Unsere Jugend....

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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Flex:
Ich finde es sehr bemerkenswert, mit welche Ruhe, Gelassenheit und Selbstdisziplin unsere Pädagogen dieses Forums diesen Thread gelassen an sich vorüberziehen lassen, ohne sich von dem be(ge)troffen zu fühlen, was wir hier so vom Stapel lassen...
<HR></BLOCKQUOTE>

Weil ich es leid bin, mich immer für meinen Beruf rechtfertigen zu müssen.
Weil Lehrer in keinem anderen europäischen Land ein so schlechtes Ansehen genießen wie in Deutschland.
Weil ich mich nicht länger dafür verteidigen müssen will, dass ich für meine Privilegien wie lange Ferien usw. auch so manches Wochenende und so manchen Abend (oder Nacht) mit Korrekturen um die Ohren schlage, die lange dauern, weil ich verpflichtet bin, Kommentare darunter zu schreiben, die die meisten Eltern aber sowieso nicht lesen.
Weil ich ständig für Fehler verantwortlich gemacht werde, die mein Arbeitgeber (=das Schulministerium) zu verantworten hat (zum Beispiel völlig praxisferne Lehrpläne).
Weil ich hier mit schwarzen Schafen meines Berufsstandes völlig pauschal in einen Topf geworfen werde.
Weil ich nichts dafür kann, dass meine Ausbildung total miserabel und verwissenschaftlicht und absolut praxisfern ist.
Weil ich nicht die Anschaffung aktueller Schulbücher aus eigener Tasche bezahlen kann und die bankrotten Schulträger auch nicht, weil ich aber auch nicht unendlich auf Kopien aktuelleren Materials etc. ausweichen kann, weil mir aus Kostenersparnisgründen des Trägers nur ein bestimmtes Kopienkontingent zur Verfügung steht und ich sowieso schon eine Menge im Copy-Shop auf eigene Kosten kopiere.
Weil ich mich weigere, Erziehungsfehler der Eltern auszugleichen und bezweifele, in max. 4 Wochenstunden in einer Klasse von ca. 25-30 Schülern (also ca. 120 verschiedenen Schülern pro Vormittag) dazu überhaupt in der Lage zu sein.

Weil ich bestreite, dass Lehrer dafür verantwortlich sind, den Kindern beizubringen, dass Enten nicht gelb und Kühe nicht lila sind - wenn Eltern ihre Kinder vor dem Fernseher unkommentiert und unbegleitet soviel Werbung und Sendung mit der Maus (da ist die Ente nämlich gelb! - die Sendung ist zwar gut, muss aber eben auch von den Eltern kritisch kommentiert werden)schauen lassen, dass diese diesen falschen Eindruck bekommen, statt mit ihnen mal einen Ausflug auf den nächsten Bauerhof zu machen, dann ist das nicht mein Versäumnis! Das ist meiner Meinung nach klare Aufgabe der Eltern. Ich hab meine Lehrer nicht dafür gebraucht, zu lernen, dass Enten nicht gelb und Kühe nicht lila sind - dafür haben meine Eltern gesorgt.
War das bei euch anders???


[ 18. Juni 2004: Beitrag editiert von: GreyArwen ]
 
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Gray :

Eines sollte wir Eltern uns immer vor Augen führen :

Wir sind nicht in der EX-DDR; wo Erziehung
der Kinder Staatsaufgabe war;
für die Erziehung unserer Kinder sind immer noch die Eltern verantwortlich !


Und wen in Nds die Schulbuchbefreiung abgeschaft wird;
dann komme ich eben selber für die Unterichtsutensielien meiner Tochter auf !

Das vermitteln von Wissen für unsere Kinder solte uns Eltern schon was Wert sein;
.
.
.
übrigends : zu meiner Zeit als Schulbankdrücker gabs auch keine Lernmittelbefreiung;
da mußten jedes Jahr die Bücher Neu gekauft werden ! Und da waren schon mal eben für die 7. Klasse 300-400 DM fällig; das war damals für meine Eltern mit 4 Schulpflichtigen Kindern kein Pappenstiel;
Benzin war damals Billiger als Coca-Cola und eine Schachtel Zigaretten kostedte damals 1 DM !

