Mit Stil zur Jagd

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12 Nov 2014
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Einen alten Bock zu schießen, der abgeworfen hat, halte ich für einen verachtenswerten Frevel. Ein ordentlicher Jäger tut so etwas nicht.
Warum? weil er dann keine Hörner auf hat? Geschmacklich sind die Böcke im Winter nicht schlechter als die Sommerböcke, es sei denn, der Bock sitzt voller Hautdasseln und Rücken und Keulen sind vereitert. Dann sollte man den Bock aber auf jeden Fall erlegen/erlösen.

Was genau ist in Deinen Augen ein "ordentlicher Jäger"?
Lässt der einen alten Keiler am 3. Februar laufen, weil der da irgendwann mal Schonzeit hatte?
Lässt ein ordentlicher Jäger einen 70kg+ Überläuferkeiler laufen, der im Feld zu schaden geht, weil das ja mal ein wirkliches Hauptschwein werden wird (wenn nur alle ihn bis dahin laufen lassen?) Verschont der den Fuchsrüden im August, weil der an Weihnachten einen tollen Balg liefern wird?

Man sollte vorsichtig sein mit solchen Aussagen. Zu schnell steht man in der Ecke des bösen Trophäenjägers.

Ich hab kein Problem damit, wenn jemand einen abgeworfenen Bock trotz Schusszeit laufen lässt, wenn er stattdessen ein bis drei Kitze/Geißen/Schmalreh erlegt. Der Wildstand wird über die Weiber/Nachwuchs reguliert, nicht über die Böck. Aber verurteilen oder gar verachten würd ich auch niemanden, der sich innerhalb der Gesetze bewegt.
 
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25 Okt 2023
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Ja, das hat Stil .
Aber das gilt nur bei Hochwild .
Am Futterhaus werden dann die Rabenvögel mit dem Luftgewehr geschossen .

Stil hat was mit handeln zu tun.

Für manchen Zeitgenossen aber eher mit Klamotten- , Schaftholz- Ausrüstungsfetisch .
 
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Ja, das hat Stil .
Aber das gilt nur bei Hochwild .
Am Futterhaus werden dann die Rabenvögel mit dem Luftgewehr geschossen .

Stil hat was mit handeln zu tun.

Für manchen Zeitgenossen aber eher mit Klamotten- , Schaftholz- Ausrüstungsfetisch .
Rabenvögel am Futterhaus?
Okay, aber nur in Tweed.

Stil ist eine Frage der Selbstdarstellung, Handel eine Frage des Charakters.
Es gibt jede Menge saubere Charaktere, die völlig stillos rumlaufen und jede Menge Gauner, die absolut stilvoll auftreten .....
Da muss man nur mal in die Politik sehen....
 
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24 Mai 2020
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Das Thema beschäftigt mich ebenfalls, weil ich an aller Ausrüstung noch nicht "das Optimum" gefunden habe; zum Teil noch nicht mal wüsste, wie es zu sein hätte.

Stil bei der Kleidung ist etwas ganz schwieriges:
Sofern es elegant sein sollte, schließt es Funktionskleidung vielfach aus. Diese wiederrum wäre im Sinne der Bewegung oder Nutzung waidmännischer, weil elegante Kleidung mMn auch Achtsamkeit "der Klamotten wegen" beinhaltet - worunter die Achtsamkeit dem Wild ggü. leiden könnte; was nicht sein darf.
Das Thema lässt sich natürlich auch british angehen, in dem nur bei passendem Wetter gejagt wird, aber das ist wohl noch ein anderes Thema.

Stichwort Tarnkleidung ist durchaus interessant:
Wer das als neumodischen Firlefanz ablehnt, macht sich nicht bewusst, dass Jäger sehr viel länger mit Tarnung zu tun haben, als das Militär. Während die einzelnen Waffengattungen durchaus in bunten Karnevalverkleidungen daherkamen, war den Jägern die Tarnung bereits bewusst und praktiziert. Klassische Jagdfarben sind grün, schwarz und weiß, nur mal so.

Ausrüstung bzw. Büchse:
Ein K98 ist vom Konzept her eine Kriegswaffe (gewesen) und daher abzulehnen? Echt jetzt? Ich finde meinen Drilling ebenfalls klasse, sehe aber auch die Vorteile eines Repetierers. Ist das schon schlechter Stil für die Jagd?
Für mich eher Großvaters Schießstöcke mit Schaftverschneidungen und Goldeinlagen: schmückendes Zierrat hat meiner Meinung nach an einem Präzisionsgerät aber auch gar nichts verloren. Apropos Präzision: ist der kletternde Drilling dann raus?

Gar nicht so einfach diese Fragen stilsicher "richtig" zu beantworten.

Vielleicht ist es aber der beste Stil, der sich im Verhalten zeigt: daran wird man es sicher erkennen können.
 
