Rehwild (Aug.´13 - Jan.´14)

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Kurz vor dem Jahresende saß ich am Weg auf einer Leiter vor einem steilen bewaldeten Hang in einem ziemlich abseits gelegenen Revierteil an.
Gegen 10 Uhr kam dann von links ein weibliches Stück den Hang entlang gezogen - immer wieder verdeckt von einzelnen Fichten. Ich wartete ab, ob nicht ein Kitz folgen würde. Es kam 30 m hinter der Geiß. Als es passte, erlegte ich das weibliche Kitz. Die Geiß sprang ab. Nach kurzer Zeit schlich sie vorsichtig auf dem Wechsel, den sie gekommen war, wieder in Richtung ihrem Kitz. Als es passte, erlegte ich auch sie:

Anhang anzeigen 10434

30-06 Fusion, 180 gr.
Entfernung: ca. 60 m
blieben im Feuer

Keine Sorge, wir haben, Gott sei Dank, in meinem dortigen Revier einen sehr guten Rehwildbestand! :)
 
G

Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
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Waidmannsheil allen erfolgreichen Rehwildjägern.

Ich reihe mich dann mal ein.

Nachdem eine Einladung auf Fuchs bei einem Foristo mit Foristi nur leidlich erfolgreich war, sprich, ich zumindest einen Fuchs gesehen hab, hat es mich im unittelbaren Anschluss noch in ein Eifelrevier geführt.

Dort gehe ich am späten Sonntagnachmittag eine Kanzel an, gedanklich schon beim Frost, der nicht nur unter meinen Stiefeln das Gras knistern lässt, sondern der sich mit mir in den nächsten Stunden auf Sau beschäftigen wird.

Mit dabei sind ein bisher unbenutzter Ansitzsack, den ich bereits vor drei Jahren gekauft habe und die nagelneu Tikka, aus der außer den Schüssen zum Anschießen und der Munitionsauswahl noch nichts mit hoher Geschwindigkeit ausgetreten ist. ;-)

Ich kletter die Leiter hoch, schließe die Kanzel auf, räume nach und nach alles rein, weil ich mit Rucksack, Ansitzsack und Knifte nicht gleichzeitig durch die Tür passe.

Endlich drin richte ich mich bei noch geschlossenen Fenstern ein, Auflage, Fernglas, Gehörschutz aus dem Rucksack, Sturmhaube übergezogen und dann das erste Mal in den Ansitzsack gemummelt, was trotz der Enge erstaunlich gut funktionierte.

Irgendwann sitze ich, lade die Tikka und öffne das Fenster nach vorne.

Vor mir liegt ein abfallender Hang mit Wiese, etwa 120m gegenüber beginnt Wald, zur Rechten sind es etwa 80m.
Anders als der Hügel, den ich beim Angehen überqueren musste, hat die Wiese den ganzen Tag Sonne bekommen und ist nicht befroren.
Von links leckt noch ein kleiner Fichtenbestand auf die Wiese, von der ihn eine Reihe Ginster genau senkrecht zu mir trennt.
Den kann ich allerdings nur sehen, wenn ich mich etwas nach vorne beuge.

Nachdem ich die Wiese leer finde schaue ich nach vorne...
*Verflixt, das gibts doch gar nicht.*

Genau vor mir steht ein Stück Rehwild, vielleicht 30m entfernt und äst seelenruhig auf der Wiese, etwas rechts der Ginsterreihe.
Sofort beginnt mein Herz zu rasen, das Blut zu rauschen...

*Ruhig, Brauner, ganz ruhig...*

Ich nehme das Fernglas hoch und erkenne eine Ricke, *Spiegel mit Schürze, keine Spinne, sehr gut*.
Trotzdem warte und beobachte ich weiter, wieviele sind schon genarrt worden...

Mein Herzschlag pocht überlaut, die Ricke äugt zu mir;
*Hat sie mich gesehen oder gehört?*
Nein, sie äst weiter und springt plötzlich wie von der Tarantel gestochen nach links in Richtung Wald ab.

Bevor jedoch die Spannung von mir abfallen und die Enttäuschung von mir Besitz ergreifen kann, bleibt sie stehen und bewegt sich wieder zurück zur Wiese und weiter auf diese hinaus.

Über dem gegenüber liegenden Wald geht die flache Wintersonne unter, das Licht wird schlechter.

Die Ricke zieht wieder nach links auf den Ginster zu, nun wird es Zeit.

Ganz leise die Tikka auf der Auflage gedreht, noch näher an den vorderen Rand gerückt
und die Waffe in Anschlag gebracht.
Der KKC-Schaft liegt hervorragend in meiner Schulter, vorne auf der Auflage und meine linke Hand wie beim MG 3 vor der rechten Schulter unter der Schulterstütze und an derselben.

Das Absehen Vier wandert auf das Blatt; die Ricke äst knapp rechts des Ginsters,
ich warte vergeblich darauf, dass sie das Haupt hebt.

Sie zieht weiter nach links und während sich ganze Ströme pochenden Lebenssaftes durch meine viel zu engen Adern pressen, liegt das Absehen unverrückbar fest auf dem Blatt, nur leicht dem ziehenden Stück folgend.

Die Ricke durchbricht den Ginster,
langsam geht mir der Platz nach links aus.

Sie äst, steht fast breit, mit dem Haupt leicht spitz nach rechts unten von mir weg...

