Letztes Jahr zwischen Weihnachten und Silvester...
Jungjäger (6 Wochen den Jagdschein) darf bei uns mit raus, soll sein erstes Stück Rehwild erlegen. Entgegen meiner Empfehlung möchte er auf eine bestimmte Kanzel, da war seit über einer Woche kein Reh mehr am Salz (Kamera). Egal, er möchte trotzdem dahin. Meinen Vater (kein Jäger) setze ich auf die Kanzel wo der Jungjäger geplant war ich gehe auf eine andere Kanzel. Wir sitzen kaum 5 Minuten schreibt mein Vater (in unsere WA Jagdgruppe) schon Bock, Gais mit 2 Kitz... Na toll, wäre der JJ doch nur mal... aber egal... es wird dunkel, vor mir im Unterholz zeigt sich Rehwild, tritt aber nicht aus, ich komm nicht zum Schuss. Im aller letzten Büchsenlicht, zerreißt ein Schuss die Stille. Er hat ein Schmalreh geschossen, es liegt aber nicht. Sitzen bleiben, ich komm. Meinen Vater eingesammelt und zum JJ. Er hat mal geschaut, er glaubt das war ein Fehler, kein Schweiß, nichts. Hat es gezeichnet? Ja, geruckt und dann hochflüchtig ab... na schauen wir mal. Wir gehen zum vermeintlichen Anschuss und schon auf dem Weg dahin muss ich innerlich lachen. JJ hat eine Taschenlampe Marke Teelicht, und gefühlt ist ein Teelicht heller... er leuchtet alles ab, gugg da ist nix, kein Schweiß. Ich hatte schon einige Spritzer entdeckt, schalte meine starken Lampen ein, es wird taghell und siehe da, Schweiß und Schnitthaar grad genug. Kommentar von ihm: ich muss wohl ne gescheite Lampe kaufen. Am Anschuss genug Schweiß und Leberstücke. Ich mache Meldung über die WA Gruppe, der Jagdherr freut sich und der anderer Jagdfreund mit Hund sagt, ich soll ausgehen, wenn ich nicht weiter komme, würde er kommen. Ich fange an die Fährte auszugehen, es ist genug Schweiß da. Meldung an den Jagdherr. Mittlerweile ist es Kuhnacht, das Stück schlägt Bögen und Wilde Haken und schweißt deutlich sichtbar. Mensch wie weit kann das denn noch laufen, das müsste längst verblutet sein... nach gefühlt 100m sehe ich das Stück liegen, alles ist gut. Na jedenfalls fast alles. Ich bin mir ziemlich sicher, in welche Richtung wir zurück müssen. Mein Dad und JJ auch, nur ist das entgegengesetzt. Also wirre Diskussionen. Ich hab mich noch nie im eigenen Revier verlaufen, doch dieses mal sollte es das erste Mal werden, weil 2 zu 1 überstimmt. Nachdem wir 5 Minuten umher irren stehen wir vor einer Suhle die da nicht sein sollte. Das wird dann auch meinem Vater klar, das er sich getäuscht hat. Wir kommen auf der falschen Seite vom Wald wieder auf den Waldweg raus. Heißt für JJ und mich gut 1,5 km laufen um an die Autos zu kommen. Mein Dad, zwischenzeitlich im Schilf noch aufe Schnauze geflogen aber zum Glück unverletzt, ist mit seinen 70 Lenzen, schwitzend durch die dicken Ansitzklamotten fix und alle. Ihn und das Schmalreh mit Kammertreffer am äußersten Rand "nach hinten" lassen wir zurück und holen die Autos. Aufbrechen und versorgen dauert auch länger, der JJ macht das ja zum ersten Mal. Kurz vor Ende klingelt mein Handy. Der Jagdherr, wo wir denn bleiben, er macht sich Sorgen ist immerhin schon fast 2 Stunden her, das wir uns gemeldet haben.
Auf zum Jagdherren, Stück fertig versorgt und des JJ erstes Stück totgetrunken. Erster Ansitz und direkt Erfolg, auf einem Sitz wo schon lange nichts mehr war... Super...