( bevor ihr jetzt lange Rätselt: seit gestern bin ich 45 jahre alt...)

Andreas

[ 18. Juni 2004: Beitrag editiert von: Rugen ]
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Waldmops:
Es muß sich ja auch nicht jeder be- oder getroffen fühlen. Meine leider überwiegend schlechte Meinung über Lehrer kann ich auch nur aus eigener Schulerfahrung und der Schule meiner Kinder bilden. Persönlich beleidigen, möchte ich nicht.
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Wünsche Euch ein schönes Wochenende!
<HR></BLOCKQUOTE>

Liebe Waldmopsine,

ich biete Dir an mich mal einen typischen Tag auf meiner via dolorosa durch den Schultag zu begleiten (ist in S.-H. sogar schulrechtlich erwünscht; jede Elternvertreterin kann auf Antrag und Anmeldung bei Lehrern hospitieren). Ich bin geradezu erschreckt über so viel Unkenntnis und Vorurteile die sich in Deinen Postings zeigen.
Lasst mich doch ein wenig "aufräumen". "Den Lehrer" gibt es in Deutschland zunächst mal gar nicht. Wir haben Lehrer für Grund- und Hauptschulen, für Realschulen und die Studienräte, OStR, StD und OStD für Gymnasien und Gesamtschulen. Genau so wie es den Bürokaufmann, den Groß- und Einzelhandelskaufmann, Industriekaufmann, ... gibt kann man die nicht unbedingt in einen Topf werfen.
Sowohl Julia, die mir aus dem Herzen gesprochen hat (danke dafür) als auch meinereiner haben die Ehre die Damen und Herren Gymnasiasten zu beschulen. Das ist nach dem traditionellen System "die creme de creme" der deutschen Jugend! Als Humbold seinerzeit die Gymnasien einführte waren das gerade mal 10% aller Jugendlichen eines Jahrgangs. Heutzutage sind das knapp 50%! Offenbar wurde die Jugend seitdem klüger - so schlecht können die Lehrer dann doch nicht sein
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.
Die typische deutsche Hauptschulklasse war zu meiner Schulzeit das Tor zu den kaufmännischen Berufen. Die heutige Hauptschulklasse speziell im etwas größeren Dorf in meiner Nachbarschaft besteht aus 40% Spätaussiedlern (östlich), 40% Türken und 20% Deutschen. Deutsch wird dort als DAF (deutsch als Fremdsprache) unterrichtet...
So weit zur Rechtschreibung. In unseren Klassenarbeiten sind wir (ich bin Naturwissenschaftler) verpflichtet auch die Rechtschreibung als Bewertungskriterium heranzuziehen - bei mehr als 20% Rechtschreibfehlern ist eine Note (keine Notenpunkte!) abzuziehen. Wie war da noch die Werbung eines Bundeslandes im Süden: "wir können alles außer Hochdeutsch"?...
Bezüglich des Beamtentums kann ich nur feststellen dass unser Kollegium langsam gerne drauf verzichtet. Wir haben inzwischen über Nacht (und Nebel) seit meinem Berufsanfang 4 Wochenstunden mehr zu unterrichten (wie sträubt sich doch die Verdi wegen einer Mehrarbeit) und Karriereaussichten sind gleich Null. Hat irgend jemand hier schon mal eine Schulung über Mitarbeitermotivation und Menschenführung mitgemacht? Für jeden Panzerkommandeur eine Selbstverständlichkeit; ein Schulleiter bekommt diese nicht.
Ansonsten danke ich für das schöne Wochenende; mein letztes habe ich im Kreise meiner lieben Schüler auf Klassenreise verbracht (und das sogar genossen).
Ansehen der Lehrer: in der Tat, Deutschland ist auch in diesem Punkt die rote Laterne (europaweit). Wir haben zwar nach der Schweiz und Dänemark recht gute Gehälter aber der vermentliche Vorteil der langen Ferien wird sehr schnell zum Nachteil, da diese komischerweise immer in der Hauptsaison liegen
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. Unlängst sollte in meiner Hütte der Wasserzähler ausgewechselt werden - ich hatte meine liebe Not dem Monteur klarzumachen dass ich nicht mal schnell den Vormittag Urlaub nehmen kann (meine bessere Hälfte ist ebenfalls berufstätig - in einem normalen Beruf (Bürokauffrau)). Die musste dann auch in den sauren Apfel beissen da Monteur ja nachmittags nicht kommen wollte.
Lieber Andreas, ich denke genau so wie Du - dass die Erziehung der Kinder die (grundrechtliche) Aufgabe und Pflicht der Eltern ist. Ich würde mir da auch jeden andersgearteten Ansatz verbitten. Dann komme aber mal in eine Klasse, bei der ca. 60% aller Kinder keine geregelten Mahlzeiten kennen (nur McDoof) dafür aber die Sendungen im spätprogramm minutengenau rezitieren; die nicht eine Minuten still sitzen können (unsere Welt kennt dafür sogar eine Abkürzung: ADS) und ein Lebendgewicht auf die Waage bringen die sogar Dich vor Neid erblassen läßt (ich sehe da so ein Musterexemplar bildlich vor mir. Ist zwar als Individuum von Herzen gut und Nett - im Klassenpaket aber ausgesprochen unangenehm). Um diesen Menschen ruhig zu kriegen muss ich 45% meiner Zeit opfern - zum schaden der normalen Schüler.

