Re: Mutig, Herr Dr. Betz, Versuch einer Sammelantwort
Nabend! Ich versuchs mal gesammelt und ich versuche mich nicht zu wiederholen. Falls ich inhaltliche Punkte übersehen habe, bitte ich einfach drum nochmal kurz nachzuhaken. Ich will mich bemühen es dann nochmal sachlich zu beantworten.
Zur Jagdposition von 2001 des NABU schaut doch bitte einfach unter
http://www.nabu.de/downloads/jagd/jagdpapier2001.pdf
Mir persönlich mag da das ein oder andere auch überarbeitungswürdig erscheinen, aber bis zu einer formalen Änderung ist dass nunmal die Position.
Letztlich kann ich mich gegenüber den Kritikern von Verbandspositionen innerhalb wie ausserhalb egal welchen Verbandes nur wiederholen: bei nem Verband gilt dass gleiche wie bei einer Partei, einem Verein oder einem Klub (und das hat nix mit totalitär zu tun, sondern ist demokratische Grundregel): wer Inhalte geändert haben will, weil ihm was nicht passt, und weil es ihm wichtig ist daran was zu verändern hat wie jeder andere die Möglichkeit einzutreten, sich demokratisch mit anderen darüber auseinander zu setzen und eine Änderung von Positionen zu erreichen. Manchmal ist das mühselig, jeder von uns der in einem Verband oder Verein Mitglied ist weiss dass. Um es flapsig zu formulieren: drücken gilt nicht.
Zum Thema Dezimierungsabschüsse: Ich finde den Ansatz zwar verständlich, grade weil das deutlich einfach zu handhaben ist als das harte Geschäft mit ungewissem Ausgang von Lebensraumverbesserungen, Umsetzen von Bewirtschaftungsänderungen in der Landwirtschaft, das Ertragen von Ohnmacht ob Krankheiten, Witterungseinflüssen und anderem, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Klar kann man die machen, klar kann das auch zeitweilig Linderung der Probleme schaffen.
Nur grundsätzlich Lösen tun sie das Problem der Bestandsrückgänge nunmal nicht. Weder ist die Prädatorenmenge die einzige Stellschraube bei einer Populationsgröße noch immer die wichtigste.
(und das ist keine NABU Erfindung, sondern simple Wissenschaft. Wen das interessiert, kann ja per PM bei mir melden, oder auch die Kollegen in den (leider viel zu wenigen) Wildbiologischen Istituten in Deutschland, beispielsweise in Hannover fragen.)
Dazukommt die Populationsdynamik der bejagden Artendie zumeist einen Strich durch die Rechnung macht:: Koloniebrüter neigen beispielsweise nunmal dazu jede Verkleinerung der Population mit höherer Reproduktion zu beantworten und auch andere Arten besetzen frei werdende Reviere wieder ruck zuck neu.
Thema Kompetenzen: Und auch wenn die Seitenhiebe auf die angebliche Praxisferne des Bundesverbands (ich nehme an, dass der gemeint war und nicht der Vorstand) nett und beliebt sind, treffen sie halt ins Leere, und sei es auch "nur" wegen des eigenen Fächenbesitzes, der ehrenamtlichen Monitoringerfahrungen der meisten Mitarbeiter und dem regen und aktiven Austausch mit den Leuten vor Ort. Sie sind halt genauso unsinnig wie Seitenhiebe auf Leute an der Basis, die angeblich immer nur ihre persönlichen Erfahrungen vor Ort verallgemeinern und denen angeblich der Überblick und das Fachwissen fehlt. Helfen uns solche Seitenhiebe weiter um reale Probleme zu lösen? Nein. Also kann man sie auch einfach lassen.
Thema ÖJV: Mich persönlich interessieren praktische Inhalte und reale Umsetzung, nicht Verpackungen, egal bei welcher Partei, egal bei welchem Verein oder Verband. Und deswegen werde ich weder alles vom ÖJV abnicken, noch vom DJV, noch von nicht verbandlich gebundenen Einzelpersonen. Noch werd ich alles pauschal verteufeln. Und wenn mann was voneinander lernen kann, um so besser.
Thema Pachtverträge: Ich ignoriere das Wort Ideologie mal, weil derartige Dinge nicht weiterhelfen. Wer möchte, kann sich jederzeit an uns wenden und nach den Pachtverträgen etc. per Email oder Telefon fragen. Macht das bitte direkt unter
info@NABU.de.
Thema Heckrinder: Projekte dieser Art werden von lokalen Projektmanagern geleitet und durchgeführt. Der BV hat garnicht die Kapazitäten derartige Projekte selbst durchzuführen, auch nicht bei den Beweidungsprojekten. Ansprechpartner sind hier zumeist die LVs und die direkt zuständigen regionalen Gruppen. Es gibt selbstverständlich allgemeine Empfehlungen und Gespräche von unserer Seite. Controlling und Management liegen aber nicht bei uns. Im vorliegenden Fall leider, muss ich persönlich sagen. Für weitere Rückfragen steht Euch Joerg-Andreas Krueger vom BV (auch einfach unter
Info@NABU.de anfragen) sicherlich gern zur Verfügung, der ist da der passende Ansprechpartner.
Thema Kooperationen: Jack Wolfskin, Fjäl Raven, Globetrotter, fast jeder unterstützt die ein oder andere Naturschutzorganisation ausserhalb der reinen Jagdverbände. Und ich persönlich kenne schon eine Reihe von NABU
und DJV Mitgliedern die beide Mitgliedschaften sogar in Leitungsfunktionen beider Verbände miteinander verbinden. Dass das dem ein oder anderen nicht schmeckt mag sein, änder aber nichts daran, dass wir niemandem eine derartige Doppelmitgliedschaft verbieten wollen und werden.
WmH
Magnus Herrmann