Ich denke an die Hinweise hier im Forum, stelle mir den Wildkörper und die Geschossflugbahn in 3D vor und denke an Harras:
*Lieber drei Kilo zerschossen, als zwanzig verhitzt.*
Das Absehen wandert eine Nuance mehr aufs Blatt.
Das Haupt hebt sich und
*BAMMM*
geht das 180gr Sako Hammerhead aus der .308 Win. auf die Reise.
Kurz und trocken trifft mich der Rückstoß in die Schulter und während ich durch das ZF noch den Feuerball aus dem 51cm Kurzlauf sehe, erkenne ich mit dem linken Auge gleichzeitig bzw. noch vorher, wie das Stück zusammenbricht.

In diesem Sekundenbruchteil habe ich einen Flashback an meine Zeit als Kommandant eines Leo I.
Da konnte ich auch noch vor dem großen Feuerball und der noch größeren Staubwolke sehen, ob die 105mm getroffen hatte oder nicht.

Mit diesen Gedanken flott nachgeladen und das Stück gesucht.

Durch das ZF kann ich dann die Ricke im Gras liegen sehen, ein kurzes Schlegeln, der Wedel/ die Schürze zuckt noch ein wenig, dann ist es zu Ende...

Ich lehne mich zurück, die Spannung fällt etwas ab, aber als ich zum Telefon greife, um meinem Lehrprinzen eine Kurznachricht zu schicken, kann ich mit den zittrigen Fingern kaum einen Buchstaben richtig aufs Display bringen.

Nach einigen vergeblichen Versuchen gelingt es doch, die Nachricht geht raus und ich sinke zurück auf den Stuhl.
Mein Atem gefriert in der frostigen Luft sofort zu feinem Nebel, dem ich sinnlos sinnierend hinterherschaue und das soeben Erlebte auf mich wirken lasse.

Wieder schaue ich, ob das Stück noch liegt;
ja, dort liegt es im Gras.

Mein Telefon vibriert, das herzliche Waidmannsheil meines Lehrprinzen erscheint.
Sekunden später die nächste Nachricht:
*Bleib sitzen, wir kommen zum Bergen.*

Mittlerweile wird es dunkel und mein Misstrauen in die Unbeweglichkeit des beschossenen Stückes wächst mit jedem nachlassenden Quäntchen Licht, doch jede Nachschau bestätigt, dass dort immer noch etwas im Gras liegt.

Nach einiger Zeit kommen mein Lehrprinz und sein Sohn;
wir gehen gemeinsam zum Anschuss.

Dort bin ich mit dem Gedenken an die Kreatur froh, dass der Schuss sie unmittelbar ins Gras geworfen hat.
Der Einschuss lag genau auf dem rechten Blatt, der Auschuss vor dem Blatt auf der anderen Seite und beim Versorgen wird sich zeigen, dass die Kammer nur noch Mus ist.
Die Ricke lag auf dem Ausschuss, war einfach zusammengesackt.

Waidmannsheil und Waidmannsdank flogen hin und her.

Mit dem letzten Bissen versehen und mit mir als glücklichem Erleger mit Bruch ging es ins Jagdhaus, wo die Ricke versorgt wurde.
Die Waage blieb bei aufgebrochenen 18kg stehen, ein starkes Stück.

Nach der roten Arbeit haue ich mich mit einem Roten, der noch vom vorherigen Fuchsjagdwochenende übrig war im Wohnzimmer auf die Couch und höre dem Kachelofen beim Bullern zu...
Jetzt wo ich diese Zeilen schreibe, steigt mir der Geruch des Chianti wieder in die Nase, die Tannine körnen über meine Zunge und ein Lächeln zieht über mein Gesicht.


Waidmannsheil


Beuterheinländer
 
A

anonym

Guest
Waidmannsheil!!
Beuterheinländer hat spass gemacht an dem Wochenende mit dir zu jagen
 
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Waidmannsdank, Harras.
:)

Und danke, auch mir hat es bei dir Freude gemacht.
Ist immer wieder eine klasse Truppe, im wahrsten Sinne des Wortes. ;-)


Waidmannsheil


Beuterheinländer
 
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Waidmannsheil Beuterheinländer,
was einen fantastischen Schreibstil du hast! :thumbup:
Ich könnte Stunden weiterlesen.
 
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Zum Ende der Jagdzeit auf Rehwild für die eigene Gefriertruhe heute nachmittag gegen 17 Uhr noch ein Schmalreh erlegt.
Ein Teil einer Keule ist schon von einer fakultativen Vegetarierin angefordert. ;-)

Gewicht aufgebrochen mit Haupt : 18,5 kg, immer noch sehr feist (gerade im Bereich um die Nieren).

Entfernung 30 m (vom Hochsitz steil bergab) Kammerdurchschuss, Herztreffer, Fluchtstrecke 30 Meter.
Erlegt mit .30-06 Barnes VOR-TX Patrone (TTSX-Geschoss 168 grs.) Büchse Mauser 98, System Brasilien 1908/34, Lothar-Walther Stainless Polygon-Lauf, Kontur #724, 60 cm lang, Zeiss 8x56 (eigentlich meine Schlechtwetter- / Winterbüchse, mittlerweile aber mein bevorzugtes Arbeitsgerät)

(Bilder zum Vergrössern anklicken)

Anschuss :


Schweissspur Fluchtfährte :



Erlegtes Stück :
 
Zuletzt bearbeitet:
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Weidmannsheil,

Ist das Weiße auf dem Fotos wirklich Schnee?

Davon könnte ich auch was brauchen:sad:
 
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Auch von mir Waidmannsheil.
Schnee! Auch auf der roten Liste.
Tja, nun kehrt jagdlich die ruhige Zeit ein. Vielleicht bekomme auch ich im Januar noch ein Kitz vor die Büchse. Diesen Faden also bitte nicht zu früh schließen ;-).
Freue mich aber schon auf den Mai.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4627

Guest
Drückjagdrehe

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Bockkitz und Schmalreh.
 

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