Neues aus Winnenden

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Solms schrieb:
Was hierzulande weitestgehend in den Diskussionen verschwiegen wird, das sind die überproportional vielen Massenmorde (vulgo Amokläufe) in China. Einfach mal googlen.
Das passt eben nicht ins Bild weil dort Waffen strengstens verboten sind.
... .
M.M: die Darstellung / Berichterstattung hängt (auch) von der Zielrichtung der selben ab.
Außerdem regiert die Sensationsgeilheit in der Medienwelt! Das gibt Quote.

Ein Schelm, der böses dabei denkt.

Solms schrieb:
...
Aber die Täter haben noch immer für sie geeignete Tatmittel gefunden. Messer, Äxte, Molotow-Cocktails, Autos etc. pp
Wie war das doch gleich? Wo ein Wille ist ist auch ein Weg?
:31:



Edith meint, da seien sie wieder. Die Planung und die Umsetzung.


Das WARUM deckt der Mantel der Ahnungslosigkeit!
 
D

Der fromme Metzger

Guest
Lagom schrieb:
M.M: die Darstellung / Berichterstattung hängt (auch) von der Zielrichtung der selben ab.
Außerdem regiert die Sensationsgeilheit in der Medienwelt! Das gibt Quote.
Die Quote würden die Medien auch erreichen, wenn sie den Spieß umdrehen würden, und die Mitschüler von Tim K. als Mobbing-Bestien darstellen würden. Wahrscheinlich wäre die Quote dadurch sogar höher.
Es ist also tatsächlich die willentliche Zielrichtung der Medien, von denen es abhängt.

Im Fall Winnenden bahnt sich seit letzem Jahr aber etwas an, was wir bisher noch nicht hatten und was auch für die Medien absolutes Neuland zu sein scheint - zumindest zeugt die neuere Berichterstattung von Unsichereheit, oder sagen wir besser, von einer, wenn auch vorsichtigen, aber bisher unbekannten (Beinahe-)Objektivität.

Zunächst lief ja alles "normal".
Amoklauf - Ruf nach stikteren Waffengesetzen / nach Verbot von Ballerspielen - öffentliche Opfer-Trauerbekundungen im großen Stil - Durchleuchtung der Psyche des Täters - mediale Verunglimpfung legaler Waffenbesitzer - Forderungen nach strikteren Waffengesetzen / nach Verbot von Ballerspielen - und dann weiter in der Schleife:
mediale Verunglimpfung legaler Waffenbesitzer - Forderungen nach strikteren Waffengesetzen / nach Verbot von Ballerspielen - mediale Verunglimpfung legaler Waffenbesitzer - Forderungen nach strikteren Waffengesetzen / nach Verbot von Ballerspielen - ... ... ...

Dann ist aber etwas von Medien und Öffentlichkeit Unerwartetes geschehen. Irgendwas ist plötzlich aus dem Ruder gelaufen:
Der allgemeine und öffentliche Ruf nach mehr Prävention und (zukünftiger) Sicherheit wurde plötzlich durchmischt - und das ist das Spannende - von einem ganz anderen Zuruf aus dem Bündnis der angeblichen Opfervertreter. Einem steinzeitlichen Verlangen, dass jeder modernen Bürgergesinnung widerspricht und dass wir zuletzt im 3. Reich hatten: Das Verlangen nach Rache. Und das auch gleich nach zusammenhangsloser, persönlicher und blinder Rache, denn der Täter lebte ja nicht mehr.

Im noch herrschenden Hype konnte dieses kleine Bündnis seine Forderung nach Rache zunächst auch auf den Weg bringen.
Der Vater wurde wegen "Sippenvergehens" vor Gericht gezerrt.
Die Richter, (verständlicherweise) schwankend und unsicher, gaben diesem Verlangen zwar nicht nach, aber sprachen ein vorläufiges Urteil, dass "sowohl als auch" bedeuten könnte.

Die Rechtssprechung, aber auch die Öffentlichkeit, sowie die Medien sind mit der neuen Situation überfordert. Sippenhaft und Vergeltungsschläge gegen Nicht-Schuldige ist dann irgendwie doch nicht das, was man sich wünscht. Und sei es nur, weil es einen selbst einmal treffen könnte.