Rolf, der aus eigentlich nicht nachvollziehbaren Gründen seinen Beruf immer noch liebt

[ 18. Juni 2004: Beitrag editiert von: rolfsc ]
 
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( bevor ihr jetzt lange Rätselt: seit gestern bin ich 45 jahre alt...)

Wünsche Dir alles Gute Nachträglich

zu deinem Text kann man nichts mehr hinzufügen, hast es auf den Punkt gebracht.

dirnochmalsgratuliere
Hasty
 
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Ich hab zwar grad nicht den ganzen Thread gelesen aber ...

Ich hab nen Cousin der mich mal bei nem Besuch gefragt hat ob die Rehe und Wildschweine einfach so frei hier rumlaufen...
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Ich denke aber das es sich dabei eindeutig um ein Problem von Stadt kinderngeht!
Beim uns in der ländlicheren Region geht es doch noch ein wenig gescheiter zu....
Mein Englisch lehrer wusste sogar das es einen Unterschied zwischen Hasen und Kaninchen gibt
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das lässt doch irgendwo hoffen aber es wäre doch ganz notwendig auc die Lehrer Fortzubilden und das am besten unabhängig vom Fach!!
Schließlich werden die heutigen Stadtkinder vielleicht auch mal Lehrer und erzählen dann ihre Weisheiten weiter und erst dann wird es wirklich Problematisch!!
Vielleicht wäre es doch jetzt mal der richtige Ans**** für die Kreisgruppen die Grundschulklassen in den Wald zu Führen und ihnen die Zusammenhänge zu erleutern.
Die rollende Waldschule denke ich ist bestimmt gut geeingnet um solche Aktionen zu unterstützen als Ärmel hoch und los...
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WH Heiko
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Rugen:
...( bevor ihr jetzt lange Rätselt: seit gestern bin ich 45 jahre alt...)

Andreas

[ 18. Juni 2004: Beitrag editiert von: Rugen ]
<HR></BLOCKQUOTE>


Ich wusste doch da da irgendwas war. Seuchenalterssenilität.
Andreas: Happy Bördsday!!!!!!!!!!!!

rolf
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von rolfsc:



Ich wusste doch da da irgendwas war. Seuchenalterssenilität.
Andreas: Happy Bördsday!!!!!!!!!!!!

rolf
<HR></BLOCKQUOTE>

Von mir tu!
 
