Die Geschichte beginnt am Montag
Ich hatte am Sonntag einen herrlichen Abendansitz auf Jungfuchs hinter mir bei wirklich kaiserlichem Wetter auf einer frisch errichteten Leiter.
Es kam mir einiges in Anblick, eine hochbeschlagene Ricke, ein Schmalreh ein Bock, Fasan, haufenweise Hasen, einfach herrlich.
Wie immer nach dem Ansitz gab ich meinen Jagdherrn Meldung was wo gesichtet wurde.
Am besagten Montag Abend schrieb ich unsere Whatsappgruppe wo ich mich heut hinsetzen dürfe.
Während die Bits und Bites gerade noch durch den Äther sausten um mein Interesse zu bekunden heute rausgehen zu wollen überkam mich eine scheiß Müdigkeit, das glaubt ihr nicht.
Ich hatte den übelsten Tiefpunkt seit langem...
Beinahe hoffte ich schon, keiner würde sich bei mir melden und ich könnte zuhause bleiben und mich etwas relaxen...
Das Telefon geht! Einer der Pächter...
Ich: Waidmannsheil! *Jagdherrname hier einfügen*
Jagdherr: Hallo Valentin, du sagmal... was hälst du davon heute mal mit einem richtgen Gewehr raus zu gehen und das Schmalreh zu schießen was du da in der Ecke ständig vor hast?
Du hast dich in letzter Zeit so sehr engagiert, das wollten wir belohnen!
*Müdigkeit schlagartig weg*
Ich: Stammel irgendetwas von Dankbarbeit, Freude und bevor ich so richtig "aus de Worte" gekommen bin ist das Gespräch auch schon vorbei.
Schnell werf ich mich in jagdlich konforme Schale, klaube die 9,3 aus dem nagelneuen 1er Schrank und mach mich auf den Weg.
Ich entschloss mich auf die gegenüberliegende Leiter zu gehen, da wäre das Wild dann nicht auf 180m sondern eher auf 50m, da saß ich aber noch nie drauf... die ist Morsch und voller Grünspan... älter als ich und wirklich ziemlich "kamikaze" für meine Gewichtsklasse.
Der leere Tiefkühler, die Grillsaison in vollem Gange und natürlich auch die Freude so eine Möglichkeit geboten zu bekommen ließen mich das alles ignorieren.
Als ich zur Leiter pirschte musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass der Bauer die beiden angrenzenden Wiesen umgepflügt hatte.
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Schiet, das ging schonmal bescheiden los... egal!
Ich baumte auf, wieder bei herrlichstem Wetter und musste zu meiner Verwunderung feststellen, dass obwohl die Ansitzeinrichtung gefühlt von nichts anderes als ein paar rotten Planken, rostigen Nägeln und viel Tapferkeit des Erklimmers am leben gehalten wird, so hält sie mich doch.
Ich genoss einen herrlichen Abend ohne nennenswerten Anblick
Am folgenden Tag fuhr ich gleich nach der Arbeit auf einen Abstecher durchs Revier um zu sehen obs was neues gibt... Der Bauer war wieder da und drillte gerade Mais... toll
Egal, wieder raus, diesmal noch ne Stunde früher, um 18 Uhr saß ich pünktlich. an gleicher Stelle.
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Keine 30 Minuten kommt eine B Klasse keine 10m neben meiner Leiter zum stehen, der Weg ist bloß ein Trampfelpfad genutzt von Landwirten und dem gelegentlichen Naherholungssuchenden.
Ein alter Mann steigt aus, läuft zur Stelle wo der eine Pächter und ich am Samstag eine noch katastrophalere Leiter entsorgt haben.
Ich zähle diesen Umstand, und die Tatsache dass der Name des "Jagdaufsehers" mit den Buchstaben auf dem Kennzeichen des Benzes korrelieren zusammen und entscheide mich dem Herrn einmal vorzustellen.
Nach einem kurzen Schnack fuhr er weiter, er hatte den Jährling frei bekommen, den Bruder von "meinem" Schmalreh und er machte sich 2 Leitern weiter auf diesen zu erlegen.
Nach dieser kurzen Unterbrechung war ich dann wieder oben, mit geschärften Sinnen.
Nix zu sehen außer ein paar Junghasen im Feld vor mir.
Gegen 8 Uhr knackte es dann einmal verdächtig hinter mir und das Schmalreh trat beinahe direkt unter mir aus.
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Ich hätte in der Situation nix machen können, es war keine 5m von mir weg und musste mich windtechnisch eigentlich voll mitbekommen haben da dieser direkt von vorn kam.
Man konnte am Verhalten des Stücks auch merken, dass ihr die Situation auch nicht ganz geheuer war.
Bevor ich auch nur überlegen konnte ob ich es wagen sollte die Waffe hochzunehmen sprang es auf einmal unversehens auf etwa 40m ab, sicherte nach rechts weg.
In diesen kurzen Sekunden setzte ich fluchs den Gehörschutz auf, Nahm die Waffe hoch und spannte selbige.
Bevor ich das Schmalreh jedoch ins Glas bekommen konnte sprang es ab.
Bühne leer... ich immernoch voller Adrenalin höre von rechts Stimmen...
"Ach guck da oben sitzt einer" hör ich den einen zum anderen sagen.
2 Jugendliche die am spazieren waren... ich konnte ihnen nichtmal böse sein.
Wer bei dem geilen Wetter nicht vor der Playstation hängt hat für mich schon gewonnen.