Und dann geschieht die nächste Ungeheurlichkeit. Der Vater, resp. seine Anwälte, behaupten: Okay, wenn wir schuld sind, dann sind es aber auch die ehemals behandelnden Ärzte/Psychologen. Die Kampfzone ist plötzlich ausgeweitet.

Und wie weit lässt sie sich ausweiten?
Jetzt wird auch schon, der Logik der Entwicklung folgend, leise die Frage in den Raum gestellt: Okay, aber wie war eigentlich das Verhalten der Schüler und Lehrer gegenüber dem Täter?

Die Büchse der Pandora ist zumindest geöffnet. Wird die Entwicklung abgewürgt, verlieren auch die "Argumente" der Waffengegner an Schwung. Wird sie nicht abgewürgt, fliegt der Schuld-Bumerang seinen Kreis auch über die Opfer, bzw. Mitschüler, Lehrer, Nachbarn etc.
Es wird sehr spannend sein, wie die Entwicklung weiterläuft.

Was jetzt schon als positiv bezeichnet werden kann:
Während in den USA regelmäßig und sinnlos die Wogen zwischen Massenmord/Waffenverbot hin und her schwappen, zeichnet sich in D / Europa ein zukunftsweisender Lösungsweg ab.
Und ich bin da gar nicht so pessimistisch.
 
D

Der fromme Metzger

Guest
Als kleiner Side-Kick:
Wer sich lieber mit der weiteren Entwicklung des "Bachelor" beschäftigt, kann dies natürlich auch weiterhin gerne tun. :12:
 
G

Gelöschtes Mitglied 6077

Guest
DFM, ich muss dir ein großes Kompliment machen zu deiner Analyse. Ich habe selten so Tiefsinniges zu diesem Thema gelesen. Danke dafür.
 
A

anonym

Guest
...und der Ring der Macht spürte, dass seine Zeit gekommen war. Er verließ Gollum. Doch dann geschah etwas das der Ring nicht geplant hatte,..
Der fromme Metzger schrieb:
Dann ist aber etwas von Medien und Öffentlichkeit Unerwartetes geschehen. Irgendwas ist plötzlich aus dem Ruder gelaufen:
Einige... leisteten Widerstand...

:26:

Ja, das hast Du wirklich schön nachgezeichnet.
 
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Der fromme Metzger schrieb:
Was jetzt schon als positiv bezeichnet werden kann:
Während in den USA regelmäßig und sinnlos die Wogen zwischen Massenmord/Waffenverbot hin und her schwappen, zeichnet sich in D / Europa ein zukunftsweisender Lösungsweg ab.

Zunächst auch von mir: danke für die m.E. gute Analyse.

Aber zum genannten "zukunftsweisenden Lösungsweg" in D/EU würde mich schon noch Näheres interessieren...
 
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Solms schrieb:
Was hierzulande weitestgehend in den Diskussionen verschwiegen wird, das sind die überproportional vielen Massenmorde (vulgo Amokläufe) in China. Einfach mal googlen.
Das passt eben nicht ins Bild weil dort Waffen strengstens verboten sind.
Aber die Täter haben noch immer für sie geeignete Tatmittel gefunden. Messer, Äxte, Molotow-Cocktails, Autos etc. pp.

Das ist sehr interessant!

Ich finde diese Statistiken:
Einmal ohne China (nur westliche Staaten erfasst):
http://de.statista.com/statistik/daten/ ... seit-1966/

Einmal mit Hinweis auf China:
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/ind ... amoklaufe/

Man müsste die Ergebnisse zusammenführen..

M.
 
A

anonym

Guest
@ Mattenklodt:

Der Artikel von NG ist schon recht interessant, ein ähnlicher Artikel wurde um 2005 bei Scientific American und wenig später auch bei Science Today abgedruckt.

