Ihr habt doch soooo schöne Fotos gemacht. Nun stellt doch auch mal was ein, Jagdfreunde. Ich mach erstmal weiter mit eigenen Eindrücken und Bildern.
Jetzt folgt also hier der vorerst letzte Streich. Ein kleiner Bericht über den Abendansitz am Samstag.
Bisher lagen ja nun schon sechs Blöcke (plus die Sauen) auf der Strecke, wobei einer von uns am Freitagabend gleich beim ersten Ansitz doppeltes Jagdglück hatte! Das Wetter war bisher wirklich traumhaft gewesen, wie im Bilderbuch (siehe Fotos weiter oben) mit saftig blühenden Wiesen und blauem Himmel mit Schäfchenwolken, Windstille und sommerlichen Temperaturen. Mit Revierkarte wurden die Ansitze verteilt.
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Nun aber drohte das einzutreten, was Egon und Ralf schon die ganze Woche befürchtet hatten: Sturm und Hagel, Unwetter und der Temperatursturz. Immer wieder hörte man in der Ferne dumpfes Donnergrollen, bei uns einer Jagdhütte was aber noch sehr gemütlich und so wurde der Abendansitz von Egon noch mal generalstabsmäßig geplant. Alle Anwesenden wollten noch mal rausgehen und bekamen die Gelegenheit dazu. Ich hätte angeboten, nur noch auf Sau zu waidwerken und Rehwild zu pardonieren, da ich ja schon meinen Bock am Morgen erlegt hatte. Egon betonte aber nochmals, keiner solle seinen Finger extra gerade lassen und das Ziel von diesem Wochenende sei es nun mal, Streckt zu machen. Das läßt man sich natürlich nicht zweimal sagen - super! Mir wurde eine Kanzel zugelost an einer großen Wiese, zwischen Reviergrenze und Bundesstraße, an der ich schon drei Jahre vorher mit meinem damals zehnjährigen Sohn einen schönen Abend mit Anblick aber ohne Waidmannsheil verbracht hatte.
Leider konnte der Kleine an diesem Wochenende nicht mitkommen, das wäre diesmal sicher ganz nach seinem Wunsch gewesen! Um kurz vor 19:00 Uhr hatte ich mich gemütlich eingerichtet, der Wind blies von vorn über die Wiese mir ins Gesicht trug meine Witterung in den Kiefernbestand hinter mir - umso ungewöhnlicher ist das Ende dieser Geschichte. Links in 20 m Entfernung bildete ein dichter Busch die Reviergrenze. In dieser „Hecke“ waren mehrere kleinere Löcher/durchlese, die wohl Wildwechsel waren. Mit etwas Glück hätte ich hier heute wieder Anblick! Dann kamen die ersten WhatsApp Meldungen rein von den lieben Foristen, die 2 km entfernt schon im Platzregen saßen. Zwei davon offenbar auf offenen Leitern (davon wiederum einer wurde von mir im Vorfeld mit einem Regenschirm versorgt - sicher nicht die beste Lösung bei Gewitter). Dann gingen zunächst mal wieder die obligatorischen WhatsApp Meldungen hin und her. Einer sah eine hochbeschlagene Gais, ein anderer einen Fuchs oder Hasen, ein Dritter einen Bock auf 300 m. Bei mir trat dann in der Mitte der Wiese am Bachlauf ein Schmalreh aus, stand die ganze Zeit bereit und ein Blick zwischen die Keulen war nicht möglich. Die Entfernung betrug auch sicherlich 200 m und wenn ich es recht bedenke, sah es auch gar nicht so "richtig" schmal aus. Bei uns zu Hause haben die Gaisen (sie heißen da Ricken) zum großen Teil schon gesetzt und die Möglichkeit einer Erlegung dieses vielleicht führenden Rehs bestand natürlich nicht im Entferntesten. Von fern drohte Ungemach in Form von Gewitter. Hier das tolle Bild von "Sumpfsau".
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Dann verdunkelte sich die Bühne schlagartig, es goss Bindfäden und große Hagelkörner trommelten auf das Blechdach meiner Kanzel.
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Bekanntermaßen folgt auf Regen Sonnenschein (irgendwann zumindest) und das ist genau der Moment, wenn die Rehe kommen. Ich hatte es ja auch einigermaßen warm und gemütlich mit Dach über dem Kopf und konnte getrost guter Dinge die nächsten 90 Minuten noch abwarten. Auch das vermeintliche Schmalreh trat wieder weit hinten aus.
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Auf einmal stand kurz nach dem Regen eine hoch beschlagene, kugelrunde Geist 40 m links vor der Hecke wie hingezaubert lautlos auf der Wiese und begann zu äsen. Sie sicherte permanent in alle Richtungen, meistens zu meinem Hochsitz. 20 Minuten zog sie dann langsam vor mir hin und her, es war schon recht dunkel und mit dem lichtschwachen Teleobjektiv konnte ich nur dieses Bild machen.
