Fragen zur Rehwildabschussplanung

G

Gelöschtes Mitglied 17197

Guest
Auf welchen Rest willst Du hinaus?
Siehe die Punkte unten. Nach und nach. Bitte lass es mich der Reihe nach beantworten.
Du hast doch den Bogen zum Wolf und dessen Eingriff in die Wildpopulation geschlagen?
Kamst dann zum Wolf in der Lausitz... alles über die Preisfrage nach dem möglich gut zu schätzenden Wildpretgewicht des erlegten Rehbockes auf dem Foto.
Das war ein anderer Teilnehmer, der in mir den Gedankensprung zur Lausitz hervorrief. Der wollt sogar wissen,
wie sich in der Lausitz die Unterkieferlängen entwickeln. War zum einen Provokation, zum anderen bin ich über die UK-Längen in der Lausitz nicht im geringsten auf dem laufenden. :D
willst Du damit sagen, dass solchermaßen nur durch Eingriff / Regulierung des Wildbestandes durch Prädatoren, Wlf & Co., möglich ist
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Ich denke: nein, nicht alleine.
- Ohne stresslose Energiezufuhr kein Umsatz ins Gewicht.
- Dauernd anhaltende Störungen verursachen Stress, verbrauchen mehr an Energie, als zugeführt werden kann.
Nein. Erklärungen, darüber hinaus; würde ich gerne aber abbrechen, da der Punkt viel zu umfangreich ist. Vielleicht schreib ich mal hier was über die Problematik hier,
damit ich dann immer wieder darauf hinweisen kann. Glaub aber kaum, dass es überhaupt was hilft. :D
...vom innerartlichen Stress geschrieben wird... d e r ist es bestimmt nicht, welcher Rehwild nur noch zu stockdunkler Nacht austreten lässt, um in R u h e dem Äsungsrythmus folgen zu können.

Ich bezweifle nämlich, dass die ständige Beunruhigung in unser zigfach übergenutzten Kulturnatur dem Organismus insgesamt zu Gute kommt und sich dadurch Wildpretgewicht entwickelt.
Dieses Manko erkennen wir an unteren Wildpretgewichten... sofern nicht gesundheitlich oder genetisch bedingt.
Rehe vertragen viel und passen sich an. Als Individium sehr stressanfällig. Als Art aber (fast) unverwüstlich: Siehe hierzulande :D
des weiteren siehe eine Etage höher.


Dass Beute / Beuteteile vergraben / versteckt werden, schreibe ich dem Futterneid zu.
Wenn man aber sieht, dass z.B ein Fuchs oder auch Sauen vergabenes Fleisch ausgraben und verschlingen, könnte man den vergrabenden Prädatoren Dummheit unterstellen?

Ok, nicht direkt Dummheit, aber welchen Sinn macht das Vergraben, wenn die anderen Prädatoren einen so ausgeprägten Geruchssinn haben und Vergrabenes ohnehin aufspüren und fressen
12.gif
Ja im mensclichem Sinn _> dumm. Aber trotz der Tatsache, dass sie nicht mehr alle versteckten Beuteteile wiederfinden, muss es doch Sinn ergeben Die sind doch über lange zeiträume selbst drauf gekommen.
Jetzt sind wir aber vom eigentlichen Thema schon meilenweit entfernt..
Da hast zwar völlig recht. Und trotzdem gehört so was in die Überlegungen derer, die Abschusspläne erstellen.
Servus Zipfi
 
G

Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
servus

Siehe die Punkte unten. Nach und nach. Bitte lass es mich der Reihe nach beantworten.

...

Da hast zwar völlig recht. Und trotzdem gehört so was in die Überlegungen derer, die Abschusspläne erstellen.
Servus Zipfi

zur Kenntnis genommen :)

Wie schwer war der nordspanische Rehbock denn nun ?
 
G

Gelöschtes Mitglied 17197

Guest
...

