@Carcano:
Auf die Gefahr hin, jetzt mental in die Birkenstockecke geschoben zu werden: Doch, auch um die wäre es schade. Um fast jeden Menschen.
Tja, lieber C., ich blicke verzweifelt auf die Regale neben und über meinem Schreibtisch und stelle fest, daß sich neben diversen kaufmännisch relevanten Gesetzestexten bloss je ein Kommentar zum BGB und zum HGB dort befinden, ich Dir bei der Frage "Notwehr und Verhältnismässigkeit" somit hilflos ausgeliefert bin.
Ich weiss, daß die Grenzen der Notwehr aus Angst etc. überschritten werden dürfen, darum geht es hier aber wohl nicht. Aber auch wenn Notwehr die Art der Verteidigung ist, welche erforderlich ist, um einen Angriff zu stoppen, so frage ich mich doch, ob Feuerlein so einfach davongekommen wäre, wenn er geschossen hätte.
@Misha, einverstanden, aber auch Schützen werden häufig zu psychischen Wracks, auch wenn sie rechtmässig gehandelt haben.
@Jthuex: Ich sehe mit aufrichtiger Anerkennung, daß Du Deinen Standpunkt überdacht und in die richtige Richtung verändert hast, wenn auch nur ein Stück. In einem öffentlichen Forum ist so etwas immer ein Zeichen von Stärke. Ich verneige mich.
Ich persönlich verweise in diesem Zusammenhang lieber auf den klugen Beitrag von Rugen: Deeskalation ist immer besser als vorschnelle Konfrontation, solange es um SACHWERTE geht. Leute, wir reden über einen Haufen Blech! Wer seine Waffe auf einen Menschen richtet und abfeuert, und sei es aus Notwehr, der wird sich hernach sein Leben lang mit diesem Tag, dieser Stunde, Minute und Sekunde beschäftigen und in sehr vielen Fällen psychisch an der Last zerbrechen. Das scheint vielen hier nicht klar zu sein.
Was die ganzen Bedrohungsszenarien angeht: Wer sich in diesem Land ernsthaft und real bedroht fühlt, und sei es als häufig allein im dunklen Wald pirschender Jäger, der sollte sich Hilfe suchen, ganz ehrlich. Die Art Gefahren, über die hier ständig gesprochen wird, und die einer Schusswaffe zur Verteidigung bedürfen, sind in Deutschland ganz einfach nicht in signifikanter Menge gegeben. Auch nicht für Jäger. Und wer sich eine Glock oder Sig zulegt, weil er sich von Kriminellen umgeben fühlt, der macht früher oder später dann vielleicht auch dummes Zeug mit seinem Faustfeuereisen und zückt dieses in einer Situation, die durch einen Schritt zur Seite viel besser gelöst wäre.
Und ja, ich ziehe mir in diesem Zusammenhang in der Tat lieber eine rosa Latzhose an als ich mir einen Cowboyhut aufsetze. Wer dies nicht tut, über dessen Urteilsvermögen und Eignung zum legalen Waffenbesitz in einem Land mit funktionierendem Sicherheits- und Rechtssystem sowie real niedriger Rate von Gewaltkriminalität muss ernsthaft nachgedacht werden.
Vorschlag zur Güte: Bevor die Glock zum Einsatz kommen muss, würde es da nicht auch eine Dose Pfefferspray tun, sichtlich zur Schau gestellt? Ich würde behaupten wollen, daß ein derartiges Instrument in Feuerleins Situation hilfreicher gewesen wäre als die Steyr, da die Hemmschwelle zum Einsatz - und somit vielleicht auch die Abschreckungswirkung - viel niedriger ist als bei einer Schusswaffe.
Wer führt so etwas ständig mit sich?
Dompfaff
[ 09. Juni 2003: Beitrag editiert von: Dompfaff ]