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Dann trudelten zu fortgeschrittener Stunde aufmunternde Nachrichten ein.
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Und 21:20 Uhr wollte ich dann hoch zufrieden mit dem Tag abbaumen, die durchnässten Jagdkollegen waren bereits auf dem Weg zur Jagdhütte (wie das Smartphone ungefragt laufend mitteilte), ich wollte die Ricke allerdings nicht zu sehr beunruhigen. Da war nun guter Rat teuer, ich klapperte etwas mit dem Jagdnicker an der Kanzelbrüstung. Die Ricke zog dann auch langsam aber zielstrebig wieder durch die Hecke außer Sicht aber zeitgleich knackte es hinter neben mir unter der Kiefer. Die Sicht war mir durch diesen dicken schön nach Harz riechenden Stamm versperrt.
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Den Rucksack hatte ich schon geschultert und stand vorsichtig in Erwartung von Sauen auf, um herumgebeugt einen Blick zu bekommen. Das war jetzt wirklich eine völlig unerwartete Überraschung: da stand ein guter Bock (!) auf 20 m halb verdeckt im dichten Kiefernholz (und knapp in meinem Wind), dort konnte ich ihn sicher nicht zu erlegen, aber zielstrebig zog er genau dorthin auf die Wiese, wo die Gais zuvor war. DAS war also der Grund für das häufige Sichern! Als er breitstand ließ ich auf 45m fliegen und er lag im Feuer. Das ging alles so schnell, für Jagdfieber oder irgendwelche Pulsschlag-Abenteuer war gar keine Zeit. In derselben Zehntelsekunde kaum auch ein Knall von rechts, Kugelschlag war das sicherlich nicht. 10 Minuten später an der Jagdhütte hatte sich das geklärt, Thomas hatte in exakt dem gleichen Moment auch einen Bock erlegt am Nachbarsitz jenseits der Bundesstraße. So eine Koinzidenz habe ich auch bisher selbst auf Drückjagden noch nicht erlebt!
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Diser Bock war deutlich schwerer als meiner vom Morgen und so holte ich das Auto über den Forstweg, lud auf und rollte mit Beute zurück zur Jagdhütte. Zwei Böcke wurden an diesem Abend somit noch der Gesamstrecke zugeführt und Anblick hatte, glaube ich, jeder.
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Ein wirklich großartiger und intensiver Jagdtag ging zu Ende. Ich hatte ein leicht schlechtes Gewissen, da ich als zu spät Angereister doppeltes Jagdglück hatte und drei (?) andere Foristen leider kein Waidmannsheilheil an diesem Wochenende hatten. Es folgte dann noch ein gemütlicher Ausklang am Lagerfeuer, der Regen war fortgezogen und eine schöne Stimmung lag in der Luft.
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Als Lehre aus den vorangegangenen Sammelansitzen in den Vorjahren waren diesmal zum Glück noch reichlich Getränke und Grillwürste vorhanden. Langom holte sein Horn und bat mich, mit ihm gemeinsam die Strecke zu verblassen. Das war aber nur das geheime Signal für den Jägerschlag unserer Jungjägerin, die ja am Morgen ihren allerersten Bock (der Gute, Brave!) bei Egon (und Ralf) erlegen durfte.
Skidder hatte als einziger eine Kipplaufwaffe dabei, ob er wollte oder nicht, musste diese nun dran glauben als Schnapsrinne für die Jungjägerin. Sie bedankte sich aufrichtig für das tolle Jagdwochenende und ihre Aufnahme in die Herrenrunde und unser lieber Egon hielt auch noch eine schöne Ansprache an die versammelten Gäste (es war sein Jubiläum: der fünfte Sammelansitz!). Irgendwann nach Mitternacht hatte sich dann herauskristallisiert, dass ein jeder total zufrieden war auf den Sonntag-Morgen-Ansitz gerne verzichten wollte zu Gunsten von Ausschlafen. Egon, das war Dir sicherlich auch ganz recht.
Das ganze Wochenende, der Sammelansitz, die Gastfreundschaft, die netten Mitjäger/innen waren wirklich ganz große Klasse. Dank an Euch alle. Und, ich muss mich wiederholen: Egon, Du bist ein Super-Gastgeber!! Das war bombastisch! Und ich verstehe auch immer mehr von Eurer schwäbischen "Geheimsprache" ;-).
Der Rehfreund klinkt sich hiermit aus der Berichterstattung aus. In 2 Stunden werd´ich mit dem Zerwirken beginnen. Ihr seid dran mit Schreiben ab jetzt!