Jagd in Bulgarien

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Veranstalten die Bulgaren wieder Schwarzwildtreibjagden? Wer war heuer dort zur Hirschbrunft- Eindrücke, Erlebnisse?
Die Karte sagt etwas anderes was mir berichtet wurde.
Grob gesagt, soll die ganze Schwarzwildjagd in BUG zum Erliegen gekommen sein. Nur in den Rhodopen soll es noch reife Keiler geben. Lt. Karte eher der Teil Richtung Macdonien.
Ich war im Rilagebirge. Dort baut sich der Bestand wieder auf. Nach dem ASP-Kahlschlag von vor zwei und drei Jahren sagen wir dort grad wie eine ca. 25-köpfige Rotte wieder einwandert. Heuer sollen es schon wieder 200 sein. Aber natürlich noch keine reifen Keiler. In dem Revier wo ich war werden die Sauen im Moment noch komplett geschont. Wir trafen bulg. Jäger die zeigten beindruckende Keiler aus Tatschikistan.

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Heute und die nächsten Tage ein paar Berichte über den Jagdurlaub in Bulgarien. Das Leben ist Veränderung und manches läuft einfach nicht so wie man es sich vorstellt. Ich fang mal mit dem Niederwild an.

Viele Jahre waren wir jetzt in unseren beiden Stammrevieren in der Mariza-Tiefebene wie daheim gewesen. Mit den beiden Berufsjägern waren wir befreundet. Der Direktor war immer etwas kühl und in diesem Jahr erzählten uns die beiden Bekannten, dass sie wie andere Mitarbeter gekündig haben. Mit dem Direktor war es nicht mehr auszuhalten.
Er bekam sozusagen auch die Schaufel drauf: Nach einem Vogelgrippeausbrucht musste der ganze Bestand von über 4.000 Vögeln gekeult werden. Für mich auch vorbei der Traum von dort einmal Karpowis zu bekommen.😭
Unser Freund besuchte uns im neuen Revier und brachte gleich Schnepfen von der Schwarzmeerküste mit, die wir gleich am ersten Abend geniesen konnten.
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Wir jagten hauptsächlich auf Fasane, die Hühner hielten schlecht angesichts des fortgeschrittenen Jahres, einmal überraschten uns Enten. Ein Taubenanstand brachte überhaupt keine Beute, die Tauben fielen woanders ein. Es waren Tausende da.
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Es hatte die Tage vorher stark geregnet, es war eine einzige Schlammschlacht. Im Revier wird viel Reis angebaut.P1070115.JPG
Es gibt im Revier nur einen ringlosen Fasanentypen, dem Colchicus sehr stark ähnelt.
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Entspanntes Jagen zu zweit, wobei wir komischerweise seit Jahre immer fast die gleiche Quote schießen.
Die Hühner machten es uns nicht leicht.
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Dann erfuhren wir, dass in der näheren Umgebung der Wildbestand mit dem Inhalt einer Minkfarm illegal bereichert wurde. Die Minks waren schon im Revier angekommen. Da der Mink zusammen mit dem Nutria noch auf meiner persönlichen Lebensstrecke fehlt, beschlossen wir eine Versuch zu wagen, dies zu ändern. Die großen Bachratzen sind ja nie meine bevorzugte Jagdbeute gewesen. Aber einmal muss es sein...
Die ersten zwei Nutrias tricksten mich sauber aus. Dann sahen die Jagdfreude auf 400 m einen Nutria auf dem freien Feld sitzen. Mir war klar, dass er bei Gefahr den Graben angenehmen würde. Ich stellte fest, der Graben ist trocken und weit und breit war kein Wasser. Das Angehen im trockenen Graben im Indianertiefgang war leicht, der Schuss ebenso.
Wie es immer sein muss: Als ich die Flinte hob, stand vor meinen Füßen eine starke Hühnerkette auf, aber ich entschied mich für den Nutria
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Mein Jagdfreund erlegte auch noch zwei. Irgendwie nicht die große jagdliche Herausforderung.IMG_7038.JPG
Leider schaften wir es nicht mehr, sie zu essen.
Man geht eine lange Hecke entlang und am Ende liegt ein Huhn und ein Gockel, was wil man mehr.
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Mit Rebhühnern und Fasanen im Gepäck ging es dann ins Rilagebirge.
 