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...und es geht doch: Jüngste (5. Klasse) kam heute aus dem schuleigenen Landheim zurück. Der Lateinlehrer ist passionierter Ornithologe und hat den Kindern Vögel auf Bildtafeln gezeigt und ist dann mit ihnen zur Bestimmung in den Wald gegangen. Jetzt kann sie Vogelstimmen zuordnen und sie hat der reaktionär altmodischen, täglich kochenden (Jäger)-Mutter was voraus.
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Gruß Hirschkäfer
 
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Die ständigen Schuldzuweisungen zwischen Elternhaus und Schule können jedoch nicht hinwegtäuschen, das beide Parteien eine Mitschuld tragen.

Prinzipiell ist die Aufgabenverteilung klar. Das Elternhaus ist für die Erziehung und die Schule für die Bildung zuständig. Das Elternhaus versucht seit 30 Jahren die Erziehungsaufgabe an die Schulen zu delegieren und die öffentliche Schule hat sich von ihrem Bildungsauftrag verabschiedet. Das letzteres keine These ist wird ersichtlich, wenn man einen direkten Vergleich zwischen öffentlichen und privaten Schulen und dem Selbstverständnis der jeweiligen Lehrkörper anstellt. Unterschiede sind bereits festzustellen zwischen städtischen und kirchlichen Trägerschaften. Sicherlich kommt hinzu, das auf den privaten Schulen die Kinder aus einem "gehoben" Elternhaus stammen. Das Versagen der öffentlichen Schulen, das seit jahrzehnten Andauernde experimentieren mit Schulformen, Lehrinhalten, Methoden usw. kann aber durch dieses Faktum nicht hinreichend erklärt werden.

Während meiner gesamten Schulzeit hatte - grob geschätzt - 40 Lehrkräfte im Unterricht über mich ergehen lassen müssen. Im Rückblick kann ich nur dreien eine Eignung zum Pädagogen zusprechen. Im Studium dann, hatte ich die freie Wahl meiner Professoren und habe mir die Studienplätze dementsprechend aussuchen können. Unweigerlich bekam ich dadurch aber auch Kontakt zu "Lehramtstudiengänger/innen". Und ausnahmslos habe ich Studenten kennengelernt, die unmotiviert und orientierungslos ein Studium absolvierten, zu dessen Inhalt sie keinen Zugang gefunden hatten. Es mag da Ausnahmen geben, nur leider sind mir diese nicht begegnet. Und diese Studienabgänger unterrichten nun Kinder und Jugendliche oder Verkaufen Fritten. Beides wahrscheinlich mit einer vergleichbaren Motivation.
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Rugen:


(...)

( bevor ihr jetzt lange Rätselt: seit gestern bin ich 45 jahre alt...)

Andreas

[ 18. Juni 2004: Beitrag editiert von: Rugen ]
<HR></BLOCKQUOTE>

Herzlichen Glückwunsch.
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Hallo Luxjäger, ein klasse Artikel !

Das ein intaktes Elternhaus natürlich auch einen großen Einfluß auf die schulischen Leistungen unserer Kinder hat, darf nicht vergessen werden.

Und in einem Zeitalter, in dem es fast "modern" ist, sich nach 2,3,4 Jahren von seinem Ehepartner zu trennen und auf eigene Faust -alleinerziehend- das Beste daraus zu machen, sollte man sich nicht wundern, agressive und völlig verstörte Kinder heran zu ziehen.

Dieses gekoppelt mit teilweise "unfähigen" Lehrern.... dann kann aus unserer Jugend auch nichts werden...
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Rugen:
( bevor ihr jetzt lange Rätselt: seit gestern bin ich 45 jahre alt...)

<HR></BLOCKQUOTE>

nachträglich herzlichen Glückwunsch, Andreas. Übrigens: Willkommen im 45er - Club.......ausgezeichneter Jahrgang ! und zu Deinem Posting: Vollste Zustimmung !

