So, dann hole ich den mal wieder hoch. Wie jedes Jahr hatten wir ein geniales Wochenende bei Egon. Nochmals vielen Dank.
Ich bin am Freitagnachmittag angereist, einige Foristen waren bereits da. Von der Autobahn bin ich direkt zur Jagdhütte gefahren wo bereits eifrig an der neuen Kanzel gebaut wurde. Nach dem Abladen der obligatorischen Kiste Bier noch schnell im Gasthof den Schlüssel abgeholt und dann wieder zurück zur Hütte.
Die meisten kannte ich schon vom letzten Jahr. Nach und nach kamen weitere Foristen dazu, darunter auch einige neue Gesichter. Gegen 17:00 Uhr wurde das Feuer angemacht, damit wir noch genügend Zeit zum Grillen hatten. Egon hat uns darauf hingewiesen, daß wir um spätestens 19:00 Uhr sitzen müssen, weil das Rehwild schon sehr früh auf den Läufen sei.
Nach dem Essen gab es eine kurze Lagebesprechung inkl. großzügiger Freigabe und dann wurden wir (ich glaube wir waren an dem Abend 12 Jäger) angestellt.
Ich hatten einen Drückjagdbock von dem eine wundervoll blühende Wiese einzusehen war und der Waldrand. Durch den Gegenhang mußte ich mir an der Stelle auch keine Gedanken über Kugelfang machen. Nach vorne sollte ich aufpassen, weil aus der Richtung oft die Reiter kommen, waren Egons Worte, nachdem er mir Waidmannsheil gewünscht hatte.
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Und so war es dann auch. Hatte mich gerade eingerichtet und in Ruhe die Umgebung abgeleuchtet, da hörte ich Stimmen und 2 Reiter kamen auf mich zu, bogen dann jedoch am Waldrand ab und ritten den Hang hoch. Um 19:00 Uhr knallt es dann das erste Mal, und in der WhatsApp-Gruppe kam die Nachricht „Bock tot“. Dann war erstmal 2 Stunden Ruhe.
Am linken Hang entdeckte ich dann auf ca. 300m eine kugelrunde Geiß der ich einige Minuten zuschauen konnte. Beim Blick nach rechts, unter die Obstbäume blieben meine Augen an einem Schatten hängen, der dort vorher nicht war. Durch das Glas erkannte ich einen kräftigen Fuchs. Aber warum läuft der so komisch? Er schonte den linken Hinterlauf. Mist was tun? Hegeabschuss? Ist es eine Fähe oder ein Rüde? Langsam zog er auf mich zu und löste das Rätsel selbst auf, als er das Beinchen hob und die Blumen goss. O.K. Rüde. Abgebkommen ist er nicht und war auch noch sehr mobil obwohl deutlich zu erkennen war, daß er den Lauf nicht aufsetzt. Wie ich noch mit mir kämpfe was zu tun ist, hat er mich wohl mitbekommen und ist ins hohe Gras. Da war an einen Schuss nicht mehr zu denken.
Gegen 21:20 Uhr dachte ich am Waldrand unter den Buchen ein Haupt zu sehen. Trotz voller Konzentration mit dem 56er Glas konnte ich mit Bestimmtheit nicht sagen ob da was war, weil der Waldrand bereits im Schatten lag. Wahrscheinlich Einbildung. Also kannst Du auch einpacken. Als ich dann runter war habe ich nochmals zum Wald geblickt und konnte erkennen, daß ein Stück Rehwild austrat. Also doch. Zum Ansprechen war es zu dunkel. Das Stück zieht auf die Wiese und sicherte zu Wald. Plötzlich Knacken im Wald. Das Stück springt ab und ich kann 3 Sauen erkennen, allerdings nur die Rückenlinie, weil das Gras sehr hoch war. Ein genaues Ansprechen war von der Stelle nicht möglich. Hätte versuchen können ran zu pirschen, da es aber immer dunkler wurde, habe ich mich für den Rückzug entschieden um nichts zu vergrämen.
Zurück an der Jagdhütte dann die Info, daß ein Bock nachgesucht werden muss, der aber nach wenigen Metern vom Hund schnell gefunden wurde. 3 Stück waren es insgesamt. Danach haben wir nochmals das Feuer angemacht und bei Grillgut und Bier den Abend ausklingen lassen. Dann wurden noch die Sitze für den Morgenansitz verteilt, den wollte ich allerdings auslassen.
Nach einer ruhigen Nacht dann direkt nach dem Aufwachen die nächsten Meldung „Bock tot“ in der Gruppe gelesen. Erstmal gemütlich gefrühstückt, noch kurz zum Metzger und Bäcker und dann wieder Richtung Jagdhütte. Soweit kam ich allerdings nicht, weil am Bestimmungsort (lag auf dem Weg) der neuen Kanzel bereits die Kollegen aktiv waren.
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Viele helfende Hände haben den Sitz dann aufgerichtet und verankert. Direkt am Weizen, denn dafür ist er vorgesehen um den zu bewachen. So verging der Tag mit Kanzelbau, Grillen und netten Gesprächen.