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27 Sep 2006
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Hier gibt es im Radio ab und an eine Kolumne eines Mode-Professors. Der sagte zum Thema "Stil" mal: es gehe darum, nicht als Kopie der Ideen anderer Leute rumzulaufen, sondern für sich selbst herauszufinden, was zusammenpasst und was dann den eigenen Stil ausmacht. Also vielleicht sollte man sich von den Stereotypen und (Vor-)"Bildern" lösen?
 
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24 Mai 2020
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Hier gibt es im Radio ab und an eine Kolumne eines Mode-Professors. Der sagte zum Thema "Stil" mal: es gehe darum, nicht als Kopie der Ideen anderer Leute rumzulaufen, sondern für sich selbst herauszufinden, was zusammenpasst und was dann den eigenen Stil ausmacht. Also vielleicht sollte man sich von den Stereotypen und (Vor-)"Bildern" lösen?
Ironie: Was ist das für ein Moderatoren-Vogel?
Sollen wir nun tatsächlich alles wegignorieren, was uns Influencer, Jagdvideos, Zeitschriften, Kataloge und Geschäfte als den neuen heißen ScheiX andrehen wollen?
Dann gehe ich rüber ins andere Forum und diskutiere Kaliber :LOL: :
Ironie off
 
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Für mich ist Stil eine Frage der Einstellung. Das kann sich in der Art zu Jagen ausdrücken, in der Achtung gegenüber den Geschöpfen, im Respekt vor dem Wald als Lebensraum, im Jagdbetrieb und Gebräuchen,im Respekt für andere Menschen, Jägern und allen Wald- und Feldnutzern. Das kann sich auch in Ausrüstung und Kleidung ausdrücken.
Seinen eigenen Stil aber zum allgemeinen Maßstab zu machen und sich damit über andere zu erheben, ist für mich eher stillos.
 
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...war den Jägern die Tarnung bereits bewusst und praktiziert. Klassische Jagdfarben sind grün, schwarz und weiß, nur mal so.

...

Ich bin in dem Thema möglicherweise ein wenig unterbelichtet aber seit wann sind schwarz und weiß klassische Jagdfarben? Hemden waren möglicherweise weiß, weil es in Ermangelung anderer Farben, nix anderes gab.

Wenn Du ansnsten grau und, später, grün und braun angeführt hättest, hätte ich zugestimmt.


grosso
 
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Grün, schwarz, weiß.
Auch wenn du es nicht wahr haben willst. Grünes Sakko, weißes Hemd schwarze Hose. Schwarze Krawatte/Fliege,
Womit wir wieder beim Jagdsmoking sind. :cool:
 
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Da zumindest Schalenwild eine rot-grün - Sehschwäche hat, ist statt des üblichen camouflage rote Kleidung zu empfehlen und somit auch stilsicher.
 
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Mit Stil ZUR JAGD VON BLASIUS MARX mit Erlaubnis der Autors ins Forum kopiert.

Ein gesellschaftlicher Anlass bietet die Gelegenheit, mit Muße und Vorfreude die passende Garderobe herauszusuchen. Hier können lieb-
gewonnene Stücke aufgetragen oder eine neue Anschaffung getätigt werden. Ein besonderer Rahmen erfordert eine stilvolle Bekleidung und
das Gefühl, passend angezogen zu sein. Das gilt auch für die Jagdbekleidung. Was für den einen der Wiener Opernball ist, oder die Festspiele in
Bayreuth und Salzburg, ist für den anderen die Einladung zu einer Gesellschaftsjagd. Wie in allen Lebenslagen ist auch bei der Jagd die
richtige Vorbereitung die Voraussetzung für Glück, Freude und Erfolg. Um den perfekten Tag zu gestalten, muss alles passen. Dann können
wir uns selbstbewusst der Jagd widmen, den Tag genießen und erfolgreich sein!


Bei der Jagdbekleidung erleben wir derzeit einen Mix aus dem Stil der britischen Inseln und der Alpenregion. Für den wahren Kenner und Genießer wird ein
Jagdtag erst in einem dreiteiligen Tweed-Anzug oder Kostüm so richtig perfekt.

Das Jagdsakko hat dabei besondere jagdliche Ausstattungsmerkmale. So ermöglichen die Bewegungsfalten im Rücken im Bedarfsfall, mit der Flinte in Anschlag zu gehen, ohne den Bewegungsablauf zu behindern; der Jäger fühlt sich trotz guter Passform nicht beengt. Das Innenleben verfügt über viele Taschen und ist idealerweise mit einer sogenannten Vogel- oder Hasentasche ausgestattet, in die sich kleine Beutetiere verstauen lassen. Die Weste war schon immer wichtiger Bestandteil der gehobenen Garderobe und ist darüber hinaus äußerst praktisch, um diverse Utensilien wie Munition, Messer, Telefon, Taschenlampe, Uhr etc. unterzubringen. Die Blasebalgtaschen falten sich horizontal auf, um ausreichend Munition aufzunehmen. Die Öffnung dieser Taschen ist sehr großzügig geschnitten, um ein schnelles Hineingreifen und damit ein rasches Nachladen der Waffe zu ermöglichen. Die Weste kann im Schulterbereich mit einem Polster versehen werden. Dadurch wird der Rückschlag, den das Gewehr beim Schuss erzeugt, gemildert und blaue Flecken vermieden.