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Im Rilagebirge sollte es was mich anging hauptsächlich dem Schakal gelten. Tagsüber ging es auf Damkahlwild, Rotwild haben wir ja selbst. Das Wild ist tagaktiv. Gejagt wird auf der Pirsch und auch mittels Ansitz an der Kirrung.
Alles erlegte Wild wird unaufgebrochen zur Wildkammer gebracht, wo die Stücke durch einen Metzger sofort aus der Decke geschlagen und dann erst aufgebrochen werden.
Schwarzwild wanderte wieder zu, letztes Jahr eine starke Rotte, wobei ich bei der Nachtjagd auf Schakal auch einzelne Stücke sah. Der jetzige Bestand beträgt ca. 200 Stück auf den ca. 4000 ha. Sauen waren nicht frei
Es steht uns als Gäste nicht zu, hier wieder den Moralapostel zu spielen. Ich würde sie jetzt schon bejagen, aber es ist nicht mein Revier, also Maul halten! Ich denke die ASP wird auch in diesem Revier wieder kommen.
Wir erlegten zu zweit an den drei Tagen 2 Schmalspießer und 7 Kälber
Vor dem Schuss:
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Nach dem Schuss:
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Ums Jagdhaus weiß das Damwild dass hier nix passiert und sie sind sehr vertraut.
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Sauen sahen wir zwei Mal..
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Er hat eine saubere Kugel..
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Pirsch mit Andon ist einfach Klasse! Auch ich lerne begierig von diesem Damwildexperten
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Aber eigentlich war ich ja wegen der Schakale hier....
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Aus den vergangenen Jahren ergibt sich folgende Erkenntnis. In dem einen Niederwildrevier saß ich die letzten Jahre immer vergeblich am Luder, obwohl die Wildkamera Schakale zeigte. Der Schakal wird dort sehr scharf bejagt. Im anderen Revier gibt es viele, dort ist der Fluss vermutlich eine Wanderroute. Mit der Leihwaffe, einen Repetierer mit Restlichtverstärker/Aufheller-Zielfernrohr war eine Bejagung nicht möglich. Ich sah das Wild mit meinen eigenen Spotter und wünschte mir mein Luchs vorne drauf. Mit Wärmebild hätte ich im letzten Jahr dort bestimmt 5 Schakale erlegen können.

Mit dem Wärmebildvorsatzgerät jagte ich dann in Ungarn. Die Schakaljagd ist so eine Nebensache im dortigen Hochwildrevier. 100 Euro für Schakal ist in Ordnung, aber für Füchse zahle ich nichts (Dachse ebenso). Dann habe ich eben keine gesehen. In drei Tagen hätte ich dort auch locker 5 Füchse und einen Dachs erlegen können, alles mit Lockjagd. Dazu kamen auf jedem Platz immer streuende Katzen. Ein paar Mal hatte ich Schakale im Anblick. Als sich einmal drei Jungtiere bis auf Schussentfernung genähert hatten und ich nur noch ein paar Meter warten wollte, kam der Berufsjäger und holte ich ab :eek:

Ich könnte hier einen Faden wie bei den glücklosen Saujägern aufmachen. Warum werdet Ihr gleich wissen.

Im Niederwildrevier hatte ich vereinbart, dass nach dem Abendessen mit dem Auto entsprechende Punkte im Revier mit guter Rundumsicht angefahren werden, so wie ich es in Deutschland und Tschechien mit dem Fuchs mache. Der Berufsjäger erzählt mir, er hat im letzten Jahr 61 Schakale erlegt. Es gab eine unglaubliche Schwemme. Heuer sind deutlich weniger da, die Reduktion hat offensichtlich gegriffen. Füchse sind hingegen äußerst selten.

