pudlich schrieb:
Ja, wir sind die Guten
Ich wäre sehr für eine Verkürzung der Jagdzeiten und ein uneingeschränktes Nachtjagdverbot.
Wie man Besitzstände anderer Jäger einfach so per Expertenmeinung kassieren kann...
kennst Du vielleicht jemanden, dem seit Hunderten von Jahren Wald und Jagdrecht gehört? Was meinst, sagt der zu Deinen Jagdrechtkastrationsgedanken?
Und Du bejagst sicher wie ich 3/4 intensivste Landwirtschaft am Rande eines 6500 ha großen Sauenrückzuggebietes und verstehst was von der Mühsal des Zäunens von Weizensaatgutvermehrungsflächen gegen die nachbarlichen Sauen und wie man die tagaktiv vor die Büchse kriegt?
Kennst die Preise für solchen Weizen pro Ar und kannst Dir vorstellen, wie schwierig es ist, in der Milchreife korrekt einen Frischling in den hochstehenden Feldern raus zu picken ? Hast schon Mal versucht, 30 "Nachbarsauen" bei Tage aus einem 1.8 m hohen Rapsschlag mitten in Deiner ansonsten völlig sauenfreien Jagd raus zu drücken ?
Du kennst auch die Freuden der Drückjagdzeit auf solchen Flächen, wenn im eigenen Revier monatelang kein tag- oder nachtaktives Schwein mehr aufkreuzt, kennst die Freuden der Bewegungsjagd auch in Deinen kleinen Waldflächen, wenn die Nachbarn überjagende Hunde zu Brei schlagen am "revierübergreifenden Drückjagdtag" und trotz der Sauenproblematik ?
Du kennst Dich sicher klasse aus in der Bejagung von kilometergroßen strauchlosen Agrarsteppen, die von punkt 6 bis Einbruch der Dunkelheit 50 Hundeführern zum Ausführen und 3 Bauern zum Austoben dienen und hast auch schon den Rapsschaden in Höhe von Hunderten von Euro dafür bezahlt, dass in tiefer Nacht und vorzugsweise ab Ende Januar Sprünge von 20 Rehen (aus obigen Nachbars Wildzoo) monatelang drauf herum scharrten ?
Und - prinzipieller, generell zu allem Schalenwild - Du hast sicher gute Gründe, endlich den dramatisch absinkenden Schalenwildbeständen dieser Republik durch solche Gesetzesverschärfungsforderung zu Hilfe eilen zu müssen ? Sauen am Aussterben, Rehe gebietsweise auf der Roten Liste, der letzte Hirsch hat ausgeröhrt, Füchse und Neozoen alle in Grund und Boden geschossen, das Rebhuhn gurrt wieder kettenweise ?
Aus Gründen der Praktikabilität möchtest Du auch die Nichtschalenwildarten gern vor der Kugel im Vollmond schützen, denn nur so wird das Nachtjagdvverbot ja endlich kontrollierbar, oder ?
Ich hab aus jagdpraktischen Gründen nix gegen eine Eindampfung der Jagdzeiten auf das Nötigste (alle Füchse, Rehe und Sauen von Oktober bis Dezember und ansonsten gar nicht, etwa). Wenn das gepaart würde mit konsequentem Schutz von Bewegungsjagden ( der in Thüringen rechtmäßig beim Wildern erschossene Wachtel war ja im Staatsrevier auch zur Vermeidung nötigen Jagddruckes unterwegs, oder nicht?), Zwang zu wirklich effektivem grenzüberschreitendem Management von rudelnden Wildarten.
Aber wir haben ja grade mit dem Freispruch des Hundekillers in Ilmenau wieder das Gegenteil erlebt, kennen die irrwitzigen Zahlen vom derzeitigen Schalenwildbestand und erfreuen uns dank Klimaerwärmung bester weiterer Aussichten. Viel mehr spricht also derzeit aus jagdpraktischen wie wildbiologischen Überlegungen für das krasse Gegenteil:
die ganzjährige Komplettfreigabe alles nachhaltig bejagbaren Wildes mit allen Mitteln ( inklusive Nacht- und Treibjagd sowie Nachtsicht- und Postenfreigabe, selbst Schalldämpfern für ortsrandnahe Abschüsse) ohne jeden Abschußplan oder ähnlich unkontrollierbaren Schwachsinn !
Meinst denn, die nicht "waidgerechten Charaktere" würden plötzlich ausfliuppen vor Freude über all die Dinge..... die sie ohnehin schon immer gemacht haben ? Meinst, zusammengeschossene Bestände nagten alsbald nur noch im tiefsten Dickicht vor sich hin ? - Pustekuchen !
Nur: man müsste halt wieder Ursprungsmarken für die Lauscher austeilen und dazu endlich mal paar Profis anstellen, die den Schüssen nachgehen tags wie nachts in den Revieren. Damit Abschußzahlen halbwegs glaubhaft, Elterntierschutz, Nachsuchenpflicht, Mastverbot etc. mit drakonischen Strafen durchgesetzt würden. Denn all dies klappt ja bisher trotz der vielen unnötigen Ge- und Verbote keineswegs und so könnte man mal die Spreu vom Weizen der Jäger trennen.
Gibt genug Forststudenten, die ne berufliche Perspektive suchen - bezahlen wir sie halt mit der Jagdsteuer (sorry: Du ja mal wieder bestimmt noch nie bezahlt, immer diese Priviligierten...) dafür, dass ein Basisjagdgesetz endlich voll durchgesetzt wird.
Weidgerechter Gruß! M.