Wird man bei uns niemals so finden.. auch nicht bei 0,5/100

So rein hypothetisch. Sogar in manchen Gegenden leichter als dort.
Auch schon bei 2/100 bei entsprechendem Umgang mit dem Reh.
Gibts doch sogar in Dänemark, Holland (na ja fast)

Leider hierzulande nur Theorie.

servus
 
G

Gelöschtes Mitglied 17197

Guest
Schon vor über 40 Jahren hielt ein deutscher Wildbiologe untenstehende Erkenntnisse fest.
Jeder sollte es wissen, keiner handelt danach.
Heute kann man sagen, dass durch diverse Veränderungen (Klimaerwärmung, Stickstoffeintrag etc.) nur der Wert von 25 kg auf mindestens > 26 kg geändert werden müsste.
5/8 Reh von 26 kg sind ca. 16,25 kg = das deutsche Reh am Rande des Existenzminimums.
Könnte man die Abschussplang nicht wenigstens am 3/4 Reh = 19,5 kg ausrichten ?
Nein, nicht mal das bringt man fertig


Ellenberg, 1974b, 1975

Die „Wilddichte"
wirkt sich über Mechanismen aus, die in den Kapiteln über Sozial- und Homerangeverhalten dargestellt worden sind und deren Effekte noch näher behandelt werden sollen (5.4, 6.4.3).
Physiologisch maximale Gewichte, etwa


25 kg für erwachsene Böcke, „aufgebrochen mit Haupt",
werden von Rehpopulationen in den verschiedensten Lebensräumen vorübergehend erreicht,
solange die Wilddichte, gemessen am Nahrungsangebot oder ander Biotopqualität, noch gering ist.


Sobald die wachsenden Populationen die vorhandenen Lebensräume dichter besiedeln,
sinken die Durchschnittsgewichte, denn es müssen in zunehmendem Maße auch nicht optimale Habitate besiedelt werden,
während gleichzeitig der Äsungdruck innerhalb der bereits von Rehen bewohnten Gebiete ansteigt.


Diese Zusammenhänge wurden früher ausführlicher dargestellt (Ellenberg 1974 b, 1975).


Hier seien lediglich einige Landschaften genannt, aus denen das skizzierte Phänomen belegt ist:

die ackerbaulich genutzten Marschen Schleswig-Holsteins,
die Insel Fehmarn,
die Gemeinde Kaltem (und benachbarte Gemeinden) in Südtirol,
die schottischen Aufforstungsgebiete,
die Kieferaufforstungen an der jütischen Westküste,
die neuen Polder in der Zuidersee (vanHaaften196)
die Karstgebiete bei Triest (Perco 1974)
und viele weitere Gebiete.


In Abb. 36 sind die möglichen Einflüsse von Biotopqualität und Wilddichte auf die Gewichtsentwickluiig männlicher Rehe in freier Wildbahn an Beispielen zusammengefaßt. Beim Wachstum von Kitz zum Jährling scheint die Biotopqualität, bei
der weiteren Entwicklung vor allem die Wilddichte entscheidend Einfluß zu haben.

Unter ungünstigen Bedingungen werden jeweils nur etwa fünf Achtel
der unter günstigen Bedingungen realisierten relativen Zuwächse erreicht.
 

z/7

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Der gemeinsame Nenner der genannten Gebiete ist was? Kein richtiger Winter? Populationsentwickung Einbahnstraße?

Hier sind Böcke über 20 kg die absolute Ausnahme, obwohl die Wilddichte ganz gewiß nicht zu hoch ist. Die Relation zwischen Wilddichte und Gewicht ist keine. Jedenfalls nicht in dem Rahmen, wie's manche gern hätten.

Jemals versucht, eine Rehwildpopulation unter Biotopkapazität zu halten, um solche überdurchschnittlichen Brummer zu erzeugen? Viel Spaß.
 
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Biologische Grundlagen zur Bejagung des Rehwildes .

Das rate ich Dir mal zu lesen, statt Schnulzen von 1974. Stammt übrigens von Dr. Michael Petrak.

Die Revierverhältnisse waren in den 70er Jahren völlig andere als Heute und hier spreche ich nicht von Hochgebirgsrevieren, oder dünn besiedelten Marschlandschaften, sondern von Revieren die in Ackerbaugebieten
in Norddeutschland liegen. Damals war noch Hochzeit des Niederwildes, es wurden große Treibjagden veranstaltet und über Sommer wurden 1-2 Böcke erlegt, weibliches Wild wurde überwiegend geschont. Die Reviere waren weder einer so großen Belastung durch Strassenverkehr, noch einem so hohen Freizeitdruck ausgesetzt wie heute. Ein Wildunfall war eine "Sensation".
Die Dörfer werden immer mehr durch junge Familien besiedelt, was auch gut ist! Diese Neubewohner haben meistens einen städtischen und Naturunkundigen Background, daher fehlt diesen Menschen jeglicher Bezug zur Natur. Als erstes wird ein Hund angeschafft, weil man ja auf dem Land wohnt. Von einigen gleich mehrere, weil man ja Platz hat.
Keiner unserer ehemaligen Dorfbewohnen wäre jemals auf die Idee gekommen abseits fester Wege spazieren zu gehen. Heute laufen "Hundemuttis" zur besten Ansitzzeit mitten durch Einstände, über bestellte Äcker, durch stehende Ackerfrüchte etc.
Meine Hauptaufgabe als Jäger und Heger besteht heute in einer "geschickten" Besucherlenkung. Das mache ich ohne Schilder, aber mit Dornen. Ich hatte gerade zwischen den Jahren ein nettes und aufklärendes Gespräch mit einer einsichtigen Hundehalterin, das ist heute die Ausnahme. Unser Wild wird hin und her gehetzt und Du schwafelst von 25 kg Rehen...