Ich möchte einmal wiedergeben wie so ein Lockabend abgelaufen ist. Viele denke Trompete blasen und das Raubwild kommt von allen Seiten.
1. Nacht
Immer vorher Rundumcheck ob nicht schon Raubwild auf der Fläche ist. Vor uns auf 60 m drei Rehe, die sich von uns nicht stören lassen. Nach der ersten Klage Rundumsicht, nichts. Ich gehe wieder nach vorne und denke im Spotter: Jetzt ist da nur noch ein Reh. Dann bekommt das Reh eine Stummellunte! 60 m vor mir ein starker Schakal, zugestanden nach einer Minute. Als ich die Büchse oben habe, ist die Bühne leer. Das geht ja schon schön los.
Beim zweiten Platz saß der ganze Wald voller Fasaen, ich denke an die 40 Stück. Der Uhu kam auf die Klage und drehte 5 m vor mir ab.
Platz 3: Schon nach 2 Minuten kommt am Weg ein Fuchs auf uns zu. Auf 70 m breit und die erste Beute.
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Ich hatte vereinbart, den Fuchs - sollte denn einer kommen - im Interesse des Niederwildes mit erlegen möchte, aber ich zahle nichts dafür. Womit auch alle einverstanden waren. Die beiden Plätze 4 und 5 brachten keinen Anblick

2. Nacht
Wieder kam ein Fuchs nach 3 Minuten auf den Locker. Langsam näherte er sich und saß schließlich auf 130 m auf einer Teerstraße. Kein Kugelfang, überall stehen Bruchbuden die anscheinend nicht bewohnt sind. Aber vielleicht wohnt irgenwo eine Zigeunerfamilie, der mal wieder der Strom abgedreht wurde oder die überhaupt keinen hat. Es stellte sich heraus, das Jagdhaus lag im Hintergrund. Beim 2. Platz heulten die Schakale auf 300 m vor uns. Die hatten kein Interesse. Heulende Schakale sind mir noch nie zugestanden. Drei Plätze brachten keinen Anblick.

3. Nacht
Wieder heulten die Schakale vor uns, aber kein Anblick. Dafür kam eine Hauskatze bis auf 3 m vor die Füße meines Jagdfreundes, der jetzt mit dabei war damit wir schneller mit einem zweiten Gerät komplette Rundumsicht haben. Wir waren ihr nicht ganz geheuer und sie lief auf dem Weg zurück. Zeitgleich stand wieder ein Fuchs zu. Soviel zum Thema: Es gibt keine Füchse hier. Der Fuchs war irritert, dass die Katze auf ihm zu und damit von der Beute weglief. Er setzte sich auf 150 auf die Keulen. Das war es dann bei dieser Aktion, er setzte sich seitich in die Hecke ab.

Der Berufsjäger sagte mir, die meisten Schakale werden bei kleinen Drückjagden (Gonka) mit Hunden erlegt, sowie bei zufälligen Begegnungen (Lamping, etc.) Lockjagd war in dieser Form unbekannt
 
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Für den nächsten Tag war eine Gonka angesetzt. Wir standen auf Wechseln die schon von früher Erfolg brachten.
Das erste Treiben brachte nur einen Fasanhahn als Anblick.
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Beim zweiten Treiben stand mein Jagdfreund an einen Bachlauf (Brücke). Sah gut aus auch im Hinblick auf Nutria und Mink.
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Tatsächlich erlegte einer Hundeführer weit oberhalb von unseren Ständen einen Nutria.
Mein Platz lag an einer Brache, wo eine Schussschneise geschnitten war.
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Die Wildkamera zeigte in den folgenden Nächten zwei Schakalbilder, leider wurden sie beim Kopieren beschädigt.

