Heute vor einer Woche sollte es wie so oft den Sauen gelten. Mein Plan sah vor, zunächst in einem Revier an der Wald-Feld-Grenze anzusitzen und dann ggf. in einem anderen Revier noch ne Runde zu drehen.
Der Ansitz verlief ziemlich ereignislos, obwohl es mit ständigem Sprühregen schon ziemliches Sau(en)wetter war. Auf dem Rapsschlag vor mir standen Rehe und einige Hasen, Füchse und Dachse konnte ich in der Entfernung mit der Wärmebildkamera ausmachen. Irgendwann tauchte im gut einsehbaren Nachbarrevier auf einem ehemaligen Maisschlag ne große einzelne Sau auf und fing an zu brechen.
Die Zeit verging und irgendwann war der Acker dann wieder leer.
Mittlerweile war es ungefähr halb Zwölf, als ich im Bestand mir gegenüber und etwa 300m entfernt eine einzelne große Sau ziemlich zügig vorbeiziehen sah. Beim Anlaufen wäre ich wohl nur zweiter Sieger gewesen, so schnell, wie die war. Also darauf verzichtet.
Da die Zeit ja nun doch schon vorgerückt war, entschied ich mich abzubaumen und mein Glück im zweiten Revier zu versuchen. Gedacht - gemacht und so hatte ich gegen halb Eins das andere Revier erreicht. Ein sehr weitläufiges Feldrevier mit reichlich ehemaligen Maisflächen und Wiesen in der Nähe irgendwelcher Deckungen: Schilfe, Erlenwäldchen und ein paar Teichen mit dichter Baum- und Strauchvegetation.
Diesen Arealen sollte meine besondere Aufmerksamkeit gelten. Aufgrund der guten verkehrsmäßigen Erschließung des Reviers musste ich die interessanten Bereiche gar nicht direkt anfahren, sondern konnte schon von weitem die Lage erkunden. Nur an ein, zwei Stellen muss man recht nahe heran.
Nach ungefähr einer Drieviertelstunde hatte ich alle vielversprechenden Stellen observiert - nix. Auch dort, wo ich am Wochenende vorher am Schilf auf einem ehemaligen Maisfeld ne Sau aus ner mittelgroßen Rotte erlegt hatte, war keine Spur von den Schwarzkitteln. Also machte ich mich für die Rückfahrt fertig. Eher spaßeshalber fuhr ich unmittelbar an einem der Teiche vorbei und schaute mit dem Wärmebildgerät durchs offene Fahrerfenster. Ok, die üblichen Verdächtigen kamen ins Bild: Enten, Rehe und auf der mir abgewandten Teichseite ein Fuchs. Und hinter dem Fuchs - ne Sau! Entfernung etwa 50 m.
Das gibts doch nicht, dachte ich. Sofort angehalten und genauer geschaut: Es waren zwei Sauen und sie zogen zielstrebig und recht zügig in die mir entgegengesetzte Richtung. Jetzt hieß es schnell zu sein. Also Auto an einer Straßenverbreiterung abgestellt (nicht dass ich mit weiterem Verkehr gerechnet hätte, aber das ist wohl fest im Kopf verankert), ausgestiegen, Zielstock raus, Kanone aus dem mittlerweile wieder verschlossenen Futeral genommen und Magazin rein, durchgeladen. Danach erstmal wieder nach den Sauen geschaut - ok, sind noch da und zogen weiter. Ich lief also zu der Stelle, wo ich ihr Erscheinen an dem benachbarten Acker erwartete und schaute wieder: Nix. Auch zu hören war nichts. Mist, wo sind die? Ich bin dann ein Stück zurückgegangen und hab nen etwa 4-5 m hohen Erdwall neben der Straße erklommen. Von hier oben muss ich sie sehen! Aber Pustekuchen, keine Sau zu sehen.
Verflixt, das kann doch nicht sein. Also wieder runter vom Erdwall und wieder hin zum Auto. Ich hatte es gerade wieder auf das Straßenniveau geschafft, da hörte ich es mehrfach knacken. Ganz nah! Also geschaut und tatsächlich, da kamen beide direkt aus dem Buschwerk auf mich zu. Von der Straße trennten sie jetzt noch 10 m und ich stand nochmal soweit entfernt. Ob ich das noch schaffe? Zielstock aufgestellt, Kanone aufgebockt und dann das Vorsatzgerät eingeschaltet. Nach gefühlt endlosen Sekunden war das Kalibriergeräusch zu vernehmen und ich also einsatzbereit. Ich schwenkte sofort auf die erste Sau, die sich eben anschickte, auf die Strße zu treten. Hm, direkt auf mich zu. Auf nen Schuss aufs Haupt hab ich aber keine Lust... Doch was machte die jetzt? Sie zögerte, blieb stehen, warf auf und drehte sich um. Na prima, dachte ich, das wirds wohl gewesen sein. Aber sie rannte nicht weg, sondern blieb stehen. Ich war schon aufm Blatt und PENG! Die Sau ging zu Boden und schlegelte ganz kurz. Sofort repetiert.
Ok, hat doch gut gepasst. Jetzt wird wohl gleich das bekannte Geräusch einer durchs Gebüsch flüchtenden (zweiten) Sau zu hören sein, dachte ich. Aber denkste! Die Zweite rannte nicht weg. Ja, sie ging nichtmal weg. Stand weiter da, aber etwas hinter nem Busch. Gefühlte Stunden später zog sie ins Freie. Noch in der Bewegung ließ ich es ein zweites Mal krachen. Aber die Sau fiel nicht um. Sie zog einfach langsam weiter, beschrieb dann einen Bogen und verschwand langsam im Busch. Hmm, sollte ich gefehlt haben? Auf die Entfernung?
Wie immer in der Aufregung hatte ich mir keine Anhaltspunkte für die Suche nach dem Anschuss gemerkt. Entfernung hatte ich natürlich auch nicht gemessen. Na ja, egal jetzt, mal schauen. Ich bin nach ein paar Minuten also zur erlegten Sau und dann mit hell strahlender Kopflampe rein ins Buschwerk. Dieses stellte sich als weit weniger dicht heraus als gedacht. Nach ein paar Metern sah ich dann in der Wärmebildkamera auch schon eine große unbewegliche Wärmesignatur...
Der Rest ist schnell erzählt: Sauen geborgen und in der Wildkammer erstmal abgeduscht, aufgebrochen, gewogen (37 und 34 kg), Messer und Wildkammer gereinigt. Um kurz nach drei Uhr nach Hause gefahren, dort um halb Fünf angekommen, Kanone gesäubert und gegen Fünf in den Kessel eingeschoben.
Ich hätte Euch ja gerne auch die eine oder andere Aufnahme durchs Wärmebildvorsatzgerät präsentiert. Aber ich hatte in der der Aufregung nicht nur vergessen, die Entfernung zu messen und mir Anhaltspunkte für die Anschusssuche zu merken, sondern auch ein paar Aufnahmen zu machen. So bleiben nur die zwei Bilder: