Reviergestaltung im Niederwildrevier

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Hier sind 800€ bei langfristigen Pachtverträgen noch üblich, die ersten Auswüchse für Kartoffelflächen wurden aber schon mit 1200€ beworben.

Im Münsterland, insbesondere in Schweinehochburgen zum Emsland hin, werden die Pachten aber sicherlich auch auf 1200-1500€ hinlaufen. Erst recht, wenn Nachweisfläche für die Unterbringung von Gülle fehlt. Schon jetzt werden tausende LKW-Ladungen Gülle aus dem Münsterland in die Soester Börde gefahren und den Bauern hier kostenlos zur Verfügung gestellt, nur um die Gülle los zu werden. Ich glaube es gibt sogar 5€/m³ obendrauf, wenn im Jannuar die Lagerkapazitäten im wahrsten Sinne des Wortes überquellen.
Da wird man kaum billig Ackerland bekommen.

Die Preise gelten natürlich für gutes Ackerland, nicht für "Kanonenböden" Waldränder und die Bahndammschattenseite.
 
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Das sind schon Spitzenpreise. Die Mischkalkulation sieht hier noch etwas besser aus.

Ärgerlich ist es da, wenn Kirchen und kirchliche Stiftungen ("Der Schöpfung Gottes verbunden") aus Rücksicht auf die "armen" Landwirte ihre Flächen sehr günstig verpachten, diese aber trotzdem den großen Landwirten zukommen. Die Kirche hätte wirklich Möglichkeiten, auf ihrem Land mehr zu machen.

Ein großes Problem ist aber auch die Bürokratie. Die Landwirte scheuen sich oft, einzelne Streifen extra anzugeben.
 
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@django
@wautzebautz,

erst einmal recht herzlichen Dank. Da ich erst einmal zwei Schläge von ca. 15 x 50 Meter unseren

Landwirten schmackhaft machen möchte, wird es sich hoffentlich noch in erträglichen Grenzen

halten.

Zwei Rehkeulen zur besseren " Verständigung " sind gestern auch schon frisch vakumiert worden :biggrin:



Habe die Ehre,

der Münsterländer
 
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Hier veredeln die pfiffigen Subventionsoptimierer ihre Waldrandschattenseiten, nassen Löcher und sonnstigen Negativstandorte mit der 1200€ Prämie.

Aber man braucht nicht zu glauben, dass es hier üppig blühen würe. Die Landwirtschaftskammern und "Agrarberater" haben sicherlich auch mit dafür gesorgt, dass in einem Runderlass Saatgutmischungen für die Programme zugelassen werden. Und in den zugelassenen Saatgutmischungen dominieren wertlose Gräser, billigster Senf und Ölrettich, aufgepeppt mit wenig Kleesorten etwas Buchweizen und Erbsen oder Wicken.
Teure Saatgutmischungen wie sie speziell für Niederwildblühstreifen angeboten werden, werden nicht mal unbedingt zugelassen sein. Genau überprüft habe ich das nicht, es wird aber immer vor dem nicht Zertifizierten "Niederwildtraummischungen" gewarnt, auch wenn sie erprobterweise ein Optimum darstellen würden.

Nach zwei Jahren vergrasen dann die "Blühstreifen" und vom eigentlichen Sinn und Zweck bleibt Nichts mehr übrig.

Wenn ich etwas in der Agrarpolitik zu sagen hätte, dann flössen die Gelder für Blühstreifen in voller Höhe nur, wenn es blüht. Denn der Bauer erntet vom Weizenacker schließlich auch nur, wenn dort tatsächlich Weizen wächst!

Leider ist das so :evil: In allen Punkten Zustimmung!

Eine Mischung aus Kulturpflanzen und Gräsern wird nie den Insektenreichtum bringen wie eine Wildpflanzenmischung. Viele Kulturpflanzen sind aus nicht einheimische Arten hervorgegangen und da beißt es dann aus mit der Vielfalt. Auch wenn die eine oder andere Art in Teilbereichen der Artenvielfalt etwas mitschwimmen kann. Was zählt ist der Inhalt beim Abkeschern, da kommt dann die Wahrheit ans Licht.
 
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Letztes Jahr hatte ich eine Art "Urerlebnis". Auf einer Fläche, die seit Jahren abwechselnd mit Mais und Silogras von einem sehr ordentlichen und fleißigem Landwirt bestellt wird, auf Deutsch, da wird totgespritzt, was möglich ist, hatte der Lohnunternehmer beim Spritzen des Mais einen Ausfall bei der Spritze. Ca. 20x30m wurden also nicht gespritzt.

Und auf dieser Fläche wuchs das Unkraut, dass es nur so eine Freude war. Es blühte und summte, und auch das Rehwild wurde magisch angezogen. Der Mais erreichte natürlich kaum 1/3 der Wuchshöhe des umliegenden Schlages.

