Ich sehe im einen Revier bei jedem Jagdgang Rehwild.
Geschuldet ists der Wärmebildkamera und der großen Übersicht, da das Revier in den letzten großflächige dichte Waldbestände verloren hat, die jetzt in langsamer Wiederbestockung sind.
Mit normaler Optik käme man oft nachhause im Frust, nix gesehen zu haben.
Jedoch vom Anblick auch Beute mitzubringen, ist dieses Jahr mehr als schwierig.
Die Kahlflächen sind aufgrund enormen Wachstums der Bodenvegetation im Frühjahr seit dem Frühsommer fast unbejagbar für Rehe. Kitze sind komplett unsichtbar, die adulten Rehe schauen mit dem Kopf heraus. Wenn sie mal ganz kurz auf eine Lücke ziehen, ist es kaum möglich, so schnell zu schieße - korrekt anzusprechen ist im September eine jägerische Pflicht!
Mittlerweile sind zwar die hohen Gräser und auch Stauden wie Fingerhut abgestorben, dadurch bildet die WBK besser ab und lässt das Wild erkennen, aber beim Blick durchs Glas zeigt sich, daß man immer noch nicht in den Bewuchs reinschießen kann !
Wir bräuchten frühen Frost oder auch Schnee Anfang November, worauf man sich nicht mehr verlassen kann.
Abends oder auch morgens ists Rehwild oft im guten Licht unterwegs, selbstverständlich nutzt man hotspots (Salz) auch jagdlich.
Kirren ist hier nicht nur verboten, sondern auch unsinnig, weil dermaßen viel Brom- und Himbeere neben anderen Kräutern grüne Äsung bietet. Die nehmen unsere Rehe (auch das Rotwild) vor allen künstlich angebotenen "Leckereien", was mir auch als Jäger mittlerweile völlig widerstrebt, solche anzubieten.
Natürliche Prozesse erkennen, beurteilen und jagdlich nutzen zu können, davon lebt v.a. die Wald-Jagd.
Beobachtbarkeit von Wild ist nunmal in vielen Wald-Revieren deutlich reduziert zu Feldfluren...
Vom Anblick auf Bestände schätzen zu wollen, ist vielerorts unmöglich.
Ich kenne hier tats. einige Reh-Familien oder Stücke, weil sie wiederholt an denselben Plätzen in Anblick kommen.
Die ersten 2 Septemberwochen sind jagdlich für den weiblichen Abschuß die wichtigsten, weil die Aktivität von Rehwild dann noch hoch ist.
Sobald der Haarwechsel einsetzt (geht bei den Kitzen schon los) und dann auch noch Bucheln und Eicheln fallen, ists jedes Jahr das Gleiche - das Wild scheint wie weggeblasen !
Dieses Jahr gibts wohl regional Einiges an Waldfrüchten, wie man so hört.
Daher sollte man jetzt noch jeden Tag nutzen, wenn man kann...
Sogar bei Regen und steifem Wind haben wir Anblick von Rehen, kommen aber eben nicht immer dran.
Im Revierteil mit RW-Brunftgebiet, haben wir uns Zurückhaltung auferlegt, um diese Wildart zu ihrem Recht kommen zu lassen, d.h. wir schießen dort erst wieder ab Ende September Rehe und Sauen...außerdem wirds eine DJ geben.
Im anderen Revier völlig andere Verhältnisse: dichter Dschungel an steilen Talhängen macht die Rehe schon seit Sommer unsichtbar, vorgelagerte große Maisflächen beim Nachbarn (erstmals dieses Jahr seit 16 Jahren!) machen mir die Jagd schwer, weil das Wild morgens auch länger drin bleibt.
Nun, dort ist der Abschuß zu 3/4 erfüllt, aber eine Familie oder mehrere Kitze möchte ich schon noch schießen.
Ab Oktober ist dort aufgrund von Tageskürze, Ortsnähe und einigen Attraktionen, die Menschen anzieht, auf der Einzeljagd gar nix mehr zu holen; da geh ich lieber meinen Hund bewegen und fahr jede Woche zu Stöberjagden..!
Wenn dann mal Schnee kommt, nehm ichs wieder in Angriff, aber darauf warten wie mittlerweile leider vergeblich...