Wildbilder von der Bergpirsch

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Was macht denn Dein starker Rehbock?
Keine Sorge, Bericht kommt, wird nur etwas länger...

Heute machten wir wieder eine schöne Tour - in meinem Revier gibt es KEINE Straßen, weder Asphalt noch Erdpiste, also auf Schusters Rappen gut 8 km und 380 Höhenmeter - und Hündchen durfte auf dem drei km Teil des Rückmarsches im Dunkel der Nacht frei laufen - ALPHA 200 zeigte dann 22,5 zurückgelegte Kilometer an!
Leider gab es schwerste Sturmböen, also nur drei Gams in Anblick.
Bei der Mittagspause in der Hängematte wurde ich unsanft geweckt, weil der DJT ungestüm vom Bauche sprang - ein Waldgams wechselte vorbei...
2024-10-09 Lea sichert 2 MP.JPG2024-10-09 dreijähriger Gams.JPG2024-10-09 Typische weitausgelegte Pyrenäengamsgeiß.JPG
 
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Gestern Abend war es aufregend:
Aufbruch um 17h20, brauche eine Stunde bis oben auf Niveau am „Umziehen“-Stein. Insgesamt werden es 2 km und 316 Höhenmeter bis zum Ansitzfelsen.
An besagtem Stein kann ich gut sitzen, einen Teild es vor mir liegenden Hangs abglasen, in Ruhe vom letzten Steilanstieg "abdampfen", SD montieren, mich jagdfertig machen etc.

Dann vorsichtig weitergepirscht. Als ich vor dem Ziel, dem zweiten Felsen im Hang bin, verweist mir DJT Lea auf 80 m steil unter mir einen Rehbock!
Leider ist es nicht der geuchte Bock mit den hohen Stangen, sondern mein alter Bekannter – der junge Sechser. Er fegt wie wild, kämpft mit einem Busch, springt vor und zurück. Wäre leicht zu strecken – na, nächstes Jahr sehen wir uns hoffentlich wieder…
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Pirsche weiter, als er hinter Büschen verdeckt ist und mache es mir neben meinem Felsen gemütlich. In der schmalen Rinne zwischen Ginster rechts und Fels links bin ich mit der erdfarbenen Camouflage gut gedeckt.

Beim Abglasen mache ich zwei Ricken mit Kitzen aus, eine auf 90 m, die andere Ricke auf 150 m.

Später erscheint oben am Hang auf 300 m ein guter Rotspießer. Na, wenn der nach unten zieht, versuche ich, ihn zu strecken.

Die Bühne füllt sich immer mehr; von rechts oben zieht ein Alttier mit Kalb nach unten, der Rotspießer folgt ihnen, nun sind sie 240 m entfernt. Prima, die Richtung stimmt – führt in meine Nähe.
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Aus dem Hang übers Tälchen, Luftlinie 800 m knören drei Hirsche – die Brunft ist definitiv im Gang.

Abwarten ist angesagt, ob hier dem Kahlwild ein passabler Hirsch nachfolgt…

Ups, heute ist aber was los – da wechseln zwei Sauen von rechts hangab in die Rinne. Na, das könnte was werden – ein anständiger Schweinebraten wäre mir auch lieber als der Hirsch.

Die Zeit vergeht, das Rotwild äst langsam in meine Richtung, die Spannung steigt!

Um 20h steht der Rotspießer auf 80 m breit, von diesem Ort kann ich ihn leichter abtransportieren, da wären es nur 500 m schwieriges, steiniges, verfilztes Ginsterbuschgelände bis zum Wanderweg, dann weitere zwei Kilometer Fußweg bis zum Haus....

DJT Lea ist nun völlig aufgedreht und winselt ganz leise; nehme sie vom Schoß und setze sie neben mich. Als sie sieht, daß ich in Anschlag gehe, wird sie noch unruhiger. Die Waffe ruht ruhig im Vorderschaft in meiner selbstgebastelten Anschlaghilfe des Waidtool Stocks.

