Standschnaller - Die Einarbeitung des Stöberhundes

Rotmilan

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Hallo zusammen,

in der letzten Zeit wurde einiges über schlecht ausgebildete Stöberhunde geschrieben. Zudem startet die Drückjagdsaison bald und der ein oder andere HF möchte seinen Hund in die Jagdpraxis einführen.

In diesem Thread soll es um rasseunabhängige Informationen zur Einarbeitung für Standschnaller gehen. Prägung, Ausbildung und Einarbeitung.

Wer also Informationen, Tipps oder natürlich gerne auch eigene Vorgehensweise, Erfahrungen oder Erlebtes beisteuern kann, immer her damit.

Bez. der Übersichtlichkeit würde ich versuchen, diesen Eingangspost von Zeit zu Zeit zu überarbeiten und die wichtigsten Beiträge aufzunehmen.

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z/7

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Auf die Gefahr hin, die aufgeführte Literatur zuwiederholen ;).

Ich kann nur zu Bracken und DJT schreiben. Das grundsätzliche Vorgehen ist aber ähnlich wie bei DW.

Es gibt ein paar Dinge, die sollten dem Hund angewölft sein, sonst wird es mit dem weiten Jagen nix, weil es für den jungen Hund zu unangenehmen Erfahrungen führt: ein guter Orientierungssinn und die Fähigkeit, Spuren ausdauernd zu verfolgen. Ein Hund, der schnell die Orientierung verliert und keinen Spaß am ausdauernden Austüfteln von Spurverläufen hat wird bald frustriert sein und lieber in der Nähe des Führers bleiben. Erst recht, wenn er dort die Erfahrung gemeinsamer Beute macht. Aber das gehört in den anderen Faden.

Des weiteren sollte im Vorfeld auf Schußfestigkeit vorbereitet werden.

Dann muß der junge Hund, ab 3-4 Monate etwa, die Erfahrung machen, daß er auch ohne seinen Führer Beute finden und verfolgen kann. Dazu macht man es ihm erst mal leicht. Am frühen Vormittag, wenn die Fährten vom morgendlichen Einwechseln des Wildes noch frisch sind, setzt man sich an den Rand eines bekannten Einstands, wenn es geht so, daß der Wind aus dem Einstand in Richtung Stand weht, und läßt den Hund laufen. Signal kann das Anlegen eines Signalhalsbands sein und ein Such voran! oder Lauf zu! oder was immer man etablieren möchte. Dann setzt man sich hin und nimmt ein gutes Buch zur Hand. Der Hund wird eisern ignoriert, und wenn er ne Stunde braucht, bis er sich abwendet. Auf keinen Fall weiter ansprechen. Des weiteren ist es in diesem Stadium extrem wichtig, daß man vor Ort ist, wenn der Hund zurückkommt. Das kann besonders bei Bracken dauern. Später kann man auch mal ne Decke hinlegen und zum Auto gehen, auch das muß der Hund kennenlernen, es ist nicht immer möglich, am Stand zu bleiben.

Hat der Hund Wild gefunden und gejagt, wird er beim Zurückkommen gelobt, und wieder geschickt, wenn es die Zeit erlaubt.

Optimalerweise wird bereits im Rahmen dieses Einzelunterrichts ein Stück vor dem Hund erlegt.

Parallel dazu wird der Hund mit nicht oder selten im eigenen Revier vorkommenden Wildarten vertraut gemacht: Schwarzwildgattertermine, er darf die Strecke bei Rotwildjagden kennenlernen (geschnallt wird er in der ersten Saison noch nicht auf großen Jagden), Gams oder Muffel, wo es sich anbietet.

Der nächste Schritt sind kleine Stamperer mit einer Handvoll Schützen und wenigen Hunden. Der Hund lernt, daß auch andere Hunde im Treiben laut sein können, daß Schüsse fallen, wenn es gut läuft, wird das eine oder andere Stück vor ihm geschossen. Vorteil dieser kleinen Treiben ist, daß alle auf richtiges Verhalten gegenüber dem Hund gebrieft werden können, und man als HF Feedback zum Verhalten des Hundes bekommt. Der Hund kann beim Hochmachen von Schwarzwild unterstützt werden, er wird bei der Rückkehr zum Stand nicht von anderen eingesammelt, wenn er erlegte Stücke anschneidet oder verteidigt, kann eingeschritten werden.

