Über die Jahre hinweg sind natürlich auch bei mir einige Anekdoten mit Jagdgästen angefallen. Ein paar möchte ich nachfolgend erzählen.
Die Frühlingsjagd
Es ist mittlerweile schon ein paar Jährchen her, da hatte ich zwei Fichtelgebirgler zum ersten Mal zur Kaninchenjagd nach Rheinhessen eingeladen. Ich wartete morgens am vereinbarten Treffpunkt. Es war ein sonniger Februarmorgen. Die Haselnüsse blüten bereits und die Meisen sangen. Der Frühling lag bereits in der Luft. Die beiden kamen auch pünktlich nach etwa vierstündiger Anreise an. Ein herzhafter Händedruck; das sei ja wie in der Toscana hier bei mir, kurze Ansage meinerseits und dann ging es los. Da man sich nun nicht ständig sieht, hat man auch Körpermaße nicht direkt vor Auggen; mir fiel an den beiden jedenfalls nichts besonderes auf. Wir klüngelten die erste Hecke entlang, einer links, einer rechts und ich als Treiber ohne Flinte in der Mitte. Es knallte auch lustig und sehr zu meiner Freude entpuppten sich die beiden als gute Schützen. 50 Meter weiter nahmen wir die zweite Hecke zurück und standen dann fast am Ausgangspunkt und leerten die Rucksäcke aus. „So, jetzt muss ich erstmal was ausziehen…“, hieß es da. Flinte in den Baum, Gehörschutz ab, Warnweste aus, Lodenjacke aus, Fleecejacke ausgezogen und in den Baum gehängt, Lodenjacke und Warnweste wieder an, Flinte geschnappt, weiter gings. Wir nahmen die nächsten beiden Hecken, der Rucksack war wieder halbvoll mit Karnikeln, beim Ausleeren dann „Teufel, das ist aber warm hier…“. Flinte in den Baum, Gehörschutz ab, Warnweste aus, Lodenjacke aus, den Dicken Pullover ausgezogen und in den Baum gehängt, Lodenjacke und Warnweste wieder an, Flinte geschnappt, weiter gings. So ging das noch mehrmals bis dann auch Flanellhemd, lange Unterhose, Thermounterhemd usw. über den Karnickeln im Baum hing. Nachmittags lagen dann knapp 30 Karnickel und meine beiden Jagdgäste hatten mehrere Liter ausgeschwitzt. Dann kam die Erklärung: Sie waren morgens bei zweistelligen Minusgraden und einem halben Meter Schnee losgefahren. Da das ganze kurz vor der Erfindung der Wetterapp stattfand, hatte man sich dementsprechend gekleidet. Bei späteren Jagden kamen die beiden immer sehr viel „luftiger“.
Hochwildjäger
Ich hatte Verwandtschaft meiner damaligen Freundin aus Niedersachsen eingeladen. Es war Januar und die nächtlichen Schweinwerferzählungen hatten schon offenbart, dass noch viel zu tun war um den Kaninchenbesatz auf ein frühjahrstaugliches Maß abzusenken. Im Regelfall handhabten wir es immer so, dass wir Einheimischen den Gästen den Vortritt ließen. Bei drei Flinten zu Gast und am Bau mittig in einer Linie postiert blieben dann für die Einheimischen normalerweise nur Fangschüsse oder maximal gleichzeitig springende Kaninchen. Routiniert gingen also mein Frettchenführer und ich jeweils auf die Flanken und die drei Gäste in die Mitte. Das erste Kaninchen sprang, „RUMMS-RUMMS-RUMMS-RUMMS-RUMMS-RUMMS…-RUMMS“. Der Frettchenführer streckte es schließlich. Gut, Startschwierigkeiten, zwei von den dreien waren zum ersten Mal frettieren. Nächster Bau. Gleiches Spiel; nächster Bau wieder so. Mir wurde es langsam unheimlich, die guten und aber meist auch schwierigen Baue in den Hecken lagen noch vor uns. Diese Baue waren es die man stilllegen musste um im Frühling keinen Schaden zu haben. Es waren aber auch diese Baue bei denen man mangels Schussfeld meist nicht sekundieren konnte. Gleichzeitig konnte man diese Baue meist nur einmal richtig gut, ein zweite Mal ein paar Wochen später solala und ein drittes Mal meist gar nicht effektiv bejagen. Kurz bevor wir dorthin kamen lagen 16 Kaninchen; ein paar waren auch weggekommen. Als der Frettchenführer bei mir vorbeikam raunte er mir zu „Mann, was ein Glück hab ich die zweite Packung Munition gleich eingesteckt…haben die überhaupt schon eins erlegt?“ Wir rekapitulierten den Vormittag. Von 16 Kaninchen ginge neun auf ihn, sechs auf mich und eins auf die Gäste. Deren Laune tat das keinen Abbruch. Wir manövrierten dann den ganzen restlichen Tag um die guten Ecken herum, machten hier mal einen kleinen Bau und dort mal zwei Röhren auf freiem Feld. Von 30 Kaninchen gingen 26 auf das Konto von uns Einheimischen; sowas hatte es davor und danach nie wieder gegeben. Abends ging man dann noch gut essen und das wars. Die Reduktion fand dann am Wochenende drauf mit den oben erwähnten Fichtelgebirglern statt. Die haben sich sehr gefreut über eine irrsinnige Strecke an einem Wochenende.