Der feine Punkt des Duplex Absehens steht fest auf dem Blatt, nun vorsichtig langsam den Abzug durchziehen – und es macht KLICK! Mist, wieder Zündversager, entweder RWS Zündhütchen oder schwache Feder der Merkel K 5.

Na gut, der Hirsch äst hinter einen Busch, während ich die Waffe breche, und so, neu gespannt, wieder in Anschlag gehe. Normalerweise zündet die Patrone im zweiten oder dritten Versuch; ist halt schwierig, die handgeladenen Patronen in meine Wildnis zu bekommen.

Kruzitürken, da wuselt doch 50 m unter mir ein Überläufer durch den Hang, der würde mir gut paßen. Schnell die Waffe vom Bergstock runter und in Anschlag, aber leider bekomme ich ihn nicht ins Fadenkreuz – der Überläufer hat zuviel Fahrt drauf.

Gut, nehmen wir wieder den Hirsch ins Visier - aber der äst weiterhin verdeckt.

Nanu, der Überläufer saust wieder retour, hat er von mir Witterung bekommen oder ist er auf meine Fährte vom Herweg gekommen?

"Haste was Kannste" saust er 40 m unter mir durch den Ginster, wieder bietet sich keine Chance für einen Schuß.

Langsam wird es dämmrig - als ich mich wieder auf den Hirsch fertig mache, zieht der DJT plötzlich aufgeregt nach rechts: Verflixt, da wechselt im Ginster halbverdeckt und zügig eine stärkere Sau hangauf – schlappe 40 m neben mir sehe ich die Rückenlinie, Haupt und Bürzel im hohen Gras!

Jetzt ist keine Zeit mehr, um den Zielstock zu nutzen, gleich wird die Sau überriegelt sein.

Schnell lege ich beide Ellenbogen auf den Knien auf; eine blöde Haltung, so stark verdreht nach rechts zu schießen -ich sitze ja im Hang.

Das feine Fadenkreuz zieht mit der Sau, ich lasse fliegen, deutlicher Kugelschlag, die Sau flüchtet hangabwärts.

Das ist zuviel fürs Hündchen, sie jault auf; ich schnalle sie. In der Eile ohne Einschalten und Koppeln des Hundeortungsgeräts. Nach dem Kugelschlag muß die Kugel gut sitzen, es sollte eine Totsuche werden.

Aber der Hund wetzt mit Hetzlaut auf einem gut einsehbaren Wechsel weit in den Gegenhang! Dort hätte ich sie nach dem Schuß flüchten gesehen! Der Hund hat den Anwechsel genommen.
Die Wutz muß unter mir steil hangab in der Rinne liegen - hoffentlich.

Ich packe meine Siebensachen zusammen, verstaue die Büchse im Rucksack und gehe zum Anschuß. Inzwischen ist Lea auch wieder da und nimmt nun die Fluchtfährte auf. Bald höre ich 50 m unter mir Standlaut und dann nix mehr – AHA, sie hat die Wutz, prima!

Mit vorsichtigem Kraxeln erreiche ich das brusthohe Ginsterdickicht und horche, ab und an vernimmt man Lea, welche die Borsten rupft.

Schließlich stehe ich vor dem ca. zweijährigem Keiler mit ca. 60 kg. Die 110 grn Barnes TTSX aus der .270 Win hat beide Lungenflügel zerfetzt.
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Uff, nun kommt die Arbeit, ich muß das Wildbret erst 500 m über sehr unwegsames, steiles Gelände, dann 1,5 km heimwärts tragen.

Also heißt es, aus der Schwarte schlagen und sorgfältig alles ausbeinen…

Um 22h habe ich es geschafft, der Rucksack ist sauschwer, ich kann mich nur durch Drehen auf die Seite mit Mühe aufrichten. Die Waffe hängt mit zusammengeklapptem Schaft quer vor der Brust in den Schlingen der Brustgurte und zieht den Rucksack etwas nach vorn, verteilt die Last besser.

Dann folge ich schön langsam den verschlungenen, abwärts führenden Wildwechseln. Gut, daß ich den zwei Meter langen Waidtool-Bergstock und den Vierbein-Zielstock als Stütze und auch zum Sondieren des tiefer liegenden Geländes im hüfthohen Ginster habe.

