Hier nun Teil 2 meines Jagdwochenendes in der Uckermark.
Um 3:30 Uhr hat der Wecker geklingelt, das war verdammt früh. Zumal wir am Abend vorher zunächst unsere Böcke noch gebührend totgetrunken hatten und danach den „Blutmond“ als Jahrhundertspektakel betrachten konnten mit dem Planeten Mars direkt darunter. Als dann noch Alexander Gerster mit der ISS direkt über unsere Herberge flog haben wir erst mal weiter gefeiert. An diesem Morgen bin ich erneut auf den gleichen Sitz gestiegen und konnte in der Dunkelheit auf 20 m einen rekordverdächtigen Rehbock erkennen. Das Gehörn war im geliehenen lichtstarken Zeiss-Glas eindeutig als „Spitzentrophäe“ zu erkennen. Im Zielfernrohr verschwamm der ganze Bock leider mit dem Grau des Randstreifens. Zielen unmöglich. Und dann war er irgendwann auch schon wieder weg. Sehr schade! Dann ging die Sonne auf.
Weibliches Rehwild konnte ich danach noch mehrfach sehen, allerdings keine Böcke. Eine Waschbären-Familie war am Gegenhang auf 300 m im Stoppelfeld zu beobachten. Außerdem etwa 50 Kraniche mit einem lauten Konzert .
Die Natur hat mich förmlich umgehauen! Dann landeten links noch auf dem Doppelfeld 3 Störche. Kurz vor dem Abbaumen kam ein Jungfuchs des Weges und dieser blieb an dem Morgen meine einzige Beute.
Die Leihwaffe (K 77, Kipplaufbüchse mit SD, .308 Win.) ging butterweich, schoss Fleck und war wirklich erstaunlich leise. SD sieht zwar nicht so doll aus, war aber sehr wirkungsvoll!
Am Nachmittag bin ich dann noch mal raus, auf mein Fiepen kamen aber nur Halbstarke, Junge.
Der letzte Ansitz am frühen Abend hatte es dann noch mal in sich: zunächst passierte gar nichts, es war noch heiß und hell, auf einmal Lärm, als ob ein Pferd über die Koppel galoppiert. Immer im Rücken trieb ein 6er eine Ricke mit hängendem Lecker, dass es auf dem Acker nur so staubte. Das Bild werde ich nie vergessen. Schade, dass die Kamera nicht rechtzeitig fertig war. Dann blieb der Bock noch 5 m vor der Kanzel stehen und hat laut gehechelt, wie ein Sportler im Ziel. Das hatte ich so bisher noch nicht gehört. Dann sind die beiden endgültig über den Acker verschwunden. Genaues Ansprechen und Schießen ging nicht und nur dieses Bild ist mir mehr oder weniger "gelungen".
Dann ging die Sonne unter, die Kraniche kamen wieder und aus dem Schilf trat ein junger Gabler. Der durfte weiterleben.
Dann wurde es rasch immer dunkler. Etwa gegen 21:30 Uhr kam auf mein erneutes Fiepen tatsächlich über die Straße hinter mir aus dem Nachbarrevier ein Bock direkt vor meine Kanzel. Diese Straße bildet die Reviergrenze und mein Sitz war etwa 200 m davon entfernt. Es ist also sicherlich keine „Abstauberkanzel“. Zum Fotografieren war schon zu dunkel und der Bock kam auch recht nah und hätte den Auslöser wahrscheinlich vernommen. Ich habe dann kurz darüber sinniert, ob man guten Gewissens einen Bock erlegen kann, der seinen Einstand offenbar beim Nachbarn hat. Auch wegen dieser Straße und damit der Bock nicht irgendwann als Fallwild endet, kam ich dann mit mir ins Reine und habe auch diesen erlegt auf 120 m, tiefblatt, Flucht 20 m. Die Freude war riesig, auch dieser ist nicht mehr jung und hat ein "knuffiges" geperltes Gehörn. Aufgebrochen über 20 kg. Der Beständer erlegte fast zeitgleich 3 Füchse und strahlte, als ich von ihm den Bruch überreicht bekam. Ehrliche Freude!
Aufbrechen musste ich dann in der kompletten Dunkelheit im Scheinwerferkegel der Taschenlampe. Es war sicherlich noch knapp 30° warm, am Horizont Wetterleuchten durch schwere Gewitter. Eine unwirkliche, geisterhafte Stimmung. Während der in doppelter Hinsicht Schweiß treibenden roten Arbeit besuchte mich die gesamte Mückenpopulation der näheren Umgebung. Dieser Bock wurde dann mangels Wildkammer im Gewölbekeller des Landgutes aufgehängt. Nicht wirklich "kühl", aber es war nur für eine Nacht.
Lieber Claus, Waidmannsdank für die Einladung und die großzügige Freigabe! Die 2 Tage bei Dir im Revier haben mir bleibende Eindrücke und unvergessliche Erlebnisse beschert!