Das Interessante ist, dass man seitens der grünen Windkraftbefürworter den im Vergleich zu den "Bleiopfern" unter den Greifvögeln wesentlich größeren Impact der Windkraftanlagen als "Instrumentalisierung des Vogelschutzes" zu diskreditieren versucht.
„Deswegen ist der Rotmilan auch für solche Leute interessant, die Windräder verhindern wollen, denen der Rotmilan eigentlich egal ist, die aber wissen, dass wenn sie sonst mit ihren Argumenten ans Ende geraten sind, dann immer noch ein Artenschutzargument zur Hand haben, wenn sie in dem Gebiet, in dem der Windpark geplant ist, noch einen Rotmilan finden.“
Der NABU Artenschutzreferenz Lars Lachmann, ein studierter Biologe, wird da mit den Worten ziitiert:
"dass im Artenschutz weniger auf Einzel-Individuen geschaut wird, sondern mehr auf die Gesamtpopulation"
Greifvogel versus Windrad: Vor allem der Rotmilan gilt als bedroht, weil er häufig mit Windrädern kollidiert. Das wissen auch Windkraftgegner, die den Vogelschutz instrumentalisieren. Dabei gibt es längst Möglichkeiten, Windkraft und Artenschutz zusammenzudenken.
www.deutschlandfunk.de
Auf der NABU Webseite findet sich von 2014 ein anläßlich der letalen Bleivergiftung eines Seeadlers vom selben Experten die Feststellung:
„Bleivergiftungen sind heute die häufigste Todesursache bei erwachsenen Seeadlern und verzögern die Wiederausbreitung des deutschen Wappenvogels, der noch vor wenigen Jahrzehnten kurz vor dem Aussterben stand“.
Bereits zum vierten Mal starb in diesem Winter ein Seeadler an einer Vergiftung, die durch Reste von Bleimunition in der Nahrung verursacht wurde. Der NABU kritisiert die Jägerschaft scharf, die weiterhin mit bleihaltiger Munition jagt und fordert ein Verbot.
berlin.nabu.de
Das sich diese Bleivergiftungen offensichtlich jedoch, anders als eigentlich zu vermuten, allenfalls marginal auf die Gesamtpopulation ausüben und der Experte damit seine eigenen Aussagen zumindest partiell kontakariert, findet sich in einem euphorischen Artikel im Spiegel im August 2018 - wieder mit Lachmann als zitiertem Nabu Experten.
Hier heißt es:
"Wir gehen von bundesweit über 700 Brutpaaren aus", sagt Lars Lachmann, Vogelexperte beim Naturschutzbund (Nabu) in Berlin. Hinzu komme wahrscheinlich noch eine vierstellige Zahl nicht brütender Vögel der größten einheimischen Greifvogelart. "Seit den Sechzigerjahren hat sich der Bestand mehr als verzehnfacht."
Damals habe es in der Bundesrepublik nur noch vier Paare gegeben, in der DDR etwa 60"
Nur noch etwa 60 Seeadler-Paare lebten in den Sechzigern in Deutschland. Seither hat sich die Zahl mehr als verzehnfacht. Die meisten Exemplare leben im Nordosten der Republik.
www.spiegel.de
Fairer Weise weist Lachmann dann auch auf Horstzerstörungen in Assoziation mit geplanten Windparks und den WKA selber als Gefahr für Greifvögel hin.
Aber dennoch gilt festzuhalten, dass die Verzehnfachung des Seeadlerbestandes sich
unter durchgängiger Anwendung von bleihaltiger Munition in Deutschland entwickelt hat und in sofern, um zum Ausgangspunkt der Argumentation zurück zu kommen, dieses Blei populationsdynamisch irrelevant zu sein scheint.
Insofern sollte die Diskussion um die Reduktion bleihaltiger Munition unter Berücksichtigung der realistisch kalkulierten Auswirkung auf die angestrebten Ziele führen, was eben leider ein wenig Verständnis für die Sache voraussetzt und eine gewisse wissenschaftliche Ehrlichkeit mit sich selber.
Übrigens gibt es eine umfassende Analyse des Bundesumweltamtes zum Thema "Einträge von Kupfer, Zink und Blei in Gewässer und Böden -Analyse der Emissionspfade und möglicherEmissionsminderungsmaßnahmen" aus dem Jahr 2005. Auf den 329 Seiten dieses Berichtes findet sich der Begriff "Jagd" und "Munition/Schrot" nur ein einziges Mal (s.u.) und in den Empfehlungen zur Verringerung des Bleieintrages in die Natur kommen Jagd und Munition überhaupt nicht mehr vor:
"Metallisches Blei hat, häufig auch in Form von Legierungen, technische Bedeutung im
Strahlen- und Schallschutz, für Kabelmäntel und Lötmaterial, im Apparatebau, in Gewichten,
Jagdschrot etc. Hierbei wird vor allem seine Korrosionsbeständigkeit, die
leichte Verformbarkeit und die hohe Dichte genutzt. Wichtigstes Einsatzgebiet sind
Akkumulatoren in Kraftfahrzeugen und stationären Anlagen. Darüber hinaus werden
erhebliche Bleimengen zur Herstellung von Bleiglas [...], Pigmenten,
Glasuren und PVC-Stabilisatoren eingesetzt."