Lea ist zwar inzwischen kugelrund, springt aber immer noch froh nach rechts und links

Schließlich habe ich nach einer halben Stunde den Wanderpfad erreicht. Uff, nun wird es einfacher – aber die Last von 30 kg auf dem Rücken wird auch immer schwerer… Gut, die Temperatur beträgt fünf Grad, ein eisiger Wind bläst, der kühlt; habe nur das Brynje Netzhemd an, das genügt, mich warm zu halten.
Nun genügt mir als Licht die Lampe des Handys - mit rotem Plastik vor der Linse und am Gürtel befestigt, leuchtet sie gut - Schatten werfend - die Hindernisse aus. Die rote Plastikfolie beeinträchtigt natürlich die Bildqualität beim Blitz, schade - hätte die Sony Kamera nehmen sollen.

Um 23h30 erreiche ich das Haus – Halleluja!

Nun das Wildbret in kaltes Wasser, duschen, reichlich trinken und etwas essen…


Oh je, nachts schmerzt alles teuflisch, Hände, Beine, Füße, nehme erst Chinintbl – das hilft .gegen die drohenden Beinkrämpfe, dann nach einer Stunde unruhig im Bett eine Diclo Voltaren resinat und Kakao, dann penne ich tief bis 7h.



So, es steht noch ein Bericht über den starken Rehbock aus, dem ich über WOCHEN nachstellte - kommt bald..
Toller Bericht! Waidmannsheil!
 
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Wie alt würdest du die Waldgais schätzen?
Tja, schwierige Frage, ich glaube sie ist älter als zehn. Der begleitende junge Bock ist zwei-eher drei, sicher von ihr. Dann war da noch ein drittes Stück immer verdeckt im Ginster - ob Kitz??
Die lyraförmige Auslage ist typisch für Pyrenäengams - ABER eigentlich bei Böcken. Bei Geißen selten-
Interessantes Foto - der Faden heißt ja WILDBILDER von der bergpirsch!
Ich hatte ein Stück Schwarte über dem Salzstein befestigt, damit er sich bei anstehendem andauerndem Schneefall nicht so schnell auflöst.
Zwei Tage später "testete" diese Geiß erstmal das neue, fremde "Ding"


2024-05-01 Gams kratzt mit Vorderlauf an Abdeckbrett von Salzlecke.jpg
 
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Heute Abend Pirsch zu einem Hang talauf, in dem ein starker Rehbock zieht, sah ihn einmal auf 150 m in einer Lücke, war mir zu weit zum sicheren Schuß; dann einmal auf der Spypoint Kamera. Zwei Stunden Anmarsch.
Nach einer Stunde Pause auf einem Stein - und im Gegenhang auf 500 m schimmerten im Bestand drei Stück Rotwild!
Na, die Brunft ist eigentlich vorbei - aber gestern rief noch ein Hirsch - also Plan geändert und zu einem Felsen abgestiegen, wo ich vor Jahren mal in Schwerstarbeit einen dicken Stein zum bequemem Ansitz an eine überhängende Felswand gerollt hatte - Neandertal läßt grüßen - Schutz vor Regen und Schnee..
Nach einer halben Stunde erfreute ich mich an jungem Alttier und Kalb-Anblick - aber es ließ sich kein Hirsch blicken - nur ein guter Gamsbock auf 255 m. Sicherlich besser so - das Bergen eines Hirsches in diesem Gelände - puuuuh!
Schöner Abend..
2024-10-11 Alttier mit Kalb 2 MP.JPG2024-10-11 führendes Alttier 2 MP.JPG2024-10-11 Ausblick Gegenhang über Flüsschen von Fels  2 MP.jpg
 