Einen Satz noch zur Lehrmittelfreiheit:
Bei uns in Ba-Wü ist sie eigentlich eingeführt. Nur ist es leider so, daß das Land lieber Geld für unnötige Straßen ausgibt, als für die Bildung unserer Kinder. Deswegen wird die eigentliche Lehrmittelfreiheit immer mehr untergraben, und dies den Eltern als " nötig " vorgemacht.
Es ist schon traurig, wenn die Bildung eines der reichsten Länder der Erde, am Geld scheitert.........
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von GreyArwen:
Weil ich es leid bin, mich immer für meinen Beruf rechtfertigen zu müssen.
Weil Lehrer in keinem anderen europäischen Land ein so schlechtes Ansehen genießen wie in Deutschland.
Weil ich mich nicht länger dafür verteidigen müssen will, dass ich für meine Privilegien wie lange Ferien usw. (...)
<HR></BLOCKQUOTE>
Um es einmal ganz vorneweg zu nehmen: ich möchte ganz sicher nicht mit Dir tauschen, obwohl ich JEDE Woche zwischen 70 und 80 Stunden in meinem Betrieb bin...

Was sind schon lange Ferien, wenn Du dafür die Defizite der Nachkömmlinge anderer Menschen ausgleichen sollst. Was sind schon 'sichere' Stellen, ohne Möglichkeit einer Verbesserung der momentanen Situation?
Unterrichtest Du denn nicht vielfach Kinder einer 'no Future - Generation'?
Sicher gibt es Ausnahmen, doch die verschwinden in der Masse.
Ich erlebe es täglich, d´ß SchülerInnen aus anderen Städten zur Klassenfahrt hier her kommen. In der einen Hand haben sie einige DIN A4 - Blätter, in der anderen eine Zigarette, oder eine Flasche Bier. Solchermaßen ausgerüstet 'erkunden' sie die für sie fremde Stadt und suchen nun die, auf diese Blätter kopierten Häuser, Statuen und Tafeln. Die ganz schlauen schicken einen Trupp los, der diese Erkundung durchführt - sie selbst gammeln derweil anderweitig herum - später wird dann 'abgeschrieben'...

Aber selstverständlich gibt es, wie in jedem anderen Beruf auch bei den Pädagogen die schwarzen Schafe. - Diese werden gerne als DAS Negativbeispiel hergezeigt. - Diesen ist es auch zuzuschreiben, daß dieser Berufstand solchermaßen bewertet wird.
Lehrpläne beinhalten doch oftmals die von uns hier bemängelten Defizite überhaupt nicht mehr. Zeit, um solches Allgemeinwissen an das Kind zu bringen, ist im Lehr- und Stundenplan auch nicht vorgesehen.

Früher, als es noch nicht in jedem Haushalt ein Fernseher, eine Spielekonsole, oder ein Computer gab, hatte man (Kind) eben die nötige Zeit, die Natur zu erkunden und zu erleben. Ferienlager, Gruppenstunden und ähnliches waren angesagt und dienten zugleich, auch das Zusammenleben mit dem Mitmenschen zu üben.

Klaus

NACHTRAG:

Nachträglich wünsche ich Andreas alles Gute zum Geburtstag. - Sei froh, daß Du vor 1960 geboren bist...
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Klaus

[ 19. Juni 2004: Beitrag editiert von: Flex ]
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von rolfsc

Liebe Waldmopsine,

ich biete Dir an mich mal einen typischen Tag auf meiner via dolorosa durch den Schultag zu begleiten (ist in S.-H. sogar schulrechtlich erwünscht; jede Elternvertreterin kann auf Antrag und Anmeldung bei Lehrern hospitieren). Ich bin geradezu erschreckt über so viel Unkenntnis und Vorurteile die sich in Deinen Postings zeigen.
<HR></BLOCKQUOTE>

Hallo Rolfc,
Vielen Dank für Dein Angebot, aber da ich bei uns mindestens drei mal pro Woche in unserer Schule tätig bin, und regelmäßig den Unterrichtsstoff meiner Kinder nachzuvollziehen versuche, denke ich schon einen, wenn auch kleinen, Einblick bekommen zu haben. Ich bin regelmäßig im Unterricht, weil die Lehrer darum bitten. Zwei bis drei (unbezahlte) Mütter sitzen regelmäßig im Unterricht dabei und übernehmen Aufgaben, die der Lehrer allein nicht schafft. Sport und Mathematik wird von Müttern übernommen, weil durch Lehrermangel oder -krankheit sonst zu viel Unterricht ausfallen würde. Ansonsten bin ich im Schulelternberat sowie im Förderverein tatkräftig tätig und die Erfahrungen über die Arbeitsmoral und der Wille zur Mitarbeit der Lehrerschaft läßt Grund zum Gruseln. Ich habe auch darauf hingewiesen, daß ich nur von meinem Umfeld spreche, also muß sich nicht jeder Lehrkörper angesprochen fühlen.