Auftretende Probleme können bei extremen Solojägern sein, daß sie nicht jagen, wenn sie andere Hunde im Treiben hören, bei Terriern, daß sie gnadenlos beischlagen, sobald sie hören, daß ein anderer Hund fündig wurde. Um dem vorzubeugen beginne ich bei der Bracke früh damit, mit mehreren Hunden zu jagen, und achte darauf, daß sie die anderen Hunde im Treiben kennt und diese kein Problem haben, wenn sie mal ein Stück mitläuft. Beim Terrier versuche ich im Gegenteil, möglichst lange den Hund als einzigen im Treiben zu haben und ihm dabei häufig die Erfahrung des Beutemachens zu verschaffen.

Hat man das alles erfolgreich durchgezogen, steht dem ersten Einsatz bei einer größeren Jagd nichts mehr im Weg.
 
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Dem kann man sich sehr gut anschließen! Ich unterstütze meine Hunde in der ersten Saison ganz gerne damit, dass ich mit dem Hund durchgehe. Er soll dabei lernen, dass er Hilfe bekommt, sobald die Sauen nicht rücken wollen. Anders besteht die Gefahr, dass er lieber die Rehleins verfolgt. Irgendwann wird er lernen, dass evtl. auch ein anderer Hundeführer dazukommen wird und ihm hilft. Von dem Moment an, wo der Hund zuverlässig das Schwarzwild verbellt und dran bleibt, kann ich ihn auch das ein oder andere mal vom Stand aus schnallen.

Zu Zeiten, da mein Dad noch ein großes Staaatswaldrevier betreute und bejagte, haben wir unsere Hunde eher im kleinen Kreis eingejagt. Das hatte den Vorteil, dass man Rehe durchwinken konnte und sich auf Sauen konzentrieren konnte. Wer diese Mölichkeit hat, soll sie gerne nutzen!
 

Rotmilan

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Vielen Dank für Eure Beiträge. Könnt ihr noch kurz die Zeit bis zu den ersten Gehversuchen schildern? Fördert ihr die Nasenarbeit? Macht ihr schon Gehorsam, wenn ja, in welchem Umfang? Kommt der Welpe mit zum Ansitz?

@z/7 Kannst du was Deiner Hauptwildart sagen und in welchem Umfang ist Schwarzwild vorhanden?

Wer weiterhin Fragen oder Anmerkungen hat, immer her damit! (y)
 
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Vielen Dank für Eure Beiträge. Könnt ihr noch kurz die Zeit bis zu den ersten Gehversuchen schildern? Fördert ihr die Nasenarbeit? Macht ihr schon Gehorsam, wenn ja, in welchem Umfang? Kommt der Welpe mit zum Ansitz?

Schleppen. Reizangel. Fährten ausgehen. Das übliche. Der Dackel hat glaube ich gleich mit 14 Wochen den Fährtenschuh bekommen. Gehorsam je nach Hund. Freilauf bis er anfängt abzuhauen. Die Hundetrainerin Anke Lehne führt Brandlbracken und wartet mit dem endgültigen Gehorsam (Freilauf, abrufen ) bis nach der AP, so schreibt Sie es in ihrem Buch. Ich halte es aber auch für wichtig das der Hund erstmal gut jagt. Der Rest kommt später. Was nicht heißt das man nix üben darf. Aber eine Bracke muss man mit einem Jahr nicht hinterm Reh abrufen können. Aber je nach Hund, die Dachsbracken stecken auch gerne mal etwas mehr weg.

Ich unterstütze meine Hunde in der ersten Saison ganz gerne damit, dass ich mit dem Hund durchgehe.

Sofern man nicht sowieso beides machen will würde ich das nicht mehr tuhen. Jedenfalls nicht auf einer regulären Jagd. Ich bin der Meinung das Durchgehen zum Anfang hat meine beiden Hunde eingebremst. Den zweiten noch mehr wie den ersten. Wenn Schwarzwild ein Schwerpunkt sein soll würde ich das getrennt angehen. Draußen im Revier gezielt Sauen angehen oder zur Not ins Gatter fahren.

Wenn Sauen der Schwerpunkt schlecht hin sind und danach erstmal lange nix kommt. Würde ich nur Durchgehen.
 
