Bollenfeld schrieb:
Totschießen von eigens dafür ausgesetzten Wildes vorgehalten. Jagen auf wildes Niderwild und das Totschießen von ausgesetzten Wild haben nichts miteinander zu tun. Die moralische Bewertung soll mal jeder hier selbst vornehmen.
ach, der Michael, weiß wieder alles und sowieso besser :shock: Was Du so alles über Kistenfasane und ausgesetztes Wild von Dir läßt, ist schon erstaunlich - alles selbst erlebt und gesehen?
Ich versuche mal Dir zu beschreiben, wie so ein typisch belgisches Revier in denen wir zum picking-up eingeladen sind aussieht. Es handelt sich um Eigenjagden, ab 6 - 700 ha aufwärts. Es ist fast immer mind. ein festangestellter Keeper ausschl. für die Jagd und das Wild verantwortlich. In den Revieren, in denen wir unterwegs sind, ist mind. ein Viertel der Fläche unbewirtschaftet. Die Reviere werden mit z.T. enormen Aufwand für das Niederwild aufbereitet. Es hilft nicht Fasane nur auszusetzen, man muss sie auch halten können! Also wird für ausreichend Deckung und Schutz gesort, meist mit Brombeer-/Schwarzdornfeldern, die sich über mehrere ha erstrecken. Felder sind fast immer mit Hecken oder zumindest Mauern umsäumt. Das gesamte Revier ist durch Feldgehölze und Buschgruppen aufgelogckert. Im Winter steht auf fast allen Feldern Zwischenfrucht als Deckung und Äsung. Z.B. von Maisfeldern werden immer Streifen über Winter stehen gelassen. Es werden Wasserläufe angelegt. Raubwild existiert in diesen Revieren praktisch nicht. In den letzten 10 Jahren habe ich dort insgesamt 1 (in Worten: einen) Fuchs gesehen. Katzen, Krähen und anderes Raubwild: negativ. Jegliche Störung des Wildes wird in diesen Revieren so weit wie möglich vermieden. Publikumsverkehr gibt es praktisch nicht.
Diese Reviere sind nicht nur für das gesamte Niederwild sondern für die gesamte Fauna Paradiese. Ich kenne kein deutsches Naturschutzgebiet, in dem es ähnliche Lebensbedingungen gibt.
Natürlich wird dort gefüttert. Futterstellen sind über das gesamte Revier verteilt. Ausgesetzt wird sehr unterschiedlich. Es gibt Reviere, in denen nicht ausgesetzt wird, hohe Fasanenbestände werden durch die o.g. Hegemaßnahmen erreicht. Dann gibt es Reviere, in denen "zugesetzt" wird. Und natürlich auch Reviere, in denen intensiv ausgesetzt wird.
Ob viel oder wenig ausgesetzt wird - immer handelt es sich um Reviere in denen ein Hegeaufwand betrieben wird, der für deutsche Verhältnisse in Grunde nicht vorstellbar ist. Da es sich fast immer um Eigenjagden handelt die professionell bewirtschaftet werden, bestehen natürlich auch ganz andere Möglichkeiten.
Zu den Leuten, die dort jagen: bei unserer 'Heimjagd' dort jagen Vater, drei Söhne, und die Enkel stehen bereits daneben. Hinzu kommen bei den Schützen der ein oder andere Freund der Familie. Bei den Treibern dort ist es ebenso, das "Amt" wird von Generation zu Generation weitergegeben. Diese Leute sind mit einer Motivation unterwegs, die bestimmt nicht durch die paar Euro Aufwandentschädigung entsteht die sie erhalten.
Die Jagden sind immer bestens organisiert. Es gibt Treiber, Schützen und Hundeführer. Wer eine Waffe führt, führt keinen Hund, wer einen Hund führt, führt keine Waffe. Treiber treiben und deren Hunde stöbern, apportieren ist nicht ihr Job. Niemand schießt auf einen Vogel, der unter 45 Grad anfliegt. Nie wird auf einen Vogel geschossen, der bereits am Boden ist! Dafür sind die Hunde da, und die sollen nicht gefährdet werden.
Ach ja, die z.T. semi-professionellen belg. Hundeführer haben i.d.R. keinen JS. Aus rechtlichen oder versicherungstechnischen Gründen wird er dort nicht benötigt. Was dort an Hundearbeit geleistet wird, ist hoch spezialisiert, dafür dann aber auch auf einem hohen Niveau.
Wenn Du meinst, die Vögel würden dort nicht ordentlich fliegen - der oder die Keeper hätten sehr schnell keinen Job mehr. Die Revierinhaber würden das nicht akzeptieren. Ich war auch einige Jahre intensiv auf deutschen Jagden unterwegs, ab und an sind wir das auch jetzt noch. Ich konnte keinen Unterschied feststellen.
Ich sehe keinen Grund, weshalb ich in diesen Revieren nicht mit meinen Hunden am picking-up teilnehmen sollte. Und - sollte einer unserer Hunde jemals einen Kistenfasan apportieren, soll mir die Hundepfeife auf ewig quer im Gebrech festsitzen...
Bollenfeld schrieb:
Von dem im Herbst ausgewilderten Fasanen und Hühnern erleben keine 2% , auch ohne totgeschossen zu werden, das nächste Frühjahr. Das ist reines Flinten oder Raubwildfutter. Fuchs und Marder barfen so zu sagen.
Als professioneller Keeper würdest Du wohl verhungern
Bollenfeld schrieb:
Die korrekte Durchführung eines Zwangapport ist nach wie vor bei Vorstehhunden die bewährteste Methode zuverläsige Verlorenbringer auszubilden. Ausnahmen bestätigen nur die Regel!
Genau. Und wenn Du dann irgendwann auch mal einen apportierenden Hund hast, nehmen wir Dich vielleicht sogar mal mit :mrgreen:
Gruß
Michael
P.s.:Ja, selbstverständlich gibt es dort auch Jagden, an denen man nicht teilnehmen muss. Reviere in denen gegen Bezahlung gejagt wird. Wo nicht nur viel, sonder zuviel ausgesetzt wird. Wo die Vögel, ob Fasane oder Enten, fast keine scheu zeigen. Wie gesagt, dort muss man nicht hingehen.
P.s.s. Und wenn Du Dich mit einer 'Petra' über Kistenfasane unterhalten willst, dann musst Du das in dem Hausfrauen-Retriever-Freunde-Forum tun, in dem Du den Mädels so gern kompetente Ratschläge erteilst :x