Was ist daran so unvorstellbar? Das kann schneller gehen, als einem lieb sein kann. Eine Kahlfläche z. B. nach Käfer in einem jüngeren Bestand ohne Vorausverjüngung wieder in Bestockung zu bringen ist alles andere als trivial. Heute schwieriger denn je. Da muß man gar keine Ausrottungsziele hegen, daß es mühsam wird. Jedes Lüfterl nagt an den Rändern der verbliebenen Bestockung, so daß ein Zaun ständig undicht wär. Dürre, Mäuse, Frost, Unkraut, Insektenfraß diktieren zum Teil die Baumartenwahl, und eliminieren fleißig mit. Die spaßig gemeinte Mausbejagung in einem anderen Faden hat durchaus realen Hintergrund. Man macht sich oft lustig über die unterbleibende Fuchsbejagung im Wald. Das ist pure Verzweiflung, die so etwas diktiert. Wie sich die Klimaerwärmung auf Sturmgeschehen, Insektenvorkomnen, Mausdichte und Dürreschäden nach Pflanzung auswirkt ist hoffentlich jedem inzwischen bekannt. Wie nötig man da Wiederkäuer hat, die die letzten verbleibenden Pflanzen auch noch abknuspern, dürfte klar sein.
Dürre und Frost sind die einzigen Faktoren, gegen die man tatsächlich nichts machen kann, alle andere Faktoren sind durch den Menschen beeinflussbar - und sei es durch entsprechende BA-Wahl, eine ordentliche Flächenvorbereitung usw.
Dass ein entsprechender Verbissschutz
auch mit bleifreien Verbissschutzmitteln dazu gehört, stellt niemand in Abrede, dass dies aber die
einzige Maßnahme sein soll, ist schlicht schlechtes Handwerk!
Und wenn man den Blick auch nur einen Jota abwendet vom reinen Nutzfaktor des Waldes, relativiert sich sehr Vieles, in diesem Moment bleibt nicht einmal mehr die angeblich ach so tragische (drohende) Entmischung als wesentlichestes Problem über. Dem fachfremden Waldbesucher, der den Wald (nur) als Kulisse für sich und seine Familie samt unerzogenem Vierbeiner/n betrachtet, ist es nämlich völlig wurscht, ob da um ihn herum Eiche, Buche, Ahorn oder Weide und Birke stehen - Hauptsache kein böses Nadelholz. Es ist ihm auch wurscht, ob die verbissen sind oder nicht (er/sie wird das ja nicht einmal bemerken).
Es tut auch der Schutzfunktion eines Bestandes im Zweifel keinen Abbruch, ob die Buche oder Eiche einen astfreien Schaft von drei oder 15 Metern hat (btw. erstaunlicherweise sind es z.B. gerade die von ihrem Nutzwert völlig uninteressanten Hute-Eichen, die heute als aus NatSchutz-Gründen so "wertvoll" angesehen werden, seltsam, nicht?).
Nein, diese Befürchtungen sind nur zu real. Gerade in den bisher leider sehr oft falsch bestockten, ungepflegten und auf Pflanzung statt Naturverjüngung ausgelegten Wäldern des Kleinprivatwalds. Immerhin ein Drittel der Waldfläche. Das ist NICHT lustig.
Und worin unterscheiden sich nun die "bisher leider sehr oft falsch bestockten, ungepflegten und auf Pflanzung statt Naturverjüngung ausgelegten Wäldern des Kleinprivatwalds" von den gerade ebenfalls ausfallenden "falsch bestockten und auf Pflanzung statt Naturverjüngung ausgelegten Wäldern" der Staats- oder Kommunalwälder aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert - außer durch den Pflegegrad? Weder Käfer noch Sturm machen da einen Unterschied, wenn ich mir das z.B. in den Mittelgebirgen recht betrachte...
Übrigens darfst Du uns ja durchaus einmal erläutern, wie Du die jetzt durch Käfer und Sturm entstandenen, ehemals mit reiner Fichte bestockten Freiflächen in mittlerer zwei bis dreistelliger Hektarzahl am Stück wieder in Bestockung bringen willst, OHNE auf maßgeblicher Fläche entweder wieder die Fichte aus NV zu übernehmen (was ja forstlich angeblich nicht gewollt ist) - oder auf derselben großen Fläche zu pflanzen (was ja offensichtlich ebenfalls böse ist) und dann gleichzeitig in den kommenden Jahren forstlich massiv gegen die Fichten-NV kämpfen zu müssen...
Ich verstehe durchaus das forstliche Dilemma, in dem viele Waldbesitzer gerade stehen, da jedoch den angststarren Blick
ausschließlich auf Rot-/Rehwild zu richten, ist aber halt reichlich dumm und einseitig! Immerhin kann man aber mit den markigen Sprüchen von der eigenen Ratlosigkeit ablenken...