Hase war natürlich auch frei und am nächsten Tag sollte es in den Wald gehen zum Brackieren.
Wir wurden beide an einer Forststraße abgestellt. Jeweils vor uns lichtere Stellen im Eichenstockausschlagswald. Schussfeld war auch der Weg, aber wir standen so 100 m entfernt.
Neben meinem lichten Bereich grenze an den Weg eine Partie mit dichten Bewuchs. Als alter Brackenjäger weiß man wie das läuft. Das Wild, vorallem Fuchs und Schakal werden nicht über en Präsentierteller laufen sondern im dicken Zeug bis zum Weg. Dort kurz sichern und bitzschnell übern Weg wechseln, ohne das man sie vorher gesehen hat.

Ich überlege mir wo verläuft der Wechsel? Richtig geraten, nach einer halben Stunde kam ein Fuchs in Raketengeschwindigkeit, aber kein Hund dahinter. Er wolle wie vorausgesagt ins Dicke am Weg. Fuchs auf 10 m und genauso schnell wieder weg. Geschickt flüchtet er durch die Stockausschläge, nur alle paar Meter schemenhaft zu sehen. Soviel zum Thema es gibt hier keine Füchse

Dann Hundegeläut: Höchste Anspannung! Wissen wie der Hase läuft! Da kam er auch schon an. Ohne Laut trotz des trockenen Laubes (oder meiner Schwerhörigkeitkeit?) wie ein Gespennst war er schon über einen lichten Bereich hochflüchtig daher gekommen. Einen Schuss ins Dicke habe ich unterlassen. Was nützt es wenn ihn die Hunde schließlich fangen?

Wir wurden ermahnt, einen erlegten Hasen sofort aufnehmen und hundesicher auf einen Baum zu hängen.

Der Vorstehund ist ein edles Tier
Er jagt um seinen Herren eine Freunde zu machen.
Die Bracke ist ein ungehobelter Klotz
Sie jagt um sich selbst eine Freunde zu machen
Der Vorstehhund bingt das erlegte Wild seinem Herren
Die Bracke frisst es auf!

Nein Du alter Waldhase, eine gescheite Garbe hast verdient. Die Hunde werden Dich wieder vorbeibringen und dieses Mal werde ich wissen woher Du kommst. Wenn der Laut das Wenden der Jagd anzeigt, ist es oft schon zu spät für einen Platzwechsel. Wissen wo der Hase läuft kann nicht in der Theorie jemand beibringen. Ich hatte mich 10 m weiter in den Bestand gestellt und er kam wie ein Waldspennst: Langsam hoppelnd hat er den Schuss nicht mehr gehört.

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Der Schuss ist oft weniger schwierig als einer Treibjagd. Solche Hasen vergisst man schnell, brackierte Hasen eher selten.
Kaum hing der Hase im Baum hatten die Bracken vor mir anderes Wild gestochen. Im Augenwinkel sah ich einen Wischer im dicken Zeug. Keine Ahnung ob Hase, Fuchs oder Schakal. Meinem Jagdfreund kam auch Wild, er vermutete Schakal.IMG_7041.JPG
Die hier in Bulgarien für die Gonka verwendeten Bracken sind Mischlinge. Äußerst raubwildscharf zerlegen sie auch jeden Schakal wenn man ihn nicht schnell genug sicherstellt.
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Bild aus früherer Jagd:
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Die Bracke frisst es auf!
dann jagst du mit den falschen Bracken. ;)

ansonsten hast du recht, einen brackierten Hasen vergisst man nicht so schnell. Ist ein herrliches Erlebnis. Deshalb führe ich auch eine. Wenn man sich mit der Brackierjagd beschäftigt bekommt man auch ein Auge dafür wo der Hase kommt bzw. kommen könnte. Wenn man öfter im gleichen Revier brackiert dann weiß man wo sie kommen.
 