Horrido
 
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Moin!

25 kg für erwachsene Böcke, „aufgebrochen mit Haupt",
werden von Rehpopulationen in den verschiedensten Lebensräumen vorübergehend erreicht,
solange die Wilddichte, gemessen am Nahrungsangebot oder ander Biotopqualität, noch gering ist.

Kurze Zwischenfrage:

Wie hoch ist denn die natürliche Dichte an Rehen (n / 100 ha) in der mitteleuropäischen Waldlandschaft? :roll:

Viele Grüße

Joe
 
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Gute Frage das wüsste ich auch gern. Aber auf Bundesstrassen ist sie definitiv höher :sad:, hatte schon 3 gemeldete Unfälle dieses Jahr, Dunkelziffer unbekannt
 

z/7

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Gute Frage das wüsste ich auch gern. Aber auf Bundesstrassen ist sie definitiv höher :sad:, hatte schon 3 gemeldete Unfälle dieses Jahr, Dunkelziffer unbekannt

Der war gut. Jetzt nicht mehr. Kompensatorische Mortalität. Asphalt ist jedenfalls schlechter Nährboden für Rekordknochen.:cool:
 

z/7

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Wie hoch ist denn die natürliche Dichte an Rehen (n / 100 ha) in der mitteleuropäischen Waldlandschaft? :roll:
Vermutlich divers. Nahrungsangebot, Deckungsangebot, Konkurrenzfauna, Beutegreifer.

Mal angenommen, Menschheit löst sich in Luft auf (Szenario übrigens schon wissenschaftlich untersucht, müßt ich mal in alten Ausgaben kramen), wäre Mitteleuropa ziemlich schnell erst Busch, dann Wald bis auf standortliche Ausnahmen. Überwiegend nix, was das Herz des Forstmannes höher schlagen ließe, aber das interessiert erst mal nicht, denn fegen und fressen tun sie ja auch forstlich uninteressante Gewächse. Also angenommen, die Landschaft wäre Wald und Sumpf. Für Wald können wir den Nationalpark Bayrischer Wald heranziehen, da müßten in etwa noch soviel Rehe auf 100 ha vorhanden sein, daß der Luchs davon leben kann. 10.000 ha durch 50 Rehe macht? Mal zwei, es muß ja was zum reproduzieren bleiben, macht? 1 Stück auf 100 ha?
 
G

Gelöschtes Mitglied 17197

Guest
Wie hoch ist denn die natürliche Dichte an Rehen (n / 100 ha) in der mitteleuropäischen Waldlandschaft? :roll:

Na da bin gespannt, ob das jemand versucht zu beantworten. Natürliche Dichte :what:


Aber wegen einem Einwand - wegen Winter usw.Wo sind die Gewichte am höchste, niedrigsten usw.
Äh niedrigsten ist eh klar. Sogar die in der Türkei sind ja schwerer. Gibts wegen dem Klima irgendwas zu beachten (D ja etwa im mittelmass)?
unten eine Karte mit dem Verbreitungsgebiet von CC und Unterarten wie in Süd-Spanien, Sizilien etc.

http://maps.iucnredlist.org/map.html?id=42395


edit:
Zu natürlich fällt mir doch was ein. Dass heißt es ist eigentlich zu trivial.
Muss aber jetzt im Rahmen von Abschussplänen sein und kommt im Radar der meisten nicht vor.
HOHE Schwankungen sind natürlich. Z. B zwischen 0,2 und 2 Rehe p. 100 ha

edit: Steigere von 0,0002 - 3 :D
 
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z/7

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Ohne weitere Rechenbeispiele zu bemühen auf jeden Fall deutlich niedriger als in einer Kulturlandschaft. Für mich zählen die zu den Kulturfolgern.
 

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