Ich entsinne mich da an einen Leserbrief der ungefähr zwei Ausgaben später abgedruckt wurde, in dem der Schreiber den Artikel als a) Gesellschafts- und Werterelativistisch bezeichnet und b) dem Schreiber des Artikels fachliche und sachliche Unkenntnis vorwarf.

Ich meine mich auch zu entsinnen, dass die Schreiberin des Leserbriefes hier aus Deutschland stammte und hier im "hübschen" Bundesland Bremen ein Lehramt bekleidete.

Wenn ich endlich meine Kartons mit den Büchern und Zeitschriften wieder sortiert habe, dann werde ich mal sehen, dass ich den Artikel und den Leserbrief hier irgendwie Auszugsweise als PDF auf die Seite bekomme.

Ich frage mich nur gerade ob es im ersten Themenheft von Sci Am (Mind) war?

Interessant war auf jedenfall der Artikel von Mechthild Schäfer, der die Thematik "Mobbing an Schulen" zum Inhalt hatte... (Stopping the Bullies, aus der Sci Am... ) von dem Artikel hatte ich mir mal für irgendwas Fotokopien gemacht.

Ich werde danach suchen, wenn hier wieder alles so ist wie ich es gewohnt bin.

Anbei schon einmal eine Leseprobe über einen Artikel welcher deutlich macht warum der sorglose Umgang mit Psychopharmaka bei Kindern und Jugendlichen nicht ohne Kritik gesehen werden sollte...

Paul Raeburn - Kids on Meds. SA Mind 2007 Dritte Ausgabe.
 
A

anonym

Guest
Per Glück konnte ich diesen oben verlinkten Artikel noch in der Vollfassung im Internet wiederfinden.

Kids on Meds...

Wie schön das man im Internet fast alles finden kann, wenn man nur zu suchen versteht.

Und ich habe im Online Archiv von SA Mind mittlerweile auch den Artikel gefunden den ich andernfalls hätte einscannen müssen... Nun fehlt nur noch der Leserbrief des "Le(e)hrkörpers" aus Bremen.

Deadly Dreams: What Motivates School Shootings? (Verfasser: Frank J. Robertz)

Wer ist Frank J. Robertz? Schaut hier, dann werdet ihr sehen, dass auch wir Mitmenschen haben die sich wirklich Gedanken machen... Link... Clicky!!!

Einzig einen bitteren Tropfen gibt es: das unhübsche Wort A...prävention. Aber man kann nicht alles haben.
 
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Ich denke, dass es durchaus einen Werteverfall in unserer Gesellschaft gibt.
Hast du was - bist du was, lautet doch heute das Motto.
Um mal ein Beispiel aus einem anderen Bereich zu bringen:
Früher, als patriotische Gefühle (in einem gesunden Maß) noch erlaubt war, hätte man sich geschämt Steuern zu hinterziehen, weil es Betrug an der Gemeinschaft war und geächtet wurde.
Heute gilt man ja praktisch als bescheuert, seine Steuern ordnungsgemäß zu bezahlen.
Diese Mentalität ist in anderen gegenden der Erde weit verbreitet und entsprechend sieht es dort auch aus.
Nach dem Krieg war das Land völlig zerbombt und was an Industrie noch da war wurde demontiert und verschifft.
Trotzdem hat man es hier geschafft, in relativ kurzer Zeit wieder großen Reichtum zu erwirtschaften.
Wie sieht es denn im Vergleich dazu in den ehemaligen Reichsgebieten im Osten aus?
Das liegt nicht an überragenden arischen Genen, sondern an der Mentalität. Wer geschäftlich mal mit Leuten aus gewissen Gegenden zu tun hatte weiß wovon ich rede.
Genau so war früher eben Schluss, wenn jemand am Boden lag. Das war einfach so und wurde allgemein so akzeptiert, wer sich nicht daran hielt war geächtet.
Heute ist er ein "krasser Gangster", geächtet werden (in manchen!) Bevölkerungsteilen eher die "Weicheier" die noch nie ein Polizeiauto von innen gesehen haben. Ich denke die meisten haben schonmal die moderne Rapmusik gehört, da wird Gewalt und Kriminalität ja gradezu verherrlicht. 15-jährige Mädchen die sich begeistert selber als Schlampen bezeichnen und kleine Hosensch... die als Berufswunsch Drogendealer angeben. Natürlich völlig in Ordnung, Hauptsache die Jugend betätigt sich nicht in bösen Schützenvereinen (wo man töten übt)!

