Zunächst mal ein herzliches Waidmannsheil allen erfolgreichen!
Nachdem ich auch mal wieder eine richtig spannende Saujagdnacht erlebt habe möchte ich auch mal wieder was berichten.
Ich hatte mir vorgenommen die hellen Nächte am Wochenende zu nutzen, da bei uns zur Zeit ordentlich Betrieb im Mais ist. Also bin ich gleich am Freitagabend an vielversprechender Stelle angesessen. Dort waren sie in letzter Zeit öfter im Mais und am 16. August konnte ich dort morgens kurz vor fünf bereits ein Keilerchen mit 38kg auf die Schwarte legen. Aber an diesem Freitag sollte es einfah nicht klappen. Es tat sich nichts. Die Arbeitswoche steckte mir noch in den Knochen und nachdem sich bis Samstag morgens um 1 nichts getan hatte, beschloss ich abzubaumen und in die Heia zu gehen. Ich wohne mitten im Revier und das warme Bettchen steht nur gut zwei Kilometer vom eigens aufgestellten Drückjagdbock mit dem alten Gartenstuhl entfernt, auf dem ich bis dahin ausgeharrt hatte. Gewohnheitsmäßig hab ich beim zurückfahren an den vielversprechenden Stellen kurz gestoppt und die vom Mond hell erleuchteten Wiesen abgeglast. Und siehe da, beim letzten dieser Stopps sehe ich doch, wie zwei Sauen aus einer Klinge über die Wiese in den angrenzenden Maisschlag wechseln. Vom verstrichenen Ansitz weiß ich, dass der Wind ungefähr passen müsste und beschließe die Sauen anzugehen. Der Plan ist auf der Wiese parallel zu Mais ans obere Ende des Schlages zu pirschen um eine Sau die oben oder seitlich aus dem Mais kommt abzupassen. Dort muss ich auf ca. 100 Schritt schießen und habe keine Auflage- oder Anstreichmöglichkeit, aber aufgrund der Topografie kann ich liegend anschlagen, dass sollte passen. Jetzt muss ich nur hinkommen, ohne dass sie mich mitbekommen und da sein, bevor sie den Schlag verlassen. Ich nehm nur die Waffe, Gehörschutz und Fernglas mit. Nochmal kurz mit dem Feuerzeug den Wind geprüft, der kommt aus 11 Uhr, nicht perfekt aber ok. Los geht‘s. Das erste was ich beim entlangpirschen bemerke ist ein riesen Getöse im Mais. Das sind ganz offensichtlich nicht nur die beiden drin, die ich gesehen habe. Das nächste ist ein eigenartiger Geruch. Ich nehme nochmal Wind und bin mir sicher: Scheixxe! Die Wiese ist frisch gedüngt. Super Idee mit dem Liegendanschlag! Aber was soll‘s, was sein muss, muss sein. Auf halbem Weg nach oben kommt wieder Bewegung auf die Wiese: Zwei kleinere Stücke kommen aus dem Mais und drehen ein Paar runden auf der Wiese um dann wieder im Mais zu verschwinden. Ich erreiche meine angepeilte Schussposition ohne dass die Sauen mich mitbekommen. Also runter auf den Bauch, mmmh, wie das duftet! Ich gehe in den Anschlag und setze das Absehen auf die Ecke des Maischlags und warte. Nach weniger als einer Minute erscheint exakt an dieser Stelle ein schwarzer Klumpen. Vor der Maiskante zunächst undeutlich marschiert der Klumpen schnurstrax auf mich zu. Nach einigen Schritten ins freie Feld ist die Sau auch als solche anzusprechen. Sie marschiert weiter und weiter genau in meine Richtung. Das beleuchtete Absehen steht genau zwischen den Tellern. Als sie etwa noch 30 Meter entfernt ist denke ich, hallo? Noch 10m dann muss ich dich entweder verjagen oder dir eine verpassen, sonst rennst du mich noch über den Haufen. Plötzlich wechselt die Sau die Richtung und geht gemächlich Richtung Wald. Auf die kurze Entfernung im Mondlicht kann ich sie als Keilerchen ansprechen und lasse fliegen. Ohne zu zeichnen dreht die Sau ab und verschwindet im Mais. Ich höre es rumpeln krachen und es brechen vier weitere Sauen aus dem Mais und flüchten in Richtung Wald. Ich bin mir sicher gut abgekommen zu sein und meine auch in dem ganzen Getöse herausgehört zu haben, dass die Sau liegt und noch ein paar Maispflanzen mitgenommen hat, aber sicher bin ich mir aufgrund des Umtriebs nach dem Schuss nicht. Es ist inzwischen 1:20 und bei dem Gedanken mit dem doch etwas unhandlichen Gewehr eine kranke Sau im Mais zu suchen ist mir nicht ganz wohl. Also beschließe ich kurz heim zu fahren und eine Kurzwaffe zu holen. Gesagt getan, zurück am Tatort hab ich dann zunächst den Anschuss gesucht und gefunden. Meine Treffereinschätzung war korrekt, Lungenschweiß. Von dort aus bin ich dann zur Maiskante und habe relativ schnell die Stelle gefunden an der die Sau eingewechselt ist. Schweiß auf Höhe der Maiskolben (ca. 40. cm, über dem Boden) bestätigen mir ebenfalls einen guten Treffersitz.
Deshalb beschließe ich ohne einen Hund zu holen die gut sichtbare Schweißfährte auszugehen. Das Keilerchen hat es noch genau die 40m durch den Maisschlag geschafft und ist auf der anderen Seite am Übergang zu einer Streuobstwiese umgefallen. Treffersitz hinter dem Blatt rein und knapp weich raus.
Nach dem Aufbrechen hab ich mir dann noch ein Feierabendbier gegönnt und war um 3 am Samstagmorgen müde aber zufrieden im Bett. Im Laufe des Samstags war ich dann nochmal an dem Maisschlag und hab mir die Schäden angesehen. Dabei hab ich vom Anschuss zu meiner Schussposition zurück gemessen: Die Sau war beim Schuss noch 26m von mir weg, Super und dafür hab ich mich in die Scheixxe gelegt…
Keilerchen 39.5kg
.308 Win Barnes TTSX 168grs.
Gruß, Chip
PS: An alle die bei denen es derzeit nicht so klappt: An genau den gleichen Maisflächen habe ich mir letztes Jahr den Hintern wund gesessen und keine einzige erwischt. Die Sauen waren da, aber es hat einfach nie gepasst. Dieses Jahr war das bereits die Nummer 4, also dranbleiben, irgendwann klappt’s!