erschienen - sehr lesenswert; auch bei Eisenberg finden sich hierzu sehr lesenswerte Informationen für kriminologisch Interessierte)
2. Zu den Gewaltspielen bzw Gewaltvideos:
Es werden völlig unterschiedliche Erklärungen vertreten, so dass manche Gewaltspielen nicht eine triebstärkende, sondern gar eine triebschwächende Wirkung beimessen. Aber auch lerntheoretische Ansätze gibt es und noch ein paar mehr. Diese speziellen Erklärungen schulden aber meist noch die Erklärung, warum viele, ja sogar die Mehrheit der jugendlichen Spieler trotzdem nicht zu Gewalttätern werden.
3. Zur Tat:
Erklären wird man sie nicht können, eventuell aber besser verstehen. Dass Jugendliche zum Teil sehr hohem Druck ausgesetzt sind, ist Realität. Individuell wird dieser Druck aber von den Betreffenden sehr unterschiedlich groß empfunden. Die Fähigkeit, mit diesem Druck umgehen zu können, ist sehr unterschiedlich ausgeprägt und von sehr vielen Faktoren abhängig. Es gibt "schlechte" und "gute Verlierer". Aggression und Frust können individuell sehr unterschiedlich stark vorhanden sein, je nach den eigenen Erwartungen, den vorgestellten und tatsächlichen Erwartungen des sozialen Umfeldes, aber auch den entsprechenden wahrgenommenen und tatsächlichen Möglichkeiten. Entsprechend sind sie individuell unterschiedlich stark bedingt, individuell unterschiedlich verteilt und werden individuell sehr unterschiedlich "ge-managed".
Dass die soziale Konstruktion der Persönlichkeit bei Jugendlichen leidet, die sich schon unter ihresgleichen in einer Aussenseiterposition sehen bzw tatsächlich befinden, ist gut vorstellbar. Ebenso, dass sich mit den gestiegenen, aber gleichzeitig auch "pädagogisch verschlechterten" Möglichkeiten der Selbstunterhaltung und Information, nachteilig entwickelte Persönlichkeiten noch nachteiliger entwickeln können.
Und wenn man dann noch bedenkt, dass Jugendliche biochemisch sowieso "Karussel fahren", kann je nach Individuum ein ganz beachtlicher Cocktail an nachteiligen, die Tat begünstigenden Faktoren zusammenkommen.
Sorry, wenn das ein oder andere schon angesprochen wurde - will nichts wiederholen...alles zu lesen war mir aber zu unbequem... :roll:
Machts gut! m.