Zum Amoklauf im speziellen möchte ich sagen, die Medien haben sicher eine sehr viel größere Schuld als Waffenbesitz(er) jeglicher Art.
Der erste "Amoklauf" (wobei ja schon das Wort an sich falsch ist) ereigenete sich 1966 in Texas, als ein psychisch Kranker von einem Turm aus wahllos Menschen erschoss. Dieser schrieb, weil er die Perversion seiner eigenen Tat wohl erkannte in seinem Abschiedsbrief:
..."Nach meinem Tod soll eine Autopsie an mir vorgenommen werden, ob da eine Geisteskrankheit vorliegt."...

Charles Whitman, 1966
Vor Whitman gab es so etwas einfach nicht und in letzter Zeit gab es in den USA praktisch wöchtenlich solche Meldungen. Warum? Wegen den Medien!
Sie bieten den Tätern eine Chance auf ihre 20 Minuten "Ruhm" (sogar weltweit). Durch die ständigen Berichte findet eine Gewöhnung statt, das Tabu ist gebrochen. Immer wenn über besonders schlimme Amokläufe intensiv berichtet wird, finden sich neue Nachahmungstäter. Menschen, die ohne diese mediale Dauerbeschallung in 100 Jahren nicht auf die Idee gekommen wären wahllos Menschen zu töten, werden langsam daran herangeführt, dass es sich bei dieser Form des erweiterten Selbstmords um eine durchaus gebräuchliche Art des Abtretens handelt.
Ich bin dafür, jegliche Berichterstattung über Amokläufe zu verbieten um den Tätern keine Bühne zu bieten und diese Verbrechen für viele potentielle Täter unattraktiv zu machen. Ich halte jede Wette, dass solch eine Regelung mehr bringt als alle Waffenverbote dieser Welt. Aber wer will sich in dieser Branche schon die besten Schlagzeilen entgehen lassen?

Zum Thema Jugend möchte ich aber noch mein diesbezügliches Lieblingszitat loswerden :18:
"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."

Sokrates, ca. 400 vor Christus
 
A

anonym

Guest
Eichelhäher schrieb:
Vor Whitman gab es so etwas einfach nicht und in letzter Zeit gab es in den USA praktisch wöchtenlich solche Meldungen. Warum? Wegen den Medien!

Auch vor Whitman gab es schon sog. Homicides an mehreren Opfern, auch vor Whitman waren dabei oftmals Faktoren im Spiel, die diese Tat "begünstigt" haben. Bei Whitman ist z. B. postmortem ein Glioblastom festgestellt worden.

Whitman ist jedoch nicht der erste Massenmörder und es gab auch schon einige Fälle in früheren Zeiten... ein sehr bekanntes Beispiel ist da z. B. der "kleine Stiefel" aus dem alten Rom. Weniger Bekannt, Peter Stump (Stubbe Peter, der Werwolf von Bedburg 1525 bis 1589)...

Werteverfall ein sehr interessantes Thema, schon vor Sokrates... Aber um es mit Diogenes zu sagen gibt es da auch eine konträre Ansicht:

Auf der Jagd nach Vergnügungen um jeden Preis werde ihr Leben immer freudloser und mühsamer, und während sie glaubten, für sich selbst vorzusorgen, kämen sie vor Sorge und Voraussicht erbärmlich um.

Ach ließe sich Hunger und Wissensdurst doch auch nur so leicht befriedigen wie... :p
 
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Whitman war natürlich nicht der erste Massenmörder, aber meines Wissens der erste "Amokläufer".
Die von dir genannten sind imho genau so wenig Amokläufer (Im Sinne wie das Wort heute allgemein verwendet wird) wie Mao oder Haarmann.
Wobei der Begriff ja auch eigentlich völlig falsch verwendet wird, es handelt sich ja um keine Tat im Affekt sondern idR. um erweiterde Suizide, die gut vorbereitet werden.
Aber es stimmt schon, wir könnten wohl erstmal seitenlang diskutieren was ein Amoklauf überhaupt ist (und was nicht). Die Medien sind ja immer schnell dabei mit auflagenfördernden Begriffen.