Dann wieder Lagebesprechung und Abrücken. Ich war an diesem Tag der letzte, der angestellt wurde. Nachdem die Fahrzeuge abgestellt waren wurde mir der Weg zur Leiter gezeigt und Waidmannsheil gewünscht. Schon beim Angehen stand ein weibliches Stück auf der Wiese vor der Leiter. Was tun? Da ich noch nie an dieser Stelle des Reviers war, holte ich mir telefonisch Rat ob ich die Wiese irgendwie umschlagen kann. Geht eher nicht, daher kam der Tipp, langsam und Selbstgespräch führend zur Leiter zu gehen. Was ich da so vor mich hin gebrabbelt habe weiß ich nicht mehr. Hat aber funktioniert, das Stück ist ohne zu Schrecken vertraut zurück in den Wald.
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Das war also geschafft. Nachdem in eingerichtet war, habe ich mit dem Entfernungsmesser einige markante Punkte gelasert. Hier kann es schon mal weiter gehen, das bin ich aus dem heimischen Waldrevier nicht gewohnt. Wieder war ich von herrlichen Wiesen und Feldern umgeben, und ein würziger Duft zog zu mir auf die Leiter. Der Wind kommt ja von vorn, das ist aber nicht so gut, denn das Rehwild soll von hinten kommen. Naja, ändern kann ich das jetzt nicht mehr, also zurücklehnen.
So gegen 20:15 Uhr ein lautes Knacken eines trockenen Astes hinter mir. Dann kurz Ruhe und dann ging es mit leisen Geräuschen weiter. Der Blick nach rechts, aus der Richtung kamen die Geräusche, ermöglichte mir ca. 40 m in die Fichten reinzuschauen. Da war es allerdings schon recht dunkel. Das Knacken kam näher und ich konnte für 2 Sekunden einen Bock sehen, der schräge den Hang hochzog. Der müßte also gleich rauskommen. Gehörschutz auf, in Stellung gebracht, entsichert. Aber er kam nicht raus, auch nicht nach 10 Minuten. Das gibt es doch nicht, hat er mich mitbekommen? Naja, dann als wieder zurücklehnen.
Aufmerksam habe ich weiter die Wiesen und den Waldrand im Blick behalten. So gegen 20:45 Uhr fällt mir der unterste Ast einer Fichte auf, der sich viel stärker bewegt als die anderen, vom Wind kann das also nicht sein. Im Glas kann ich die Vorderläufe von Rehwild erkennen. Könnte der Bock sein, daher bin ich dann sofort in Voranschlag. Wenige Sekunden später tritt er aus, steht breit, leckt sich aber an den Hinterläufen, sodaß das Haupt hinter den Wildkörper verborgen war. Nochmals kurz die Vergrößerung angepasst, und gewartet bis er das Haupt hebt. Als er dies tat, war direkt die Kugel aus dem Lauf. Der Bock springt ca. 2 m in die Luft und flüchtet mit Volldampf in den Wald. Ich kann es deutlich hören und sehen ihn dann wieder durch die dunkle Lücke in den Fichten umfallen. Kein weiteres Schlegeln oder Geräusch. Das ist ja einfach denke ich, Du mußt nicht mal den Anschuss suchen, nur hier durch die Brennnesseln rein und den Bock holen. Die Anspannung fällt ab und ich genehmige mir ein Zigarettchen bevor ich zum Bock gehe.
Inzwischen ist es schon recht dunkel im Wald und die Stirnlampe leuchtet mir den Weg. So, da müßte er liegen. Aber da liegt nichts. Die Äste sind auch sehr dicht, immer wieder versperren Himbeer- und anderes sehr stachliges Gestrüpp den Weg. Mist, das gibt es doch nicht, ist der doch noch weggeschlichen, waren meine Gedanken. Aber ich habe ihn doch umfallen sehen…
Also hab ich im Headquarter angerufen und berichtet, daß wir evtl. einen Hund brauchen. Den finden wir auch so ich komme, war die Antwort. Leider haben wir auf die Schnelle den Anschuss nicht gefunden, daher sind wir zum Sitz und ich habe den Kollegen eingewiesen. Dann sind wir beide wieder rein in die Fichten. Nach wenigen Minuten habe ich ihn dann entdeckt, nur 5 m weiter als ich zuvor gesucht hatte. Happy, daß es so gut ausgegangen ist gings dann zur Jagdhütte zum Versorgen, wo bereits ein weiterer Bock hing.
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Der Schuß saß perfekt kurz hinter dem Blatt. Aufgebrochen brachte er 16 kg auf die Waage, ein schwacher Sechser, geschätzt 2 Jahre alt.
Wie auch schon am Vortag stand nach dem Aufstehen gestern Morgen erneuet „Bock tot“ in der Gruppe. Es waren also in Summe 7 Böcke, die gefallen sind.
War ein super tolles Wochenende mit Euch allen
Waidmannsheil
Thorsten