Durch diesen Erfolg hat unser Jagdfreund mit Hund wieder Lunte gerochen. Er ist mittlerweile 76, war 2 Jahre ziemlich von diversen Krankheiten geplagt (Probleme mit dem Herzen, hat ein Defi in der Brust, 2 künstliche Kniegelenke, 1 künstliche Hüfte), hatte ein Großteil der Waffen verkauft und eigentlich mit der Jagd schon abgeschlossen. Kurz nach Silvester waren endlich Sauen mal wieder beständig im Revier. Zwar nur an 2 Kirrungen (eine davon, wo der JJ das Schmalreh geschossen hat) aber immerhin. Er würde soooooooooo gerne mal wieder ansitzen, aber Aufgrund der Krankheitsgeschichte möchte er, das entweder der Jagdherr oder ich auch im Wald sind. Kein Problem, den Wunsch erfülle ich ihm gerne, hat er mir doch bisher alle meine Nachsuchen durchgeführt, geht Kirren und ist sonst ein treuer Freund und guter Ratgeber. Ich lasse ihm die freie Platzwahl und er entscheidet sich für die Kanzel des JJ. Dort hängt mittlerweile meine Funkkamera. Ich setze mich auf die andere Kanzel und mein Vater sitzt wieder etwas weiter weg. Wir sitzen gegen 21 Uhr, die Sauen kamen verlässlich zwischen 22 und 22.15 Uhr vorbei. Es wird 22 Uhr, die Spannung steigt. Ich prüfe mit der WBK ob ein Stück unterwegs ist, nichts. Wenn ich auf der Kanzel sitze, ist die andere Kanzel ungefähr auf 2 Uhr im Abstand von 400m. Dazwischen liegt eine Dickung und etwas Hochwald. Sauen brauchen Erfahrungsgemäß 2-3 Minuten. Plötzlich rechts hinter mir ein knacken. Ich nehme die WBK zur Hand und sehe ganz schemenhaft im dichten Wald rechts von mir die Sauen ziehen. Alles klar denke ich, die werden jetzt dann zu mir kommen. Pustekuchen! Die ziehen direkt an mir vorbei, kurze Warnung in die WA Gruppe, Sauen unterwegs. Der Jagdherr fiebert vom heimischen Sofa aus mit, ist doch er seit Jahren von Krankheit geplagt und kann nicht länger als 1h sitzen :-( . Kurzes Update vom Jagdfreund, er hört die Sauen ab er noch treten sie nicht aus. 2-3 Minuten später. Mein Handy vibriert in der Hosentasche, die Kamera schickt das erste Bild. Ha die Sauen stehen mitten auf der Kirrung, gleich muss der Schuss brechen, denke ich mir. Ich prüfe mit der WBK ob sich bei mir was tut, rücke mein Gewehr zurecht und denke sobald der Schuss bricht mache ich mich fertig, vielleicht kommen sie bei mir nochmals vorbei. Das nächste Bild kommt. Also 2 Minuten rum, da ich die Kamera so eingestellt habe, das sie maximal alle 2 Minuten ein Foto sendet. Und wieder eins und wieder eins... Also 8 Minuten vorbei. Mensch was macht der denn... das gib es doch gar nicht. Ungeduldig rutsche ich hin und her. Kriegt er sie nicht zusammen, hat er nicht genug Licht, Munition vergessen, was zur Hölle ist da los??? Kein Schussknall, keine Fotos mehr. Nach weiteren 4-5 Minuten wieder ein Foto und wie ich das so genauer betrachte und die Sauen zähle zerreißt ein Schuss die stille der Nacht. Na Gott sei Dank. Ich nehme in die eine Hand die WBK in die andere das Gewehr, man weiß ja nie. Aber nichts zeigt sich, sie kommen nicht vorbei... 5 Minuten später die erlösende Nachricht. Frischling liegt, kannst du bitte kommen und bergen helfen? Und wie ich kann. Ich freu mich wie irre. Seit über 5 Jahren wieder ein Jagderfolg für den alten Herren Jagdfreund. Das freut mich mehr wie wenn ich an diesem Abend einen "Lebendskeiler" geschossen hätte. Abbaumen, Vater einsammeln, zum Freund fahren. Er wartet am Weg auf uns. Der Frischling liegt auf der Kirrung, wir brauchen nicht nachsuchen. Sehr schön. Ich schnappe mir das kleine Strickle zum Bergen, für ein Frilli reicht das. Da brauche ich nicht das große Bergegeschirr mit Brustgurt usw. Ich stapfe voraus durch die Nacht, die zwei alten Herren hintendrein. Aus 20 m Entfernung sehe ich im Halbdunkel schon den "Fleischberg" auf der Kirrung liegen und denk mir: Das is aber ein großer Frischling... je näher ich komme und umso besser der Lichtstrahl der Taschenlampe die Wutz erfasst, umso bleicher werde ich. Der "Frischling" zeigt sich für mich als Überläuferkeiler der 40-50 kg Klasse... Kurze Diskussion, für ihn ist das ein Frischling, weil das neue Jagdjahr noch nicht angefangen hat... und dann wieder die übliche Diskussion wann wird es in Ba-Wü vom Frilli zum Läuferle usw. kennt ihr ja ;-) . Jedenfalls muss ich mit dem dünnen Strickle die Wutz 400m durch den Wald ziehen. Zwischendurch müssen wir 3 Pausen machen, da die beiden alten Herren nicht mehr können. Insgeheim bin ich Gott froh, das denen die Puste ausgeht, japse ich doch mittlerweile auch aus dem letzten Loch und fluche das ich nicht alle dicken Ansitzklamotten abgelegt habe. Bin ich doch von einem Frischling ausgegangen und nicht von einer ordentlichen Wutz... Wir kommen ans Auto an, ich versorge den ÜLK und ab gehts zum Jagdherren in die Kühlung bringen. Dieser kommt im Schlafanzug raus, und freut sich unheimlich. 39kg bringt der Frischling an die Waage.
Auf meine Nachfragen, warum das so lange gedauert hat die Antwort: Das darfst aber wirklich keinem erzählen. Ne mach ich nicht.. gut... Sauen da, BBF zum Fenster raus, eingestochen, entsichert, klick. Scheiße nicht geladen. Also BBF rein, Teppich drüber, abknicken zum Schlösser spannen, Patronen rein und wieder raus damit. Natürlich haben die Sauen das gehört und sind kurz abgesprungen, kamen dann aber wieder... Wir sind alle gelegen vor lachen...
Und dann kam für mich der schönste Moment des fast vergangenen Jagdjahres:
Dieser Glanz, diese Leuchten in den Augen eines alten Mannes, den das Jagdfieber wieder so unheimlich gepackt hat, wie wenn er gerade frisch den Jagdschein gemacht hätte.
Und das Ende vom Lied. Ab 1.4. steige ich als Pächter mit in die Jagd ein, der Jagdfreund ebenfalls obwohl "er ja niemals mehr auf die Jagd gehen wollte und schon gar nicht mehr pachten wollte" und der JJ wird bei uns Begeher. Wir alle freuen uns riesig