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Nur ein Beitrag: führerbezogene Hunde sind eine Seuche, wenn sie vom Stand geschnallt werden.
Ein Hund, der immer wieder zum Stand seines HF zurückkommt hat ein paar hundert Meter Radius durchgearbeitet hat, führt zur Weißglut aller Standnachbarn, weil oft nichts mehr anwechselt.
 

z/7

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Vielen Dank für Eure Beiträge. Könnt ihr noch kurz die Zeit bis zu den ersten Gehversuchen schildern? Fördert ihr die Nasenarbeit? Macht ihr schon Gehorsam, wenn ja, in welchem Umfang? Kommt der Welpe mit zum Ansitz?

@z/7 Kannst du was Deiner Hauptwildart sagen und in welchem Umfang ist Schwarzwild vorhanden?
Bei mir läuft der Welpe die ersten Monate im Gelände grundsätzlich ohne Leine. Erst wenn er ein paarmal von sich aus spurlaut gejagt hat, ķommt er an die Leine, das ist mit etwa 4 /5 Monaten der Fall, und wird von da an nur noch wie oben beschrieben geschnallt, also mit pomp 'n circumstance, in meinem Fall hauptsächlich Garmin. Damit da langfristig eine Differenzierung stattfindet zwischen Jagd und Gassi.

Hauptwildart ist Reh und Sau. Wobei die Rehe (noch) leicht dominieren. Beim Stampern wird grundsätzlich beides mitgenommen, auch wenn mal die Sauen fest sind. Für den jungen Brack ist, sofern er genug Biß für wehrhaftes Wild angewölft hat, nur wichtig, daß er nicht zu oft allein gelassen wird mit einer gefundenen Sau. Beim Terrier seh ich da eh keine Gefahr. Der will Nahkampf, und den bekommt er bei der Sau. Bessere Motivation gibt es nicht. Prinzipiell wird jede Sau auf der Strecke gefeiert wie nix anderes, das kapieren die Hunde schon.

Parallel zum Stöbern mach ich immer Schweiß und Ausgehen von Gesundfährten, wie @Traumtänzer schon schrieb. Mit Schweiß treib ich ziemlichen Aufwand. Immer stückidentische Fährten, also Schweiß und Läufe und Beute am Ende vom selben Stück. Der junge Hund bekommt auch mal ein komplettes frisches Stück ans Ende gelegt, wenn es sich grade anbietet. Ansonsten ausgestopfte frische oder tiefgekühlte Decke/Schwarte. Gern auch mal per Umlenkrolle am Ast zum Leben erweckt. Oder ne getrocknete ausgestopfte Schwarte im Fichtenbürstenwuchs als Vorbereitung aufs Saugatter. Die Hunde hatten bisher immer ihren Spaß an Sauen. :ROFLMAO:

Gehorsam. Ich laß mir nicht auf der Nase rumtanzen. Der Hund bekommt Zwangsapport. Platz. Sitz. Fuß. Was man halt so braucht im täglichen Leben. Auch der Brack. Hat noch keinem geschadet. Abrufen am Reh? Irgendwann klappt es. Die ersten drei Jahre probier ich es aber gar nicht erst. Sehr viel Leine. :oops: isso.
 

z/7

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Ich unterstütze meine Hunde in der ersten Saison ganz gerne damit, dass ich mit dem Hund durchgehe.
Dazu wollte ich noch ein paar Takte sagen. Mag sein, daß es bei DW anders ist. Bei Bracken geht das eher nicht. Insbesondere, wenn der Führer mit dem Hund dann auch noch öfter Erfolg hat beim Durchgehen. Es mag widersinnig klingen, aber gerade Bracken sind sehr gefährdet, Standbewacher zu werden. Ich kenn mehr als eine, die nur zum Durchgehen zu gebrauchen ist. Hab da grade eine interessante Konstellation, ADBr-Rüde, der von Welpenbeinen an den Führer beim Pirschen begleitet und dabei ohne Ende Erfolge erlebt. Aktuell jagt er nicht besonders weit für sein Alter. Bin gespannt, wie sich das noch entwickelt.

Wie ich im andern Faden schon geschrieben hab, erst weit jagen lernen, kürzer bekommt man den Hund immer. Oder, man kann den Hund nicht zum Jagen tragen. ;)
 
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Hab da grade eine interessante Konstellation, ADBr-Rüde, der von Welpenbeinen an den Führer beim Pirschen begleitet und dabei ohne Ende Erfolge erlebt. Aktuell jagt er nicht besonders weit für sein Alter. Bin gespannt, wie sich das noch entwickelt.

