Waidmannsheil Euch allen!!
Naja, die Strecken auf den Drückjagden sind bei uns in der Gegend extrem groß, der private Absatzmarkt ist so gut wie gedeckelt und entsprechend zahlen die Wildbrethändler auch nicht mehr arg viel mehr. Hundeführer ausm Nachbarrevier war Samstag auf einer DJ, 16 Schützen 48 Sauen in 1.5h bei 100ha Wald.
Bei mir hats Freitagabend wieder gerappelt...
Winterwunderland
Ich habe mich Freitagabend mal wieder voller Tatentrang angesetzt, an die Kirrung wo meine letzten 3 Sauen geschossen wurden. Mein Jagdherr hat mir angeschafft endlich Rehwild zu schießen. Fehlen noch 5 Stück auf dem Abschussplan und er kann ja nicht raus (Bandscheibenvorfall). Freitagmorgen Kirrung beschickt. Um 16 Uhr saß ich dann eingepackt in meinem Ansitzsatz bei leichtem Schneefall. 16.10 Uhr ein Schuss gehört. Waidmannsheil denke ich mir. Schneegestöber… 16.30 Uhr rechts von mir zieht ein Reh durch den Wald, ich kann es hören aber nicht sehen. Na vielleicht kommt es raus und Diana ist mir hold. 17 Uhr immer noch leichter Schneefall und absolute Stille. Ich genieße die Ruhe und döse etwas vor mich hin. Absolut nichts zu hören und zu sehen. 17.30 Uhr. Die Blase drückt. Ich döse weiter. 17.45 Uhr. Ich kneife was das Zeug hält, wünsche mir einen Kabelbinder oder das ich einen Knoten draufmachen kann. An dösen und konzentrieren ist nicht mehr zu denken. 18 Uhr. Es zerreißt mich gleich. Wenn ich nicht den Fuß hebe schiffe ich den Ansitzsack bis an den Kragen voll. Was solls? Andere Möglichkeit habe ich keine. Ich muss unbedingt. Also wühle ich mich aus dem Sack und den Klamotten. Versuche das ganze so geräuschlos wie möglich zu machen, was angesichts der gefühlten 253 Kleidungsstücke die ich anhabe gar nicht so einfach ist. Aber egal. Was muss das muss. Und es MUSS! Nachdem ich mich befreit habe und auf dem Balkon der Kanzel stehe kommt was kommen muss… ich habe so lange gekniffen bis ich nicht mehr kann. Aber endlich… ah die Erleichterung. Man das hört gar nicht mehr auf. Ein Wasserfall rauscht die 4.5m in die Tiefe. Hoffentlich sieht mich niemand…Erleichterung pur. Wieder zurück in die Kanzel, in die Klamotten einmummeln, Ansitzsatz zu und noch ein paar Mal bewegen, damit er warm wird. Der Schneefall hat aufgehört. Ich fühle mich richtig wohl. Es ist angenehm warm, totenstill und ich lasse die Gedanken schweifen. Ich habe hier auf der Kirrung die letzten Wochen richtig aufgeräumt, ob da überhaupt noch was kommt? Wir werden sehen. 18.30 Uhr Ich höre ganz entfernt ein Reh schrecken. Das ist gerade aus durch den Wald den Berg runter in Richtung „Grabenkanzel“. Normal ziehen die Sauen genau aus der Richtung hier her. Na mal abwarten. Bei dem Frost und Schnee hörst die Wutzen ja frühzeitig wenn sie kommen. 18.40 Uhr ich höre ein kurzes blasen. Wie was wo? Das hörte sich doch an wie wenn eine Sau bläst?!?! Ich spitze die Ohren und konzentriere mich. Da! Wieder! *blas* , *blas*. Na super, wo ist die. Steht die Links in der Buchendickung? *grübel* ich sehe sie nicht. Und ich höre sie nicht. Keine Ahnung wo die hergekommen ist. Nanu denke ich, was steht denn auf der Kirrung? Da ist ein schwarzer Bollen links der kleinen Fichte. Fernglas vor die Augen. Na also da steht eine Sau. OHA. Und was für eine! Ich sehe die Rückenlinie nicht, die ist hinter den Ästen verborgen. Das ist nichts kleines. Gar nichts kleines. Mhmm 50-60 kg dürfte hinhauen. Warten. Was bist du? Keiler oder Bache? Lange Schnauze, runder Pürzel, kein Pinsel sichtbar, rundlicher Bauch. Das muss eine starke Bache sein. Die Wutz tut mir den Gefallen und streckt mir ihr Hinterteil entgegen. OK. Bache. Keine Glocken sichtbar. Also weiterschauen und lauschen ob Frischlinge um den Weg sind. Nichts zu sehen oder zu hören. Sie kommt näher ins Helle auf den Schnee, Zitzen sind nicht angesoffen. Nicht sichtbar. Zumindest nicht für mich. Was tun? Schießen oder laufenlassen. 