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Hat irgend jemand hier schon mal eine Schulung über Mitarbeitermotivation und Menschenführung mitgemacht? Für jeden Panzerkommandeur eine Selbstverständlichkeit; ein Schulleiter bekommt diese nicht.rolfsc
Habe ich gemacht, ist ganz einfach! Kann man sogar am Wochenende machen. Man muß es nur selbst finanzieren und seine Freizeit daran hängen. Jeder muß sich eben weiterbilden, um im Beruf fit zu bleiben...
 
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Ich habe leider nicht (mehr) die abgeklärte Einstelluing von Julia; ich rege mich doch etwas über Stereotypen auf...
@ Woldmops: Als (ehemaliger) Ortsbeauftragter vom THW habe ich diverse Führungsschulungen über mich ergehen lassen; ich habe das Beispiel nur gewählt um aufzuzeigen was unser Brötchengeber (das Bundesland) von Motivation hält. Ich kann mit ruhigen Gewissen sagen dass die Abläufe in unserem KuMi (ohne Wissen derselben in abgewandelter Form) auf einer der Schulungen als Musterbeispiel aufgezeigt wurde wie man Vorgänge blockieren kann.
Ansonsten frage ich mich wie Du eure Lehrer verdammst, die offenbar gar nicht mehr wissen wie sie die Verwaltungsaufgaben in den Griff bekommen und deshalb die unwichtigen Aufgaben wie Unterricht an Eltern deligieren müssen. Und das mit unwichtig meine ich verdeammt Ernst; unser KuMi legt weitaus mehr Wert auf Verwaltung denn auf Unterricht: 70% unserer Zeit gehen tatsächlich durch Verwaltungsaufgaben drauf (jeder Unternehmensberater hätte an dem Laden seine helle Freude); unlängst durfte ich die korrigierten Abituraufgaben meiner Schüler Seite für Seite durchnummerieren (ging von Seite 1 bis 678; dauerte ca. 1 Stunde).

@Bracki: meine Tochter ist in einer Privatschule; ich kann damit nur sagen dass da sehr wohl eine privilegierte Schicht sich rumtreibt aber ob ich die unterrichten will? In jeder normalen Schulkalsse sitzt mindestens ein Kind dessen Eltern sofort mit juristischem Beistand kommen wenn alles nicht nach ihrem Kopf abläuft; in der Privatschule mindestens aber drei. Kann man (oder Frau) es dann verdenken dass ab einem gewissen Alter (resp. Erfahrung) man es einfach leid ist ständig zu kämpfen und dann doch lieber mal eine Versetzung ausspricht anstatt monatelang gerichtlich zu streiten und am Ende wegen Verfahrensfehler doch die Versetzung aussprechen muss? Wohlgemerkt wegen Verfahrensfehler; das Wissen und die Eignung zählt vor Gericht keinen Heller.

