frodo schrieb:
Vorab: Ich kenne Petra nicht, auch nicht ihre
Hund(e).
Ich vermute aber, dass ihre Hunde noch sauber apportieren während Euch nur noch "Behänge langmachen" einfällt.
Vielleicht ist ein Apportierspezialist doch was anderes als ein DD, und Ihr redet deshalb aneinander vorbei?
Das ist mein gedankliches Angebot, um das hier zu versachlichen.
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Hallo Frodo,
danke für Deinen Versuch! Wie gehabt funktioniert's leider nicht :?
Wie immer haben alle irgendwo Recht. Pudlich schrieb irgendwann, er mag "Kopfhunde". Wenn er damit dominante, körperlich harte, sichere Hunde mit fehlendem Führerbezug meint, dann paßt seine Methode. Da bleibt als einzige Möglichkeit der Starkzwang als Basis jeglicher Ausbildung. Wenn Du bei denen mal zu viel oder für den Hund unverständlichen Zwang ausübst, dann macht das nichts, die können das ab.
Glücklicherweise ist nur ein kleiner Teil der Hunde so. Und glücklicherweise hat sich in den letzten 30 Jahren und seitdem Tabel schrieb auch in der Ausbildung von Jagdhunden einiges getan; man hat dazugelernt.
Auch wenn es nach dem hier geschriebenen manchmal als unwahrscheinlich gilt, es gibt Hunde mit Führerbezug! Und die nicht mal nur unter den ach so schwuchteligen Retrievern. Es gibt Hunde, die, wenn richtig gelehrt, Kommandos ohne Zwang ausführen. Das bedeutet aber nicht, dass es ohne Zwang geht! Jedes mal, wenn ich dem Hund ein Kommando gebe, also eine Handlung verlange, die er in dem Moment nicht von sich aus ausübt, übe ich Zwang aus.
Der Unterschied in den Ausbildungsmethoden ist, dass Pudlich's Ausbildung allein auf Zwang aufbaut. I.d.R. ist der Zwangsapport die Grundlage jeglicher Ausbildung, und in diesem Tenor geht es weiter.
Alternativ ist die Methode 'Lehren - Trainieren - Absichern'. Hier wird erst die Verknüpfung hergestellt und anschl. trainiert bis das Kommando sicher verknüpft ist. Erst dann wird das Kommando abgesichert. Es wird die Situation gesucht, in der der Hund das Kommando nicht befolgt. Sollte er dies tun, wird korrigiert. Der dabei ausgeübte Zwang, physisch wie psychisch, ist auf den jeweiligen Hund abgestimmt. Und: das Ziel der Ausübung von Zwang ist es, anschl. keinen Zwang mehr ausüben zu müssen.
Aber: je nach Hund kann die Form des ausgeübten Zwangs hier genauso stark sein, wie bei der zuerst beschriebenen Methode. Allerdings abhängig vom Hund und der jeweiligen Situation. Zudem wird Zwang 'pädagogisch' ausgeübt. Die Frage, was der Hund durch die Ausübung von Zwang gelernt hat, muss positiv beantwortet werden.
So, nun kann man für die eine oder andere oder gern auch die dritte Methode sein. Meine Erfahrung ist, dass die erste Methode von den allermeisten Hundeführern nicht durchgehalten wird. Ein Hund, der auf Basis von Zwang lernt, muss dauerhaft unter Zwang geführt werden. Dabei gerät der nicht so erfahrene Hundeführer leicht in die Situation den Zwang immer weiter erhöhen zu müssen, um das gleiche Ergebnis zu erzielen, weil der Hund sich an den Zwang gewöhnt. Die meisten HFs sind dann ziemlich schnell am Ende, weil Ihnen ihr Wesen oder ihre humanistische Erziehung im Wege stehen - oder die allerbeste Ehefrau von allen oder die Kinder protestieren :wink:
Und das Wichtigste: wenn ich einen Hund ausbilden will muss ich lernen ihn zu "lesen". Damit gemeint ist ein relativ umfangreiches Wissen um das Verhalten des Hundes. Dies wird z.B. benötigt um zu erkennen, ob der Hund in einer bestimmten Situation ungehorsam ist oder das Kommando nicht befolgt weil es nicht ausreichend trainiert ist. In der falschen Situation ausgeübter Zwang verunsichert den Hund. Bereits aufgebaute Verknüpfungen können so zerstört werden. Ist dies erfolgt, steht die Abgewöhnung falschen Verhaltens an, die schwierigste Form der Konditionierung. So steht der unerfahrene HF schnell vor Aufgaben, die er nicht mehr gelöst bekommt.
Allgemein zum Zwang: durch die permanente Favorisierung des (Stark-)Zwangs werden gerade Ersthundeführer dazu verleitet, diesen viel zu früh (ohne das vorherige lehren und trainieren von Verknüfungen), situativ falsch und schlecht getimed einzusetzen. Das Ergebnis sind unsichere bis hektische Hunde.
Zum Schluß persönlich: wer einen Hund führen möchte, der permanent Zwang benötigt um seinen Job zu machen, o.k. Ich mag lieber den Hund, der mein Kommando ausführt weil er gelernt hat, dass er dadurch zum Erfolg kommt. Den Hund, den es auch im hektischen Jagdbetrieb beim Stoppfiff rumreißt und der möglichst schnell sein Richtungskommando haben will, damit er ans Stück kommt. Dann macht Hundeführen Spass und führt zum Erfolg.
Und ganz zum Schluß: es gibt Menschen, die werden als Hundeführer geboren. Die müssen kein Buch und schon gar nicht hier im Forum lesen, um es zu können. Dann gibt es Menschen, die nicht als Hundeführer geboren werden, aber es lernen können. Und dann gibt es noch Menschen, die es nie lernen werden. Die sollten auch keinen Hund haben. Durch den Erwerb des JS gehört man nicht automatisch zur ersten oder zweiten Gruppe.
So, dass war mein Wort zum Montag 8)
Gruß
Michael