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Heute steht wieder eine Ganztagsjagd an. Talauf geht es, dort zieht ein kapitaler Rehbock, er ist aber sehr heimlich. Hatte ihn einmal auf 250 m in einer Lücke im Gegenhang vor mir - steil bergauf. Da habe ich lieber den Finger gerade gelassen und hoffte auf ein Wiedersehen. Bisher glänzte er durch Abwesenheit..
Also heute früh zwei Stunden Anmarsch; komme etwas spät, es ist schon hell.
Im Hang wechseln mehrere junge Gamsböcke. So unruhig wie die sind, scheint die Brunft zu beginnen. Einer zieht 30 m neben mir meine Hangseite im Bestand hoch - der DJT zittert wie Espenlaub.
2024-10-18 dreijähriger Gasmbock kugelrund 2 MP.JPG.
Dazu äsen zwei Alttier mit Kälbern auf 120 m, ein fünftes Stück drückt sich hinter Büschen herum, kann es nicht ansprechen, scheint ein Schmaltier zu sein.
2024-10-18 junges Alttier äst Brombeerblätter 2 MP.JPG
Ein Kalb ist lustig, hat rechts ein "Schlappohr". Das ist auf allen Bildern so umgeknickt sichtbar.
2024-10-18 das zugehörige Kalb 2 MP.JPG
Die Zeit vergeht schnell bei dem Anblick, aber langsam werde ich müde.
Also zum Versteck der Hängematte, sie aus dem Gurkenglas gefischt und aufgespannt.
Aaaaah, herrlich so ein Nickerchen, der DJT liegt wieder auf dem Bauch und hat den Hang fest im Auge, ich kann in Ruhe schlafen.
Saukalt heute, nur vier Grad... Aber mit Hündchen, Soft-Tyvek Quilt-Untertuch und Ultraleicht-Poncho über uns, ist es gemütlich.
2021-10-08 Puig Hängematte Stilleben 2 MP.jpg
Ab und an riskiere ich ein Auge. Da es bedeckt - mit leichtem Nieselregen - und kühl ist, äst das Wild fast den ganzen Tag, Gams und Rotwild ist vertraut in Anblick, schön.
Aber kein einziges Reh läßt sich blicken!
Um 16h30 verlasse ich das gemütliche Nest, verstaue alles, setze mich wieder unter meine dicke Kiefer und beobachte das Kahlwild.
Nach einer halben Stunde wird der DJT auf meinem Schoß plötzlich unruhig und wittert und äugt stur nach unten in die dichte Vegetation am Wildbach.
Hola, sollte sich die Jagd vor einigen Jahren wiederholen? Da verwies er mir direkt unter uns ein unsichtbar äsendes Paar, ich konnte nach einer Weile den Rehbock ansprechen und den alten, starken Bock strecken.
Die Waffe ist schußbereit, habe sie im Halbanschlag.
Da, eine schwarze Wutz zieht auf 60 m steil unter mir durch eine Lücke. UND verhofft dort, um buschiges Kraut aufzunehmen.
Der DJT fliegt vom Schoß, das feine Duplex steht hochblatt, ich lasse fliegen - KLICK.

Himmel_A.. und Zwirn, da hatte ich vergessen zu laden!!!
Aber bei der Kipplaufbüchse geht das ja schnell und lautlos, schiebe eine S&B exergy rein, dann bricht der Schuß, die Sau fällt wie vom Blitz getroffen.
2024-10-18 feiste Überläuferbache 2 MP.JPG
Schnalle den DJT, der wetzt im Affentempo runter und packt die sich noch bewegende Sau.
Ich packe meine Siebensachen zusammen und steige vorsichtig durch den rutschigen Steilhang ab- schön, die feiste Überläuferbache hat einen Hochblattschuß, Wirbelsäule angekratzt, daher das schlagartige Zusammenbrechen.
Das wird ein leckerer Braten werden - aber erstmal wartet viel Arbeit auf miich.
Schlage sie aus der Schwarte, zerlege und entbeine schönes feistes Wildbret.
Uff, der Rucksack wird schwerer und schwerer, schließlich wiegt er 30kg - und ich habe noch drei Kilometer in der Nacht über Stock und viele rutschige Steine vor mir...
Und den Überläufer habe ich nur dem DJT zu verdanken, die Hündin wird gründlich abgeliebelt und gelobt!
Merci Lea!
Der Heimweg im Dunkeln wird anstrengend, UFFF, einmal setze ich mich unfreiwillig auf den Allerwertesten - nicht schlimm, die zusammengeklappte Waffe habe ich ja vor der Brust in die Brustgurte des Rucksacks eingehängt. Irgendwann trete ich tief aufatmend durch die Gartentür, Hurra, geschafft, welch schöner Jagdtag!
 