Fausregel:
Deutscher erschießt jemanden: Amoklauf
Ausländer erschießt jemanden: Ehrenmord
:31:
 
Y

Yumitori

Guest
Eichelhäher schrieb:
Whitman war natürlich nicht der erste Massenmörder, aber meines Wissens der erste "Amokläufer".
Die von dir genannten sind imho genau so wenig Amokläufer (Im Sinne wie das Wort heute allgemein verwendet wird) wie Mao oder Haarmann.
Wobei der Begriff ja auch eigentlich völlig falsch verwendet wird, es handelt sich ja um keine Tat im Affekt sondern idR. um erweiterde Suizide, die gut vorbereitet werden.
Aber es stimmt schon, wir könnten wohl erstmal seitenlang diskutieren was ein Amoklauf überhaupt ist (und was nicht). Die Medien sind ja immer schnell dabei mit auflagenfördernden Begriffen.

Fausregel:
Deutscher erschießt jemanden: Amoklauf
Ausländer erschießt jemanden: Ehrenmord
:31:


Moin,

Du musst nicht :31: en !
Ich mag Menschen, die ganz offenbar wissen, von was sie reden, wenn sie den Mund aufmachen (auch schriftlich!) und ausserdem, was stimmt, stimmt !
:27: :28:

Habe die Ehre und
Waidmannsheil
 
A

anonym

Guest
Eichelhäher schrieb:
Whitman war natürlich nicht der erste Massenmörder, aber meines Wissens der erste "Amokläufer".
Die von dir genannten sind imho genau so wenig Amokläufer (Im Sinne wie das Wort heute allgemein verwendet wird) wie Mao oder Haarmann.
Wobei der Begriff ja auch eigentlich völlig falsch verwendet wird, es handelt sich ja um keine Tat im Affekt sondern idR. um erweiterde Suizide, die gut vorbereitet werden.
Aber es stimmt schon, wir könnten wohl erstmal seitenlang diskutieren was ein Amoklauf überhaupt ist (und was nicht). Die Medien sind ja immer schnell dabei mit auflagenfördernden Begriffen.

Fausregel:
Deutscher erschießt jemanden: Amoklauf
Ausländer erschießt jemanden: Ehrenmord
:31:

Auf die Fehlbesetzung des Wortes "Amok" habe ich bereits vor einigen Jahren hingedeutet.

Aber Du wirfst mit deinen weiteren Nennungen Haarmann, Mao zusammen mit meinem Calligula und Stubbe Peter ein interessantes Element auf.

Ich zähle mal einige Symptome auf: Gefühlskälte und mangelhafte Empathie, kein Schuldbewusstsein, nicht in der Lage oder nicht Willens um Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, nur eine sehr oberflächliche und arme Gefühlswelt die auch nicht richtig ausgedrückt werden kann...

Wenn man diese Punkte und noch einige weitere Punkte als Checkliste nimmt und die "Schulmörder" anhand dieser Liste abprüft kommt man auf ein sehr erschreckendes Bild. Und auf einen weiteren Punkt, der in dieser Form erheblich genauer durchleuchtet werden müsste.

Aber auch davor haben die Verantwortlichen bei den Medien und auch in der Politik große Angst.

Warum wohl?

Warum wird z. B. bei ADHS gleich mit verhaltensverändernden Medikamenten gearbeitet? Warum gibt es bei den gleichen Schülern durch die Behandlung mit z. B. Prozac und Ritalin bestimmte Verhaltensauffälligkeiten die ohne diese Medikation nicht aufgetreten wären? Hier schaue man sich auch einmal die Häufung von Selbstmorden, Selbstverstümmelungen und anderen Thematiken durch, die in diese Richtung gehen.