100% sicher bin ich mir nicht. Sie verschwindet und bläst wieder. Rein in die Dickung, raus, rein, raus, sie kommt gaaanz weit vorne raus. Ich sehe deutlich durchs Fernglas die Bachenhaken. Mhmm sauber, das wird recht. Wenn sie das nächste mal raus kommt nochmals genau nachschauen und wenn sie breit steht lass ich fliegen. Leise greife ich zu meiner geliebten Sauer, prüfe meine ZF Einstellungen, gehe in Anschlag. Sie kommt raus mitten auf dem Schnee, aha, nicht angesoffen, super, sichert mit dem Kopf nach rechts und steht bretterbreit. Das Fadenkreuz sucht das Ziel, kurz hinters Blatt, der Finger geht automatisch in Richtung Sicherung *klick*, langsam legt sich der rechte Zeigefinger auf das Abzugszüngel, wie in Trance ausatmen, sie steht breit, Kugelfang passt, entsichert ist, der Finger krümmt sich der Schuss bricht. Ich sehe nur Feuer, Gewehr runter, nachrepetieren und gleichzeitig hinschauen, Waffe sichern, wieder in Anschlag, mit dem ZF auf den Anschuss geschaut. Liegt nicht. Ich höre trippelnde Schritte, etwas scharrt im Laub. Stille. Trippelnde Schritte, es scharrt wieder im Laub. Stille. Totenstille. Kein weiteres Tier vernehmbar. Blick auf die Uhr sagt 18.45 Uhr. Viertel Stunde warten und dann den Anschuss kontrollieren. Ich schreibe meinem Jagdherr eine SM: Starke einzelne Sau beschossen. Ist weg, denke aber totflucht. Bin eigentlich gut abgekommen und der Geräuschkulisse nach dem Schuss zu urteilen ist sie 40-50m weiter verendet. Warte noch 10 Minuten und kontrolliere dann den Anschuss. Melde mich. Die 10 Minuten wollen einfach nicht rum gehen. Kurz nach 19 Uhr pack ich meinen ganzen Krempel zusammen. Und schleife alles ins Auto. Klamotten soweit möglich ausziehen und nur mit dem Gewehr und dem Handscheinwerfer mache ich mich auf den Weg zum Anschuss. Es ist still, quasi totenstill. Ich komme am Anschuss an, kein Schweiß. Mist, hab ich daneben gefeilt? Also nochmals, genaue Kontrolle. Tiefe Eingriffe der Schalen zeigen mir an das sie die Kugel haben muss. Ich folge den Spuren im Schnee. Nach 3 m der erste Schweiß. Kniehoch an einer armdicken Birke abgestreift. Mhmm höhe passt. Ich folge der Spur. Jetzt immer deutlicher im Schnee sind die Stecknadelkopf bis 5mm großen Schweißperlen. Die hat. Also nachlaufen. Ich kreuze eine alte Rückegasse und komme an einen Brombeerverhau. Na Mahlzeit. Aber hilft nix, rein ins Getümmel. Ich zwänge mich durch und sehe eine Schweißlache, und an den Bäumchen überall Schweiß. OK, das gibt wirklich eine Totsuche. Immer deutlicher wird die Spur. An der nächsten Brombeerranke hängt was Rotes. Bei genauerer Betrachtung und Untersuchung stelle ich fest, dass es Lungengewebe ist. Passt. Also doch sauber auf der Kammer abgekommen. Paar Meter weiter, ein Wundbett. Hier hat sie sich niedergelegt und ordentlich Laub aufgemischt. Sollte die Sau mobil sein? Ne, Lungengewebe 30m nach dem Anschuss, da ist die Lunge zusammengefallen, die kann nur tot sein. Ich suche weiter. Schnee fällt mir auf den Hut in den Kragen und überhaupt bin ich batschnass und mir ist eiskalt. Die Spur macht jetzt eine Linkskurve. Immer mehr Schweiß deutlich zu sehen. An jedem Bäumchen und im Schnee wie mit der Gießkanne verstreut. Lange kanns nicht mehr dauern. Da vorne liegt etwas… ich leuchte mit der Lampe in die Richtung. Tatsache, da liegt die Wutz. Ich laufe näher. Mhmm die ist groß… die wird immer größer… oh leck ist die groß. Ich verweile neben meiner Bache, zwicke die Brüche ab und gebe ihr die letzte Äsung. Eine starke Bache nicht führend. Sauber. Also alles richtig gemacht. So was nun? Meinen Jagdherr angeklingelt, er kommt, bringt nur nix, mit Bandscheibenvorfall kann der Gute mir nicht helfen bergen. Alleine schaff ichs nicht. Also holt er meinen Dad ab. Nach schwerer Schufterei hängt sie schließlich an der Waage. 54 kg. Also habe ich richtig gut geschätzt…
Einschuss 2 cm hinter dem Blatt zwischen zwei Rippen, Herz fehlt 1/3 komplett, 1 Lungenflügel matsch.
PS: Wenn ich im Urlaub endlich dazu komme werde ich mich mit dem Bilderupload beschäftigen, dann gibts auch mal Bilder von mir... sorry...
PPS: Samstagabend habe ich "zur Belohung für die Bergehilfe"
meinen Dad auf die Kanzel gesetzt wo ich Freitag die Bache geschossen habe. Ich saß ca. 150m weiter. Kurz nach 18 Uhr kam ihm eine Rotte mit 20-25 Stück die bis ca 18.45 Uhr vorort war, von gestreiften bis ca. 50kg meinte er war alles dabei. Da mein Dad kein Jäger ist, ist auch keine weiter Wutz umgefallen. Um 18.15 war bei mir eine Rotte mit ca 10-15 Stück mit 20-30 kg. Zum Schuss bin ich allerdings nicht gekommen ....