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Gestern dann Teilnahme an der Treibjagd im Nachbardorf.
Der DJT soll seine Freude haben und unbeschwert stöbern und hetzen dürfen.
Ich gehe wieder als Treiber und kämpfe mich steil bergauf durch Dornenranken, Stacheleichen undalles mögliche und unmögliche Zeug, die Hündin stöbert und hetzt fröhlich links und rechts. Immer kommt sie nach zehn Minuten zu mir, eine wahre Freude!
Die Jäger freuen sich - ich schnippele mir meinen Weg auf altem verwuchertem Pfad frei, der nächste Treiber hätte es leichter.
Schließlich hat sie zwei Rehe und eine Wutz hochgemacht, die kamen aber nicht den Vorstellschützen, das Gelände ist zu groß, es können nur einige Hauptwechsel besetzt werden. Ca. 10 km nach Garmin Alpha 200 in 4 Stunden gewetzt und 200 Höhenmeter steil bergauf durchs Dornen-Stacheleichengestrüpp.
Eindrucksvoll sind die uralten, sorgfältig gemauerten Pfade in schwierigen Steilstellen.
Oben angelangt - laufen wir nach dem Ende der Treibjagd bequem mehr oder weniger auf Niveau auf einem mit uralten Stützmauern bestens konstruiertem Pfad nach Westen, sammeln dabei drei weitere postierte Schützen ein. Lea hetzt noch einmal wütend in einer Schlucht, teils tiefes Bellen = Wildschwein. Als sie wie immer bald wiederkommt, hat sie einen Schmiß re Backe!
Schöner Tag, reine Freude an der Hundearbeit und gutes Training für den Alten. "Wer den Körper nicht peinigt, den peinigt der Körper" Zitat eines antiken griechischen Philosophen..

2024-10-20 Aufbruch zur Treibjagd Nyer steil bergauf 2 MP.jpg2024-10-20  Treibjagd Nyer steil bergauf auf uraltem kunstvoll mit Stein gebautem Steg durch e...jpg
 
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Gestrige Ganztagspirsch:

Stehe schon um 03h40 auf, kann nicht mehr schlafen. Gut, dann probieren wir es noch einmal bis ans Ende des südwestlichen Tals. Aufbruch bei drei Grad erst 06h30! Bin langsam und erst um 08h30 nach 3,5 km Anweg am geplanten Ansitz und steige durch den dichten Wald ab zum großen Felsblock.

Uff, hatte einen alten englischen Sitzstock mitgeschleppt, der taugt hinter dem Deckung gebenden brusthohen Felsblock nichts, man sitzt zu hoch und muß dauernd balancieren. Da gings auf dem Hocker besser, aber der ist kaputt überstrapaziert vom letzten Jagdgast…

Im Hang wechselt eine Geiß abwärts und bettet sich auf 150 m auf einen Felsblock. Ah, das ist die alte Geiß, die ich schon einige Jahre beobachtete. Inzwischen ist rechts die Krucke nur noch halbhoch, links bis oben - aber nicht oder kaum mehr gehakelt, abgebrochen.

Für einen Gamsjäger eine hochinteressante Trophäe.
2024-10-23 uralte Gamsgeiß auf Fels.JPG2024-10-23 uralte Gamsgeiß.JPG2024-10-23 uralte Gamsgeiß seitlich.JPG
Na, am WE kommt ein junger Jäger, hoffentlich haben wir die Alte wieder in Anblick...

Blöd – allerorten weiden noch Schafe und Rinder.

Unter mir klagen laut zwei klapprige Lämmer, man sieht noch die Nabelschnur. Später kommt ein Schaf mit prallem Euter, läßt sie aber nur ganz kurz ran, eins schafft es, das andere Lamm stellt sich zu ungeschickt an. Scheint nicht die Mutter zu sein...

