Solche "Tunnelblick-Slogan" finde ich ziemlich beschränkt, weil sie auf tumbe Weise versuchen, das menschliche Bedürfnis nach Freiheit emotional für ein Wirtschaftsziel zu benutzen.
Ganz sicher stimmen wir alle in unserem Wunsch nach maximaler Freiheit überein, nur leider erfordert sie in einer Gesellschaft auch Vernunft und Rücksichtnahme. Und da hapert es immer öfter, was ich für ein Zeichen von Dekadenz halte und deren unausweichliche Konsequenz scheint eine Flut von Bürokratie und Regulierungswut zu sein. Warum sonst sollte es trotz demokratischer Wahlen ständig schlimmer werden?
Moin,
mal ganz davon abgesehen, dass es mir grundsätzlich völlig gleichgültig ist, wer etwas von meinen Auffassungen - oder eben auch nicht - hält, bin ich eben gerade nicht für "maximale" Freiheit, vielmehr für ein Optimum an solcher.
Und solange ein generelles Tempolimit - soweit ich bis jetzt gesehen habe - kein anderes Argument hat, als "Zeitgeist" und/oder "gibt's doch auch woanders" bzw. die höchst streitige Frage nach der Verfügbarkeit von Treibstoff, kann man mich nicht überzeugen.
Als ich vor vielen Jahren mir mal eine Woche - anlässlich einer persönlichen Feier - einen Ferrari gemietet habe, habe ich zunächst mal auf einem sehr schenllen Wagen Fahrstunden genommen, damit ich das Erlebnis auch geniessen kann. D a s ist etwa, was ich für sinnvoll halte.
Vernunft und Rücksichtnahme ist völlig richtig eingefordert - aber mit einem Auto dort, wo es machbar ist, 250 km/h zu fahren ist doch nicht zwangsläufig rücksichtslos oder unvernünftig.
Seinerzeit hat man den Mercedes - Testfahrer belangt, weil er so schnell gefahren ist. Ich habe dieses Urteil niemals für richtig gehalten und tue dies auch jetzt nicht. Mir tun die Opfer dieses Unfalls leid - aber es wurde viel zu wenig beleuchtet, dass die junge Mutter mit ihrem Wagen auf der Spur, auf der sie sich befand ganz offenbar nichts zu suchen hatte bzw. mit der Fahrsituation völlig überfordert gewesen ist. Nur mal so als Beispiel für Rücksichtnahme....
Ich will Dir - aus meiner Sicht! - den Grund für die immer schlimmer werdende Bürokratie und Regelungswut erläutern:
Nicht die Dekadenz der Gesellschaft ist hierfür die Ursache - vielmehr die Feigheit vieler Bürger vor Eigenverantwortung und vor den Folgen eigenständig getroffener Entscheidungen. Man kann dann immer hübsch im Vorschriftenkatalog nachsehen und auch ganz leicht den Blockwart geben - bei Odin nicht nur dort, wo es um Geschwindigkeiten , nein, auch dort, wo es um gemähte Rasenflächen und dergleichen geht. Hauptsache, der mündige und reife Bürger muss nicht denken und selbst einmal entscheide, er lässt es gerne andere für sich tun und lebt dafür - bis zum pflegeheimgesteuerten Ende - dahin wie in einer komfortablen Massentierhaltung.
Einige Machthungrige haben die vorhandene Dekadenz - h i e r hast Du ja recht! - erkannt und nutzen dies prima aus, beginnend bei der Oberverbotspartei, den Grünen, aber die anderen sind auch nicht viel besser. Wenn alles geregelt ist, dann brauchen wir ja gar nicht mehr selbst zu denken, dank der elektronischen Möglichkeiten in dieser Welt alsbald nicht einmal mehr zu handeln, wir loggen (nicht nur unser Fahrzeug) einfach in ein System ein - sofern wir demnächst nicht bei Geburt einen Chip bekommen - und schon bestimmt ein Computer, wann wir arbeiten, was wir cholesterinarm essen und an Vorräten kaufen dürfen, wo und wohin wir fahren dürfen, wie schnell wir das tun dürfen, etc. etc. pp. .
Damit wir uns richtig verstehen: In einer Gesellschaft, die auf relativ engen Räumen zusammenk(l)lebt ist selbstredend ein Regelwerk notwendig, das bestreite ich auch nicht - und ebensowenig, dass an bestimmten Fahrstrecken ein Tepolimit Sinn macht - aber eben nicht ein generelles !
Aber es ist natürlich für denkfaule Dödel (wer immer sich den Schuh anziehen mag, kann jetzt aufschreien!) sehr bequem, wenn er eine Situation gar nicht mehr beurteilen muss, sich vielmehr darauf zurückziehen kann, dass "der Böse" ja eh zu schnell gefahren ist und daher der eigene Fahrfehler fröhlich unbeachtet bleiben darf.
Habe die Ehre und
Waidmannsheil