Null-Bock-Generation? Warum denn wohl? Mit Sicherheit nicht wegen den Lehrern oder dem Lernstoff. Welche Einstellung hättet Ihr denn wenn
- die Politik über die Meinung der Mehrheit weg entscheidet weil eine kleine Gruppe, die knapp 8 % der Stimmen auf sich vereinigt, eine Koalition platzen lassen wenn wenn nicht ...
- Man im Durchschnitt 100 (!) Bewerbungen schreiben muss um einen Ausbildungsplatz zu bekommen
- Auf sehr vielen Rasenplätzen speziell in den "Sorgenvierteln" Betreten und Fussballspielen verboten ist; die Köter aber dort alles dürfen
- das Elternhaus, das ich (Baujahr 1955) noch kenne, aus finanziellen Gründen (dank Teuro) nicht mehr existiert? Und Kind deshalb den lieben langen Tag mit allen Sorgen und Nöten alleine gelassen wird?
- wenn Kind in der Klasse merkt dass die Lehrer 90% der Zeit aufwenden um Störenfriede ruhig zu bekommen (wir dürfen aus Gründen der Aufsichtspflicht Störer nicht mehr einfach aus der Klasse werfen sondern müssen ihn pädagogisch betreuen. Was ist wenn er das gar nicht möchte?) und die dann noch verbleibende Zeit den restlichen 99% der Schüler widmen können? Wie schon gesagt; ich unterrichte nur in der Oberstufe des Gymnasiums (und habe auch Erfahrungen in euiner Abschlussklasse der Realschule); ich möchte nicht in einer Hauptschule unterrichten!

@Flex: Ich muss laut Deputat 24,6 (!) Stunden unterrichten. Dazu kommen noch in meinem Fall
-nachsehen der Heftführung
- Auf- und Abbau von Versuchen nebst ausprobieren ob die Geräte noch intakt sind (unsere Geräte sind mittlerweile älter als unsere jungen Kollegen)
- Korrigieren von Arbeiten und Klausuren (da kann Julia mehr klagen als ich; in den Naturwissenschaften gibt es nur richtig oder falsch. Aber: die Schüler sind immer am Puls der Zeit; wir benötigen als Voraussetzung ein breites, über das Schulwissen weit hinausgehendes Allgemeinwissen. Wer von euch kann sagen was man unter Quarks, Leptonen oder PET versteht? Steht nicht im Lehrplan; man muss es aber trotzdem wissen. Ebenso wie die wichtigsten geschichtlichen Daten (wegen Technikgeschichte,...)
- die oben schon Erwähnte Verwaltung wie Statistiken über den Ausfall der Arbeiten; die Pflege und Verwaltung der Schülerakte (als Klassenlehrer), die Kommunikation mit den Elternhäusern bzw. wenn die Schüler über 18 Jahre sind mit denselben, Anfragen des KuMi beantworten, ...
Anderst ausgedrückt: ich habe derzeit einen 15-Stunden-Tag. Manchmal geht es auf 8 Stunden zurück, meist aber nicht unter 13 Stunden.
Was vielleicht auch noch erwägenswert ist: wenn ich sechs Unterrichtsstunden am Tag habe bedeutet das diese sechs Stunden voll konzentriert am Ball zu bleiben. Da ich auch Erfahrung in "normalen" Berufen habe weiss ich dass das bei den wenigsten Jobs der Fall ist. Selbst der Manager kann auf den Reisen von Tagung X nach Y sich mal 10 Minuten "gehen lassen". Das ist im Unterricht einfach nicht drin.
So, viel zu viel wieder erzählt; glauben werdet Ihr mir das doch nicht. Ich hoffe aber dass wenigstens ein kleiner Teil des Hirns etwas davon speichert und deshalb kein Mitleid (das wäre doch nicht angebracht; ich wollte es ja nicht anders) aber doch Verständnis erzeugt wurde.

Ich bin mittlwereile schon ein viertel Jahrhundert an der pädagogischen Front; bei meinem Beginn wurde ich von den meisten ausgelacht weil ich Beamter wurde (in der Hochkonjunktur; mit meinen Fächern hätte ich in der Industrie das doppelte verdient). Inzwischen sieht es mit der Konjunktur nicht mehr so rosig aus und prompt melden sich die Neider. Ja, liebe Leute, ich bin bezüglich der Position privilegiert aber manche Privilegien können sich auch zum Fluch wenden!
Ach ja: unsere Landesmutti, Frau Simonis, hat mal versucht das Beamtentum abzuschaffen. Inzwischen ist sie reumütig wieder darauf zurückgekommen; sie hat schlicht und ergreifend die Lohnnebenkosten übersehen...

rolf
 

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