Arme Viecher, die wird der Fuchs holen.

Suche und finde einige große Steine, kann sie kaum bewegen, mit viel Mühe, Rollen, Liften, teils Heben kann ich in dem Spalt hinter dem Felsen einen sehr schönen Sitz – und mit Fußtritt - auftürmen!!! Polstere ihn oben mit Grasplacken und Moos. Toll, da habe ich jetzt einen prächtigen, bequemen Ansitz!!!

Leider rollt einer der Wackesse weg und zerdeppert mir den Rand des Gehäuses der gebraucht, günstig – schon mit defektem Display gekauften Sony Kamera – sie knipst aber noch…

Dummkopf, hättest auch weiter voraus denken müssen und alles weit wegräumen…
2024-10-23 Viel Arbeit aber nun bequemer Ansitz mit Fußstütze und Gewehrauflage auf Felsem 2 MP.jpg
Mittags pirsche ich langsam durch den Bestand hoch zum Hängemattenplatz und vespere genüßlich eine Scheibe Roggenvollkornbrot mit Wildschweingriebenschmalz, 500 ml Kondensmilch, Datteln, dunkle Nuß-Schokolade. Dann herrlich anderthalb Stunden in der Hängematte mit Soft-Tyvek als Quilt-Untertuch und schmalem Soft-Tyvektuch als Decke, DJT drunter als Heizung gepennt. DJT hat Köpfchen draußen und gibt nicht so schnell die Jagd auf – der Hang wird unermüdlich gemustert.
2024-10-23 Mittagspause in Hängematte 2 MP.JPG
Um 16h30 packe ich erholt alles zusammen und pirsche weiter aufwärts zum 400 m entfernten Ansitzplatz. Nach Überquerung des nächsten Bergbaches mache ich auf 220 Meter einen guten Zehnender Hirsch aus.

Schnell sinke ich zu Boden und sondiere die Lage.

Der vor einer Kiefer frei liegende Hirsch bietet einen herrlichen Anblick, ich bin schwer in Versuchung, ihn zu strecken, die Lizenz steckt im Rucksack.
2024-10-23 mittelalter Zehnender Hirsch.JPG
Aber dann siegt die Vernunft – es ist zu weit bis zum Dorf, ich habe nicht mehr die Kraft wie früher, als ich nach dem Schuß in zwei Touren alles Wildbret und das schwere Haupt über 3,5 km barg.

Nee, danke, soll er leben, er ist auch jung, wird in ein paar Jahren viel besser sein!

Ich pirsche langsam durch den lichten Bestand weiter zu meinem Platz. In jeder Lücke glase ich sorgfältig den Gegenhang ab.

Dort etabliert, wechselt um 18h ein hoher Rotspießer auf 150 m aus, kein einziges Reh läßt sich weit und breit blicken. Es gab auch keinerlei Losung oder Fährten im feuchten Boden.
2024-10-23 Rotspießer.JPG
Hier war doch ein Eldorado – hat die Blauzungenkrankheit von den Schafen hier zugeschlagen?? Es gab über 60 verendete Schafe hier.

Im Sommer streckte ich noch einen sehr guten, ca. sechsjährigen Bock, hatte später einen anderen Bock und eine Ricke dort regelmäßig in Anblick, seit August nix mehr.

Bei Ende des Büchsenlichtes stapfe ich vorsichtig über den vom gestrigen Regen glitschigen Boden heim, DJT hat heute schlechte Karten, Lea muß an der Leine hinter mir laufen.

Es gibt überall noch Schafe, außerdem würde sie gleich die Lämmer massakrieren…

Puuh, Rückweg wird lang, was bin ich froh, den Finger gerade gelassen zu haben….
 
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8 Jul 2017
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Doc-Holiday, Deine Berichte sind faszinierend und machen direkt süchtig. Ursprüngliche Jagd voller Respekt für das Wild und das Gesamterlebnis "Natur" wird von Dir so meisterhaft geschildert, dass man meint, dabeigewesen zu sein. Vielen herzlichen Dank, sagt 7mmMauser
 

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