Der Rock, die Hose oder Knickerbocker hat tiefe Taschen, so wird der Tascheninhalt beim Ansitzen oder beim Pirschen auch in schwierigem Gelände sicher bewahrt. Um beim Pirschen nichts zu verlieren, werden die Taschen mit Patten und Knöpfen gesichert. Besonders aufwändig gearbeitete Teile zeichnen sich dadurch aus, dass Polster, Patten und Knöpfe sich farblich absetzen, hier gern auch in warmen Kontrastfarben.

Abgerundet wird der Look mit Hut oder Mütze und bei Bedarf mit abgestimmtem Lodenmantel. Denn zum echten Hingucker wird das Kostüm oder der
Anzug, wenn die Mütze oder der Holmes im gleichen Stoff gearbeitet ist. Jahreszeitabhängig werden Tücher in Tweed, Loden, Wollflanell, Baumwollgabardi-
ne, Leinen und Leder verarbeitet. Diese Materialien sind von Natur aus geräuscharm ‒ die Jägerin und der Jäger müssen im Wald sehr leise unterwegs sein.

Um den perfekten Tragekomfort zu erreichen, werden das Kostüm oder der Anzug von einem Schneider handgenäht. Für ein Jagdsakko benötigt ein er-
fahrener Schneider 70 Arbeitsstunden. Für einen Rock, eine Hose oder Weste 25 bis 30. Das Vermessen des Kunden verlangt vom Schneider viel Erfahrung,
Können und Geschick. Der Zuschnitt aller Teile aus Oberstoff, dem Futter und der Einlagen erfolgt von Hand. Das ist sehr zeitaufwändig, aber wesentlich
und für einen Connaisseur unerlässlich. Die verschiedenen Einlagen aus Canvas, Rosshaar, Kamelhaar oder ähnlichen Naturmaterialien werden von Hand
mit dem Oberstoff unsichtbar vernäht. Pikieren nennen es die Schneider. Diese Einlagen aus Ross- und Kamelhaar sorgen für ausgezeichneten Wärme- und
Feuchtigkeitsaustausch, was einen Hitzestau vermeidet. Das Wohlbefinden ist garantiert. Ob ein Schulterteil pikiert ist oder nicht, ist der entscheidende Quali-
tätsunterschied. So darf die Jagdbekleidung mit Stil gern so wertvoll sein wie ein Alltagsoutfit.

Besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang der neapolitanische Schneider Cesare Attolini mit seinen Söhnen Massimiliano und Giu-
seppe. Die Schneiderarbeit aus dem Hause Attolini hebt sich hervor durch ihre spezielle und einzigartige Linienführung. Feine, aber wichtige Details füh-
ren zu Alleinstellungsmerkmalen und sorgen für die Wiedererkennung. So wird die Leistenbrusttasche beim Sakko bewusst geschwungen ausgearbeitet und
ähnelt einem Bootsrumpf. Attolini nennt das „tasca barccetta“. Auch die Schulter ist sehr auffällig von Hand Stich für Stich genäht. Diese gewollte Unru-
he ist deutlich zu sehen. Attolini nennt es die reiche Hemdenschulter, „spalla camicia arriccio“. Derlei ausgezeichnete Jagdbekleidung führen zum Beispiel
Michael Jondral in Hannover, Conrad Hasselbach in Hamburg, Dschulnigg in Salzburg sowie Tesan in Schwabach, Jesper Ploug in Stuttgart und auch Nie-
dersüß und Knize in Wien.

Jagdbekleidung mit Stil ist auffällig unauffällig – hochwertig, schön und funktionell zugleich.
Dieser Stil kommt einem jagdlichen Dresscode gleich und gehört zum guten Ton. Jeanshosen oder Bekleidung aus Plastikfasern oder mit Camouflagemuster passt nicht zur Jagd mit Stil.
Oder haben Sie schon einmal einen Ferrari mit
Winterreifen gesehen?

Nostalgie ist eben was schönes. (y)

Beispiele gefällig?
Einen Moment gnädige Frau, sobald mein Butler mein "Bestes Stück" entkleidet hat, komme ich zu Ihnen ins Himmelbett.
Bei der Treibjagd fehlt der alte Herr Graf den brettelbreit vorbeihoppelnden Hasen. Er fragt den Treiber ob der Mümmelmann liegt.
Der Treiber antwortet: Herr Graf habe ihm gnädigerweise das Leben geschenkt, aber ihm eine Warnung für die nächste Treibjagd ausgesprochen.
 

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