Es ist schon gefährlich bei Menschen in der Gehirnchemie herumzupfuschen, bei denen ein Ungleichgewicht diagnostiziert wurde... aber Ritalin wird und wurde von vielen als z. B. Ruhigstellungsmittel angenommen, die Anwendung von Seiten der Eltern nur selten hinterfragt und schlimmer noch, von nicht wenigen "Thera(Terror)peuten" einfach nicht überwacht. Nur weil ein Kind um Aufmerksamkeit bei seinen Eltern bettelt, braucht es noch lange kein "Dope". Die Gesellschaft heutzutage macht es sich auch in diesem Zusammenhang viel zu leicht.

Und was passiert wenn man Menschen die eigentlich zu den gesunden zählen mit den falschen Medikamenten behandelt sehe ich gerade bei meinem Cousin, dem ein Arzt in nahezu nicht zu fassender Unkenntnis ein Medikament verschrieben hat, welches dazu führte, dass bei ihm beide Nieren zerstört sind, er bis auf weiteres zur Dialysebehandlung ins hiesige Stadtkrankenhaus muss und aller wahrscheinlichkeit nach alle drei Monate ein kompletter Blutaustausch zu erfolgen hat... Mein Cousin ist gerade einmal zwei Jahre älter als ich.

Was man von Fehlbehandlungen, Falschdiagnosen und vor allem von der unseeligen rumexperimentierei am Patienten zu halten hat bleibt letztlich jedem selbst überlassen, außer für die Betroffenen die dadurch zu einer Last für sich und andere werden.

Und natürlich gibt es zu jedem Thema auch unterschiedliche Ansichten, Meinungen und Wissensstände, alles kein Problem. Was nach meiner bescheidenen Meinung ein Problem darstellt ist einfach die Tatsache, dass durch die Medien viel zu oft Menschen mit einem mangelhaften Kentnisstand Verbotsforderungen klausulieren dürfen. Verbote dienen niemals der Freiheit, sondern immer nur den "Herrschenden".

Ja, ich weiß Schiller, Nietzsche und co... Klar, der Kwisatz Haderach :roll: Aber heutzutage beziehen sich Herrschaftsansprüche leider nicht mehr auf das Anrecht ererbter Titel. Mit der Freiheit kommen immer auch automatische Pflichten, eine davon ist Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Nicht nur das reine Lippenbekenntnis zur Verfassung oder zur "Demokratie"...
 
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Interessanter Beitrag, Danke.

Ithaqua schrieb:
Aber auch davor haben die Verantwortlichen bei den Medien und auch in der Politik große Angst.

Warum wohl?

Ich denke das bringt es auf den Punkt.
Niemand der rational an die Sache ran geht wird zu der Erkenntnis kommen, dass Waffen "Schuld" an diesen Verbrechen haben.
Es ist eindeutig ein soziales Problem, weshalb sonst gibt es in den USA so viel mehr Amokläufe als in der Schweiz? Oder in Albanien überhaupt nicht, obwohl dort spätestens seit dem Lotterieaufstand 1997 sämtliche Armeebestände im Volk verteilt sind und Jugendliche mit Kalschnikovs Schießübungen veranstalten?
Niemand erschießt Menschen, weil er grade mal eine Pistole zur Hand hat. Es würde wohl auch niemand auf die Idee kommen zu behaupten, dass jemand einen Menschen ersticht, weil er grade ein Messer in der Küche rumliegen sieht.
Aber in dem Moment, wo wir uns eingestehen, dass nicht die bösen Jäger und Sportschützen Schuld sind, müssen wir feststellen, dass wir ein viel größeres Problem haben.
Es ist natürlich einfacher eine Minderheit zu drangsalieren, als auf Leistungsdruck, Mobbing an Schulen, soziale Kälte und den Werteverfall in unserer Gesellschaft einzugehen.
Letzten Endes auch, weil die Politik sich eingestehen müsste, dass sie hier seit Jahrzehnten schwere Fehler gemacht wurden.
Und bevor unsere perfekten Politiker ihr Versagen zugeben, werden wir eben entrechtet und enteignet. Ist doch auch viel einfacher...
 

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