Re: Das neue Revier - 04.08.2011
Mein Kollege, der ja nun das Glück hat im Revier zu wohnen, ist im Moment schwer damit beschäftigt seinen ersten Hirsch zu schießen. So auch vorgestern Morgen. Wir haben eine Ecke an der das Rotwild relativ regelmäßig morgens vom Feld in den Wald wechselt. Dies ist in einer Ecke des Reviers in dem wir noch keine Leitern oder Kanzel haben, aber das macht nichts, denn er ist wirklich ein Meister der Pirsch.
Das Geländer ist ansteigend, und das Rotwild ist meist im oberen Teil zu finden, und der Wind ist in 90% der Fälle gut. Also stellte er sich noch in der Dunkelheit an die Waldkante und wartete auf das erste Licht. Das ist der Beobachtungsposten, da man von dort das Wild bestens beobachten und dann dementsprechend anpirschen kann. Wie es sein sollte konnte er bald das erste Stück Rotwild ausmachen, daß langsam Richtung Wald zog. Allerdings handelte es dabei eindeutig um einen Kronenhirsch der Klasse 2, danach das nächste war es dann, ein 6er der Kl. 3. Der sollte es ein.
Die Hirsche näherten sich einem Tritikale Acker, durch den sie durchziehen würden, um den Wald zu erreichen. Er pirscht sich deshalb so an, daß er sie vorher abpassen würde. Auf allen vieren dorthin also, und dann hingelegt, und ab und zu mal über den Rand geschaut. Alles passte, die Hirsche zogen genau in seine Richtung.
Als die Hirsche in den Tritikale Acker zogen verhofften sie auf einmal, und standen nervös auf einem Platz als wüssten sie nicht was sie nun machen sollten. Mein Kollege war sich nicht klar was nun los ist, der Wind war perfekt, er unsichtbar. Auf einmal machten die Hirsche kehrt und zogen in einem größeren Bogen an anderer Stelle unerreichbar für ihn in den Bestand.
Verdutzt blieb er in seinem Versteck und wunderte sich, als er auf einmal neben sich im Getreide ein grunzen hört. Vorsichtig schaute er über die Getreidekante, und da keine 10m neben ihm steht eine Sau, eindeutig als Keiler zu identifizieren, und zwar von der nicht zu kleinen Sorte.
Der Keiler fraß gemütlich weiter und zog langsam weiter. Als er ca. 25-30m weg war begann mein Kollege im hinterher zu robben. Die Frage, ob er ins Getreide schießen sollte beantwortete er sich selbst mit nein, also folgen. Zwischenzeitlich hatte sich der Keiler mal für ein Viertelstündchen eingeschoben, und es war still. Als er wieder aktiv wurde, und der Kollege ihn auch wieder sehen konnte zog er langsam Richtung Ackerrand, wo wenn es durch niedrigeres Getreide und ein Furche eine Schussmöglichkeit geben würde.
Als der Keiler den Punkt erreichte, sprang der Kollege auf und schoss. Von Seiten des Keilers gab es keine Reaktion auf den Schuss, außer, das er flüchtig wurde. Mein Kollege war sich sicher gut abgekommen zu sein, und schwang blitzschnell wieder mit und ließ den zweiten Schuss auf ca. 40m fliegen. Der Keiler roulierte wie ein Hase. Das war’s.
Denkste. In wenigen Sekunden war der Keiler wieder auf den Läufen, mittlerweile hatte er auch die Quelle seines Unheils ausgemacht und drehte ab und ging meinen Kollegen wild blasend an. Einen Schuss hatte er noch, und keine Chance im offen Feld der Sau zu entkommen. Auf ca. 15m hat er ihm dann die Kugel spitz von vorne angetragen, worauf der Keiler auf der Stelle verendete. Der Kollege musste sich dann auch erstmal schweißgebadet hinsetzen.
Als er mir die Geschichte erzählte ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen. Das ist eben der Unterschied zwischen Profi und Amateur. Ich weiß nicht, ob ich das so hingekriegt hätte, aber da zeigt sich eben die Routine von 30 Jahren tägliche Erfahrung.
Zu den Schüssen:
#1 kurz hinter dem Zwerchfell
#2 kurz vor dem Zwerchfell
#3 Stich vor dem Blatt rein diagonal hinter dem Blatt raus
Alle hatten Ausschuss. Meine Theorie ist, daß das Geschoß auf die kurzen Distanzen nicht richtig aufgemacht hat, sondern eher einen Vollmanteleffekt erzeugte. Mal sehen wie die Ausschüsse aussehen.
Bildmaterial wird nachgeliefert, da ich das hier vom Büro aus nicht machen kann.
Daten:
Keiler: 90kg aufgebrochen
Waffe: Merkel SR1
Kaliber: 9,3x62
Geschoss: 15g.Norma Vulkan
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Ansonsten ist es immer noch sehr still. Man sieht immer noch horden von Rehwild. Schwarzwild ist sehr wenig da eigentlich, und darum haben wir Gottseidank auch fast keinen Wildschaden bisher. Es ist sehr angenehm in einem Revier zu jagen, wo es im Moment keine Probleme, außer zu wenig Hochsitzen, gibt, aber nach 30 Neubauten braucht man erstmal eine Pause.
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Ich vergaß zu erwähnen. Wir haben wieder mehrere rote Ricken mit einem oder 2 schwarzen Kitzen, und ein pechschwarze Ricke mit einem roten Kitz.
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