Für mich ein Zeichen, dass immer noch viele Wildkräutersamen von weit her angeflogen kommen oder sehr lange im Boden überstehen.
 
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Leider ist das so :evil: In allen Punkten Zustimmung!

Eine Mischung aus Kulturpflanzen und Gräsern wird nie den Insektenreichtum bringen wie eine Wildpflanzenmischung. Viele Kulturpflanzen sind aus nicht einheimische Arten hervorgegangen und da beißt es dann aus mit der Vielfalt. Auch wenn die eine oder andere Art in Teilbereichen der Artenvielfalt etwas mitschwimmen kann. Was zählt ist der Inhalt beim Abkeschern, da kommt dann die Wahrheit ans Licht.



Abkeschern ist nicht 100 % repräsentativ. Man keschert in einer Höhe ab, die größtenteils vom kleinen Federwild sowieso nicht erreicht wird. Und was direkt am Boden rumkrabbelt, wie Ameisen, Käfer und Co. gelangt erst garnicht in den Kescher. Ein falsches Bild der Fläche wird geliefert. Repräsentativer ist da der Staubsauger mit Auffangbeutel.

Die meisten Kulturpflanzen haben einheimische wilde Vertreter in der Pflanzenwelt, und somit auch die gleichen Insekten.
Beispiel: Kohl und Raps = Hirtentäschekraut und diverse andere Kreuzblütler

Rübe= Fuchsschwanzgewächse

Getreide= sämtliche einheimische Süßgräser

Kartoffel ist da die Ausnahme. Sie hat aber ihre Insekten mitgebracht, nämlich den Kartoffelkäfer.

Kulturpflanzen enthalten meist nicht mehr die natürlichen Abwehrstoffe gegen Insekten, weil sie der Mensch aus Verwertungsgründen rausgezüchtet hat. Somit sind Kulturpflanzen teils sogar anfälliger für Insekten und diese vermehren sich somit massenhaft auf diesen. Kulturpflanzen haben also durchaus auch eine Berechtigung in Wildäsungsflächen. Die Mischung macht es. Wichtig ist halt, dass sie nicht gespritzt werden.
Das haben wir hier aber alles schonmal durchgekaut.
 
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Ein kleines Erklärungsbeispiel:



Die Rübe gehört zu den Fuchsschwanzgewächsen genauso wie der in Hackfruchtkulturen und im Mais häufig als Unkraut auftretende Gänsefuß.

Sie hat also ein einheimisches Wildkraut als Verwandten und wird auch von gleichen Insekten befallen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Weißer_Gänsefuß

Was waren früher allein schon die Rübenfelder für Insektenparadiese als noch keine Insektizide zum Einsatz kamen. In manchen Jahren tummelten sich die fetten grünen Raupen der Gammaeulen-Falter in den Rübenschlägen; fette Proteinbomben für die Vogelwelt.
Mr. Hicter aus Frankreich spritzt angeblich in seinem sehr guten Rebhuhnrevier entlang der Grasstreifen seine Rübenfelder in 6 m Breite nicht gegen Insekten. Er baut auf die natürlichen Fressfeinde an den Ackerrandstrukturen. Man kann sich vorstellen , wie viele Raupen diese ungespritzten Bereiche liefern.

In dem Video unten bekommt man einen Eindruck davon, wenn ungespritzte Rübenkulturen in warmen Jahren mit fetten Raupen überquellen. Da wird manches Gesperre davon satt.

https://www.youtube.com/watch?v=nNtCOcrL68E



[video=youtube;nNtCOcrL68E]https://www.youtube.com/watch?v=nNtCOcrL68E[/video]
 
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Wir haben letzten Winter an einem Bach mit Kopfweiden, Esche und Erle als Uferbepflanzung versucht zusätzlich Winterunterschlupf zu schaffen.

Dazu haben wir ca. 5 m vom Bach entfernt Aufschlag von Esche etc. in ca. 80 cm bis 1m Höhe geknickt. So können wir noch drumherum hächseln und den Uferrandstreifen frei halten.

Aktuell nutzt 1 Hahn mit zwei Hennen eine Burg und Hasen liegen dort auch gerne drin. Trotz knicken schlägt es wunderbar aus. Ich hoffe wir können die so auf Dauer pflegen und kriegen den "Urwald" in den Griff.


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[Ja, da ist ein Telefonmast - da kommen noch TaubenabwehrSpieße drauf. Ist aktuell nur zu nass um dort mit Gerät hinzukommen.]

Die Wildackerfläche hat zwar reichlich Bewuchs rundherum, aber Rupfungen von Fasanen finde ich hier im Winter nicht und Fasane sind an dieser Stelle immer. Auch sehe ich hier keinen Bussard sitzen, und der Habicht schlägt sich im Winter die Tauben im Wald 300 m weiter...
 
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Habe gerade einen kurzen Revier Rundgang über einige neue Blühstreifen gemacht.
Die sind alle ca. Mitte Mai gesät worden. Jedes zweite Säschar zu, damit zwischen den Reihen das Wild Platz zum laufen hat.