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dann jagst du mit den falschen Bracken.
🤣🤣🤣hab ja selbst 5 Alpenländische geführt und mit Extremen kommt für viele der Wohlfühlmodus hier im Forum 😃. Hab meine Hunde sogar zur Hühnerjagd mitgenommen wegen weniger Flurschaden im Gemüse als mit 35 kg „Donar vom Donnerkeil“
Wenn die mir ein Rebhuhn gefressen hätten😡😡
 
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WMD für den interessanten Bericht. Die Landschaftsbilder aus dem Rilagebirge gefallen mir sehr. Bulgarien als Jagdland reizt mich schon lange, andererseits ist es für mich nicht ein „ klassisches“ Jagdland für Hirschjagd. Hirsche wurden dort ja erst vor dem 2.Weltkrieg ausgesetzt. War einmal vor langer Zeit auf Wildschweintreibjagd im Balkangebirge, das war eher ein Reinfall.
 
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Den meisten Erfolg bei der Schakaljagd hatte ich mir in dem Hochwildrevier im Rilagebirge versprochen. Dort sah ich im letzen Jahr fast jede Nacht Schakale. Nur mit Restlicht war ihnen nicht beizukommen. Daher in diesem Jahr die eigene Waffe mit Wärmebildvorsatz.
Man sagte, dass bei der Wildkammer der Luderplatz nebenan das ganze Jahr beschickt wird und es gibt keinen besseren Platz.
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Ja ich sah dort Schakale, aber nur zwei Mal am Luder. Sonst meist hinter einem Zaun auf der Weide. Ich wollte locken, aber man sagte mir die Luderhütte ist ein totsicherer Platz. Sie wurde eigens gebaut, da bei Regen der Bodensitz im letzten Jahr sehr ungemütlich war.
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Ich dachte eher wir fahren nachts am Strand entlang. Dann haben wir mit dem See im Rücken schon mal eine Seite ausgegrenzt und locken in den Wald hoch.
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Die erste Nacht fror ich wie ein Schneider. Von der Kahlwildpirsch kommend, setzte ich mich gleich ans Luder. Der Abendansitz brachte nur Anblick von einem Rotalttier mit Kalb in Begleitung eines Sechserle. Die Jagdvermittlerin hatte mir Good Luck gewünscht, und von da ab war alles klar: Der Tag wird ein jagdlicher Rohrkrepierer!!
Irgendwann um 23 Uhr gingen mir die Kohlen restlos ab und ich sagte, holt mich aus dieser Kiste! Außer Damwild und Pferden kam nichts in Anblick. Ich hatte aber eine Kamera am Luder installiert. Allerdings nicht direkt bei den Abfällen. Am Morgen war kein Schakal auf den Bildern zu sehen, nur eine Wildkatze. Das machte mich schon nachdenklich.

Der zweite Abend hieß wieder Luderkiste. Mit einer Decke und der Wärmeweste über den Oberschenkeln war es auszuhalten. Bis 23:45 Uhr saß ich, auf der Weide zeigten sich zwei Füchse und zwei Dachse auf ca. 200 m. Von einem Interesse am Luder keine Spur!

Dieses Mal kam vorher ein Schubkarren frischer, dampfender Aufbrüche vor die Kamera. Am Morgen die große Auswertung: Kein Stück Wild war am Aufbruch. Aber am Morgen kam das schwarze Gelichter in großer Zahl. Bis Mittag war der Schubkarreninhalt verputzt.

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Nun hatte ich von der Luderplatztheorie entgültig die Schnauze voll.
Auf der Heimfahrt bestand ich drauf, an einer geeignenten Stelle die Speisekarte vorzulesen. Lockjagd ist dort völlig unbekannt.