Beste mir bekannte ADBr. Angeschafft wärend der Revierjäger Lehre. Bei jedem Ansitz dabei, unten frei abgelegt. Braucht keine Leine. Bis zur GP nur Schweiß geübt. Bis auf 2-3 Hasen für AP natürlich. Dann jagen lassen. Der Hund jagt wie der Teufel auf Kommando. Sowas kannte ich vorher nur vom DW. Die kombination aus weitem jagen und Top Gehorsam.

Würde ich nie so machen, hätte alles mögliche gewettet das es Schief geht. Aber tolles Gespann.
 

Rotmilan

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Was für ein angenehmer und sachlicher Thread, Danke dafür. :)

Zum Thema Einarbeitung, gerade in Bezug auf Reh und Sau, kommen hoffentlich noch weitere Schilderungen, das finde ich sehr interessant.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bislang recht wenig Literatur konsumiert habe, sondern versuche, den jungen Hund entsprechend seiner natürlichen Entwicklung zu fordern. Leider habe ich bei den verschiedenen Hunden Fehler gemacht, insbesondere den jungen Hunden manchmal zuviel zugemutet. Größtenteils konnten wir es wieder ausbügeln, besser wäre es aber gewesen, die Fehler erst gar nicht zu machen.

Thema Fährten ausgehen: Gesundfährten arbeite ich auch sehr gerne. Seid ihr so fit, das ihr ein Changieren der Fährte ausschließen könnt? Und gibt es bei euch nach getaner Arbeit einen besonderen Abschluss (Leckerli etc)? Bei mir war das flüchtende Wild immer der krönende Höhepunkt, danach wurden die Hunde gelobt und abgetragen.
 

z/7

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Beste mir bekannte ADBr. Angeschafft wärend der Revierjäger Lehre. Bei jedem Ansitz dabei, unten frei abgelegt. Braucht keine Leine. Bis zur GP nur Schweiß geübt. Bis auf 2-3 Hasen für AP natürlich. Dann jagen lassen. Der Hund jagt wie der Teufel auf Kommando. Sowas kannte ich vorher nur vom DW. Die kombination aus weitem jagen und Top Gehorsam.

Würde ich nie so machen, hätte alles mögliche gewettet das es Schief geht. Aber tolles Gespann.

Hast Du irgendwo schon mal erzählt. Hab ich im Hinterkopf. Auch DW schätz ich so ein, daß da ein ganz anderer Drang ist, einfach loszugehen. Ich kenn einen, der mit seinen DW immer durchgegangen ist. Der hat gesagt, tut er sich nicht mehr an, ist er zu alt dafür. Die kurz zu bekommen muß ein elender Kampf gewesen sein.
 
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Der hat gesagt, tut er sich nicht mehr an, ist er zu alt dafür. Die kurz zu bekommen muß ein elender Kampf gewesen sein.
Ich kenne 2 DW Rüden, beides gute Freunde von mir. Förster. Wollten den Hund vom Stand schnallen. Beide Rüden bringen es nicht. Der Eine ist dann am Ende mit dem Hund auf seinen eigenen Jagden durchgegangen und hat Sauen geschubst. Der andere hat den Wachtel seiner Frau gegeben ( die durchgeht ) und sich einen neuen gekauft. Es jagen nicht alle weit. Hier haben wir es wieder, immer auf die Eltern schauen...
 

Rotmilan

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Zum Gehorsam: Da bin ich recht entspannt und mache eher weniger. Das Wichtigste ist mir Ablegen, halbwegs vernünftige Leinenführigkeit und das ein deutliches "Nein" seine Wirkung nicht verfehlt. Abrufen am Wild und Zwangsapport bei der Bracke? Da war ich jetzt überrascht, das zu lesen...
 
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Abrufen am Wild und Zwangsapport bei der Bracke? Da war ich jetzt überrascht, das zu lesen...

Ich habe eine sehr sensible Bracke. Die habe ich schon 30m hinterm Hasen abgerufen. Das kam aber mit der Zeit erst. Zwangsapport würde ich nie machen. Erstens brauch ich keinen Apport, zweitens will ich diesen Konflikt mit dem Hund auch nicht.

Vielleicht sagt Z/7 noch was dazu, ich finde es wichtig zu erwähnen. Das Brack jetzt nicht reine Bracke bedeutet, in diesem Fall. Ansonsten sind die Hunde verschieben. Die Dachsbracken sind gern mal härter. Zu DDR Zeiten musste die ADBr auf Kommando das Wasser annehmen in der Prüfung.
 

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