Ihr "guten Abend" wurde von mir mit einem doch etwas brummigen " 'nabend" quittiert.
Egal denk ich mir... Rehwild lässt sich davon nicht so leicht irritieren.
Auch die beiden Pferdeweiber die eine halbe Stunde später den gleichen Weg gingen und lautstark über die Wehwehchen ihrer Zentnerschweren Geldverbrennungsmaschinen lamentierten brachten mich nicht zum aufgeben...
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Dennoch fragte ich mich ob jeder "Unfall" wo ein Jäger angeblich aus Versehen ein Pferd mit einer Sau verwechselte wirklich einer war
Halb 10... der Arsch wird langsam wirklich etwas platt auf dem Brett... da höre ich rascheln.
Ziemlich genau da wo das Schmalreh abgesprungen ist tauchte es auch wieder auf.
Es umschlug mich in einem Bogen und wollte rechts von mir wieder in dem Grünstreifen zwischen den beiden Äckern zurück in seinen Einstand wechseln.
Eine Lücke zwischen den Ästen suchend, unsicher wo ich es am besten abpassen sollte, entschloss ich mich es mit einem Pfiff zum verhoffen zu bringen bevor es zu unbequem wurde um einen sicheren Schuss anbringen zu können.
Das Stück verhoffte, ich hielt mit dem Absehen auf 30m eine Handbreit hinters Blatt.
Normalerweise halte ich immer hart aufs Blatt aber bei dem Schmalreh dachte ich mir bleibt vielleicht nix über.
Ich ließ also fliegen... Das Schmalreh brach augenblicklich im Schuss zusammen und schlegelte.
Erleichterung gemischt mit Bedauern und Mitleid der Kreatur gegenüber, dessen Leben ich soeben nach so kurzer Zeit auf dieser Erde genommen hatte.
Auf einmal kam das Stück, gefühlt nach 5 Sekunden des leichten Schlegelns auf die Läufe, machte 3 hochflüchte Schritte und verendete dann auf dem Grünstreifen.
Schweiß wie aus der Gießkanne vom Anschuss, die 5m bis zum Stück.
Einschuss Kalibergroß, Ausschuss Golfballgroß mit Teilen des Gescheides heraushängend... unschön aber doch ein einigermaßen schneller Tod.
Zufrieden bin ich mit dem Schuss nicht wirklich, halte ich weiter vorne an.
Ich will nicht leugnen, dass ich trotz meinem langen und gründlichen Ansprechens aus allen Richtungen doch eine Restmulmigkeit herrschte als ich an den Anschuss trat.
Der Kontrollblick auf die Spinne ließ mich dann aber doch durchschnaufen.
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Dem guten Beobachter wird aufgefallen sein, dass das Bild nicht zur Beschreibung passt, das liegt daran, dass ich das Schmalreh auf die Ausschussseite gelegt habe da die nicht sonderlich fotogen war... anschließend habe ich das Bild nachbearbeitet und gespiegelt damit es auf der "richtigen Seite" liegt.
Weil ich kein Held darin bin im liegen aufzubrechen und ich zudem mehr Wasser benötigt hätte bei dem ganzen verdreckten Gekröse wollte ich dann doch das Stück zuhause versorgen.
Ich machte den Pächtern also Meldung über die Erlegung und berichtete, dass ich es zuhause aufbrechen würde.
Gesagt getan, zuhause das Stück versorgt.
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Anschließend habe ich meinen Wildmetzger (der engebtlich ja immer zuhause ist) versucht zu erreichen, pustekuchen... ja scheiße...
Da musste ich an die Worte des Försters denken, bei dem ich letztes Jahr war, dass ich nach Absprache auch mal das Kühlhaus vom Forst nutzen kann.
Also gleich den Förster angerufen... okay mein Glück für diesen Abend habe ich wohl ausgereizt, auch der geht nicht ans Telefon.
Hingefahren, geklingelt... halb 11, keiner da.
Blick in die Kühlung geworfen, war an... Es hing ein Bock drin.
Ich hatte kurz überlegt... und dann Schmalreh dazugehangen, über die eventuellen Konsequenzen muss ich mir morgen gedanken machen.
Dem Förster ne SMS geschrieben, die Lage erklärt (am kommenden Morgen um punkt eine Minute nach 8 kam die Antwort: Alles gut, er hätte sich schon gewundert wo das herkommt
Ich kanns da hängen lassen bis Freitag, dann fährt er in Urlaub)
Langsam daran denkend, dass morgenfrüh der Wecker geht wollte ich mich eigentlich auf den Weg nach Hause machen, da geht das Handy, Pächter#2 "Wir sitzen hier bei Pächter#1 und trinken gerade ein Bier auf dein Schmalreh, komm doch vorbei und trink eins mit"
Bis ich da bin ists 11 Uhr einmal von Hüh nach Hott gefahren, komme ich da an und wir haben das Schmalreh anständig totgetrunken. Ich habe mich brav an mein Bitburger 0,0 geklammert da ja noch Mobil mit der Knifte im Auto und Schweiß an der Karre war....
Wäre ein schöner Abschluss des Tages gewesen die Pappe deswegen abgeben zu müssen.
Jedenfalls sind wir versackt bis 1 Uhr, die anderen beteiligten haben meinen mangelnden Pegel tapfer ausgeglichen und um halb 2 war ich dann frisch geduscht, müde aber glücklich im Bett.
Meine Perle hat eiskalt nix mitgekriegt und schnarchte den Schlaf der Gerechten.