Hinter mir ein Zaun und wir standen auf einem Weg. Rechts ein Waldbestand, vor uns eine sumpfige Wiese...
Bewährtes Muster: Ich machte alles starklar und mein Jagdfreund checkte die Umgebung:
Vor uns im Bestand ein Rudel Damwild! Alles klar.
Der Hase sang sein Todeslied und ich schaute durch das Wärmebildgerät: Der Modus hatte ich auf schwarz umgestellt, wie und wieso keine Ahnung. Ich fummelte herum um auf Weiß umzustellen. Schwarz verwende ich nie... Die schwarzen Flecken waren das Damwild. Ein kleinerer schwarzer Punkt kam auf uns zu. Ich dachte nicht an Schakal da das Damwild tiefenentspannt war. Irgendwann schaute ich durchs Luchs auf der Waffe und sah den Schakal von ca. 70 m vor uns. Dann kam Stress auf, denn er hatte auch schon was gemerkt das mit dem Braten was nicht stimmt. Im Troll ließ ich fliegen, Wolle flog und der Schakal ging flüchtig ab, kein Schweiß!!

Wenigstens nicht krank, sei froh es kann immer alles schlimmer kommen! Ich war froh und es kam noch schlimmer. Das Ende der Pechsträhne war noch nicht erreicht. Nachsuche am nächsten Morgen: Wir hatten Nebel...
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Ich sollte mich auf einen Fernwechsel stellen, am Seeufer oberhalb in den Wald. Die beiden Freunde wollten die Kontrollsuche machen und dann eine kleine Gonka in meine Richtung.
Im Wald soll es einen Zaun geben, der perfekte Wechsel sagte uns der BJ.
100 m sind es vom Punkt am Strand weg, wo man mich aussteigen ließ. Nun haben ja Männer schon bekanntlich 20 cm zu schätzen und nach 100 m bergauf im Kiefernwald war kein Zaun!
Also noch mal 100 m dazugeben, bin ja großzügig. Aber auch dann noch kein Zaun. Kein Handykontakt mit den beiden....
Noch mal 200 m drauf und immer noch nichts. Handykontakt: Der Zaun muss kommen. Also nach weiteren 100 m sah ich ihn und auch das Zauneck. Ich suchte mir einen Platz, ca. 60 m vom Zauneck entfernt. Ein Märchenwald im Nebel mit den Baumflechten da kam auch schon von links einer seiner Bewohner: Zuerst dachte ich an einen Wolf, dann die Gelbfärbung: Es war ein starker Schakal der mich aber auch bemerkte und nicht am Zaun weiterschnürte, sondern blitzschnell hinter einer Kuppe verschwand, ca. 20 m vor mir. Ein herrliches Wild im reifen Winterbalg, das war knapp. Aber vielleicht bringen ihn die beiden Freunde noch einmal in meine Richtung, was ich aber nicht glaubte.
So wartete ich der Dinge die da kommen sollten:
Wie ein Blitz kam irgendwann der Schakal über den Hügel genau auf mich zu und 5 m vor mir schlug er einen scharfen Haken. Mit einer Flinte vielleicht den Hauch einer Chance.
Sympolbild:
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Was war passiert? E. sagte mir dass der Schakal viellecht 100 m und damit hinter dem Hügel unter eine Giebel steckte. E. ist zwar mit seinem UHR sehr schnell, doch er wusste das ich hinter dem Hügel stehe. Der Schakal wusste was er zu tun hat und flüchtete dann nach rechts zwischen ihm und meinen Jagdfreund mit Hund durch, wieder zu gefährlich für einen Schuss!

Ich werde den Blick in die Augen des Schakals nie vergessen, auch wenn es nur Sekundenbruchteile waren.

Dann kam der letzte Abend. Ich sagte, steigt mir aufm Frack mit Euren Luderplatz. Da hätte man ja vorher schon mal mit einer Kamera einen Überblick bekomme können, wer da was frisst.
Um 21 Uhr war der Jagdführer bestellt, ich wollte ausschließlich mit dem Caller jagen. Das Gerät zum Spotten war auf weiß umgestellt aber als ich die Waffe mit dem Vorsatzgerät nahm, sah ich den weißen Punkt an der Seite. Entweder hatte sich der Hebel selbst umgelegt oder ich hatte vergessen das Gerät auszuschalte. Es war tiefenentspannt im Gegensatz zur mir
Bis wieder ausreichend Saft drauf ist, dauert es eine Stunde. Auch wenn es bei der Anfahrt im Auto geladen werden kann. So freute sich der Führer über das Ausfallen der Nachtschicht, ich hingegen nicht.... :eek: :eek: :eek: :eek:

Vielleicht sollte ich einfach nur Hirsche jagen, wie normale Jäger auch..
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Ich möchte an dieser Stelle einfach mal die Erlebnisse der letzte Jahre zusammenfassen.
1. Waffe
Als Leihwaffe bekam ich bisher immer Restlichtverstärkerzielfernrohre mit Aufheller. Für die Raubwildjagd völlig ungeeignet. Jeder will halt die Knöcherle sehen. Also kommt nur das eigenen Werkzeug in Frage
2. Anreise mit Flugzeug
Immer ein Primborium in Deutschland. Zwei Waffenkoffer da wir ja auch mit der Flinte jagen wollten. Die gesamte Ausrüstung (Kameras, etc) gehen ins Gewicht. Der Koffer hatte 27 kg. Gummistiefel waren gefordert worden. Dazu dazu Handgepäck welches nicht nachgewogen wurde. Patronen in Stahlblechkiste im Reisegepäck. Wurde auch gewogen. Die Bulgaren interessierte das nicht die Bohne. Für die Winteransitzjagd ist meist der Koffer zu klein. Wärmesohlen und Heizweste sind unumgänglich.
Für die Winterjagd bleibt also eigentlich nur die Anreise mit eigenen Auto die einzige Option. Somit sind Ungarn und Kroatien wohl die besten Jagdländer. Bulgarien heißt zwei Tage Anreise. Mit 16 Stunden reiner Fahrzeit muss man rechnen.
Angesichts des Affenzirkuses am Flughafen nehmen wir uns das immer vor. Wenn alles gut geht dann steht man dort mindestens 2 Stunden, heuer das erste Mal weniger bis der Amtsschimmel zugeritten ist
3. Ansitz am Luder ist Zeitverschwendung.
4. Lockjagd setzt persönliche Erfahrung voraus.
5. Drückjagden (Gonka) sind erfolgreich aber auch nicht für jeden.
6. Interessant auch die Preisgestaltung in BUG. Für eine zusätzliche Nachtjagd wird noch einmal etwa der halbe Tagessatz verrechnet.
7. Die Abschussgebühr von 100 Euro für einen Schakal (H und BUG) halte ich für den Wolf des kleinen Mannes gerechtfertigt. In BUG war sogar das Abbalgen enthalten. In aller Regel kosten Füchs genausoviel. Ist klar, wenn jemand das ganze Jahr keinen Fuchs zur Strecke liegt, zahlt das vielleicht auch gerne. Der Schakal bringt dem Revier 10 Euro mehr als ein Damkalb. Er wird als Schädling behandelt.
8. Jagdangebote
Da ist leider der Markt begrenzt. Es liegt sicher am Interesse einer geweihinteressierten Kundschaft.

Mein Wunsch nach einer guten Schakaljagd ist ungebremst. Ungeachtet dieser beispielosen Serien von Pleiten, Pech und Pannen.

Was den Interessierten an dieser Jagdart hier im Forum nicht hilft, ist das Verweisen auf irgendwelche Anbieter lt. Tante Gockel.

Bei diesem Thema kommt man nur durch persönliche Gespräche und Erfahrungen weiter und hoffentlich sprengt keine Kaliberdiskussion diesen Faden.

Vielleicht ergibt sich ja sogar mal eine Gruppenreise. Ich denke dir Raubwildjäger sind eine eigene, eher homogene Truppe denen Trophäenneid fehlt. Möge einfach der Bessere mehr Erolg haben. Ist ein bisschen wie bei den Anglern. Alle haben fast die gleiche Hungerpeitsche und fast den gleichen Wurm. Oder doch nicht?
 

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