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Die Streifen sind jeweils 12m breit und sollen im Wechsel wenn Getreide dort steht umgepflügt und neu eingesät werden. Wenn wir das hinkriegen immer nur 6 m neu.

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Auf allen Flächen war saß mindestens ein Hase. Ausserdem hab ich noch zwei Goldammer Pärchen hochgemacht.
 
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Die Blühmischungen kannst ruhig noch etwas dünner säen. Oder bist Du mit der Saatsgutmenge so hingekommen? Sieht mir ein wenig dicht aus. Aber das Knicken.....wirst sehen es gibt keine schnellere Methode um Deckung zu schaffen. Jetzt ist ja genug da, aber die Anlage im Winter hat dann Aussagekraft.
 
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Die Blühmischungen kannst ruhig noch etwas dünner säen. Oder bist Du mit der Saatsgutmenge so hingekommen? Sieht mir ein wenig dicht aus. Aber das Knicken.....wirst sehen es gibt keine schnellere Methode um Deckung zu schaffen. Jetzt ist ja genug da, aber die Anlage im Winter hat dann Aussagekraft.
Die WSM 1 NRW Blühstreifenmischung ist mit 25 kg / ha gesät. Also schon dünner als empfohlen. (Die Menge passte auch mit dem was an Saatgut verbraucht ist)

Die letzten beiden Bilder mit Hase sind mit Niederwildmischung mit 15 kg / ha gesät (Zusätzlich 0, 5 kg/ha authochtone Wildblumenmix)
Allerdings ist diese Fläche am Waldrand schon 10 Jahre Wildacker und hat mittlerweile ein riesiges Samenpotential im Boden. Dadurch bräuchte man evtl sogar gar nichts zu säen nur ackern und die Fläche begrünt sich selbst. Wäre beim nächsten Mal eine Überlegung, da die Fläche vornehmlich als Äsung genutzt wird. In der Morgen und Abenddämmerung sieht man dort immer auf 0, 6 ha 4-5 Hasen, einige Kaninchen und Rehwild in der Hälfte der Tage.
 
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Zur Erläuterung der 12m Blühstreifen noch ein Nachtrag:

Die Streifen sind so mit GPS Vermessung angelegt, dass man als Landwirt mit Spitze und Güllefass einfach mit ganzer Arbeitsbreite drumherum arbeiten kann.
Die Streifen bleiben auch nach der Ernte und im Winter stehen.

Nur alle 2 Jahre , wenn auf dem Acker Getreide angebaut wird soll die Hälfte des Streifens im April bis Mai gepflügt und wieder eingesät werden.
Für Frostgare wäre der beste Zeitpunkt fürs umpflügen zwar Herbst / Winter aber dann wird der Streifen im Feb -März so schmal.

Mal schauen wie wir das dann tatsächlich machen...

Viele Grüße
#Münsterländer
 
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münsterländer:

Das klingt sehr plausibel. Immer wenn Mais (Sommerung) drauf ist , ist zumindest der Streifen als Winterdeckung und im Frühjahr als Brutdeckung vorhanden= viele Grenzlinien.
Kommt Wintergetreide drauf, wird die offene Lücke durch die 6m Neuansaat des Streifens im Frühjahr geschaffen . Das ergibt ein Mosaik in der Feldflur. Große Schläge werden wie zu Großvaters Zeiten zu Kleineinheiten aus Sommerung und Winterung. :thumbup:

Nur meine Meinung, aber sachlich begründet. Viel Erfolg !
 
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Geräumter Graben der im letzten Jahr mit LR I eingesät wurde. Heuer sind die 2-jähr. Arten durchgestartet. Das Bankett wurde leider gemulcht aber gab ein gutes Heu, war auf dem Betonweg in einem Tag trocken....

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@Perdix: Ich sag Dir, das war ein Zirkus: Bin mit einer Kiste Fasane hin....bis da endlich mal 2 fürs Foto sitzen geblieben sind....
Wenn das Schnittgut mit dem Rechen entfernt wird, begrünt sich die Fläche schnell wieder und es haben alle Pflanzen wieder eine Chance. Bleibt es liegen, begünstigt man nur die Gräser, auch durch Nährstoffeintrag.

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Eine andere Böschung, ebenfalls von heute früh
@Perdix: Die Nummer mit den Hasen war noch schwieriger..

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Bin ja froh wenn nur das Bankett gemulcht wird. Hab aber auch Flächen die ganz runtergekommen sind (Ackerkratzdistel und Klettenlabkrautbestände)
 
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@Colchicus:
Wenn Du schreibst "Geräumter Graben der im letzten Jahr mit LR I eingesät wurde.", wie hast Du das Saatbeet vorbereitet ? An so einer Böschung ist das doch schwierig ? Oder einfach "drüber" gesät ohne Vorbereitung ?
 

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