Die Werbung wirkt. Per App ansprechbare Heizkörperthermostate werden gerade für Mieter als großen Beitrag zur Energieeinsparung beworben. Dabei sind solche Teile das Tüpfelchen auf dem I und nichts mehr.
Was nützt es, die Zeit der Beheizung von Räumen nach Zeitplan zu unterbrechen, während die großen Stellschrauben einer Heizungsanlage entgegen zahlreichen gesetzlicher Regelungen zu 30% Mehrverbrauch führen?
Und wie bekomme ich eine Zentralheizung in einen sparsamen Betrieb? Derartige Heizkörperthermostate sind das, was ich gerne optional dem Kunden überlasse, aber nicht brauche.
Aber was soll der ambitionierte Laie denn anderes im Auge haben? Vielleicht sollte man einen eigenen Thread eröffnen, wie Bauen und Technik geht, wie eine Heizung energetisch saniert wird, wie ein Gebäude aufgepeppt wird, welche Maßnahmen man selbst machen kann und wie man seinen Heizungsfachmann dazu bringt, Arbeiten auszuführen, die für ihn nicht lukrativ sind, aber mir wirksam Energie einsparen helfen.
Statt zu allererst auf den Einbau von angeblich sparsamen Geräten zu schielen, sollte man die vorhandenen großen Komponenten der Zentralheizung angehen. Und einige Maßnahmen dafür werden sogar gefördert, auch ohne Energieberatung.
Ich mache beruflich genau das als eines meiner Schwerpunkte: energetische Sanierung von bestehenden Anlagen der Gebäudetechnik und auch Anlagen in Betrieen und der Industrie. Und das mache ich als Fachplaner, indem ich zuerst die notwendigen technischen Berechnungen durchführe, also z.B. eine ausführliche Heizlastberechnung DIN 12831, dann eine Heizflächenauslegung und eine Rohrnetzberechnung. Damit kommt man schnell zur Frage, um wie viel die vorhandene Technik völlig überdimensioniert wurde und so viel mehr Energie als nötig verbraucht.
Besonders deutlich wird es dann, wenn ein überdimensionierter, viel zu großer Wärmeerzeuger einen nebenstehenden Speicher-Warmwasserbereiter versorgen soll. Der Systemwirkungsgrad hat hier nur 30%. Ich kenne Häuser mit so einem Speicher im Keller und einem weiteren auf dem Dachboden. Wirkungsgrade kombiniert man durch simple Multiplikation: 30% x 30% = 9% im Jahresdurchschnitt
Hinzu kämen weitere Wirkungsgradverluste für ggf. Feuerung, Abstrahlung/Stillstand, Rohrleitungen, Pumpen, Armaturen, etc.
Im Sommerhalbjahr arbeiten o.g. Systeme nur für die Warmwasserbereitung und takten sich energievernichtend durch die Monate.
Ich kenne Mehrfamilienhäuser, in denen eine neue Heizung eingebaut wurde und die Warmwasserbereitung bei 68% Gesamt-Primärenergieanteil liegt, und das bei Energieträger Erdgas. Weder Hausverwaltung noch Bewohner ahnen etwas. Und den eingesetzten Firmen ist es egal, weil es keine lukrative Bandsanierung gab.
Also, die große Schule der Energieeinsparung beginnt wo anders und nicht beim Thermostatkopf der Heizkörper. Eine richtig eingestellte Heizung bräuchte theoretisch gar keinen Thermostatkopf. Aber das führt hier ggf. zu weit.