Quelle n-tv online, Montag, 10. November 2008
Erst Bienensterben -dann Fasanentod
Nach dem massenhaften Bienentod durch ein Pestizid am Oberrhein sind nach Ansicht des Landesjagdverbandes auch fast alle jungen Fasane an den Folgen des Pflanzenschutzmittels Clothianidin gestorben. "In diesem Jahr wurden südlich von Rastatt so gut wie keine Jungvögel gesichtet", sagte Klaus Lachenmaier vom Landesjagdverband (Stuttgart). Den Tieren sei die Lebensgrundlage entzogen worden, da Insekten als ihre Hauptnahrung abgetötet worden seien. Es gebe zudem deutlich weniger der seltenen und geschützten Rebhühner. Clothianidin war im Kampf gegen den Schädling Maiswurzelbohrer in der Rheinebene eingesetzt worden.
"Wir haben für diese Vermutung keinerlei Anlass", betonte dagegen eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums. Im ganzen Bundesgebiet habe es wegen zu kühler und feuchter Witterung deutlich weniger Insekten gegeben als im vergangenen Jahr. "Es wäre nicht sinnvoll, den Grund für jegliches Leid in der Tierwelt in Clothianidin zu suchen", sagte sie. Es gebe immer Schwankungen in den Beständen von Tieren. Neben den Jägern hatten zuvor auch die Grünen den Einsatz des Mittels für das Fasanensterben verantwortlich gemacht.
Der Wildbiologe Lachenmaier forderte, im kommenden Jahr auf Clothianidin zu verzichten. "Ganz dringend empfehlen wir den Landwirten, sich da etwas zu überlegen." Möglich wäre zum Beispiel, Mais nicht in jedem Jahr, sondern abwechselnd mit anderen Pflanzen anzubauen. Auf Fasanenjagden werde in diesem Jahr in den betroffenen Regionen verzichtet. Auch aus Bayern und Nordrhein-Westfalen gebe es Meldungen über den Rückgang des Fasanenbestandes. Pro Jahr werden im Südwesten durchschnittlich etwa 4000 bis 4500 Fasane erlegt.
Auch das Agrarministerium empfahl die sogenannte Fruchtfolge zur Bekämpfung des Maisschädlings. "Wenn sich aber ein Landwirt aus ökonomischen Gründen für den Maisanbau entscheidet, dann muss laut EU-Verordnung der Maiswurzelbohrer bekämpft werden", sagte die Sprecherin. "Mit welchem Mittel das geschieht, darüber befindet der Bund." Momentan sei noch nicht entschieden, mit welchem Pestizid gegen den Schädling künftig vorgegangen werde.